Rezension von Atlantis


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Amigo-Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Qualitätsmäßig mache ich mir bei Spielen von Amigo nur selten Sorgen - so auch bei Atlantis. Auch wenn das Spiel keine nennenswerten Highlights bietet, ist die Qualität (sowohl was das Material betrifft, als auch die optische Komponente) durchweg als gut zu bezeichnen. Die Plättchen sind sehr stabil, die Karten stilvoll aber auf das Minimum an Informationen reduziert und die Holz-Spielsteine Standard.

Die Regelmenge ist überschaubar, was zu einer recht kurzen Anleitung führt. Genügend Beispiele zum Verstehen der Regeln sind enthalten, so dass ein guter Ersteindruck entsteht.

Thema & Ziel des Spiels
Atlantis - die sagenumwogene Stadt, die in den Fluten des Meeres verschwand, ist die Kulisse für dieses Spiel. Auf der Flucht aus der Stadt zum Festland sammeln die Spieler allerlei wertvolle Gegenstände ein, die Punkte einbingen. Wer am Spielende die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Die Wegeplättchen werden verdeckt gemischt und in einem Weg auf dem Tisch offen ausgelegt. Dabei liegen die Plättchen entweder einzeln oder in 2-er Stapeln nebeneinander. Ein Wasserplättchen markiert die Mitte; den Anfang und das Ende bilden die großen Atlantis- bzw. Festland-Felder.

Jeder Spieler erhält 3 Spielfiguren, die auf Atlantis abgestellt werden sowie eine Brücke. Die Bewegungskarten werden gemischt - jeder Spieler erhält eine gewisse Anzahl an Karten.

Spielablauf
Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe führt er folgende Aktionen durch:

Karten kaufen: Der Spieler kann eines seiner gesammelten Plättchen abgeben und erhält dafür den halben Plättchenwert an Karten.

Figur wählen: Der Spieler wählt eine Figur, die noch nicht auf dem Festland steht.

Karten ausspielen & Figur bewegen: Der Spieler spielt eine seiner Handkarten aus und zieht die gewählte Figur auf das nächste Symbol, das der ausgespielten Karte entspricht. Befindet sich auf diesem Feld bereits eine Spielfigur, spielt der Spieler eine weitere Karte und bewegt die Figur weiter, bis er ein Feld betritt, auf dem sich keine Spielfigur befindet. Überquert der Spieler auf seinem Weg Wasserfelder, muss er dafür entweder Plättchen bzw. Karten abgeben (den Wert bestimmen die Plättchen vor und nach der Wasserlücke) oder seine Brücke einsetzen. Wasserlücken, über die eine Brücke führt, sind für alle Spieler "kostenlos".

Wegplättchen nehmen: Der Spieler nimmt sich das erste freie Plättchen in Richtung Atlantis. Lücken werden mit Wasserfeldern aufgefüllt.

Karte ziehen: Der Spieler zieht eine Karte vom Nachziehstapel.

Erreicht ein Spieler das Festland, nimmt er sich das letzte Plättchen als Belohnung und darf ab sofort eine Karte mehr am Ende seines Zuges ziehen. Das Spiel endet, sobald ein Spieler alle 3 Figuren auf das Festland gebracht hat. Die anderen Spieler müssen nun noch ihre Figuren auf das Festland stellen (und ggf. Punkte für das Überqueren von Wasserlücken bezahlen). Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Fazit
Atlantis ist eines dieser Spiele, bei denen man den Eindruck hat, hier wurde krampfhaft nach einem möglichst interessanten Thema gesucht, um dieses über einen vorhandenen Spiele-Mechanismus zu stülpen: Die Bewohner von Atlantis sammeln auf dem Weg zum Festland Gegenstände auf. Felder, auf denen keine Gegenstände mehr liegen, werden von Wasser überflutet. Dieses Thema, das in der Anleitung auch nur kurz erwähnt wird, sorgt sicherlich nicht für Punkte im Bereich "Innovation".

Zum Glück kann das eigentliche Spielprinzip dennoch überzeugen. Wenige Regeln, die innerhalb von 10 Minuten gelernt sind, ermöglichen einerseits einen schnellen Einstieg ins Spiel, andererseits einen flüssigen Spielablauf, der die Wartezeiten, bis man erneut an der Reihe ist, erfreulich kurz hält. Eine geringe Aufbauzeit muss man einplanen, da es aber nicht viele Dinge zu beachten gibt, fällt diese nicht störend auf.

Der geringe Glücksfaktor, der durch das Nachziehen der Karten ins Spiel kommt, stört keinesfalls und war nie alleine ausschlaggebend über Sieg und Niederlage. Dahingegen ist eine vernünftige Strategie auf jeden Fall notwendig, um das Spiel gewinnen zu können. Der "erste" (im Bezug auf die Wegstrecke) Spieler hat hier sicherlich den Vorteil, dass nur wenige Wasserlücken zu überqueren sind, was wertvolle Punkte kostet. Oftmals führt das Vorauseilen aber dazu, dass die anderen Spielfiguren vernachlässigt werden, und man die "gesparten" Punkte am Ende dadurch schnell wieder verliert. Hier muss ein gesunder Mittelweg gefunden werden, der in jedem Spiel anders aussieht, da er von den eigenen Karten und der Plättchenauslage abhängig ist.

Atlantis bietet auf jeden Fall genügend strategischen Anspruch für interessante Spieleabende - sowohl im Familienkreis als auch bei strategischen Spielrunden. Die Spieldauer läd mit deutlich unter einer Stunde zu einer Partie "zwischendurch" ein. Der aktuelle Preis von unter 20€ ist gerechtfertigt und bietet einen fairen Gegenwert. Insgesamt ein gelungenes Spiel, das zwar keine wirklichen Höhepunkte besitzt, bei dem die ausgewogenen Spielelemente aber ein überdurchschnittlich gutes Spielerlebnis bieten.





04. April 2010 - (tp)

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