Rezension von Da Luigi


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Kosmos bereitgestellt wurde.)

Rezension

Da Luigi
"Da Luigi", das klingt doch schon nach gutem mediterranen Essen in einer kleinen Trattoria bei Sonnenuntergang. In unserem Fall handelt es sich aber um ein Zeitmanagement-Spiel von Rüdiger Dorn aus dem Hause Kosmos.

Aber der Titel hat auch seine Berechtigung - geht es in diesem Spiel doch um das Versorgen von hungrigen Menschen mit italienischer Kost. Doch so idyllisch wie man es sich ausmalt, geht es bei einem Blick hinter die Kulissen nicht zu: Da gibt es quengelige Gäste ohne Zeit, der nervige Einkauf muss erledigt werden und dann noch die vielen Sonderwünsche... Notfalls kann man den einen oder anderen unbequemen Gast auch noch ins Restaurant der Mitspieler schicken. Nur wer das alles möglichst effizient unter einen Hut bringt, kann genügend Punkte sammeln und das Spiel gewinnen.

Vorbereitungen & Ablauf
"Da Luigi" ist schnell auf-, und später auch wieder abgebaut. Der Marktplatz kommt in die Tischmitte und eine (je nach Spielerzahl unterschiedliche) Anzahl an Gästekarten wird gemischt und verdeckt darauf abgelegt. Auf die 12 Markfelder werden den Symbolen entsprechend 1 bis 4 Warenwürfel zufällig abgelegt. Die Zitronen- & Blumenplättchen liegen ebenfalls bereit.

Jeder Spieler erhält nun ein "Restaurant", das einem Zeitstrahl mit 6 Ablageflächen (10 bis 60 Minuten) entspricht. Zusätzlich werden pro Spieler die 2 Startkarten verteilt und im Restaurant entsprechend abgelegt (bei 40 und 60 Minuten). Jeder Spieler zieht zuletzt 3 Waren aus dem Beutel.

Das eigentliche Spiel wird reihum gespielt. Ist ein Spieler an der Reihe, hat er folgende 2 Möglichkeiten, aus denen er eine auswählt und durchführt:
  • Gäste bedienen: Bei dieser Aktion wählt der Spieler zunächst ein Marktfeld und nimmt alle dort liegenden Warenwürfel. Dafür muss der Spieler (je nach Feld) "Zeit" investieren, indem er für jedes Uhrsymbol eine Gästekarte auf der Restaurant-Zeitleiste ein Feld nach rechts verschiebt. Danach verteilt der Spieler alle seine Waren (soweit möglich) auf die Gästekarten. Ist eine Gästekarte komplett erfüllt, legt er diese auf seinen Punktestapel.
  • Neue Gäste begrüßen: Bei dieser Aktion zieht der Spieler "Spielerzahl plus 1" Karten und deckt diese nacheinander auf. Bei jeder Karte muss er sich direkt entscheiden, ob er diese behalten will, oder an einen Mitspieler abgibt; 2 Karten muss der Spieler behalten, jeder Mitspieler bekommt genau eine Karte. Neue Gäste müssen auf den entsprechenden Zeitslot gelegt werden - ist dieser besetzt, werden die Gäste im Restaurant entsprechend nach rechts verschoben. Verlässt auf diese Weise ein Gast das Restaurant, erhält der Spieler ein Zitronenplättchen. Das Ablegen der Gäste führt auch zu einigen Besonderheiten (z.B. "Zitrone nehmen", "Ware ziehen", "Blumenstrauß nehmen", "Noch einen Gast ziehen" ...) Danach verteilt der Spieler ggf. alle seine Waren (soweit möglich) auf die Gästekarten. Ist eine Gästekarte komplett erfüllt, legt er diese auf seinen Punktestapel.

Regel-Hinweis: In der ersten Version der Regeln war es nicht erlaubt einkaufen zu gehen und für ein Uhrsymbol einen Gast aus dem Restaurant freiwillig zu entfernen (und eine Zitrone zu nehmen). Dies wurde offiziell vom Verlag & Autor korrigiert - dies ist ausdrücklich erlaubt. Diese Korrektur wird ab der 2. Auflage entsprechend in der Anleitung vermerkt sein.

Sind alle 3 Felder einer Reihe des Markplatzes leer, werden (nur) diese Felder mit neuen Waren aus dem Beutel befüllt. Weiterhin es noch Joker-Waren: 2 braune oder 4 beliebige Warenwürfel können eine Ware auf der Gästekarte ersetzen.

Das Spiel endet (nach einer weiteren Runde), wenn keine Gästekarten mehr auf dem Markplan liegen. Jeder Spieler zählt nun die Punkte der erfüllten Gästekarten; Zitronen bringen einen Minus-, Blumen einen Pluspunkt. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Fazit
Spiele von Kosmos richten sich in der Regel an Familien und bieten oft keine große taktische Tiefe (Stichwort: Expertenspiele) - auch "Da Luigi" reiht sich in diesem (Familien-) Genre ein.

Materialmäßig weiß "Da Luigi" durchaus zu überzeugen - wie viele andere Kosmos-Spiele auch. Ein sinnvolles Tiefziehteil, wertige & stabile Pappmarker und Restaurantteile sowie wirklich toll gezeichnete Gästekarten lassen keinen Raum für große Klagen. Lediglich der Marktplan hätte noch etwas hübscher illustriert werden können.

Die Einstufung als "Familienspiel" hatte ich schon angesprochen. Die Anleitung erklärt die wenigen Regeln gut und man hat das Spiel innerhalb weniger Minuten erklärt. "Da Luigi" zieht seine Faszination eher durch das gut umgesetzte Thema als durch große taktische Tiefe, obwohl es genügend taktische Möglichkeiten gibt, das Spielgeschehen zu beeinflussen. Da wäre z.B. das geschickte Auswählen der Waren ("Welche Waren sind noch verfügbar?", "Welche Reihe wird ggf. bald neu aufgefüllt?", "Was könnten die Mitspieler bzw. ich in späteren Runden noch benötigen?"), das Verteilen der eigenen Warenwürfel sowie (und insbesondere) das taktische Verteilen neuer Gästekarten. Gerade bei letzterer Aktion kann man den Mitspielern das eine oder andere "faule Ei" (= Gast) ins Nest legen. Durch das zufällige Ziehen der Gästekarten und Warenwürfel, ist natürlich auch ein recht hoher Glücksanteil im Spiel.

"Da Luigi" wirkt auf den ersten Blick als relativ simples Zeitmanagementspiel, bei dem man selten mehr als 1 Runde im Voraus planen muss. Trotzdem entfaltet das Spiel einen gewissen Reiz - insbesondere durch das nette Thema und die Möglichkeit die Mitspieler zu ärgern. Die kurze Spieldauer (ab 20 Minuten) läd zur einen oder anderen Revanchepartie ein. Das Spiel kann durchaus auch mit Kindern ab 8 Jahren gespielt werden und bildet einen schönen Einstieg in die Spielewelt. Obwohl das Spiel auch mit 2 Spieler gut spielbar ist, entfaltet sich der volle Ärger- & Stressfaktor erst mit 3 oder 4 Spielern.

"Da Luigi" ist in meinen Augen ein wirklich schönes Familienspiel. Es wirkt auf den ersten Blick etwas eindimensional, macht aber bereits nach kurzer Zeit durchaus Laune und bietet letztendlich genügend taktische Möglichkeiten um Abwechslungsreich zu sein. Ein gleichmäßig verteilter Glücks-, Strategie- und Ärgerfaktor tragen zu einem "runden" Spieleindruck bei - kurze "Leerlaufphasen" führen dazu, das keine Langeweile aufkommt und sicherlich noch das eine oder andere Mal in den unterschiedlichsten Spielrunden auf den Tisch kommen wird.



15. Mai 2015 - (Thorsten Pohl)

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