Rezension von Munchkin Quest - Das Brettspiel


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Schon das Cover von John Kovalic stimmt auf die bevorstehenden Munchkin-Partien stimmungsvoll ein. Alles was bei den Kartenspielen so beliebt war (Stichwort: Falle deinen Mitspielern in den Rücken) ist auch hier mit von der Partie - so viel lässt sich nach Durchsicht des Spielmaterials schon sagen. Letzteres ist diesmal sehr umfangreich. Bis man alle Marker, Raumteile und Monsterplättchen aus den Stanzvorlagen entfernt und alle Stufenzähler zusammengebaut hat, vergeht eine Weile. Qualitativ kann man nicht meckern - alles wirkt sehr stabil. Allerdings waren bei mir einige Teile nicht ganz durchgestanzt, so dass das Papier an einigen Stellen abgerissen ist.

Die Anleitung ist (leider) auch wieder Munchkin-typisch. Es fehlt ein roter Fader - an dieverse Stellen fehlen Informationen (die erst später erläutert werden), dafür hat man an anderen Stellen das Gefühl, ähnliches schon mal gelesen zu haben. Lustig geschrieben ist die Anleitung aber allemal.

Thema & Ziel des Spiels
Der Name ist Programm: Auch bei Munchkin Quest kann man so richtig schöne böse sein und seinen Mitspielern alles erdenktlich schlimme antun ... oder auch helfen, wenn die "Bezahlung" stimmt. Also alles wie beim Kartenspiel, nur eben in 3D mit Dungeon-Räumen, Monsteraufstellern und diversen Markern. Gewonnen hat, wer als ersten Level 10 erreicht und sich anschließend nicht vom Endboss unterkriegen lässt.

Spiel-Vorbereitungen
Die Eingangshalle kommt in die Tischmitte. Die Kartenstapel werden getrennt gemischt und bereit gelegt. Jeder Spieler erhält eine Spielfigur, einen Stufenzähler, Standfüße, 6 Handkarten (je 3 Schatz- und DxM-Karten), 4 Lebenspunktmarker, 3 Bewegungsmarker und 300 Goldstücke. Die Spielfigur wird auf das Startfeld gestellt - das restliche Spielmaterial bereit gelegt.

Spielablauf
Das Spiel verläuft reihum. Ist ein Spieler an der Reihe, führt er eine diverse Aktionen durch. Zunächst zieht er DxM-Karte und nimmt diese auf die Hand. Danach folgt seine Bewegungsphase und zuletzt muss er (wenn er mehr als 5 Handkarten besitzt) diese an den Spieler auf dem letzten Platz abgeben. Nach jedem Spieler folgt ein Monsterzug.

Die Bewegung der Spielfiguren wird über die Bewegungsmarker gesteuert, d. h. das Bewegen zwischen Räumen oder das Durchführen einer Aktion in einem Raum kostet Bewegungspunkte. Natürlich können diverse Karten sämtliche Spieler-Werte - so auch die Bewegungsweite - verändern. Wird ein neuer Raum entdeckt, erhält dieser immer ein Monster und Sonderregeln, die diesen Raum betreffen. Monster werden, wie schon im Kartenspiel, natürlich bekämpft.

Die Kämpfe verlaufen ähnlich wie im Kartenspiel - man vergleicht den Wert des Monsters (plus/minus evtl. vorhandener Modifikatoren) mit der eigenen Stufe (plus/minus evtl. vorhandener Modifikatoren) . Allerdings wird bei beiden Werten noch ein Würfelwurf addiert, der selbstverständlich auch modifiziert werden kann. Natürlich dürfen einem die werten Mitspieler auch wieder helfen oder in den Rücken fallen. Und falls alles nichts hilft, muss man eben weglaufen. Im Erfolgsfall steigt der Spieler eine oder zwei Stufen auf und erhält natürlich den Schatz - im Fall einer Niederlage passieren "schlimme Dinge".

Nach dem Zug der Helden, folgt jeweils ein Monsterzug. Dabei ergibt ein Würfelwurf, welche Monster sich bewegen. Das Bewegen der Monster wird durch die Monster- und Raum-Eigenschaften gesteuert.

Das Spiel endet, wenn ein Spieler Stufe 10 erreicht und danach das Boss-Monster im Eingangsraum besiegt hat.

Fazit
Zunächst einmal Entwarnung: Auch das Munchkin-Brettspiel besticht durch all die Verrücktheiten und den schwarzen Humor, der schon die Kartenspiele auszeichnete. Leider gibt es in meinen Augen aber auch ein paar Kleinigkeiten, die den großen Spaß ein klein wenig trüben.

Da wäre zunächst die recht hohe Einstiegshürde. Die Anleitung ist wie schon beim Kartenspiel recht kompliziert (wenn auch äußerst lustig) aufgebaut. Im Gegensatz zum Kartenspiel sind es aber nicht nur 4 Seiten Regelwerk, die verstanden und gelernt werden wollen, sondern ganze 24. Diese Zahl zeigt es schon recht deutlich: das Munchkin Brettspiel ist viel komplexer als die Kartenspiele, auch wenn die grundlegenden Regeln sehr ähnlich sind. Hier sind Munchkin-Kenner deutlich im Vorteil - aber auch diese benötigen mindestens ein komplettes Spiel um die Regelvielfalt auch nur annähernd in den Griff zu bekommen. Dies wirkt sich natürlich auch auf den Spielfluss und die Spieldauer aus: beides wird in den Einstiegsspielen stark strapaziert.

Zweites kleines Manko ist in meinen Augen das Mikromanagement - es ist deutlich mehr zu beachten während des Spielens als in den Kartenspielen. Es ist nicht mehr möglich Hilfe von jedem Helden zu erhalten, die Bewegungsweite wird von diversen Eigenschaften beeinflusst und der Monsterzug ist ebenfalls von Würfelwurf, Monster und Raum abhängig. An diversen Stellen ist so viel zu beachten, dass der Spielfluss dadurch etwas ins Stocken gerät (Anfangs mehr, je besser man die Regeln kennt, etwas weniger).

Doch nun zu den positiven Dingen: das Spielmaterial ist sehr gelungen, auch wenn bei uns die Raum- und Verbindungsstücke teilweise etwas hakelig waren. Die Optik ist Munchkin-Typisch von John Kovalic gezeichnet und reiht sich nahtlos ist die Reihe ein. Es gibt zwar kein vernünftiges Ablagesystem für das Spielmaterial, aber zumindest liegen dem Spiel genügend Zipper-Tüten bei, um sämtliches Spielmaterial säuberlich zu ordnen. Schade finde ich, dass es die Monster nur als Papp-Aufsteller gibt, ich vermute aber, dass die Produktionskosten für Plastik-Monster zu hoch gewesen wären. Und natürlich ist der Humor genauso verrückt wie bei den Kartenspielen - wer ihn dort liebte, kann beruhigt aufatmen, wer mit den Kartenspielen nichts anfangen konnte, sollte auch das Brettspiel links liegen lassen.

Wenn man das Spiel einmal verinnerlicht hat, macht es fast soviel Spaß wie das Kartenspiel - wobei das "fast" vornehmlich auf die Komplexität zurückzuführen ist, die in meinen Augen nicht ganz zum eigentlich humorvollen und einfachen Spielprinzip passen will. Die Spieldauer ist deutlich länger als beim Kartenspiel, weswegen es wohl eher für Munchkin-Fans und weniger für Gelegenheitsspieler oder Munchkin-Neulinge geeignet ist. Ich würde auf jeden Fall ein Probespiel empfehlen. Der Preis von aktuell ca. 30 Euro ist für das gebotene Spielmaterial auf jeden Fall in Ordnung. Insgesamt ist "Munchkin Quest" eine würdige Brettspielumsetzung, wenn auch mit einer recht hohen Einstiegshürde.



19. Februar 2010 - (tp)

Rezensionsbilder