Rezension von Handelsfürsten - Herren der Meere


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Wenn vor einem eine der "kleinen Packungen" von Pegasus-Spiele liegt, weiß man in der Regel, was einen erwartet: Karten, Karten und noch mal Karten. Wenn man Glück hat, liegt noch ein Würfel dabei. Nicht so bei Handelsfürsten - was Pegasus hier in die Packung "gequetscht" hat, ist erstaunlich: 80 Karten (60 Warenkarten + 20 Sonderkarten), 30 kleine Holzwürfel (Warensteine) und 60 Goldmünzen aus Pappe. Fast schon zu viel Material für die kleine Packung und man muss gut ordnen, um alles wieder in der Packung unter zu bekommen. Das Spielmaterial ist durchweg als gelungen zu betrachten - sowohl qualitativ als auch illustratorisch. Die Karten sind sämtlich thematisch passend gestaltet und schön anzusehen.

Die Anleitung (2 Seiten) ist ebenfalls schön illustriert und die wenigen Spielregeln werden darin gut erklärt. Nach 5 Minuten kann man direkt mit dem ersten Spiel beginnen. Ein positiver ersten Eindruck, ohne Frage.

Thema & Ziel des Spiels
16. Jahrhundert. Irgendwo an einem Hafen. Waren werden von hier in alle Welt verschifft, und nur, wer rechtzeitig die geforderte Ware ausliefern kann, wird sich behaupten können. Bei Handelsfürsten geht es um das Verschiffen von Waren, um möglichst viel Gewinn zu erwirtschaften.

Gewonnen hat das Spiel, wer am Ende das meiste Gold verdient hat.

Spiel-Vorbereitungen

Siehe hierzu auch unsere Schritt-Für-Schritt-Anleitung!

Die Warenkarten werden gemischt. Die Sonderkarten werden nach den 4 Typen sortiert bereit gelegt. Ebenso die Goldstücke und Warensteine. Nun erhält jeder Spieler verdeckt 3 Warenkarten (auf die Hand) sowie 2 Schiffe (Sonderkarten), die er vor sich ablegt. 6 weitere Warenkarten werden offen in die Tischmitte gelegt.

Spielablauf

Siehe hierzu auch unsere Schritt-Für-Schritt-Anleitung!

Zunächst müssen die Schiffe beladen werden. Dafür wählt jeder Spieler reihum zunächst einen Warenstein aus dem Vorrat aus, und legt ihn auf eines der Schiffe. Danach wählt jeder Spieler in der gleichen Reihenfolge einen zweiten Warenstein für das 2. Schiff.

Nun läuft das Spiel in Runden ab. Der aktive Spieler führt in 2 Phasen jeweils eine Aktion aus. Diese sind in Phase 1:
  • Warenstein austauschen: Der Spieler nimmt einen Warenstein von einem seiner Schiffe und tauscht ihn gegen einen Warenstein auf dem offenen Vorrat aus)
  • Eine Sonderkarte kaufen: Der Spieler zahlt den angegebenen Goldbetrag und nimmt sich eine der ausliegenden Sonderkarten, die ihm zusätzliche Fähigkeiten einbringen, z. B. ein weiteres Schiff, die Möglichkeit in jeder Runde eine neue Warenkarte zu ziehen, die Fähigkeit 2 Warensteine zu tauschen oder ein regelmäßiges Goldeinkommen.
  • Passen: Der Spieler überspringt die 1. Phase


In Phase 2 stehen dem Spieler folgende 2 Aktionen zur Verfügung:
  • Warenkarte(n) ausspielen: siehe nachfolgenden Absatz
  • Zwei neue Warenkarten vom Nachziehstapel ziehen


Nach Durchführung seiner 2 Aktionen ist der nächste Spieler an der Reihe.

Wenn der Spieler in Phase 2 die Aktion "Warenkarte(n) ausspielen" wählt, löst er damit eine Wertung aus. Dazu spielt er beliebig viele seiner Handkarten aus, die allerdings die gleiche Farbe haben müssen, und legt diese über beliebige der ausliegenden 6 Karten. Jeder Spieler, der einen Warenstein in der Farbe, in der Karten ausgespielt worden sind, auf einem seiner Schiffe liegen hat, erhält pro Stein und pro nun ausliegenden Warenkarte dieser Farbe ein Goldstück.

Das Spiel endet sofort, wenn die letzte Warenkarte vom Nachziehstapel gezogen wurde. Gewonnen hat der Spieler mit dem meisten Gold.

Fazit
Ich will das Fazit mit dem Spielmaterial beginnen. Wie schon im Ersteindruck beschrieben, befindet sich wirklich viel Spielmaterial in der kleinen Schachtel, in der sich bei Pegasus meist "nur" Kartenspiele befinden - in meinen Augen fast zu viel Spielmaterial für die kleine Verpackung. Die Karten sind schön gestaltet, die Goldmünzen auf dicker Pappe gedruckt und auch das restliche Spielmaterial macht während des Spielens einen sehr guten Eindruck - lediglich die "Goldmünzen" hätte man für bessere Lesbarkeit 2-seitig bedrucken können. Insgesamt aber ein sehr guter Gegenwert für aktuell 10 Euro.

Das Spiel erinnert im ersten Moment an "Vor dem Wind" von Phalanx Games - Waren sammeln, Schiffe beladen und Punkte (Geld) kassieren. Aber "Handelsfürsten" spielt sich dann doch komplett anders und etwas unkomplizierter. Die wenigen Regeln sind schnell erklärt und eingängig - das eigentlich Spiel schnell gespielt. Unsere Partien dauerten selten länger als 30 Minuten. Sehr schön, für ein Spiel zwischendurch.

Obwohl durch das Ziehen von Karten ein gewisses Glücksmoment gegeben ist (sowohl für die eigenen, als auch für die Karten der Mitspieler, die Wertungen auslösen), überwiegt in meinen Augen die strategische Seite des Spiels. Der Einsatz der eigenen Ressourcen (Geld + Karten) will wohl überlegt sein und jede der 4 Sonderkarten hat ihre eigenen Vorzüge, die zum Sieg mit beitragen können. Aber natürlich ist man auch auf Glück angewiesen. Wenn man nicht die passenden Karten zieht um hohe Wertungen auslösen zu können oder wenn die Mitspieler ständig Wertungen auslösen, die einem selbst keine Punkte bringen, hat man recht wenig Chance auf den Sieg.

Hier wären wir dann auch bei den Dingen, die mich (und andere) bei Handelsfürsten etwas gestört haben. Jeder Spieler löst zwar einerseits auch für die Mitspieler Wertungen aus, die Interaktion zwischen den Spielern ist hingegen sehr gering. Wenn nicht zufällig auf meinen Schiffen passende Warenwürfel liegen, kann ich nichts gegen Wertungen von Mitspielern unternehmen. Trotz dieser Tatsache spielt jeder Spieler mehr oder weniger eigenständig vor sich hin - immer darauf bedacht das Verhältnis zwischen der eigenen Wertung und denen der Mitspieler positiv zu gestalten. Gerade bei nur 2 Spielern ist man stets darauf bedacht, nur Wertungen auszulösen, die dem Mitspieler keine Punkte bringen. Mit 3 oder besser 4 Spielern erhöht sich der strategische Teil etwas und das Spiel wird etwas interessanter. Trotz allem kann ich keine Aktionen der Mitspieler verhindern. Weiterhin besitzt das Spiel recht wenig Abwechslung - jedes Spiel verläuft gleich und durch die schnelle Abfolge der Aktionen wirken diese teilweise etwas eintönig, da es nur 5 Aktionen gibt, die ein Spieler ausführen kann.

Trotz dieser Schwächen würde ich Handelsfürsten als ein gutes Spiel bezeichnen, das sehr gut für ein Spiel zwischendurch geeignet ist, sofern man mit 3 oder 4 Spielern spielt - zu zweit hat uns das Spiel nicht so viel Spaß gemacht. Es ist unkompliziert und schreckt deswegen auch Gelegenheitsspieler keinesfalls ab. Für 10 Euro kann man nicht mit Handelsfürsten nicht viel falsch machen - kein Geniestreich von Reiner Knizia, aber auch weit entfernt von einem schlechten Spiel.



01. Januar 2008 - (tp)

Rezensionsbilder