Rezension von Valdora


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Abacus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Auf dem Cover von Valdora sind 3 lachende Abenteurer abgebildet, die gerade eine Stadt betreten. Genauso gut gelaunt wie die 3 Abenteurer ist ein Spieletester, wenn er das Spielmaterial von einem Spiel wie Valdora sieht. Hier stimmen sowohl Qualität als auch Quantität: diverse hübsch illustrierte Marker und Spielkarten, ein liebevoll gestalteter Spielplan, 4 "Bücher" (Ablagen für die Karten) aus Holz, 5 ebenfalls hölzerne Spielfiguren, ein Stoffbeutel, ein Beutel Silbermünzen (aus Plastik) sowie ein Beutel Edelsteine. Alles sehr qualitativ hochwertig und vor allem: Alles fein säuberlich in der Verpackung verstaubar.

Die Anleitung ist zwar reich bebildert, wirkt aber etwas textlastig. Die Wortwahl in der Anleitung ist an manchen Stellen etwas gewöhnungbedürftig und irritieren - das Aufsammeln von Edelsteinen wird z. B. als "aufladen" bezeichnet. Die Regeln werden gut erklärt - das eine oder andere Mal nachschlagen wird aber nötig sein.

Thema & Ziel des Spiels
Valdora ist ein Tal in einer fantastischen Welt, in der unermessliche Reichtümer und Abenteuer auf die Spieler warten. Doch um an diese Reichtümer zu gelangen müssen die Spieler diverse Aufgaben erfüllen und erhalten dafür Siegpunkte. Wer am Spielende die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Jeder Spieler nimmt sich eine Spielhilfe, beide Startkarte sowie eine Spielfigur und stellt diese in die Spielplanmitte. Die Startkarte wird mit der Seite "ohne Proviant" offen ausgelegt - die Ausrüstungskarte kommt links daneben. Der Startspieler erhält 1 Münze - reihum erhält jeder Spieler immer eine Münze mehr.

Auf jedes Edelsteinfeld auf dem Spielplan werden 6 zufällige Edelsteine gelegt. Die Plättchen "Werkstatt" sowie die Bonusplättchen und die Übersichtskarte kommen neben den Spielplan. Die Ausrüstungs- und Auftragskarten werden in jeweils 2 identische Sätze aufgeteilt, gemischt und auf die hölzernen Bücher in den 4 Städten gelegt. Die Handwerkstafel kommt ebenfalls neben den Spielplan - die Handwerkplättchen werden in Stapeln an die jeweils farblich passende Seite der Handwerkstafel gelegt.

Spielablauf
Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe, bewegt er zunächst seine Spielfigur und führt danach eine der möglichen Aktionen durch. Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

Bewegen:
Der Spieler bewegt seine Figur beliebig weit mit folgenden Einschränkungen: Die Bewegung eines Spielers endet spätestens beim Durchqueren einer Stadt und endet die Bewegung auf einem Feld, auf dem Mitspieler stehen (Ausnahme: Silbermine), muss an diese jeweils eine Münze bezahlt werden. Kein Spieler darf mehr als 6 Münzen besitzen und durch Abgabe von Proviant darf durch eine Stadt hindurch gezogen werden ohne das der Zug beendet werden muss.

Aktionen:
Der Spieler kann eine der folgenden Aktionen auswählen:
  • Ausrüstung oder Auftrag erwerben: Befindet sich der Spieler auf einem Stadtfeld, kann er beliebig viele der offen ausliegenden Karten erwerben. Für eine Ausrüstungskarte zahlt der Spieler 1 Gold in die Spielplanmitte ("Edelsteinfeld") und legt die Karte links neben seine Abenteuerkarte aus. Für eine Auftragskarte zahlt der Spieler 1 Silbermünze in die Bank und legt die Karte rechts neben seiner Abenteuerkarte aus. Ein Spieler darf maximal 3 unerledigte Aufträge besitzen - es ist erlaubt nicht gewünschte Aufträge zurück auf ein Buch zu legen. Neben der Möglichkeit die offen ausliegenden Karten zu nehmen, kann ein Spieler auch "umblättern" - das erste Umblättern pro Zug ist kostenlos, jedes weitere kostet 1 Münze (an die Bank).
  • Edelstein "aufladen": Befindet sich der Spieler auf einem Straßenfeld darf er beliebig viele dort ausliegende Edelsteine auf Ausrüstungskarten legen. In einem Hafenfeld darf der Spieler maximal so viel Edelsteine aus dem Ablagefeld nehmen, wie sich Schiffe im Hafen befinden. Der Spieler kann auch Edelsteine in die Spielplanmitte legen, um Platz auf seinen Ausrüstungskarten zu schaffen. Ggf. ist das Aufladen von Edelsteinen mit Silbermünzen zu bezahlen.
  • Auftrag erledigen: Befindet sich der Spieler auf einem Auftraggeberfeld kann er beliebig viele Aufträge dieses Auftraggebers erfüllen. Er legt dafür die erforderlichen Edelsteine auf das Ablagefeld bzw. Silbermünzen in die Bank. Für jeden erledigten Auftrag erhält der Spieler ein entsprechendes Handwerksplättchen (sollte die Farbe nicht mehr verfügbar sein, bekommt man das nächste verfügbare Plättchen im Uhrzeigersinn). Besitzt ein Spieler die auf einer Werkstattkarte angegebene Anzahl an Plättchen erhält er ebenfalls die Werkstattkarte - für jede nun erledigte Aufgabe dieser Farbe erhält der Spieler ein Bonusplättchen.
  • Bargeld auffüllen: Befindet sich der Spieler auf einem Silberminenfeld füllt er seinen Sibermünzenvorrat auf 6 Münzen auf.
  • Proviant nehmen: Befindet sich der Spieler auf einem Stadtfeld, kann sich der Spieler Proviant nehmen und seine Spielerkarte auf die Seite "mit Proviant" drehen.

Das Spiel endet, wenn neben der Handwerkstafel nur noch Plättchen einer Farbe liegen. Nun erfolgt die Wertung: Für jeden erledigten Auftrag erhält der Spieler die aufgedruckten Punkte. Für jede Farbe, von der er mindestens ein Handwerkplättchen besitzt, 10 Punkte. Für jede Werkstatt die aufgedruckte Punkte. Für jedes Bonusplättchen 10 Punkte und für jeden Edelstein auf einer Ausrüstungskarte 1 Punkt. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Fazit
Zunächst einmal zum Absoluten Highlight von Valdora: Das Spielmaterial kann auf ganzer Linie überzeugen, denn soviel unterschiedliches Spielmaterialien in hoher Qualität erlebt man nicht allzu häufig. Kartenablagen aus Holz (um ein Buch darzustellen), durchsichtige bunte Edelsteine, ein Stoffbeutel, hölzerne Spielfiguren und edel illustrierte Karten lassen keine Klagen zu. Lediglich die "Silbermünzen" aus Plastik wirken etwas fehlplatziert.

Nun zum eigentlichen Spiel, dass die durch das Spielmaterial sehr hoch liegende Messlatte leider nicht ganz erreichen kann, so dass es in Summe aber noch für eine gute Note reicht.

Valdora wirkt auf den ersten Blick als strategisches Zugspiel und bietet durch eine akzeptable Regelmenge auch für Gelegenheitsspieler einen guten Einstieg. Im Endeffekt entpuppt sich Valdora schließlich als Optimierungsspiel, bei dem es vor allem darauf ankommt, die eigenen Züge möglichst optimal zu planen und zu optimieren. In den ersten Partien scheint es, als ginge es nur darum, Edelsteine aufzusammeln und Aufträge abzugeben. Weiterhin bieten die Regeln (obwohl überschaubar) doch einiges Potenzial zum Nachschlagen, da gerade am Anfang die möglichen Aktionen überfordern könnten - dies legt sich aber schnell während der ersten Partie. Spätestens bei der dritten Partie sollten die Spieler aber dazu übergehen, möglichst oft mehrere Edelsteine pro Aktion aufzusammeln, um so Aktionen zu "sparen".

Die gegenseitige Einflussnahme ist leider sehr begrenzt - außer dem "Karten wegschnappen" gibt es nicht viele Möglichkeiten den Gegner nachhaltig zu behindern. Trotzdem sollte man die Mitspieler nicht aus dem Auge verlieren, da insbesondere die Werkstattpunkte am Spielende durchaus spielentscheidend sein können und dadurch eine eigene "Strategieanpassung" sinnvoll sein könnte, auch wenn es meist besser ist, die eigene Strategie weiter zu verfolgen. Der Leerlauf bei Valdora ist gering, da ein Spielzug nicht lange dauert und man so in kurzen Abständen an der Reihe ist.

Das größte Problem Valdoras in meinen Augen ist der Wiederspielwert, da innerhalb einer Partie recht wenig Abwechslung herrscht - was nicht heißen soll, dass eine Partie nicht bis zum Ende spannend ist. Im Gegenteil: Meist ist bis zum Ende nicht ersichtlich, wer nun tatsächlich gewonnen hat. Aber das Optimieren der eigenen Spielzüge ist nicht der Geschmack von Jedem, so dass es durchaus auch langweilig wirken kann. Meine Meinung ist irgendwo in der Mitte. Valdora hat so schönes Spielmaterial, dass man es hin und wieder einfach herausholen muss, auch wenn das Spielprinzip für mehrere Partien hintereinander etwas zäh wirkt, da ein Spiel mit mehr als 3 Spielern problemlos die Stundengrenze überschreiten kann. Insgesamt würde ich Valdora mit einer "2-" bewerten. Sicherlich nicht das beste Spiel von Michael Schacht aber dennoch weit davon entfernt im Mittelmaß versinken zu müssen.



15. September 2009 - (tp)

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