Rezension von Deukalion


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Parker/Hasbro bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Deukalion, das Spiel über griechische Helden aus der Antike vermittelt das Spiel-Thema bereits mit einem stimmigen Cover, voller mythischer Sagengestalten. Das Spielmaterial (Holzfiguren, Würfel, Karten) ist zwar nichts besonderes, aber guter solider Spiele-Standard. Lediglich der Plastik-Würfelbecher mit den 5 Ablageflächen für die Würfel, sei hier als besonderes Spielmaterial zu erwähnen. Auch das Spielbrett ist passend zu Thema illustriert. Da sich das Spielmaterial ganz gut in der Verpackung ordnen lässt, ein guter Ersteindruck.

Die DinA5-Anleitung ist mit 16 Seiten sehr umfangreich ausgefallen, beschreibt die nicht allzu vielen Regeln aber sehr ordentlich, mit vielen Beispielen und Abbildungen. Auch hier gibt es nichts zu meckern.

Thema & Ziel des Spiels
Wer wollte nicht schon einmal einen echten Helden spielen? Bei Deukalion geht dieser Traum in Erfüllung, denn die Spieler schlüpfen in die Rollen der griechischen Helden Deukalion, Perseus, Herkules und Achilles. Als solche Helden segeln die Spieler übers Meer, bekämpfen die mystische Schlange Hydra sowie die Mitspieler und erfüllen Aufgaben. Für viele Taten bekommen die Spieler Siegpunkte und wer eine (je nach Spielerzahl unterschiedliche) Anzahl an Siegpunkten ergattern konnte, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Jeder Spieler erhält (in seiner Farbe) ein Schiff (das auf eines der Ankerfelder bei Athen gestellt wird), eine Schiffsabbildung sowie 10 Kämpfer, die auf die Schiffsplanfelder gelegt werden. Auftrags- und Aktionskarten werden gemischt und auf die passenden Felder des Spielplans gelegt. Die obersten beiden Auftragskarten werden aufgedeckt. Jeder Spieler erhält verdeckt 1 Auftrags- und 3 Aktionskarten.

Die 15 Schätze (Holzwürfel) werden beliebig auf die Schatz-Felder des Spielplans verteilt. Die Hydra kommt auf ihr Startfeld. Die Siegpunkt-Karten werden bereit gelegt und der Startspieler erhält den Würfelbecher (Kylix) samt Würfel.

Spielablauf
Das Spiel verläuft in Runden. Ist ein Spieler an der Reihe, führt er die folgenden Aktionen durch:
  • Der Spieler würfelt mit der Kylix
  • Alle anderen Spieler dürfen nun, der Reihe nach, so viele Felder mit ihren Schiffen segeln und Aktionen durchführen, wie der Würfel in der Mitte der Kylix anzeigt. Alternativ dürfen sie 2 Kämpfer aus der Unterwelt zurück holen.
  • Der aktive Spieler stellt die Kylix ins Zentrum und legt fest, welcher Würfel zu welcher Aktion gehört. Nun führt der Spieler seine 4 Aktionen durch: Die Hydra bewegen (linker Würfel), Segeln (unterer Würfel), Kämpfer aus der Unterwelt zurückholen (rechter Würfel) und Karten ziehen (oberer Würfel).
  • Danach ist der nächste Spieler der aktive Spieler.
Beim Segeln dürfen sich die Schiffe waagerecht und senkrecht bewegen. Stehen 2 Schiffe auf dem gleichen Seefeld, kommt es zum Kampf (Ausnahme: Anker- sowie Styx-Felder). Die Hydra darf nur angegriffen werden, wenn eine passende "Hydra angreifen"-Auftragskarte ausliegt. Segelt ein Spieler auf einer der Styx-Felder, nimmt er sich alle Kämpfer aus der Unterwelt zurück in Boot (solange er diese dort unterbringen kann). Hat der Spieler die alleinige Mehrheit an Kämpfern in der Unterwelt, erhält er 2 Siegpunkte. Erfüllt ein Spieler eine der ausliegenden Auftragskarten (oder die, die er auf der Hand hält), erhält er sofort als Belohnung die Karte und damit die Siegpunkte und es wird ggf. eine neue Auftragskarte auf dem Spielplan ausgelegt.

Bei einem Kampf nimmt ein Spieler alle beteiligten Kämpfer vom Boot und "würfelt" mit diesen. Je nach Lage der Figur zählt diese einen Punkt (wenn die Figur liegt), einen halben Punkt (wenn die "steht") bzw. muss in die Unterwelt gelegt werden (wenn das Kreuz oben liegt). Der Spieler mit den meisten Punkten bzw. der Verteidiger bei Gleichstand, gewinnt. Kämpfe gegen Siedlungen oder die Hydra werden analog ausgetragen: Bei Städten gilt es mindestens den Verteidigungswert der Stadt zu erwürfeln, bei der Hydra müssen es 5 Punkte sein. Gewinnt ein Spieler den Kampf gegen eine Stadt erhält dieser entweder einen Schatz aus der Stadt oder es können ein oder zwei Kämpfer zurückgelassen werden, die am Spielende Siegpunkte bringen. Das Spiel endet, wenn ein Spieler die erforderliche Anzahl an Siegpunkten erreicht hat.

Fazit
Deukalion einzuordnen fällt mir schwer, denn es ist irgendwo ein "Mittelding" zwischen diversen Kategorien. Vom Spielprinzip her ist es eigentlich ein einfach zu erlernendes Familien-Zug-Spiel, bei dem es zumeist darum geht mit seinem Schiff von A nach B nach C und zurück nach D zu segeln. Auf der anderen Seite, will es aber auch strategische Tiefe vermitteln, bei der es darum geht, sein Würfelergebnis taktisch geschickt auf die einzelnen Aktionen zu verteilen. Diesem taktischen Anreiz entgegen steht wieder der doch recht hohe Glücksanteil: Glück beim Würfeln, Glück beim Karten ziehen und Glück beim Kämpfen.

Dieses hin-und-her pendeln zwischen den Genres macht es Deukalion schwer Spielergruppen anzusprechen. Für die Strategen ist der Glücksanteil zu hoch und die taktischen Möglichkeiten zu gering. Für Familien (insbesondere Kinder) dürften die taktischen Entscheidungen, die man treffen muss, einen Hauch zu komplex sein. Und für die Gelegenheitsspieler (für die ich Deukalion noch am ehesten interessant finde) fehlt so ein bisschen die Abwechslung. Dabei scheint das Spiel nach dem Durchlesen der Regeln sehr interessant zu sein. Das Thema der griechischen Mythologie wird sehr schön eingefangen und ist in meinen Augen auch gut umgesetzt. Zwischen Hydra, Styx und mythologischen Namen kommt tatsächlich Spannung auf. Das Spielmaterial ist recht hübsch und qualitativ im oberen Bereich anzusiedeln - lediglich der laute Plastik-Würfelbecher nervt ein wenig. Auch beim Spielen herrscht bei uns keinesfalls Langeweile, da man immer etwas zu tun hat: Segeln, Einsammeln, Kämpfen. So weit so gut. Neben dem Würfelbecher gibt es eigentlich nur wenige Dinge, die etwas stören, wie z. B. die Tatsache, dass man zum Kämpfen die eigenen Spielfiguren vom Boot nehmen muss, nur um sie nach dem Kampf wieder ordentlich auf die 10 Bootsplätze zu legen. Die Idee, direkt mit den Figuren "zu würfeln" ist zwar recht originell, bringt aber gegenüber Würfeln keinen wirklichen Gewinn. Auch der Würfelbecher mit den 5 vorgesehenen Plätzen für die Würfel zur Bestimmung der Aktionen ist eher ein "Goodie" - wirkt aber zugegebenermaßen sehr originell.

Was macht die Einschätzung von Deukalion denn nun so schwer, wenn das Spiel an sich doch recht interessant war. In meinen Augen ist es der Wiederspielwert, denn rückwirkend betrachtet bietet Deukalion nicht allzu viel Neues. Würfelergebnisse bestimmen die Aktionen, der Kampf ist rein vom "Figuren-Würfelglück" abhängig und die Aufgaben-Karten, die man während des Spiels zieht ähneln sich allesamt und einige Aktionskarten bieten dem Spieler einen immensen Vorteil. Auch die 2 Siegpunkte, die man bei Mehrheit in der Styx beim Abholen seiner Untergebenen bekommt, wirkten etwas großzügig. Da man immer etwas zu tun hat, wirkt das Spiel kurzweilig - im Nachhinein betrachtet fehlte vielen Testspielern aber das "gewisse Etwas", dass an diesem Spiel fesseln würde, um ein erneutes Spiel zu wagen. Gleichzeitig gab es aber auch Spieler, denen dieser Genre-Mix sehr gut gefallen hat und die die Hatz nach Schätzen und Punkten motiviert hat.

Noch vor 5 Jahren, wäre Deukalion vermutlich ein hochgelobtes Spiel von mir geworden, doch gerade im letzten Jahren kamen so viele innovative Spiele heraus (z.B. Agricola oder Stone Age), die auch Gelegenheitsspielern Spaß machen - da wirkt Deukalion für mich persönlich etwas "altbacken". Es ist definitiv kein schlechtes Spiel, das überhaupt keinen Spaß machen würde, aber im Vergleich zu anderen Spielen fällt es in meiner persönlichen Bestenliste doch in den mittelmäßigen Teil zurück - und das trotz der leider sehr schönen Aufmachung. Da die Meinungen über das Spiel aber bei den Spielern auseinander gingen, empfehle ich allen Gelegenheitsspielern ggf. trotzdem einen Blick auf das Spiel zu werfen - eventuell trifft es ja genau den persönlichen Geschmack, dem allerdings ein recht hoher Glückanteil nichts ausmachen sollte. Der Preis von aktuell ca. 25 Euro geht in Ordnung, mehr als 30 Euro sollte man allerdings nicht ausgeben.



30. November 2008 - (tp)

Rezensionsbilder