Rezension von Die Staufer


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Hans im Glück bereitgestellt wurde.)

Rezension

Spielziel
Die Spieler verkörpern Fürsten und folgen ihrem König durch dessen Reich, um durch das Besetzen von Amtssitzen in den verschiedenen Regionen jeweils den größten Einfluss auszuüben. Dabei müssen sie immer darauf achten genügend Gesandte und Adelige im Gefolge zu haben.

Spielausstattung & Spielvorbereitung
Der Spielaufbau ist etwas umfangreicher, deshalb gehe ich hier nur eine kurze Zusammenfassung. Die Spielplanteile (Regionen) werden in zufälliger Reihenfolge um das Aktionstableau herum ausgelegt. Unter die jeweiligen Amtssitze der Regionen kommen Truhenplättchen, die unterschiedliche Vorteile oder Siegpunkte bringen. Auch unter das bereitgelegte Nachschub-Tableau kommen entsprechend Truhen. Zusätzlich werden bestimmte, immer wieder wechselnde, Privilegien ausgelegt.

Jeder Spieler erhält 4 Gesandte und 1 Adeligen seiner Farbe. Die restlichen kommen in die Provinz als allgemeiner Vorrat. Die Aktions-Figuren (von jedem Spieler je 3) kommen in einer bestimmten Reihenfolge auf das Aktionstableau. Jeder Spieler erhält zufällig von jedem der drei Typen je eine Auftragskarte.

Die 5 Runden werden mit den Regionen-Plättchen, den Bedingungs-Plättchen und den Rundenende-Plättchen vorbereitet. Die Königsfigur kommt auf die Region für die erste Runde.

Spielablauf
"Die Staufer" geht über 5 Runden. In jeder Runde hat jeder Spieler 3 Züge. Ein Spieler führt einen seinen Züge dann aus, wenn seine Aktions-Figur auf dem Aktionstableau am weitesten oben steht. Ist ein Spieler am Zug hat er genau 2 Möglichkeiten: "Nachschub" oder "Bewegen und Einsetzen". Er versetzt seine Aktions-Figur in die entsprechende Leiste auf dem Aktionstableau.

Mit der "Nachschub"-Aktion wählt der Spieler eine Möglichkeit auf dem Nachschub-Tableau aus und nimmt sich die entsprechenden Figuren aus der Provinz an seinen Hof, beispielsweise 1 Adeligen und 1 Gesandten oder 2 Gesandte. Zusätzlich erhält er die entsprechende Truhe(n), soweit noch vorhanden. Mit der "Bewegen und Einsetzen"-Aktion darf der Spieler 1 freien Amtssitz mit einem Gesandten oder einem Adeligen in Besitz nehmen. Sofern es sich dabei nicht um die Region mit dem König handelt, muss er zunächst so viele seiner Figuren in die Hand nehmen, wie die Zielregion im Uhrzeigersinn von der Region mit dem König entfernt ist. Nun bewegt er sich dorthin, indem er in jede dieser Regionen 1 seiner Figuren in den Bezahlbereich legt. Anschließend nimmt der Spieler noch mal so viele seiner Figuren in der Hand, wie die Zahl neben dem gewünschten Amtssitz angibt. Eine davon stellt er auf den Amtssitz. Von den restlichen legt er je 1 in den Bezahlbereich der folgenden Regionen. Auf bestimmte Amtssitze dürfen nur Adelige gestellt werden. Schließlich erhält der Spieler noch die Truhe(n) unter dem Amtssitz, soweit noch vorhanden.

Haben alle Spieler ihre Aktionen ausgeführt, kommt es zu einer oder zwei Regionenwertungen. Zunächst wird die Region gewertet, die das aktuelle Rundenplättchen zeigt. Dann wird als Zweites die Region gewertet, welche die Bedingung des zweiten Plättchens erfüllt (bsw. Königsregion oder Region mit den wenigsten Truhen). Handelt es sich dabei um die Region, die als Erstes gewertet wurde, erfolgt keine zweite Wertung. In der entsprechenden Region hat der Spieler mit den meisten Amtssitzen die Mehrheit. Dabei zählen Adelige wie zwei Amtssitze. Bei Gleichstand gewinnt derjenige, der den Amtssitz weiter links besetzt hat. Der Gewinner erhält die meisten auf dem Punkte-Plättchen angegebenen Siegpunkte. Der Zweite die zweiten, usw. Zusätzlich warten ggf. weitere Boni auf die erfolgreichsten Spieler.

In der Aufräumphase (außer in der letzten Runde) werden aus den gewerteten Regionen von den Amtssitzen die Figuren zurück in die Provinz geschickt. Unter jeden Amtssitz dieser Regionen kommt eine neue Truhe. Schließlich wird der König so viele Regionen weiter bewegt, wie bei der Runde angegeben ist. Dabei werden von jeder Region, die er betritt, alle Figuren aus den Bezahlbereichen zurück an die Höfe der Spieler geschickt. Die aktuellen Rundenplättchen kommen zurück in die Schachtel. Die neue Reihenfolge für die nächste Runde ergibt sich aus der Nachschub-Leiste und aus der Einsetz-Leiste.

Am Spielende werten die Spieler noch ihre drei Auftragskarten und die gesammelten braunen Truhen. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt.

Während seines Zuges kann ein Spieler beliebig viele seiner Privilegien nutzen oder Truhen einsetzen. Die Truhen bringen entweder sofort Siegpunkte, oder als Set am Spielende, bieten einmalige Vorteile, wie beispielsweise kostenloses Bewegen, oder ermöglichen den Erwerb von Privilegien. Letztere geben den Spielern einen besonderen, dauerhaften Vorteil.

Gesamteindruck
Das Spielmaterial von "Die Staufer" ist beachtlich. Sehr umfangreich, sowie schön und funktionell gestaltet. Bis auf die Siegpunktleiste, welche nicht nur mit 25 viel zu wenige Felder hat, sondern auch nicht vernünftig handhabbar ist, wenn man Siegpunkte über die 25 hinaus addieren möchte. Auch die Spielübersicht zeigt nicht den Spielablauf, sondern eine unvollständige Startaufstellung und den Ablauf bei einem Rundenende. Wirklich außerordentlich gelungen sind die unscheinbaren Anpassungen an die Spielerzahl. Diese schlagen sich nicht in den Regeln wider, sondern im Spielaufbau. Fast jedes Tableau hat zwei Seiten. Je nach Spielerzahl wird die entsprechende Seite ausgelegt. Somit lässt sich "Die Staufer" in jeder Spielerzahl hervorragend spielen.

Der Spielaufbau ist in vielen Belangen immer unterschiedlich. Da ändern sich die Reihenfolge der Regionen, die Siegpunkte für die einzelnen Regionen, die Truhenauslage, die Runden-Plättchen, sowie die Auftragskarten und Privilegien. All das scheint das Spiel sehr variabel und abwechslungsreich zu machen. Das ist es auch, aber bei Weitem nicht so sehr, wie man vermutet. Das eigentliche Spielprinzip wird dadurch nicht verändert, ebenso wenig wie die das Spielende und es gibt immer für alles Siegpunkte. Abweichungen bestehen nur im Detail.

Zunächst hören sich die beiden Aktionsmöglichkeiten bei "Die Staufer" sehr übersichtlich an. Aber gerade die Aktion "Bewegen und Einsetzen" muss erst mal verinnerlicht werden und hat es dann in sich. Auch die anfangs geringe Anzahl an Gesandten und Adeligen (nur einen) erscheinen viel zu wenig zu sein, um damit das Spiel bestreiten zu können. Aber genau hier kommt es auf genaue Planung und gutes Timing an. An mehr Figuren kommt man zunächst durch die "Nachschub"-Aktion. Aber auch im Spiel kommen durch die Wanderung des Königs immer wieder Figuren zurück an die Höfe. Genau das gilt es bei seinen Zügen zu berücksichtigen. Neu und interessant ist das "Bezahlen" mit den eigenen Spielfiguren, sowohl beim Bewegen als auch beim Einsetzen. Das tut zunächst weh, gehört aber elementar zum Spiel, wenn man sich gute Plätze sichern möchte. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Truhen, die dem Spiel die zusätzliche Würze verleihen. Somit ist "Die Staufer" sehr strategisch, aber auch taktisch, da einem die Mitspieler immer wieder in die Quere kommen. Außerdem muss man immer die Bedingungen für die laufende, als auch für alle kommenden Runden im Auge behalten. Etwas Glück gibt es durch die Auslage der Truhen, durch die Mitspieler, durch die Auftragskarten und dadurch, welche Region als Zweites gewertet wird, oder eben auch nicht. Besitzt man beispielsweise einen Auftrag mit der Region, in welcher zufällig in der letzten Runde der König steht, dann ist das schon ein glücklicher Umstand. Generell ist die Schlusswertung mit den Aufträgen nicht zu verachten. Schon während des Spielens sollte man sich darauf vorbereiten, aber ganz besonders muss man dabei die letzte Runde im Auge haben. Die Schlusswertung fällt insgesamt mehr ins Gewicht, als man zunächst vermutet. Insbesondere bei geringer Spielerzahl. Ich habe mich fast immer auf die Regionenwertungen im Spiel konzentriert und versucht die Aufträge nebenbei so gut es geht zu erfüllen und habe meist verloren. Wenn jemand eine gute Kombination an Auftragskarten hat und sich darauf konzentriert und es ihm die Mitspieler unbewusst einfach machen, hat er sehr gute Chancen das Spiel zu gewinnen.

Sehr angenehm ist die Spieldauer von rund 60 bis 90 Minuten, in denen immer alle Spieler beteiligt sind, auch wenn die Spielvorbereitung etwas länger dauert.

Fazit
"Die Staufer" ist ein gelungenes Einsetz- und Mehrheitenspiel mit vielen möglichen Winkelzügen und mit vielen Wegen, um an Siegpunkte zu kommen. Hervorzuheben sind die interessanten Mechanismen mit der Bezahlung und der Zugreihenfolge, die angenehme Spieldauer, die einfachen Regeln mit großer Spieltiefe und die sehr gelungenen Anpassungen an die Spielerzahl. Leider ist die Varianz nicht ganz so hoch wie erwartet und das Thema etwas trocken. Darüber hinaus überzeugen das hervorragende Material und die sehr schöne Aufmachung.



14. April 2015 - (Michael Schmitt)

Rezensionsbilder