Bewertungsstatistiken zum Spiel "Kolejka"


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Brakus71
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Kolejka (2015) - Deutsch

Kommentar vom 01.05.2015:
Sammelspiel für 2-5 Spieler ab 12 Jahren von Karol Madaj.

Die Spieler wollen im Ostblock der 1908er Jahre versuchen ihren Einkaufszettel zu erfüllen. Dies wird durch die sozialistisch vorherrschende Marktwirtschaft bzw. deren absoluten Nichtvorhandensein extrem erschwert. So müssen sie sich vor Geschäften in Schlangen anstellen und immer hoffen, auch noch eine Ware ergattern zu können. Die sind i.d.R. Mangelware und/oder werden durch Mauscheleien anderweitig vergeben. Nur wem es gelingt sich geschickt überall durchzusetzen, wird schliesslich sein Ziel erreichen und gewinnen können.


Spielvorbereitung:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte und das Lieferwagen-Tableau daneben - in Reichweite des ältesten Spielers, dieser muss als Spielleiter gut auf die Lieferwagen zugreifen können.
Die Lieferkarten sowie die sortierten Warenkaren (bei 3 Spielern werden zuvor noch drei Karten jeder Farbe aus dem Spiel genommen, bei 2 Spielern derer fünf!) werden gut gemischt und auf ihre vorgesehenen Plätze (Spielplanmitte und auf den Lieferwägen) gelegt. Von den Warenkarten wird noch jeweils eine auf einen Platz im Schwarzmarkt platziert.
Die Figur der Marktfrau kommt auf das erste Feld ("M") des Schwarzmarktes.
Die schwarzen Spielfiguren (Spekulanten) kommen zunächst zur Seite.

Die Spieler wählen eine Farbe und nehmen sich dazu die passende Übersichtskarte sowie die Aktionskarten (gut mischen, als verdeckten Stapel vor sich ablegen und die drei Obersten auf die Hand nehmen) und Spielfiguren.
Nun wählt noch jeder Spieler zufällig eine Einkaufszettel-Karte und legt sie offen vor sich ab.

Startspieler wird, wer die niedrigste Nummer auf seinem Einkaufszettel abliest, dieser erhält noch den Startspielerstein.
Mit diesem beginnend, stellt nun jeder nacheinander je 1 Spielfigur vor ein Ladengeschäft der Wahl - die erste Figur vor jedem Geschäft steht immer auf dem "K".
Haben die Spieler alle Figuren aufgestellt, werden nun noch die Spekulanten an das Ende jeder Schlange gestellt - oder direkt vor den Laden, wenn dort keiner steht.


Spielziel:
Alle Waren vom Einkaufszettel zu erhalten!


Spielablauf:
Das Spiel verläuft über mehrere Runden (Tage) und in jeder werden 6 Phasen durchgeführt, die die Spieler, beginnend mit dem Startspieler, nacheinander ausführen.

1) Anstellen in den Warteschlangen
[Entällt in der ersten Runde durch die Spielvorbereitung!]

Die Spieler setzen abwechselnd ihre Spielfiguren in die Schlange vor einen Laden oder dem Schwarzmarkt, bis alle Figuren auf dem Spielplan stehen.
Dabei die Spekulanten(figuren) nicht vergessen.

2) Warenlieferung

Der Spielleiter zieht immer die drei obersten Karten des Lieferkartenstapels und legt sie offen auf die zugehörigen Felder daneben (bei 4-5 Spielern, bei 3 Spielern nur 2 und bei 2 Spielern wird nur 1 Karte aufgedeckt).
Entsprechend der Angaben auf den Lieferkarten, werden nun die Läden mit Warenkarten bestückt (vom Lieferwagen-Tableau).

3) Drängelei

In dieser Phase können die Spieler Karten aus der Hand ausspielen (auf den Ablagestapel, mittig des Spielplans). Wie immer beginnt der Startspieler und die anderen Spieler folgen reihum.

Der aktive Spieler kann nun eine Aktionskarte ausspielen und sie ausführen (s. Text der Karte, z.B. "Vordrängler; versetze eine eigene Spielfigur innerhalb derselben Warteschlange um eine Position nach vorne." oder "Glücklicher Zufall; eine eigene Figur aus einer Warteschlange herausnehmen und in einer anderen Warteschlage auf Position 2 stelln" oder "Freund im Komitee; sieh dir die beiden obersten Karten des Lieferkartenstapels an", u.v.m.) oder er passt, weil er gerade keine der Karten ausspielen will. Dann legt er alle Handkarten AUF seinen Nachziehstapel.

Dies wird solange fortgeführt, bis alle Spieler entweder keine Handkarten mehr haben oder passen.
Die Karten erhalten die Spieler erst in der jeweiligen 5. Runde (dem "Samstag") wieder zurück, daher gilt es auch gut hauszuhalten und die Karten zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen.

4) Ladenöffnung

Nun werden die Waren verkauft - Geld spielt keine Rolle, hier geht es ausschliesslich darum, dass die Spieler sich immer richtig positioniert haben - und sie werden an die Spieler verteilt.
Der Besitzer der Figur, die an vorderster Stelle in der Warteschlange steht, erhält als Erste eine Warenkarte vom Laden, sofern vorhanden. Dann nimmt der Spieler seine Figur wieder zu sich; die Warenkarte wird offen vor dem Spieler ausgelegt. Sobald ein Spieler alle Waren einer Sorte vom Einkaufszettel zusammen hat, werden diese als Stapel umgedreht.

So wird mit allen Geschäften verfahren - mehr oder weniger gleichzeitig, je nach Erfahrungsgrad und/oder Ungeduld^^ der Spieler. Die nachrückenden Figuren erhalten auch jeweils eine Warenkarte, solange welche im Laden vorhanden sind und werden vom Spielplan genommen, bis entweder keine Figur mehr vor einem Laden steht oder keine Waren mehr zu vergeben sind. Eventuell übrige Waren bleiben bis zur nächsten Runde liegen, ebenso die noch evtl. wartenden Figuren.

Gelangt ein Spekulant an die Spitze der Schlange, wird eine zum Laden passende Warenkarte vom Lieferwagen-Tableau auf den Schwarzmarkt gelegt (auf das Feld, auf dem schon Warenkarten derselben Art liegen/lagen). Hiernach wird der Spekulant an das Ende der Warteschlange gestellt oder vom Spielplan genommen, wenn er nur noch alleine vor Ort war und in der nächsten Runde wieder eingesetzt.

5) Tauschen auf dem Schwarzmarkt

Wer eine Figur am Schwarzmarkt stehen hat, kann nun im Verhältnis 2:1 beliebig seiner Waren mit denen vom Schwarzmarkt tauschen.
Das Feld, auf dem die Marktfrau steht, bringt sogar die Tauschmöglichkeit von 1:1 mit!
Hat ein Spieler alle Tauschgeschäfte abgeschlossen - hier dürfen beliebig viele Waren erworben werden, bei den Ladengeschäften dagegen ja immer nur 1 Ware pro Figur - nimmt er seine Figur wieder zu sich und der nächste dort stehende Spieler folgt.
Spekulanten werden hier nie abgestellt.

6) Aufräumphase

Am Ende jeder Rundelegt der Spielleiter die ausgelegten Lieferkarten auf den Ablagestapel (Papierkorb oben links des Spielplans) und evtl. "Inventur"-Karten werden von den Geschäften entfernt und auf den zugehörigen Ablagestapel gelegt.
Die Figur der Marktfrau wird um ein Feld weiterbewegt und die Spieler nehmen sich wieder die drei obersten Karten ihres Nachziehstapels auf die Hand.
Wer möchte, kann nun noch beliebig viele seiner Figuren vom Spielplan entfernen und zu sich nehmen.
Der Startspielerstein wechselt zum nächsten Spieler.

Am Ende der jeweils 5. Runde (Wochenende) wird der "Samstag" und dessen Aufräumphase vom Spielleiter durchgeführt bzw. er delegiert die Arbeiten an die Mitspieler^^.
Der Papierkorb wird geleert und alle dort liegenden Lieferkarten werden gemischt und wieder als verdeckter Stapel bereitgelegt.
Die Aktionskarten werden vom Ablagestapel genommen und jeweils an ihre Besitzer zurückgegeben, welche die Karten mischen und unter ihren Nachziehstapel leben oder diesen so gegebenenfalls neu erstellen. Die Marktfraufigur wird wieder auf das "M" des Schwarzmarktes gestellt.
Danach zieht wieder jeder Spieler die drei obersten Karten von seinem Nachziehstapel, nimmt evtl. eigene Figuren vom Spielplan zu sich und der Startspielerstein wandert weiter.


Spielende:
Das Spiel endet sofort, wenn ein Spieler alle Waren seines Einkaufszettels beisammen hat. Gelingt dies mehreren Spielern gleichzeitig (selbe Warteschlangenposition vor verschiedenen Geschäften), gewinnt, wer mehr überschüssige Waren hat.
Das Spiel endet alternativ vorzeitig, wenn auf dem Lieferwagen-Tableau und in den Geschäften keine Karten mehr am Ende einer Runde ausliegen!


Fazit:
"Kolejka" ist ein mutiges, weil anderes Spiel. Normalerweise geht es bei ähnlichen wirtschaftlich-angehauchten^^ Sammelspielen eher darum aus möglichst viel, viel zu machen. Im Laufe eines solchen Spiels ist das Angebot eher zweitrangig, da immer genügend vorhanden ist/sein wird.
Hier ist es nun umgekehrt - ok, nicht weltbewegend neu, weil es das Prinzip in Ansätzen hie und da zu finden gab -, weil die Waren in den meisten Fällen gar nicht erst vorhanden sind und auch nicht mal eben nachproduziert werden können.
Da es auch noch völlig korrekt geschichtlich belegt ist, wird das Spiel noch interessanter, diese Art von Wirtschafts-Gau-Simulation nachzuempfinden.

Durch die sehr gute und leicht verständliche Anleitung wird der Spieler auch schnell in das Thema eingeführt, denn neben den augenzwinkernden geschichtlichen Hinweisen, gibt es auch einen sehr interessanten Abriss am Ende des Regelheftes zum "Sozialistischen Ladenkonzept".
Auch die Gestaltung des Spiels ist "anders" und sehr thematisch, denn alles ist in traurigen Grau- und Brauntönen gehalten und Spielbrett und Anleitung sind darüber hinaus herrlich gammelig mit angedeuteten Rändern von dort mal abgestellten Gläsern oder Flaschen versehen und vielen sonstigen Flecken, um aufzuzeigen, wie unwichtig Ordnung ist bzw. sich um etwas zu kümmern, dass es gut aussieht (und funktioniert).

Der Kern des Spiels, mit wenig auszukommen und dennoch Bedürfnisse zu erfüllen, wird zudem zentriert, da sich die Spieler um Geld keine Sorgen machen müssen, das ist einfach "da". Etwas widersprüchlich vllt., aber es passt zur Zeit und bringt eben das "direkte Handeln" mit den Waren in den Vordergrund.

Das funktioniert im Spiel auch ganz gut, jeder ist darauf erpicht an den (vermeintlich) richtigen Geschäften immer in der richtigen Warteschlangenposition zu stehen und kämpft, wenn es sein muss, auch mit harten Bandagen um den Platz. Da wird eben der vorne stehende Mitbürger beim Regime angeschwärzt oder Gefälligkeiten unter der Hand gemauschelt. Die Leihbabys kommen ganz groß in Mode, wenn es darum geht durch Mitleid an die Spitze der Schlange zu gelangen oder Lieferanten werden kurzerhand umgeleitet und so findet sich das langersehnte Brot im Elektronik"fach"geschäft wieder^^.

In den diversen Spielrunden war es schön zu beobachten, wie jeder genau verfolgt, wer sich wo hinstellt und was derjenige schon vor sich gesammelt liegen hat, um abzuwägen, wie man denjenigen daran hindern kann, weiter voranzukommen oder sich einen sonstigen Vorteil hieraus zu verschaffen.
Der Schwarzmarkt ist da oft die einzige Rettung, doch wehe die zuvor erhofften und sichergeglaubten Waren für den nötigen Tausch, sind plötzlich nicht mehr da oder erreichbar, weil ein "Mit-Ansteher" mit fiesen Aktionen alles zunichte machte.
Dann nutzt auch der 1:1-Handel nichts, wenn einfach nix zum Tauschen da ist.
Die hierdurch entstehende, passive Interaktion, sorgt nicht nur für "offene" Gespräche am Tisch^^.

Ansonsten wirkt das Spiel schön konzeptioniert und die Abläufe greifen gut ineinander. Die Spekulanten sorgen für einen immer gefüllten Schwarzmarkt, aber zugleich auch für Nachschubmangel bei den Lieferwagen, da sie sich ja hieraus bedienen.

Nach ein bisschen Gewöhnung an das Spielkonzept, verläuft alles recht kurzweilig und das Spiel macht, trotz des (oder gerade deswegen) sehr realen Bezugs, viel Spaß.
Wer die Optik nicht scheut und dem Spielprinzip eine Chance geben mag, wird sicherlich belohnt werden :)!


weiterführende Hinweise:

http://www.heimspiele.info/HP/?p=11352

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Kilmister
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Partien: 2
Kommentar vom 05.10.2018:
Zügiges Ärgerspiel, bei dem man versucht, mit Aktionskarten bei verschiedenen Einkaufswarteschlangen nach vorne zu kommen und die erhoffte Ware zu erlangen.

Das Spiel ist in mehrere Phasen pro Runde aufgeteilt und dadurch strukturiert. Zudem hat jeder einige Aktionskarten, wodurch man Plätze gut machen kann, aber der Aktionismus artet nicht aus.

Die Anleitung und das Spiel sind ansprechend gestaltet und vermitteln die Sozialismusproblematik gut.

Einziger Nachteil ist, dass die Waren jeweils begrenzt vorhanden sind und es gab bei uns schon Partien, dass dadurch manche Spieler nicht mehr gewinnen konnten. Diese hatten dann nur noch das Ziel, uns das Spiel kaputt zu machen (und waren dabei eher frustriert).

Achtung: Fehldruck in der Anleitung zum Dreier Spiel! Die Warenlieferkarten mit der 2(!) drauf müssen aussortiert werden, nicht mit der 3 drauf...

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Auch bewertet von ...

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Wuerfel
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Partien: 1

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Qualität der Anleitung:
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Preis-/Leistungsverhältnis:
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