Rezension von Gonzaga


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Abacus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Mehr geht fast nicht. Damit meine ich die Menge an Spielmaterial in der Packung. Obwohl wenn dieses zum Großteil aus den Plastik-Lehen besteht, kann auch das restliche Spielmaterial überzeugen. Diverse Karten, ein großer Spielplan, Spieler-Tableaus, hübsch gestaltete Marker ... was will das Spieler-Herz mehr? Auch das Cover ist passend illustriert. Lediglich der Spielplan steht dem restlichen Spielmaterial in Sachen Optik ein wenig hinterher.

Die Regelmenge wirkt auf den ersten Blick nicht allzu viel, was auch an den häufigen Illustrationen und Beispielen liegt. Im Detail wirken die Regeln während des ersten Durchlesens allerdings etwas verwirrend - eine Tatsache, die sich erst nach der ersten Partie etwas lichten wird. Der Ersteindruck ist aber als gelungen zu bezeichnen - viel Spielmaterial und ein Spiel, das die Strategiefreunde ansprechen sollte.

Thema & Ziel des Spiels
Gonzaga - diesen Namen haben vermutlich die wenigsten unter uns schon einmal gehört. Es ist der Name einer italienischen Fürstenfamilie, die seit dem 12. Jahrhundert existiert und die durch Heirat, Taktik und Intrigen ihren Einflussbereich vergrößerten. Das Spiel "Gonzaga" greift dieses Thema auf. Die Spieler müssen versuchen möglichst geschickt ihre Machtbereiche auszuweiten, um so möglichst viele Siegpunkte zu erhalten.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Man zieht verdeckt ein Szenario-Plättchen (das für die Spielerzahl vorgesehen ist) und markiert die aktiven und passiven Regionen auf dem Spielbrett.

Jeder Spieler erhält eine Ablagetafel, alle Lehen & Ringe, einen Wertungsstein sowie alle Karten in der Spielerfarbe. Aus den Regionskarten werden die passiven Regionen aussortiert und aus dem Spiel genommen. Die Lehenkarten werden gemischt und auf dem Ablagefeld platziert (die "Letzte Runde"-Karte wird bei einem Spieler in die Mitte des Stapels geschoben). Jeder Spieler erhält weiterhin eine Karte "Geheimer Auftrag". Der Wertungsstein wird auf das Null-Feld der Punkteleiste gelegt. Das restliche Spielmaterial kommt in Griffweite aller Spieler.

Spielablauf
Die Spieler spielen großteils gleichzeitig. Eine Spielrunde besteht aus folgenden 4 Phasen: "Lehen nehmen", "Zug planen", "Reihenfolge bestimmen", "Lehen einsetzen". Nach der 6. Runde deckt ein Spieler die Karte "Letzte Runde" auf. Sind nun 3 oder weniger Städte und Häfen auf dem Spielplan unbesetzt, endet das Spiel nach dieser Runde. Ansonsten verlängert sich das Spiel jeweils um eine Runde, bis die Bedingung erfüllt ist oder bis die Spieler ihre letzte Lehenkarte aufdecken. Am Ende folgt eine letzte Wertung.

Während der Phase "Lehen nehmen" deckt jeder Spieler die oberste Karte des Lehenstapels auf und sucht sich den dazu passenden Lehen-Spielstein. In der Phase "Zug planen" legen nun alle Spieler je eine Regions- und eine Aktionskarte verdeckt auf das linke Feld des Ablageplans.

In der Phase "Reihenfolge bestimmen" decken alle Spieler ihre Karten auf. Die gewählte Aktion bestimmt die nachfolgende Spielerreihenfolge: Aktion "Königliches Privileg" (für das ein Ring abzugeben ist) kommt vor "Hafen" an die Reihe. Danach folgen "Stadt" bzw. "Bündnis". Haben mehrere Spieler die gleiche Aktion gewählt, beginnt der Spieler, dessen Lehenskarte die kleinere Zahl zeigt. Nun werden die Karten vom mittleren Feld zurück auf den Vorratsstapel der Aktionskarten gelegt. In der vierten Phase setzt nun jeder Spieler (in der festgestellten Reihenfolge) sein Lehen entsprechend der Aktionskarte auf den Spielplan. Dabei müssen z.B. eine gewisse Anzahl an Städten oder Häfen belegt werden und die Burgen auf dem Lehen müssen auf Landfeldern sitzen. Bei der Aktion Heiratsbündnis wird anstelle des Lehens ein oder zwei Ringe angrenzend aneinander abgelegt. Die Planungskarten werden anschließend auf das mittlere Feld der Ablagetafel gelegt.

Für jedes gesetzte Lehen erhält der Spieler Punkte: je 3 für jede belegte Stadt oder jeden belgten Hafen in einer aktiven Region - je 1 Punkt in einer passiven Region. Will/kann der Spieler das Lehen nicht einsetzte erhält er 3 Punkte. Wird mit dem Lehen der dritte Hafen mit dem gleichen Symbol besetzt gibt es 10 Bonuspunkte.

Am Spielende erhält zunächst der Spieler, der die meisten Lehen miteinander verbunden hat 15 Bonuspunkte. Zuletzt wird die Karte "Geheimer Auftrag" ausgewertet. Je nachdem, wie viele Städte der Spieler mit seinen Lehen bedeckt hält, erhält er zwischen 0 und 35 Bonuspunkten. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Fazit
Es ist schon eine Partie notwendig, um die Spielmechanismen von Gonzaga zu überblicken und für eigene Zwecke einsetzen zu können. Obwohl die Regeln nicht sonderlich kompliziert sind, fühlt man sich anfangs etwas überfordert, so dass wohl die naheliegendste Strategie gewählt wird: Alle Städte auf der geheimen Auftragskarte zu "besetzen". Doch spätestens, wenn man alle "eigenen" Städte besetzt hat und das Spiel noch nicht zu Ende ist, fällt auf, dass Gonzaga viel mehr Alternativen für die Spielgestaltung bietet: Neben dem Besetzen von 3 Häfen im gleichen See-Gebiet (Seebündnis) sind auch die 15 Bonuspunkte für die meisten verbundenen Lehen nicht zu unterschätzen und nicht selten spielentscheidend.

Um alle diese Ziele (zumindest ansatzweise) angehen zu können, ist einiges an Planung notwendig, was dazu führte, dass es einige Zeit dauerte, bis die entsprechenden Aktionskarten abgelegt waren. Denn es gilt nicht nur den aktuellen sondern auch den folgenden Zug in die Planung mit einzubeziehen.

Glückselemente gibt es bei Gonzaga zwar nicht viele, aber das Ziehen der Lehen-Karte hat hohen Einfluss auf die eigene Strategie. Da dies alle Spieler gleichermaßen betrifft, sollte sich Glück bzw. Pech über eine Partie ausgleichen. Hier gilt es die eigenen Möglichkeiten auszuwerten und auch einen "Plan B" zu entweickeln. Auch das Einsetzen der Ringe ist zu bedenken - insbesondere die Tatsache, dass 2 angrenzende Ringe am Spielende als 2 Lehen gelten, kann die 15 Bonuspunkte einbringen.

Der Platzbedarf des Spiels (Spielbrett, Ablage der Lehen, Ablagetafel) ist gerade bei 4 Spielern nicht zu unterschätzen und erfordert einen großen Tisch. Gonzaga ist bei allen Spielerzahlen vernünftig spielbar, am Besten gefiel es aber bei 3 Spielern, was sich als guter Mittelweg zwischen Planbarkeit, Spieldauer (Stichwort: Bedenkzeit der Spieler) und Improvisation (= Anpassung der eigenen Strategie) herausstellte. Da alle Spieler gleichzeitig ihre Züge planen, ist der Leerlauf erfreulich gering, auch wenn man sehr unentschlossene Spieler hin und wieder dazu "zwingen" musste, die Karten abzulegen.

Insgesamt kam Gonzaga recht gut bei den Testspielern an und auch ich persönlich habe Gefallen daran gefunden, die eine oder andere Partie zu spielen. Dies liegt vor allem am sehr strategischen Element und dem recht flüssigen Spielablauf ohne großartige Leerphasen. Da es auch über die Optik nicht viel negatives zu berichten gibt, sind die aktuell ca. 30 Euro gut angelegt und gerechtfertigt. Doch Gonzaga ist nicht nur etwas für Strategen, auch Familien- und Gelegenheitsspieler dürften aufgrund der überschaubaren Regelmenge Gefallen an Gonzaga finden - man darf sich nur nicht von der anfänglich hoch erscheinenden Komplexität abschrecken lassen.



18. März 2010 - (tp)

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