Rezension von Agricola: Die Moorbauern


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Heidelberger Spieleverlag bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Da die Moorbauern eine Erweiterung für Agricola sind, wird sich jeder Käufer schnell im neuen Spielmaterial zurechtfinden. Der grafische Stil wurde beibehalten und so lässt sich das Spielmaterial zügig einordnen. Ebenso findet sich wieder ein großer Kartenstapel in der Packung, der erneut verschiedene Varianten des Spiels zulässt. Ein Ablagesystem fehlt auch bei der Erweiterung, allerdings liegen wieder diverse Zip-Tüten dem Spiel bei, in denen das Spielmaterial geordnet werden kann. Erfreulich ist auch, dass die Verpackung nur halb so "dick" ist wie das Grundspiel und daher nicht mehr Platz im Schrank einnimmt, als benötigt.

Die Anleitung sollte Agricola-Veteranen keine Probleme bereiten. Die neuen Regeln werden gut erklärt und sind ausführlich mit Beispielen versehen.

Thema & Ziel des Spiels
Der Name "Moorbauern" deutet es an - neben dem Bauen von Hütten und dem Verpflegen der Personen muss nun auch für die wohlige Wärme in der kalten Jahreszeit gesorgt werden, damit niemand krank wird. Auch das Bewirtschaften der eigenen Felder wird schwerer, denn statt freier Fläche finden sich dort Moor- und Waldlandschaften.

Das eigentliche Spielziel ist gegenüber Agricola gleichgeblieben: Wer nach der letzten Runde die meisten Punkte erspielt hat, gewinnt.

Spiel-Vorbereitungen
Folgende Änderungen ergeben sich gegenüber dem Grundspiel: Jeder Spieler spielt eine Spielstart-Karte und belegt seinen Hofplan mit den entsprechend aufgeführten Moor und Waldplättchen. Sonderaktionskarten und Mehrwertmarken werden griffbereit abgelegt. Die 14 neuen großen Anschaffungen werden auf dem entsprechenden Tableau platziert.

Spielablauf
Der Spielablauf unterscheidet sich nicht gegenüber Agricola, bis auf folgende Änderungen:

- Die Rundenkarte "1 große oder kleine Anschaffung" kommt immer in Runde 1 ins Spiel.
- Moor- und Waldplättchen werden durch Sonderaktionen vom Hofplan entfernt bzw. in Brennwerte oder Holz umgewandelt. Durch weitere Sonderaktionen kann ein Spieler Pferde, Nährwerte oder Anschaffungen erhalten. Sonderaktionen nutzen keinen Personenstein und müssen teilweise mit Nährwerten bezahlt werden.

- In der Ernährungsphase (Erntezeit) muss der Spieler pro Holzraum, den er besitzt, 1 Brennwert als Heizkosten bezahlen. Für Lehm und Steinräume wird die Summe der Brennwerte reduziert. Holz kann jederzeit als Brennwert verwendet werden.

- Kann ein Spieler einen Raum nicht heizen, erhält er eine Bett-Marke, die er auf einen Personenstein legen muss. Dieser Spieler kann in der folgenden Runde keine Aktion durchführen.
- Bei der Endwertung zählt jedes Pferd (ohne Limit) 1 Punkt - jede kranke Person statt 3 nur 1 Punkt.

Weiterführenden Spielspaß bieten erneut Spielvarianten und Erweiterungsdecks.

Fazit
Kann man ein Spiel wie "Agricola" durch eine Erweiterung verbessern? Vermutlich nur schwerlich, denn das Spiel war in meinen Augen sehr nah an der Perfektion. Aber die Moorbauern machen das Spiel auch keinen Deut schlechter und das ist das größte Lob, das man einer Erweiterung zu einem solch hochgelobten Spiel wie Agricola machen kann.

Die Moorbauern bieten mehr von allem, was Agricola ausgezeichnet hat: Haufenweise neue Karten als Erweiterungsdecks, Vielfalt in der eigenen Spielplanung und ein Spiel, das sich einfach nur "rund" anfühlt. Die Neuerungen der Moorbauern (Pferde, Moorfelder, Brennwerte) fügen sich nahtlos in das Grundspiel ein und wirken nicht aufgesetzt, so dass nach einem kurzen Überfliegen der neuen Regeln das erste Spiel beginnen kann. Durch die Erweiterungsdecks kann man nach wie vor die Komplexität an die Spielrunde anpassen - von der Familien bis zur "Experten"-Version ist alles dabei.

Die neuen Möglichkeiten ergänzen einerseits das eigentliche Spiel und schaffen dadurch neue Möglichkeiten an die begehrten Punkte zu gelangen, andererseits gilt es in der Planung durch die Brennwerte aber neue Dinge zu beachten und zu planen. Erneut ist es Uwe Rosenberg gelungen ein sehr gut ausbalanciertes Spiel zu gestalten, das bei allen Spielerzahlen gleichermaßen viel Spaß bereitet. Da das eigentliche Spielprinzip nahezu unangetastet bleibt, sind die Moorbauern nicht besser als das Basisspiel, aber sie bieten den Fans die Möglichkeit auf mehr Abwechslung - also genau das, was eine Erweiterung schaffen sollte. Durch die Einführung der Sonderaktionen verlängert sich die Spielzeit etwas, da diese zusätzlich zu den Personenaktionen durchgeführt werden können.

Da der Platzbedarf erneut ein bisschen zunimmt, sollte man für eine ausreichend große Spielfläche sorgen. Der Preis von knapp 25 Euro ist für das gebotene Spielmaterial auf jeden Fall in Ordnung und die neuen Impulse zwingen auch Agricola-Veteranen dazu, sich neu auf das Spiel einlassen zu müssen. Agricola-Fans können bedenkenlos zugreifen.



17. Dezember 2009 - (tp)

Rezensionsbilder