Brakus71
Partien: - |
Kommentar vom 03.05.2015: Taktisches Entwicklungsspiel für 2-5 Spieler ab 10 Jahren von Dominic Crapuchettes, Dmitry Knorre und Sergey Machin.
Die Spieler gestalten hier neue Tierarten und müssen diese hegen und pflegen und vor allem weiterentwickeln. Mit Hilfe ihrer Karten teilen sie hierzu den Tieren neue Eigenschaften zu und versuchen diese dann auch geschickt gegen die Mitspieler einzusetzen.
Wer wird schliesslich die überlebensfähigsten Geschöpfe kreieren?
Spielvorbereitung:
Das Wasserloch(tableau) kommt in die Tischmitte, die Nahrungschips als Vorrat zur Seite und die Eigenschaftskarten werden als gut gemischter und verdeckter Nachziehstapel neben das Wasserloch gelegt.
Die Spieler erhalten je einen Stoffbeutel und eine Tierart-Tafel, die sie mit einem braunen und grünen Holzmarker auf dem jeweils ersten Feld der "Größe"- (braun) und "Populations"-Leiste (grün) bestücken.
Die restlichen Tierart-Tafeln und Holzmarker werden beiseite gelegt.
Der zufällig bestimmte Startspieler erhält noch den Startspielerstein.
Eigenschaftskarten:
Die Karten sind alle gleich aufgebaut und zeigen oben links den Nahrungswert, oben rechts evtl. ein Eigenschaftssymbol ("Getreide") und mittig ihren Namen.
Darunter folgt eine verbildliche Darstellung der Eigenschaft und darunter wiederum der Eigenschaftstext, der genau angibt, was die Karte bewirkt, wenn sie angelegt wird.
Spielziel:
Die meisten Siegpunkte zu erhalten!
Spielablauf:
Das Spiel verläuft über mehrere Runden und jede Runde besteht aus den folgenden vier Phasen:
1) Karten austeilen
Jeder Spieler erhält 3 Eigenschaftskarten plus 1 für jede Tierart, die vor ihm ausliegt. Die Karten dienen dazu, die eigene Tierart(en) zu entwickeln.
Sollten nicht mehr genug Karten vorhanden sein, wird das Spielende herbeigeführt (s.u.)!
2) Nahrungsangebot festlegen
Jeder Spieler muss 1 Karte auf das Wasserloch ablegen, um das Nahrungsangebot für die Fressens-Phase festzulegen. Auf den Karten ist ja links oben ihr Nahrungswert angegeben, welcher von -3 bis +9 reichen kann. Entsprechend viele Nahrungsplättchen stehen dann später zur Verfügung, um alle Tierarten zu füttern, oder auch nicht, falls ein Mangel besteht, dann kann es zum Aussterben einer Tierart kommen.
3) Karten ausspielen
Der Startspieler beginnt diese Phase und legt einmalig soviele Karten aus bzw. an, wie er möchte. Nicht ausgespielte Karten werden bis zur nächsten Runde auf der Hand behalten.
Die Karten lassen sich auf dreierlei Weise nutzen:
- Eigenschaft ausspielen; der Spieler legt bis zu maximal 3 Karten oberhalb der Tierarten-Tabfel aus und weist damit dieser Tierart die gespielten Eigenschaften zu.
Dies können Entwicklungen für die Nahrungsaufnahme ("Langer Hals", das Tier kommt an Nahrung heran, die für andere verwehrt bleibt) sein oder Schutzmechanismen ("Schutzpanzer", das Tier ist so wesentlich gegen Fleischfresser geschützt) oder allgemeine Verbesserungen (z.B. "Fruchtbarkeit"), u.v.a.
Die neue Eigenschaft steht ab sofort zur Verfügung, aber es darf niemals eine Eigenschaft doppelt derselben Tierart zugewiesen werden. Möchte der Spieler eine Eigenschaft austauschen, muss er zuvor eine ausliegende abwerfen.
- neue Tierart erhalten; per Abwurf einer Karte, kann sich ein Spieler eine neue Tierart-Tafel nehmen und links oder rechts seiner bisher ausliegenden Tafeln anlegen.
- Körpergröße oder Population erhöhen; pro Abwurf einer Karte, kann der Spieler die Körpergröße oder Population einer Tierart erhöhen und den entsprechenden Marker um je ein Feld nach rechts versetzen.
Je größer ein Tier ist, desto schwieriger wird es, dieses anzugreifen und umgekehrt erhält es um so mehr Fleisch von einem angegriffenen Tier.
Je größer die Population einer Tierart, desto mehr Punkte gibt es für diese, allerdings benötigt sie auch mehr Nahrung!
Hat der Spieler alle Karten ausgespielt, folgt nun der nächste Spieler im Uhrzeigersinn für diese Phase.
4) Fressen
Haben alle Spieler ihre Tierarten in den vorherigen Phasen vorbereitet, folgt nun das "große Fressen"^^.
Zunächst werden die anfänglich am Wasserloch verdeckt ausgelegten Karten umgedreht und deren Nahrungswerte zusammengezählt. Der Summe entsprechend werden X Nahrungsplättchen aus dem Vorrat nun auf das Wasserloch gelegt. Dies ist die Nahrung, die für diese Runde zur Verfügung steht.
Anfänglich sieht das meist nach sehr viel aus, aber im Laufe des Spiels, mit dem Wachsen der Populationen, wird Nahrung immer ein recht knappes Gut sein, so dass sich manche Tierart sicherlich zum Fleischfresser umwandeln wird, um auf diese Art an ihr "Fressen" zu kommen, denn fressen müssen sie!
Falls Tierarten bei ihren ausliegenden Eigenschaften ein entsprechendes Symbol (oben rechts) abgebildet haben, wird jetzt der Effekt ausgelöst (z.B. bei "Langer Hals", hier darf der Spieler vor der Nahrungsverteilung vom Wasserloch sich 1 Nahrungschip aus dem allgemeinen Vorrat nehmen)!
Anschliessend beginnt die Fütterung, beginnend beim Startspieler.
Der Spieler nimmt sich 1 Nahrungschip vom Wasserloch und legt ihn auf ein freies Feld (ganz links beginnend) einer seiner Tierarten-Tafeln.
Dies wird reihum abwechselnd solange weitergeführt, bis alle Tierarten satt sind (wenn die gleiche Anzahl Nahrungsfelder auf einer Tierart-Tafel mit Chips belegt, wie die Populationsgröße vorgibt) oder keine Nahrung mehr zum Verteilen vorhanden ist.
Manche Eigenschaften erlauben mehr Nahrung auf einmal aufzunehmen, jedoch niemals mehr, als die Populationsgröße erlaubt.
Fleischfresser fressen ebenfalls solange, bis sie satt sind, aber niemals Pflanzen!
Sie greifen immer andere Tiere (evtl. auch aus den eigenen Reihen) an, erlegen diese und fressen entsprechend der Körpergröße des Opfers (hatte es eine Größe von 4, erhält der Fleischfresser 4 Nahrungschips aus dem allgemeinen Vorrat, wenn er sie auch anlegen kann, sonst gibt er wieder Chips zurück).
Ein Angriff ist immer erfolgreich, wenn die Körpergröße des Angreifers höher ist, als die des Opfers und/oder die Verteidigungseigenschaften umgangen werden können (z.B. erlaubt es "Hinterhalt" auch Tiere anzugreifen, die sich sonst durch "Warnruf" schützen würden). Die Körpergröße spielt allerdings keine Rolle, wenn sich ein Tier z.B. durch "Klettern" in Sicherheit bringen kann und der Angreifer nicht über diese Fähigkeit verfügt.
Ein erfolgreicher Angriff bringt dem Fleischfresser also Nahrungschips ein und reduziert die Population des Opfers um 1.
Sinkt dadurch die Population unter die schon aufgenommene Nahrungsanzahl, legt der Angegriffene die nun überschüssigen Nahrungschips in seinen Stoffbeutel.
Sinkt die Population dadurch unter 1, stirbt die Tierart aus!
Wenn eine Tierart ausstirbt, wird die Tierart-Tafel zurück zum Vorrat gelegt (dito die Holzmarker) und evtl. vorhandene Nahrungschips legt der Spieler in seinen Stoffbeutel. Alle evtl. ausgelegten Eigenschaftskarten kommen auf den Ablagestapel und der Spieler zieht dafür entsprechend viele neue Karten vom Nachziehstapel auf die Hand.
Wurde die Fütterungsphase von allen Spielern beendet, werden evtl. die Populationen neu angepasst, falls es nicht genug Nahrung für alle gab und die ausliegenden Nahrungschips legt jeder Spieler in seinen Stoffbeutel - jeder Nahrungschip ist 1 Siegpunkt wert.
Verbliebene Nahrungschips auf dem Wasserloch bleiben dort für die nächste Runde liegen und wenn ein Spieler keine Tierart mehr bei sich ausliegen hat, erhält er sofort eine Neue (samt Holzmarker je auf Wert 1).
Der im Uhrzeigersinn folgende Spieler wird neuer Startspieler und erhält nun den Startspielerstein.
Spielende:
Sobald der Nachziehstapel aufgebraucht ist, wird das Spielende eingeläutet. Der Ablagestapel wird gemischt und noch einmal kann der Nachziehstapel genutzt werden, das Spiel endet nun nach der 4. Phase!
Für die Wertung erhält jeder Spieler 1 Siegpunkt pro Nahrungschip in seinem Stoffbeutel, X Punkte für jede Tierart (X = Populationsgröße) und 1 Siegpunkt für jede bei einer Tierart ausliegenden Eigenschaftskarte.
Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Varianten:
Schnell-Spiel; während der dritten Phase spielen alle ihre Karten gleichzeitig aus, anstatt der Reihe nach.
2-Spieler-Spiel; die Regeln bleiben gleich, nur werden am Anfang zufällig 40 Eigenschaftskarten aussortiert und eine Tierart kann maximal 2 statt 3 Eigenschaften besitzen.
Platzproblem?; einfach die Tierarten-Tableaus senkrecht legen.
Fazit:
Die dt. Edition von "Evolution" wurde von Schmidt Spiele sehr schön umgesetzt von der Neuauflage des Originals umgesetzt. So wurden die Originalregeln und Spielabläufe beibehalten, aber das Material ist um Welten ansehnlicher als noch bei der ursprünglichen Version, welche doch ausschliesslich mit kleineren Karten im überwiegend grün-weiß-Look und ein paar Plastikchips daherkam.
Die Grundidee also blieb unverändert und somit bleibt am Ende auch diese Edition hinter großkalibrigen, ähnlichen Spiele wie "Dominant Species" deutlich zurück.
Spielthema und -ablauf sind, nach einigen kleinen Regelwirrungen alsbald bei den Spielern angekommen und so gestalten sich die Runden durchaus interessant bis abwechlungsreich, wenn denn alle Spieler auch das Potential der Eigenschaftskarten ausnutzen.
Wird dies nicht vollumfänglich genutzt, werkelt eigentlich jeder nur vor sich hin und die Spielerinteraktion tendiert gen Null. Auch Spannung kommt nicht wirklich auf, da eine (durchgehend) defensive Spielweise keine Wendungen beschwören kann.
Es gibt zwar auch hier durchaus Nöte und "Wettstreit" um die Nahrung, aber genausogut kann man dann ein Solitär-Spiel daraus "hausregeln".
Werden die möglichen Eigenschaften konsequent genutzt und ausgeschöpft, kann sich dagegen ein recht spassiges Spiel entfalten. Das nötige Quentchen Glück beim Kartenziehen läßt sich hier durch eine Vielzahl an Tierarten umgehen, da dann auch entsprechend mehr Karten gezogen werden dürfen und die Wahrscheinlichkeit auf günstige Karten enorm steigt.
Durch Nutzung aller möglichen Entwicklungen wird dann auch das Nahrungsproblem fast ausgeschaltet und es geht um den direkten Wettstreit um Populationsgrößen und Siegpunkte.
So entfaltet sich dann ein recht kurzweiliges Spiel, wenn auch die Mechanismen bald Routine werden.
Umsetzung und Gestaltung wurden oben schon gelobt und die übersetzten Regeln sind auch fehlerfrei und gut strukturiert.
So bleibt ein recht interessantes Spiel für Gelegenheitsspieler, denn Vielspieler greifen auf jeden Fall zum großen Vorbild "Dominant Species" (oder dessen kleinen Schwester, dem fast ebenbürtigen Kartenspiel (DS:C)) oder schauen sich auch mal "Ursuppe" an.
weiterführende Hinweise:
- Fotos: http://www.heimspiele.info/HP/?p=11393
0
|