Rezension von Gloria Picktoria


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Zoch Verlag bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Die "kleinen Schachteln" vom Zoch-Verlag sind mir zwischenzeitlich ans Herz gewachsen. Preiswert aber immer sehr viel Spielspaß - mal sehen, ob das bei Gloria Picktoria auch so ist. Die Verpackung des "ausgeflügelten Sammelkartenspiels" ist (wie von Zoch gewohnt) sehr hochwertig und liebevoll gestaltet. Auch das Innenleben ist wieder voll gepackt mit Spielmaterial: 110 Karten, ein Fuchs aus Holz sowie ein dicker Wertungsblock für viele Spiele. Die Karten sind liebevoll gestaltet und die Anleitung ist gleichermaßen gut illustriert und inhaltlich gegliedert. Die Regeln werden gut erklärt, so dass sich ein positiver Ersteindruck einstellt.

Spiel-Vorbereitungen
Die 10 "Dschingis-Hahn" sowie die 5 "Verdoppler"-Karten werden aussortiert. Die übrigen Karten werden gemischt. Jeder Spieler erhält davon 4 Karten, 3 Karten werden offen auf den Tisch gelegt. Weiterhin erhält jeder Spieler eine der Verdoppler-Karten.

Nun werden die restlichen Verdoppler-Karten aus dem Spiel genommen. Die Dschingis-Hahn-Karten werden in den Stapel eingemischt, der verdeckt in die Tischmitte gelegt wird. Der Fuchs wird daneben gestellt.

Spielablauf
Das Spiel geht reihum und jeder Spieler kann 3 der folgenden Aktionen durchführen:
  • Karte verdeckt ablegen
  • Karte offen ablegen
  • Karte nachziehen
  • Fuchs versetzen


Karte verdeckt ablegen:
Jeder Spieler muss Kartenreihen aus der gleichen Farbe bilden. Die erste Karte jeder Reihe muss immer verdeckt abgelegt werden (und kann auch von anderer Farbe sein). Die verdeckt ausgelegte Karte wird vor der Ablage den anderen Spielern gezeigt.

Karte offen ablegen:
Auf eine verdeckt liegende Karte legen die Spieler Kartenreihen in der gleichen Farbe ab, d.h. von jeder Farbe darf nur eine Reihe ausliegen. Dazu legt der Spieler einfach eine Karte an eine vorhandene Reihe an. Der letzte Spieler, der eine offene Reihe beginnt, stellt den Fuchs auf diese Reihe. Jokerkarten können auf jede Reihe gelegt werden. Legt ein Spieler seine Verdoppler-Karte auf eine Reihe, ist diese Reihe abgeschlossen, d.h. der Spieler darf keine weiteren Karten mehr an diese Reihe anlegen.

Karte nachziehen:
Der spieler nimmt eine der 3 ausliegenden Karten auf die Hand. Danach legt er eine Karte vom Nachziehstapel in die Reihe. Alternativ kann der Spieler auf ein Karte vom Nachziehstapel ziehen - dies gilt allerdings als 2 Aktionen. Zieht der Spieler eine Dschingis-Hahn Karte, wird diese zunächst beiseite gelegt.

Fuchs versetzen:
Der Spieler versetzt den Fuchs innerhalb seiner Reihen auf eine andere Reihe. Alternativ dazu, kann der Spieler den Fuchs auch auf eine Reihe des linken Mitspielers legen - dies gilt allerdings als 2 Aktionen. In seinem Spielzug darf der Spieler den Fuchs nur einmal versetzen.

Nach seinem Spielzug darf ein Spieler den Fuchs immer auf eine Reihe des linken Mitspielers setzen, unabhängig davon, was er als Aktionen durchgeführt hat.

Innerhalb des Spiels gibt es 3 Wertungen, von denen die dritte Wertung das Spiel beendet. Die erste Wertung erfolgt, sobald die 4. Dschingis-Hahn Karte gezogen wurde; die 2. Wertung nach 3 weiteren Dschingis-Hahn Karten; die Schlusswertung nach den nächsten 3 Hahn-Karten.

Bei einer Wertung erhalten die Spieler Punkte. 4 Punkte bekommt ein Spieler für jede Kartenreihe, deren Farbe kein anderer Spieler ausgelegt hat. 3 Punkte gibt es für die längste ausliegende Reihe (d.h. andere Spieler haben ebenfalls eine Reihe in dieser Farbe) - bei Gleichstand erhalten alle beteiligten Spieler 2 Punkte. 1 Punkt gibt es schließlich für die zweitlängste Reihe einer Farbe - bei Gleichstand erhält kein Spieler einen Punkt. Verdoppler-Karten verdoppeln hierbei natürlich die Länge der Reihe. Die Reihe, auf der der Fuchs steht, wird so behandelt, als würde sie nicht auf dem Tisch liegen.

Bei der Schlusswertung kann ein Spieler auch Punkte verlieren, und zwar 2 Punkte für jede verdeckt ausliegende Karte, auf der keine Kartenreihe liegt. 1 Verlustpunkt zählt jede Karte, die ein Spieler noch auf der Hand hält. Der Spieler, der bei allen 3 Wertungen die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Fazit
Gloria Picktoria ist wirklich ein nettes kleines Kartenspiel, das auf den ersten (Regel-)Blick kompliziert wirkt, sich beim Spielen aber als erstaunlich unkompliziert herausstellt.

Bei diesem Spiel braucht man gleichermaßen Glück und Taktik. Glück durch das Karten ziehen - was nützt einem die beste Taktik, wenn man 3x hintereinander einen "Dschingis Hahn" nachzieht und dadurch die Wertung auslöst. Oder wenn gerade nicht die Karten offen liegen, die man selbst benötigt - da hilft nur Glück, das sich aber i. d. R. während eines Spiels ausgleicht. Aber nur auf Glück sollte man sich auch nicht verlassen, sonst kann man nicht gewinnen. Die Sammlungen der Mitspieler sind ständig im Auge zu behalten. Weiterhin sollte man einen Überblick bekommen, von welcher Sorte noch (ungefähr) wie viele Karten im Spiel sind - wobei man hierbei den Joker und die "2x"-Karte nicht aus den Augen lassen sollte.

Je mehr Spieler "Gloria Picktoria" spielen, desto lustiger, chaotischer und interessanter wird das Spiel. Während sich bei 2 (und teilweise 3) Spielern jeder mehr oder weniger auf "seine Farben" beschränkt, muss man sich bei 3+ Spielern recht genau überlegen, welche Farben man sammelt, verteidigt oder ignoriert. Gerade der Fuchs kann hierbei relevant sein, der kurz vor einer Wertung immer recht panisch weitergereicht wird. Je länger das Spiel dauert, desto taktischer muss man vorgehen, denn desto umkämpfter wird das Spiel.

Für mindestens 3 Spieler hat uns das Spiel wirklich gut gefallen. Es ist schnell erklärt, die Karten sind hübsch/lustig gezeichnet und der Kampf um die längste Reihe motiviert durchaus. Glück und Taktik sind, wie beschrieben, gleichermaßen gefordert, der Glücksanteil wurde aber meist nicht als störend betrachtet (dieser ist bei einem Kartenspiel ja i. d. R. vorhanden). Die Spielzeit kann (je nachdem wo die Hahn-Karten eingemischt wurden) mit bis zu 35-45 Minuten recht lang sein, für ein Spiel zwischendurch. Die aktuell 9 Euro sind ein fairer Preis (durch die Dreingabe des Ergebnisblocks) und bieten eine lustige Spielrunde, bei der man seine Mitspieler richtig schön ärgern kann.



08. Februar 2008 - (tp)

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