Rezension von Kreuzverhör


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Gmeiner Verlag bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Das Cover von Kreuzverhör vom (Kleinverlag) Gmeiner würde auch gut zu einem Tatort passen. Eine dunkle Straße in einer Großstadt und irgendwo passiert ein Verbrechen. Wem komm das bekannt vor? Richtig! Cluedo - und im Prinzip scheint Kreuzverhör ein Cludeo für 2 Spieler ohne Spielbrett zu sein (und den Vergleich meine ich jetzt nicht im geringsten negativ).

Als Spielmaterial befindet sich ein Stapel Karten, eine Anleitung und ein Block "Ermittlungsakten" in der Verpackung. Die Karten sind ok, da sie aber lediglich Texte enthalten (keine Bilder) wirken sie etwas trist. Die Anleitung hingegen ist gut und deutlich beschrieben, aber auch recht arm an Illustrationen (was aber im Sinne der Regelerklärung unproblematisch ist). Entgegen der Anleitung besteht der Block mit den Entwicklungsakten nicht aus 28, sondern nur aus 14 Blätter, d.h. der Block reicht für 7 Spiele - in meinen Augen etwas sehr wenig, auch wenn man natürlich neue Ausdrucke oder Kopien anfertigen kann. All diese Punkte sind allerdings nicht entscheidend für den Spielspaß, aber trotzdem aufgefallen.

Thema & Ziel des Spiels
Verbrechensaufklärung erfordert einen logischen Sachverstand - und genau das wird bei diesem Spiel benötigt. Denn es gibt mehrere Möglichkeiten, wer wo wie welches Verbrechen begangen hat - dies herauszufinden ist die Aufgabe des Spielers. Wer innerhalb von 12 Spielrunden seinen Fall zuerst gelöst hat, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Jeder Spieler erhält 30 Fallkarten (rote bzw. grüne Karten), die sich in 4 Kategorien unterteilen: Verbrechen, Tatort, Tatverdächtiger und Tatwerkzeug. Die blauen (Aktionskarten) werden gemischt und verdeckt beiseite gelegt. Jeder Spieler zieht nun von diesem Stapel 3 Karten. Weiterhin erhält jeder Spieler ein Ermittlungsakten-Blatt und einen Stift (der leider nicht dem Spiel beiliegt).

Nun sucht sich jeder Spieler verdeckt einen Fall für den Gegenspieler aus und trägt die 4 Kategorien (Wer, Was, Wie, Wo) in seine Ermittlungsakte in die unterste Zeile ein.

Spielablauf
Nun befragen sich die Spieler abwechselnd gegenseitig nach dem Tathergang - und zwar jeder Spieler 12 Mal. Dabei äußert der Spieler seine Vermutung (über Tatort, Tatverdächtiger, Tatwerkzeug und Verbrechen) und der Gegenspieler muss ihm mitteilen, wie viele Übereinstimmungen mit dem bei ihm notierten Fall aufgetreten sind (Null bis 4). Hat ein Spieler alle 4 Übereinstimmungen erreicht, gewinnt er das Spiel.

Ansonsten trägt er seine Befragung und die Antwort des Mitspielers in seine Ermittlungsakte ein. Nun hat zunächst der "Frager" die Möglichkeit eine Ermittlungskarte aus seiner Hand auszuspielen - anschließend kann der Befragte eine Verteidigungskarte ausspielen (die auch die Ermittlungskarte negieren kann). Für jede ausgespielte Karte füllt der entsprechende Spieler nun seine Handkarten wieder auf 3 Karten auf.

Nun ist der zweite Spieler mit seiner Befragung an der Reihe.

Fazit
Fangen wir mit dem eigentlichen Spiel an: Wie im Ersteindruck schon geschildert ist Kreuzverhör tatsächlich im Großen und Ganzen ein Cluedo für 2 Spieler ohne Spielbrett. Durch das geschickte Ausfragen des Gegenspielers gilt es das Verbrechen aufzuklären. Diesen Aspekt des Spiels bringt Kreuzverhör recht gut rüber - logisches Denken und ein gewisses Erinnerungsvermögen wird hierbei gefördert, was das Spiel als Deduktionsspiel auch für Kinder interessant machen kann (abgesehen vom Thema des Spiels: Verbrechen/Mord). Die Einbettung realer Orte wie z.B. Berlin in die Fälle trägt ebenso zum Flair des Spiels bei.

Nun möchte ich die Punkte ansprechen, die uns nicht so gut gefallen haben: Zuerst einmal: Warum müssen die Spielkarten so trocken und trist wirken, wie eine echte Polizeiakte? Hier hätte (nicht nur) ich mir ein bischen mehr Mut zur grafischen Illustration gewünscht. Weiterhin finde ich, dass die Ermittlungs- und Verteidigungskarten teilweise recht sinnlos scheinen - oft kann man bei weiteren Befragungen Karten nennen, die der Gegner bereits ausgeschlossen haben wird. Allerdings ist hier im Gegenzug schon eine gewisse Aufmerksamkeit erforderlich, um diesen Vorteil ausnutzen zu können - wem dies gelingt, der kann diverse Karten des Gegners nutzlos machen. Weiterhin sind sich die Karten meist recht ähnlich und der Glückfaktor (Habe ich eine passende Ermittlungs- oder Verteidigungskarte?) beim Karten ziehen ggf. deutlich vorhanden.

Ich muss sagen, das Kreuzverhör trotz der Schwächen im Bereich der Darbietung und die teilweise undurchdacht wirkenden Karten (-kombinationen) durchaus Spaß machen kann, wenn ein Spiel für 2 Spieler gesucht wird und beide Spieler Spaß an dieser Art Spiel haben. Einmal erklärt kann man schnell ein Spiel für Zwischendurch wagen. Im Bereich Langzeitmotivation fehlt mir allerdings bei Kreuzverhör eine gewisse Abwechslung - die Spiele sind sich sämtlich sehr ähnlich, die Karten ebenso und auch innerhalb eines Spiels gibt es keine wirklichen Höhepunkte.

Das Fazit spiegelt es schon etwas wieder: Es wird Spieler geben, denen Kreuzverhör gefällt, und Spieler, denen es vermutlich zu eintönig/trist sein wird - beide Typen Spieler haben wir in unseren Partien erlebt. Von "durchaus interessant" bis "langweiliges & eintöniges Gefrage" haben wir alles gehört. Der Preis von 10 Euro ist ok und wer ein 2-Spieler-Deduktionsspiel (analog zum Spiel Mastermind aus den 70er Jahren) sucht, der kann Kreuzverhör durchaus mal antesten.



20. November 2007 - (tp)

Rezensionsbilder