Rezension von Talisman


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Talisman, 4. Edition - wenn es ein Spiel bis zur 4. Edition schafft, kann es so schlecht nicht sein und auch ich freue mich, endlich einmal wieder Talisman zu spielen ... lange ist es her. Die 4. Auflage erscheint in Kooperation von Pegasus und Heidelberger Spieleverlag. Optisch ist das Spiel auf jeden Fall gelungen, sowohl Cover, als auch Spielbrett und Spielkarten wissen durchaus zu gefallen und entführen die Spieler auch gleich in die erwartete Fantasywelt. Neben dem riesigen Spielbrett finden sich noch diverse Karten, Marker, 6 Würfel, 18 Miniaturen und ein Haufen Plastik-Münzen bzw. -Hütchen in der Verpackung. Reichlich Spielmaterial für eine abendfüllende Partie. Neben der Optik gibt es auch qualitätsmäßig nichts auszusetzen. Einziger Kritikpunkt ist, dass die Schrift auf den Karten doch sehr klein und gerade bei Dämmerlicht nicht sonderlich gut zu lesen ist.

Die Anleitung vermittelt bei 22 DinA-4 Seiten enorme Komplexität, doch der Eindruck täuscht. Einerseits finden sich in der Anleitung großflächige und reichhaltige Beispiele, andererseits empfinde ich den Aufbau als nicht so ganz gelungen - ich hatte das eine oder andere Mal den Eindruck, eine Regel mehrfach gelesen zu haben. Insgesamt aber ein ordentlicher Eindruck von Talisman.

Thema & Ziel des Spiels
Helden sind gut und retten die Welt - so oder so ähnlich steht es in fast jeder Heldengeschichte geschrieben. So auch in der Welt von Talisman, die Jahrhunderte ohne Herrscher blieb und nach und nach von allerlei gefährlichen Monstern und unsagbar Bösem erfüllt wurde. Nur wer alle Abenteuer besteht und seinen Helden immer weiter entwickelt, der kann in der schwierigsten aller Zonen die Krone der Herrschaft finden und so zum Herrscher über Talisman aufsteigen. Der Spieler, dem dies gelingt, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Abenteur- und Zauberspruchkarten werden gemischt und verdeckt neben das Spielfeld gelegt. Talisman- und Kaufkarten bilden jeweils einen offenen Stapel. Jeder Spieler erhält (wählt oder zieht) eine Charaktertafel samt Helden-Miniatur, die auf das auf der Charaktertafel angegebene Startfeld gesetzt wird. Jeder Spieler nimmt sich so viele Lebenspunkt- und Schicksalsmarker, wie auf der Charaktertafel angegeben, und legt diese zusammen mit einem Goldstück rechts neben seine Tafel. Der Zauberei mächtige Spieler ziehen die angegebene Anzahl an Zauberkarten auf die Hand. Weiterhin nimmt sich jeder Spieler die angegebenen Gegenstände, die er zum Spielstart besitzt. Das restliche Spielmaterial kommt in Reichweite aller Spieler auf den Tisch.

Spielablauf
Aufgrund der Regelvielfalt kann hier nur ein Überblick über die Regeln gegeben werden.

Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe führt er folgende 2 Aktionen durch: Bewegen und Begegnungen.
Zum Bewegen würfelt der Spieler mit einem Würfel und zieht dann seine Spielfigur um die entsprechende Anzahl an Feldern vorwärts oder rückwärts. Ggf. beeinflusst eine Karte oder ein Charakterwert diese Bewegungsweite.
Auf dem Feld, auf dem der Spieler landet, muss er nun eine Begegnung durchführen. Diese kann entweder ein Kampf mit einem Mitspieler auf dem gleichen Feld oder die Begegnung mit dem Feld selbst sein. In der Regel müssen auf einem Feld - der Beschreibungstext des Feldes erklärt dies - Abenteuerkarten vom Stapel gezogen werden. Liegen bereits Karten auf dem Feld, muss nur die Differenz der geforderten Kartenzahl gezogen werden. Nach dem Ziehen der Karten werden diese in der Reihenfolge ihrer Begegnungszahl (von niedrig nach hoch) abgehandelt. Ein Spieler kann auch selbst Karten ablegen, um ohne Karten nachzuziehen auf die erforderliche Anzahl an Karten zu kommen. Müssen keine Karten gezogen werden, folgt der Spieler den Anweisungen des Feldes.

Angriffe gegen Monster oder Mitspieler können bei Talisman entweder Kämpfe oder psychische Kämpfe sein. Kämpfe finden gegen Gegner mit Stärkewert, psychische Kämpfe gegen Gegner mit Talentwert statt. EIn Kampf besteht aus 5 Phasen:
  • Der Spieler kann - falls möglich - dem Kampf ausweichen, dann findet kein Kampf statt.
  • Kommt es zum Kampf kann der Spieler ggf. Zaubersprüche wirken.
  • Der Spieler würfelt mit einem Würfel und addiert sämtliche Angriffsboni sowie den Stärkewert der Spielers.
  • Der Spieler würfelt mit einem Würfel und addiert den Stärkewert der Kreatur. Wenn er möchte, kann der Spieler nun einen Schicksalspunkt ausgeben, um seinen Würfelwurf zu wiederholen.
  • Nun werden beide Werte verglichen. Gewinnt der Spieler, erhält er die Belohnung. Verliert der Spieler, verliert er einen Lebenspunkt was ggf. durch Zaubersprüche, Gegenstände oder Fähigkeiten verhindert werden kann. Bei einem Verlust der Spielers oder bei einem Unentschieden endet der Spielerzug sofort.

Besigt ein Spieler einen Gegner, darf er dessen Abenteuerkarte behalten bzw. bei Mitspielern deren Überreste plündern. Durch gesammelte Abenteuerkarten können die Spieler weitere Stärke- und Talentpunkte erhalten und so stärker und mächtiger werden.

Das Spielfeld ist in 3 Bereiche (Innen, Mitte, Außen) unterteilt. Über spezielle Felder können die Spieler den Bereich wechseln. Endgültiges Ziel des Spiels ist es, den innersten Bereich zu erreichen. Das dortige Ziel ist das Feld "Die Krone der Herrschaft", das das Spielziel darstellt, dass es zu erreichen gilt.

Fazit
Talisman ist ein Klassiker - und das ist er in meinen Augen auch zurecht, wenn man sich auf das Spielprinzip einlassen kann, was zugegebenermaßen nicht jedermanns Sache ist. Wer bei Talisman an einen gradlinigen strategischen Fantasy-Abenteuertitel denkt, der liegt, was den Fantasy-Teil angeht richtig - nicht jedoch, was den Strategie-Teil angeht und hier dürfte auch das größte Problem des Spiels liegen. Wem ein überwiegend glücksbestimmtes Spiel stört, der sollte sich Talisman gar nicht erst zulegen, denn hier ist fast alles glücksabhängig. Angefangen von der Bewegung (Würfel), über die Begegnungen (Karten) bis hin zu den Kämpfen (Würfel) wird fast alles Relevante vom Glück bestimmt.

Normalerweise mag ich keine glücksbstimmten Spiele - aber Talisman gefällt mir trotzdem. Eigentlich ein Widerspruch. Aber genau wie bei Risiko kann ich mich bei Talisman trotzdem auf das Spiel einlassen. Dies liegt einerseits an der gelungenen Aufmachung des Spiels und andererseits an dem ansonsten recht einfachen Spielprinzip, auch wenn durch die Anleitung alles etwas komplizierter dargestellt wird - letztenendes geht es "nur" darum, seinen Charakter weiter zu entwickeln um so in die innerste Region vordringen zu können.

Man muss diese Art Spiele mögen, ansonsten empfindet man es schnell als langweilige (und vor allem auch lange) Würfel- & Zieh-Orgie, denn dies sind die Hauptbestandteile des Spiels. Daher würde ich Talisman auch am ehesten Spielern empfehlen, denen eine stimmungsvolle Fantasywelt und das "leveln" des eigenen Charakters wichtiger ist als strategischer Tiefgang und eigene Beeinflussung des Spielablaufs. Gepaart mit sehr gelungenem Spielmaterial findet man ein nostalgisches Spiel, das verglichen mit heutigen Titeln natürlich spielerisch nicht ganz mithalten kann. Aber mich persönlich stört das nicht im geringsten. Auch wenn ich strategische Titel vorziehe - manchmal muss es eben auch etwas leichtere Kost sein - vor allem, wenn sie so schön daherkommt wie die neuste Auflage von Talisman. Lediglich die Anleitung empfinde ich - trotz vieler Beispiele - als Beispiel, wie man ein eigentlich einfaches Spielprinzip, kompliziert beschreiben kann.



05. Juli 2009 - (tp)

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