Rezension von Steel Driver


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Steel Driver
Der Autor Martin Wallace ist bekannt für seine guten und anspruchsvollen Eisenbahnspiele. Nun kommt mit "Steel Driver" von ihm ein weiteres Spiel zu diesem Thema. Es ist zwar etwas leichtgewichtiger als seine anderen, aber dennoch nicht zu unterschätzen.

Spielausstattung
Das Spielmaterial besteht fast komplett aus Holz. Da wären die 6 verschiedenfarbigen Kontrollsteine in Form einer Lokomotive, die 30 runden Anteilsteine (5 pro Gesellschaft), die 12 runden Gesellschaftsmarker (2 pro Gesellschaft), 102 Schienenverbindungen (17 pro Gesellschaft), die 3 schwarzen Spielmarker, die 60 blauen Investitionssteine und die 38 Warensteine (12 weiße, 12 schwarze, 6 grüne, 5 orangene und 3 rosafarbige). Der große Spielplan zeigt die USA zu Beginn ihrer Blütezeit. Die wichtigsten Städte sind abgebildet und über unterschiedliche Strecken miteinander verbunden. Am oberen Rand befinden sich Felder in den unterschiedlichen Farben der sechs Gesellschaften. Eine Zugleiste zeigt die Reihenfolge für die Gesellschaften und die aktive Gesellschaft an. Darunter befindet sich ein Rundenanzeiger. Desweiteren gibt es eine Gewinnleiste, die den jeweiligen Gewinn einer Gesellschaft in der laufenden Runde anzeigt. Letztendlich ist noch Papiergeld in den Stückelungen $ 10, $ 50 und $ 250 vorhanden.

Spielziel
Bei "Steel Driver" investieren die Spieler jede Runde neu in sechs Eisenbahngesellschaften, um die Kontrolle über diese zu erlangen. Anschließend bauen die Gesellschaften von Stadt zu Stadt ihr Liniennetz aus. Die jeweiligen Spieler erhalten hierfür Gewinnzahlungen aus den von ihnen kontrollierten Gesellschaften. Nach fünf Runden findet eine große Endabrechnung statt, wo die Spieler für die Gesellschaften Warensteine von den Städten einsammeln. Entsprechend wird der Wert je Gesellschaft festgelegt und an die Spieler nach Anteilen ausgezahlt. Der erfolgreichste Investor gewinnt das Spiel.

Spielablauf
Die Kontroll- und Anteilssteine kommen nach Farbe sortiert auf die entsprechenden Felder auf dem Spielplan. Je ein Gesellschaftsmarker jeder Farbe wird in vorgegebener Reihenfolge auf die Zugleiste gelegt. Die restlichen Gesellschaftsmarker (wieder je einer pro Farbe) kommen auf das Feld 0 der Gewinnleiste. Die beiden schwarzen Spielmarker werden jeweils auf die erste Position vom Rundenanzeiger und unterhalb der Zugleiste gesetzt. Die Schienenverbindungen, Investitions- und Warenstein, sowie das Spielgeld werden neben dem Spielplan bereit gelegt. Der jüngste Spieler bekommt den schwarzen Spielstein "aktiver Spieler".

"Steel Driver" geht insgesamt über fünf Spielrunden. Jeder Runde unterteilt sich in folgende Phasen:

1. Investitionssteine nehmen
2. Kontrollsteine versteigern
3. Schienenverbindungen legen
4. Gewinne einstreichen
5. Rundenende

Im Anschluss daran, gibt es nochmal eine spezielle Endabrechnung.

In Phase 1 erhalten die Spieler Investitionssteine anhängig von der Spielerzahl. Bei vier Spielern erhält jeder zum Beispiel immer 8 Steine.

In Phase 2 werden die Kontrollsteine der einzelnen Gesellschaften an die Spieler versteigert. Hierbei bestimmt der aktive Spieler die erste Gesellschaft, deren Kontrollstein versteigert werden soll. Alternativ kann er dieses Recht auch an den nächsten Spieler weitergeben, in dem er den Spielstein "aktiver Spieler" übergibt. Der entsprechende Spieler gibt nun das erste Gebot ab, indem er eine beliebige Anzahl seiner Investitionssteine nennt. Reihum kann nun jeder Spieler erhöhen oder passen. Der Gewinner der Auktion bekommt den Kontrollstein der entsprechenden Farbe, sowie einen passenden Anteilsstein. Die gebotenen Investitionssteine legt er auf das Feld der eben erworbenen Gesellschaft. Der "aktive Spieler" wird an den nächsten Spieler weiter gegeben und die nächste Auktion kann beginnen. Dies geht solange, bis alle Kontrollsteine versteigert wurden.

In Phase 3 werden nun die Schienenverbindungen zwischen den einzelnen Städten gebaut. Die Gesellschaften handeln dabei in Reihenfolge auf der Zugleiste. Derjenige Spieler, der hier die erste Gesellschaft kontrolliert, darf beginnen. Er muss eine Schiene auf eine freie Verbindung legen. Dies kostet Investitionssteine, die aus dem Pool der entsprechenden Gesellschaft bezahlt werden. Wie viele, steht auf der jeweiligen Verbindung auf dem Spielplan. Die Schienenverbindungen einer Gesellschaft müssen immer lückenlos sein. Die Gesellschaft erhält sofort den Gewinn aus einer der beiden angeschlossenen Städte. Dieser ist auf der jeweiligen Stadt aufgedruckt und die Auszahlung erfolgt, indem der farblich passende Spielstein auf der Gewinnleiste um den Wert vorgerückt wird. Danach ist die nächste Gesellschaft an der Reihe. Es ist darauf zu achten, dass so viele Verbindungen gelegt werden müssen, wie es anhand der Investitionssteine möglich ist. Hat eine Gesellschaft nicht mehr genügend Investitionssteine, muss sie passen. Die Reihenfolge, in der diese Runde gepasst wird, bestimmt die neue Reihenfolge für die nächste Runde.
Einmal im Spiel erhalten die Gesellschaften eine Bonuszahlung. Diese erfolgt, wenn erstmalig zwischen den Städten San Franzisco und New York eine durchgehende Schienenverbindung entsteht. Das Spiel wird unterbrochen und alle beteiligten Gesellschaften erhalten einen festen Bonus.

In Phase 4 werden nun die Gewinne der einzelnen Gesellschaft aus der jeweiligen Runde an die Spieler ausgezahlt. Hierbei bekommt jeder Spieler den Gewinn aus der von ihm kontrollierten Gesellschaft anhand der Gewinnleiste in Form von Geld.

In Phase 5 wird die nächste Runde vorbereitet. Die Gesellschaftsmarker auf der Gewinnleiste werden wieder auf 0 gesetzt. Alle übrig gebliebenen Investitionssteine bei den Spielern und bei den Gesellschaften verbleiben dort. Der Rundenzähler rückt eine Position weiter. Die Kontrollsteine der Gesellschaften kommen zurück auf das jeweilige Gesellschaftsfeld auf dem Spielplan. Dies gilt allerdings nicht nach der fünften Runde. Hier verbleiben die Kontrollsteine bei den jeweiligen Spielern.

Nach der fünften Runde erfolgt die große Endabrechnung. Die Spieler haben bis dahin über die fünf Spielrunden schon einiges an Spielgeld ausgezahlt bekommen. Doch jetzt zeigt sich welche Gesellschaft wirklich am erfolgreichsten ist und nochmal die meisten Gewinne abwirft.
Nun werden die Warensteine, die bisher noch nicht zum Einsatz kamen, auf die Städte verteilt. Auf jede Stadt wird genau ein Warenstein der entsprechenden Farbe gelegt. Anschließend wird für jede Gesellschaft festgestellt, wer die Kontrolle über sie hat. Dies ist immer der Spieler mit den meisten Anteilen. Er erhält den entsprechenden Kontrollstein. Nun dürfen die Gesellschaften - vertreten durch die entsprechenden Spieler - reihum einen Warenstein vom Spielplan entfernen. Natürlich muss eine Schienenverbindung zu der jeweiligen Stadt existieren. Hier kommt es darauf an, möglichst viele Sätze mit unterschiedlichen Farben zu besitzen. Die gesammelten Sätze werfen unterschiedlich hohe Gewinne ab, die in Form von Geld an die Spieler, pro Anteilstein je Gesellschaft, ausgezahlt werden.

Der Spieler mit dem meisten Geld gewinnt das Spiel.

Fazit
Die Spielanleitung von "Steel Driver" ist sehr ausführlich und lässt keine Fragen offen. Durch diese Sorgfalt ist sie allerdings ein wenig zu lang geworden und liest sich manchmal etwas holprig. Vielleicht wäre eine andere Aufteilung mit Randnotizen zum schnelleren Auffinden für den Leser zugänglicher gewesen. Sehr gelungen sind die vielen hervorgehobenen Beispiele. Die Kurzanleitung am Ende trägt ebenfalls gut zur Übersicht während des Spieles bei und erleichtert den Wiedereinstieg für die nächste Runde. Das Cover verwirrte uns zunächst etwas. Der Riese mit der Glatze sieht mit seinem grimmigen Blick und schweren Hammer eher wie ein Schläger aus, als ein Schienenverleger. Nur im Hintergrund ist zu erahnen, dass es um den Eisenbahnbau geht. Ein taktisches Wirtschaftsspiel ist darin nicht zu erkennen. Das dürfte gerade die weiblichen Spieler abschrecken, die sich eh schon mit dem Thema meist etwas schwerer tun. Das Cover der Originalausgabe sah da schon ein wenig freundlicher aus. Ansonsten ist das Material von hervorragender Qualität und auch die Aufmachung ist sehr zweckmäßig und wirkt gerade durch die Schlichtheit nicht überladen. Trotz der Materialfülle bleibt das Spiel dadurch immer übersichtlich.

Der Spielablauf ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach eins bis zwei Runden schnell verinnerlicht. Die Mechanismen greifen wunderbar ineinander. Die Versteigerung der einzelnen Gesellschaften ist spannend und macht sogar Auktions-Muffeln Spaß. Interessant ist, dass die Investitionssteine immer im Spiel bleiben, denn je mehr man davon für eine Gesellschaft bietet, umso mehr hat diese dann für den Schienenbau zur Verfügung. Hier geht es also nicht nur darum eine Auktion zu gewinnen, sondern auch noch abzuwägen mal mehr Steine zu bieten, als nötig wären. Dann ist da noch das Dilemma, sich auf eine Gesellschaft zu konzentrieren, oder lieber überall etwas mitzumischen. Leider hat sich in unseren Runden gezeigt, dass meistens derjenige gewinnt, der hauptsächlich in eine Gesellschaft investiert hat. Hier gilt es für die Mitspieler aufmerksam zu bleiben und rechtzeitig gegenzusteuern. Interessant ist auch, dass einzelne Städte oder sogar ganze Gesellschaften durch Schienenverbindungen abgeschnitten werden können. Ganz wichtig ist es schon während des Spieles die Endabrechnung im Auge zu behalten. Man muss darauf achten, seine favorisierte Gesellschaft an möglichst viele Städte unterschiedlicher Farbe anzuschließen, um am Ende möglichst viele unterschiedliche Warensteine einsammeln zu können. Das ist aber nicht so einfach, da die Farben teilweise regional angesiedelt sind und somit weite Strecken gebaut werden müssen. Außerdem gibt es von jeder Farbe unterschiedlich viele. Manche sind öfter vertreten und von den rosafarbigen gibt es zum Beispiel nur drei. Entsprechend sind diese drei Städte heiß umkämpft. Und da kommt es nicht nur darauf an, dass eine Gesellschaft eine Schienenverbindung dort hat (was meistens gelingt), vielmehr spielt hier auch die Zugreihenfolge bei der Endabrechnung eine entscheidende Rolle. Somit ist die Endabrechnung nochmal ein kleines Spiel nach dem Spiel und macht mindestens genauso viel Spaß. Man sieht also, dass "Steel Driver" einige taktische Möglichkeiten zulässt und entsprechende Abwechslung bietet. Insgesamt bleibt das Spiel über die gesamte Spieldauer spannend. Einzig ein zurückliegender Spieler hat es schwer wieder aufzuholen.

Anders bei diesem Spiel ist auch, dass die Siegpunkte in Form von Spielgeld ausgezahlt werden. Das ist zunächst weniger schön, da sich Geld umständlicher hantieren lässt. Immer wieder muss Geld gewechselt und am Schluss alles zusammengezählt werden. Auf der anderen Seite hat es den Vorteil, dass nicht immer jeder sieht, wie viel Geld, bzw. Punkte die Mitspieler schon besitzen und außerdem trägt es wesentlich zur Atmosphäre des Spieles bei. In der realen Wirtschaft geht es schließlich auch um Geld und nicht um Siegpunkte.

"Steel Driver" ist ein relativ leicht zugängliches Eisenbahn- und Wirtschaftsspiel mit vergleichsweise hoher taktischer Tiefe bei angenehmer Spieldauer. Uns hat es gut gefallen und es wird sicherlich öfter auf den Tisch kommen.



29. April 2010 - (ms)

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