Rezension von Kunststück


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Gmeiner Verlag bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Das Spielmaterial befindet sich in einer stabilen schwarzen Packung, die dezent, aber thematisch passend, gestaltet ist. Die Spielkarten haben auf den ersten Blick ein sehr lang gestrecktes Format und wirken etwas rutschig - beim Spielen ergaben sich dadurch allerdings keine Beeinträchtigungen. Die Karten sind mit Fotos bzw. der Gemälden versehen - bei den Auftragskarten hätte ich mir ein bisschen mehr Abwechslung wie das Geldbündel gewünscht. Ansonsten sind die Karten aber übersichtlich - alles wichtige ist schnell zu erkennen.

Die Anleitung ist sehr textlastig - bis auf die Startaufstellung und das Spielmaterial gibt es keine Beispiele oder Illustrationen. Da es insgesamt aber nur recht wenige Regeln gibt und diese vernünftig erklärt werden, fällt dieses Manko nicht ganz so schwerwiegend ins Gewicht - hier hätte ich mir aber ein bisschen mehr kreativität gewünscht. Insgesamt aber ein ordentlicher Ersteindruck.

Thema & Ziel des Spiels
Die Spieler verkörpern gerissene Kunstdiebe, die durch ständiges "verschieben" ihrer gestohlenen Gemälde versuchen, diese vor der Polizei in Sicherheit zu bringen, um sie dann an interessierte Auftraggeber zu verkaufen. Dies bringt Punkte und wer am Spielende die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
In die Tischmitte werden untereinander die Asservartenkammer, die 3 weißen (=neutralen) Verstecke sowie je nach Spielerzahl 1 Spieler-Versteck gelegt. Links neben die Asservartenkammer kommt die Razzia-Karte. Die Gemäldekarten werden gemischt und die Großrazzia in das untere Drittel gesteckt. Die Auftragskarten werden ebenfalls gemischt und oberhalb der Kartenreihe abgelegt - die oberste Karte wird offen rechts daneben gelegt. Jeder Spieler zieht eine Auftrags- und eine Gemäldekarte und nimmt diese auf die Hand. Zuletzt wird neben jedes Spieler-Versteck offen eine Gemäldekarte gelegt.

Spielablauf
Das Spiel geht reihum. Jeder Spieler führt (so er es kann) in der angegebenen Reihenfolge folgende 3 Aktionen durch:
  • Neue Karte aufnehmen: Der Spieler zieht entweder vom Auftrags- oder vom Gemäldestapel eine Karte und nimmt diese auf die Hand. Hat ein Spieler bereits 3 Handkarten, legt er die gezogenen Karte neben ein weißes oder ein Versteck in der Spielerfarbe (Gemäldekarte) bzw. neben den Auftragsstapel. Neben Auftragsstapel und den weißen Versteckkarten dürfen maximal 5 Karten liegen - neben den Spielerversteck-Karten maximal 3. Gemäldekarten werden in Verstecke immer von rechts angelegt und immer von rechts weggenommen.
  • Karte verschieben / spielen: Der Spieler spielt entweder eine Handkarte auf den Tisch aus und legt diese regelgerecht an. Oder er nimmt sich eine (rechts) ausliegende Karte auf die Hand. Oder er verschiebt ein (rechts) ausliegendes Gemälde in ein anderes Versteck bzw. in die Asservartenkammer. Oder der Spieler löst ein Razzia aus - dies ist nur dem Spieler möglich, neben dessen Versteck aktuell die Razzia-Karte ausliegt oder im Fall, dass die Razzia-Karte neben einem neutralen Versteck (weiß) liegt. Er verschiebt die Karte neben ein anderes Versteck. Liegt die Karte nun neben einem neutralen Versteck entscheidet der Spieler (von rechts nach links), ob er die Karten umschichtet oder auf die Hand nimmt. Liegt die Razzia-Karte neben einem Spieler-Versteck, darf dieser die Reihe auflösen - Karten, die weder auf die Hand, noch in ein Versteck umgeschichtet werden (können), kommen in die Asservartenkammer.
  • Auftrag erfüllen: Der Spieler erfüllt einen offen ausliegenden oder einen Auftrag von der Hand. Er legt den Auftrag offen vor sich aus und teilt den anderen Spielern mit, wie hoch der Gesamtwert an Verkäuflichkeiten ist, die er bieten kann (mindestens aber 7) - dazu zählt er alle Verkäuflichkeiten auf seinen passenden Handkarten und den passenden Versteck-Karten zusammen. Reihum kann nun jeder Spieler das "Gebot" überbieten - dabei dürfen nie Original und Fälschung des gleichen Bildes zusammen angeboten werden. Der Spieler mit den höchsten Verkäuflichkeiten legt Auftrags- und Gemäldekarten vor sich ab.

Das Spiel endet, wenn nach dem Aufdecken der Großrazzia-Karte jeder Spieler noch einmal an der Reihe war. Es gewinnt der Spieler, der vor sich in Summe die meisten Verkäuflichkeiten liegen hat.

Fazit
Ein Fazit zu Kunststück fällt mir etwas schwerer als sonst. Dies liegt an zwei Dingen: Einerseits finde ich das Thema von Kunststück (Kunstraub, Razzien und das Verkaufen von Bildern) wirklich schön und thematisch passen umgesetzt. Andererseits fehlt mir auch nach mehrmaligem Spielen der Anreiz zu einer weiteren Partie, was ich eigentlich schade finde, da mir die Art des Spiels durchaus gefällt.

Woran liegt es also, dass mir bei Kunststück ein gewisser Wiederspielwert fehlt. Ich vermute es liegt hauptsächlich am ständigen Verschieben der Karten und dem daraus resultierenden Verlauf des Spiels, der recht arm an Höhepunkten ist. Gerade bei 2 Spielern ist man mehr damit beschäftigt die Razzia zu verschieben und so den Gegner zu zwingen sein Versteck leer zu räumen. Hier fehlt eindeutig Abwechslung. Bei 4 Spielern hingegen ist schon eine gewisse Planung vonnöten, um an die begehrten Punkte zu gelangen: Hier hat mir das Spiel auch besser gefallen, da etwas mehr strategisches Timing gefordert wird. Die (gefühlte) recht lange Spieldauer kann man durch eine Hausregel (die Groß-Razzia-Karte einfach in die Mitte des Stapels mischen) recht gut ausgleichen, so dass ich dies nicht als negativen Punkt empfinde.

Kunststück ist definitiv kein schlechtes Spiel, auch wenn meine Ausführungen dies nahelegen könnten. Es bietet neben Hintergrundinfos über Museen und Gemälde eine interessante Umsetzung eines Meisterdieb-Szenarios. Leider hat es meinen persönlichen Geschmack nicht ganz so sehr getroffen - auch wenn ich mit dieser Meinung in unseren Spielrunden nicht alleine war, gab es durchaus diverse Spieler, denen das Spiel gut gefallen hat. Für ein Spiel zu zweit kann ich es hingegen nur sehr eingeschränkt empfehlen, da mir hier definitiv der Spielfluss bzw. Spielreiz fehlt. Spielerunden mit 3 oder 4 Spielern, die gerne einmal ein Verschiebe-Kartenspiel ausprobieren möchten, können einen Blick auf Kunststück werfen - evtl. trifft es den Geschmack.



07. Mai 2009 - (tp)

Rezensionsbilder