Rezension von Italia


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Phalanx Games bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Das Cover von Italia ist im Stiele künstlerischer Gemälde gestaltet und wirkt sehr edel. Im Inneren der Verpackung findet der Käufer vor allem eines: Marker, Marker und nochmals Marker. Insgesamt über 600 Papp-Marker dienen als Einheiten, Städte und sonstige Gegebenheiten. Die Marker sind hübsch gestaltet, aufgrund der Menge fällt es aber schwer die einzelnen Einheiten von einander zu unterscheiden. Das Spielbrett ist für ein Spielbrett in Ordnung, in meinen Augen aber etwas "einfach" gestaltet - aber trotzdem immer übersichtlich und zielführend. Des weiteren befinden sich diverse Hilfs-Übersichten in der Schachtel, die in kleiner, englischer Schrift hunderte von Details erklären.

Die Anleitung von Italia erschlägt einen zunächst. 15 klein beschriebenen A4-Seiten wollen durchgelesen und verstanden werden. Die Regeln werden zwar gut erklärt, aufgrund der Menge an Regeln, bleiben diese aber nur schwer haften. Einzelne Punkte der Regeln werden recht gut durch Bilder illustriert, insgesamt wird die Anleitung durch die ewig langen Textpassagen aber doch sehr trocken. Eins ist hier schon klar: Italia ist kein Spiel für Gelegenheitsspieler oder ein Spiel für zwischendurch.

Thema & Ziel des Spiels
11 Jahrhunderte italienische Geschichte in ein einzelnes Spiel zu packen ist ein hochgestecktes Ziel. Italia versucht genau das und herausgekommen ist ein höchst strategisches Brettspiel. Jeder Spieler kontrolliert mehrere Nationen und führt diese durch ihre Geschichte. Jede Nation hat andere Ziele, für die die Spieler Siegpunkte sammeln. Wer mit seinen Nationen am Ende die meisten Siegpunkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Je nach Spielerzahl (3 oder 4 Spieler) wird eine von zwei möglichen Spielvariationen gespielt, in der Anleitung nur "Italia 1" und "Italia 2" genannt. Das Spielbrett wird in die Tischmitte gelegt. Jeder Spieler wählt eine eine der vorgegebenen Nationen-Zusammenstellungen und erhält die nach Szenario vorgegebenen Nationenkarten sowie die betreffenden Marker.&& Für jedes Szenario ist vorgegeben, welche Einheiten welcher Spieler auf welchem Spielfeld beginnen - die Spieler bauen diese Startaufstellung nun auf. Die Würfel und die weiteren Hilfstafeln werden in Reichweite bereit gelegt. Ein Spieler wird zum Schriftführer ernannt, der auf dem Info-Block die Fortschritte der einzelnen Nationen festhält.

Spielablauf
Aufgrund der Regelmenge kann im Rahmen dieser Rezension nur ein sehr kleiner Überblick über die Regeln gegeben werden. && Das Spiel besteht aus einzelnen Spielrunden, die in 4 Aktionen unterteilt sind:&
  • Einkommen und Kauf neuer Einheiten
  • Aufstellen der Einheiten
  • Bewegung
  • Kampf

Bei Italia kontrolliert jeder Spieler mehrere Völker. Jedes Volk hat diverse Sonderregeln und kann u.U. nur für eine bestimmte Anzahl an Spielrunden ins Geschehen eingreifen.

Um das Einkommen zu berechnen, werden die kontrollierten Gebiete der einzelnen Völker zusammen gerechnet. Für das erhaltet Geld kann der Spieler neue Einheiten erwerben, die er nach bestimmten Regeln innerhalb seines kontrollierten Bereichs einsetzen kann. Je nach Region gelten u. U. Einheitenlimits, die es zu beachten gilt.

Neben den üblichen Möglichkeiten Einheiten auf dem Landweg zu bewegen bietet Italia auch die Bewegung auf dem Seeweg, um feindliche Einheiten einzukesseln. Wie bei fast allen Strategiespielen kommt es letztenendes unweigerlich zu Kämpfen. Diese werden in Italia über Würfelwürfe entschieden. Hier gilt es die verschiedenen Einheitentypen zu beachten. Auch das Gelände hat Auswirkungen auf die Angriff- und Verteidigungswürfe.

Für jedes Volk gibt es unterschiedliche Möglichkeiten während des Spiels Siegpunkte zu sammeln. Wer am Ende des Spiels die meisten Siegpunkte sammeln konnte, gewinnt das Spiel.

Fazit
Italia ist ein Schwergewicht des Strategiespiels. Ein Spiel, das über ein halbes Jahr ungespielt im Regal lag, bis ich endlich 2 Mitspieler gefunden hatte, die mit mir das Wagnis "Italia" eingehen wollten. 15 DINA4-Seiten kleingeschriebene Regeln plus diverse Info-Blätter wollen durchgelesen und verstanden werden - und das auf englisch, auch wenn es mittlerweile deutsche Regeln zum Download gibt. Das ist wahrlich nichts für Gelegenheitsspieler. && Damit bin ich auch schon am Hauptkritikpunkt von Italia angekommen - die Komplexität. Normalerweise scheue ich keine komplexen Spiele, Italia hat mich aber an den Rand der Aufgabe gebracht. Ich habe das Spiel bisher erst einmal gespielt - eigentlich viel zu wenig für eine Rezension. Warum ich mich dennoch zu einem Fazit hinreißen lasse, liegt vor allem daran, dass ich vermutlich weitere 6 Monate auf ein weiteres Spiel warten müsste - für Italia Mitspieler zu finden ist wirklich nicht einfach - eine Spielzeit von 3-4 plus ein Minimum von einer Stunde grundlegender Erklärungen sind nicht jedermanns Sache. Es reicht aber in meinen Augen, um ein Fazit abzugeben, das aber natürlich nicht einmal annähernd in die erforderliche Spieltiefe von Italia eindringen kann. In diesem Sinne habe ich also durchaus vor dem Spiel kapituliert.

Meine Ausführungen zeigen es bereits, wer sich Italia kauft, sollte wissen auf was er sich einlässt und über mindestens 2 Gleichgesinnte Mitspieler verfügen, die bereit sind, das Spiel mehrfach in kürzerer Zeit zu spielen. Das ist zwingend Notwendig, will man ein einigermaßen flüssiges Spiel gewährleisten. Das erste Spiel besteht eigentlich zum Großteil aus dem Nachlesen in der Anleitung ob der vielfältigen Regeln.

Wer versucht, sich auf das Spiel einzulassen, bekommt einiges an Taktik abverlangt. Interessant fand ich die Tatsache, dass ein Spieler im Laufe einer Partie mehrere Völker spielt - und zwar nicht unbedingt alle gleichzeitig. Völker verschwinden von der Bildfläche und neue Völker tauchen auf. Eine Tatsache, die man bei der Spielplanung bedenken muss. Die Vielzahl an Völkern trägt aber erneut viel zur Komplexität bei, denn jedes Volk hat u.U. unterschiedliche Einheiten, Fähigkeiten und Sonderregeln.

Während der eigentliche Spielablauf aus Einkommen, Kauf von Einheiten, Bewegung und Kampf noch recht übersichtlich scheint, will jeder einzelne Punkt wohl bedacht und geplant werden. Wie viel kostet eine Einheit, wo kann die Einheit platziert werden, wo sind strategisch günstige Plätze für Angriffe - und das alles vor dem Hintergrund des zeitlichen Ablaufs der Spieljahre.

Wer mir bis hierher lesend gefolgt ist, der wird es bemerkt haben - nach nur einer Partie kann ich keine taktischen Tricks verraten, keine Hinweise auf Fallen oder günstige Spielzüge geben. Dafür ist Italia viel zu komplex. Während viele neue Spiele mit hunderten von Plastik-Miniaturen ausgeliefert werden, geht Italia andere Wege: Sämtliche Einheiten u.ä. werden durch hunderte von Papp-Markern dargestellt, die oft recht ähnlich aussehen. In meinen Augen geht auch ein wenig Atmosphäre verloren, wenn man statt Miniaturen nur Pappe über das Spielfeld bewegt - andererseits wird man dadurch nicht allzu sehr abgelenkt und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Italia wird vermutlich nur einen kleinen Kreis an Spielern für sich gewinnen können - trotz der mittlerweile eingedeutschten Regeln. Auch unsere kleine und eigentlich strategie-erprobte Spielrunde war teilweise überfordert. Der Spielfluss nicht wirklich gegeben. Trotz dieser Kritikpunkte ist Italia vermutlich ein lohnenswertes Spiel, wenn man die Zeit hat, sich damit zu beschäftigen und es regelmäßig zu spielen. Für mich (und meine Mitspieler waren die Hürden aus Regelmenge und Komplexität und den daraus resultierenden Spielunterbrechungen einen Tick zu frustrierend. Wir werden andere Strategie-Spiele vorziehen. Evtl. haben wir es aber auch einfach nicht ausreichend probiert... Wem ein Spiel nicht kompliziert genug sein kann, der sollte sich einmal die deutschen Regeln durchlesen - evtl. ist Italia das perfekte Spiel für denjenigen.



14. Juli 2008 - (tp)

Rezensionsbilder