Rezension von Fresko


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Queen Games bereitgestellt wurde.)

Rezension

Fresko
Es ist 5 Uhr morgens. Zeit zum Aufstehen. Es gibt viel zu tun. Das wird meinen Gehilfen zwar nicht gefallen, aber die Konkurrenz schläft auch nicht. Ich setzte mich erst mal an den Tagesplan. Ich muss auf jeden Fall zum Markt, Farben einkaufen. So früh sind die zwar etwas teuer, aber dafür habe ich noch die freie Auswahl. Dann geht es zum Dom, arbeiten. Das Fresko muss restauriert werden. Bald treffen auch schon meine Konkurrenten ein. Aber ich habe mir bereits eine schöne Stelle ausgesucht. Mittags bleibt noch etwas Zeit um ein Portrait zu malen. Das bringt ein paar Taler ein. Zurück in der Werkstatt werden dann noch Farben für den nächsten Tag zusammengemischt. Und wenn abends noch Zeit ist, schicke ich meine Gehilfen ins Theater, um sie bei Laune zu halten. Allerdings wird es dann wohl nichts mit 5 Uhr Aufstehen am nächsten morgen …

Spielausstattung
In der schön anzusehenden Schachtel ist einiges an Spielmaterial enthalten. Angefangen bei dem beidseitig bedruckten Spielplan, der in der Mitte das Fresko zeigt umgeben von verschiedenen Orten, wie Herberge, Markt, Atelier, Werkstatt und Theater. Ganz außen verläuft eine Siegpunkteleiste. Die eine Seite des Plans ist für zwei und drei Spieler, die andere ist für vier Spieler. Die 14 Marktplättchen zeigen ein bis drei Farbsteine in gleichen oder in unterschiedlichen Farben. Auf den 25 Freskoplättchen sind unterschiedliche Farbkombinationen zu sehen und eine Zahl von 3 bis 11 für die Siegpunkte. Auf der Rückseite ist immer eine Münze abgebildet und eventuell noch eins bis drei unterschiedliche Farbklekse. Die Plättchen sind aus solider Pappe, genauso wie die 60 Münzen in unterschiedlichen Werten. Die 90 verschiedenen Farbsteine aus Holz haben unterschiedliche Größen, je nach Wertigkeit. So sind die Grundfarben Gelb, Rot und Blau die Kleinsten und Pink und Braun die Größten. Letztere werden allerdings nur in der Erweiterung benötigt. Dazwischen gibt es noch die Farben Grün, Lila und Orange. Für jeden der zwei bis vier Spieler gibt es 5 Gehilfefiguren, 3 Malerfiguren, eine Aktionstableau und je einen kleinen und einen großen Sichtschirm. Auf dem kleinen Sichtschirm ist eine Farben-Mischtabelle abgebildet und auf dem großen knapp und schematisch der Spielablauf. Außerdem sind 4 neutrale Gehilfefiguren, eine Bischof-Figur, ein Stoffbeutel, 4 Karten mit Mischtabellen, 18 Porträtkarten, 12 Auftragsplättchen, 7 zusätzliche Freskoplättchen mit den Werten 13-24 und 1 Altarplättchen enthalten. Die Porträtkarten, die Auftragsplättchen, die zusätzlichen Freskoplättchen und das Altarplättchen werden nur in den Erweiterungen benötigt.

Spielziel
In "Fresko" geht es darum, als Maler im Auftrag des Bischoffs gemeinsam mit den Mitspielern das große Deckenbild des Doms zu restaurieren. Aber nur der Erfolgreichste wird den meisten Ruhm ernten. Dazu müssen die Maler die Abläufe eines Tages gut planen und ihre Gehilfen geschickt einsetzen. Es gilt Farben einzukaufen, das Fresko Stück für Stück zu restaurieren, Geld zu verdienen, Farben zu mischen und dabei noch die Gehilfen bei Laune zu halten.

Spielablauf
Der Spielplan wird je nach Spielerzahl mit der entsprechenden Seit nach oben ausgelegt. Je eine Malerfigur pro Spieler wird in zufälliger Reihenfolge auf die Startfelder der Siegpunkteleiste gestellt. Je eine weitere Malerfigur kommt oberhalb auf die Herberge. Die Marktstände werden zufällig gefüllt, indem entsprechend viele Marktplättchen aus dem Stoffbeutel gezogen werden. Die 25 Freskoplättchen kommen mit der Vorderseite nach oben auf die Felder des Freskos. Die Münzen und die Farbsteine für das Basisspiel werden bereit gelegt. Jeder Spieler platziert eine seiner Malerfiguren auf die vorgesehene Stelle im Theater. An das obere Ende jeder Spalte wird jeweils noch eine neutrale Gehilfenfigur gestellt. Der Bischof kommt auf das mittlere Plättchen im Fresko. Jeder Spieler erhält seine 5 Gehilfefiguren und seine beiden Sichtschirme. Hinter den kleineren legt er ein Aktionstableau mit der Seite 1 nach oben. Außerdem bekommt jeder 12 Taler, 1 gelben, 1 roten und 1 blauen Farbstein, welche hinter dem großen Sichtschirm versteckt werden.

Am Anfang jeder Runde legen die Spieler zunächst ihre Aufstehzeit fest. Beginnend mit dem Spieler, welcher auf der Siegpunkteleiste am weitesten hinten steht, stellt dieser in der Herberge seine Malerfigur auf eine der fünf möglichen Aufstehzeiten zwischen 5:00 und 9:00 Uhr. Die anderen Spieler können nun in Reihenfolge des Punktestandes eine noch freie Aufstehzeit wählen. Die jeweils gewählte Uhrzeit hat gewisse Folgen für den Spieler. Wer ganz früh aufsteht muss seine Stimmung im Theater nach unten ändern. Wer spät aufsteht, darf diese nach oben ändern. Je nach Stimmungslage muss ein Spieler für diese Runde nun einen seiner Gehilfen bei Seite legen oder erhält noch einen zusätzlichen braunen Gehilfen dazu. Außerdem bestimmt die Position in der Herberge die Spielerreihenfolge für die nächste Phase und Frühaufsteher müssen im Markt höhere Preise bezahlen.

Nun planen alle Spieler gleichzeitig geheim auf ihrem Aktionstableau ihre Aktionen für diese Runde. Auf dem Aktionstableau sind alle fünf Orte mit je drei Feldern abgebildet. Die Spieler verteilen ihre zur Verfügung stehenden Gehilfen auf diese 15 Felder. Sind alle fertig, werden die kleinen Sichtschirme entfernt und die fünf Orte nacheinander in der Reihenfolge der Aufstehzeiten abgehandelt. Hat ein Spieler ein oder mehrere Gehilfen auf dem "Markt", kann er sich einen der Marktstände aussuchen und entsprechend der Anzahl Gehilfen Marktplättchen kaufen. Je nach Aufstehzeit zahlt er pro Marktplättchen eins bis vier Taler. Für die abgebildeten Farben erhält der Spieler sofort die entsprechenden Farbsteine und legt diese hinter seinen großen Sichtschirm. Alle Marktplättchen von diesem Stand kommen anschließend zurück in den Stoffbeutel. Danach kann der Spieler der als nächstes aufgestanden ist dort einkaufen. Waren alle Spieler einmal dran, geht es weiter zum nächsten Ort, dem "Dom". Pro Gehilfe kann der Frühaufsteher nun einen Abschnitt des Freskos oder den Altar restaurieren. Er sucht sich ein Plättchen des Freskos aus, zahlt die aufgedruckten Farbsteine und erhält sofort die entsprechende Punktzahl. Steht der Bischof auf oder neben diesem Plättchen gibt es Bonuspunkte. Das Freskoplättchen legt er mit der Rückseite nach oben vor sich ab. Der Bischoff kommt nun auf das frei gewordene Feld. Im Altar kann ein Spieler unterschiedliche Farbkombinationen in Punkte umwandeln, was allerdings nicht so viel bringt, wie ein Freskoplättchen zu restaurieren. Im "Atelier" bekommen die Spieler pro Gehilfen drei Taler. In der "Werkstatt" dürfen die Spieler ihre Farben mischen und zwar je zweimal pro Gehilfen. Die Mischverhältnisse können der Mischtabelle entnommen werden. Grundsätzlich gilt, dass aus zwei Grundfarben immer eine Mischfarbe wird. Das "Theater" verbessert die allgemeine Stimmung. Pro Gehilfe wird die dortige Malerfigur um zwei Felder noch oben gerückt. Danach beginnt die nächste Runde. Der Markt wird wieder aufgefüllt, die Spieler erhalten je ein Taler für ihre Freskoplättchen und es beginnt nun der Spieler die nächste Runde, dessen Malerfigur auf der Siegpunkteleiste am weitesten hinten steht.

Sobald zu Beginn einer Runde noch sechs oder weniger Freskoplättchen im Dom ausliegen, wird die letzte Runde eingeläutet. Alle Spieler drehen ihr Aktionstableau um. Dort entfällt nun der Ort "Theater". Stattdessen kann als letzter Ort zusätzlich noch einmal im "Dom" gearbeitet werden. Zum Schluss bekommen die Spieler noch für zwei Taler je einen Siegpunkt. Der beste Freskenmaler ist nun derjenige mit den meisten Siegpunkten.

Gesamteindruck
Die Farben sind das eigentliche Hauptthema von "Fresko". Denn es müssen Farben gekauft, gemischt und gemalt werden. Dabei spielt auch die grundsätzliche Farbenlehre eine wichtige Rolle. Sprich, was für eine Farbe kommt heraus, wenn man zwei Farben mischt? Das ist erfrischend und für den einen oder anderen sogar recht lehrreich. Aber auch die Umsetzung des vorgegeben Themas, nämlich die Restaurierung eines Freskos, ist perfekt umgesetzt worden. Bis auf ganz wenige spieltechnisch notwendige Feinheiten passt alles gut zusammen. Die Spieler tauchen schnell in die Spielwelt ein und haben viel Spaß dabei, mit Farben zu hantieren und sich an der Fertigstellung des Freskos zu beteiligen. Sie leiden mit, wenn die Gehilfen früh aufstehen müssen und schicken sie mit Freude ins Theater.

Das Spielmaterial ist vorbildlich. Besonders auffällig ist die gesamte Aufmachung. Angefangen von dem Coverbild, über den Spielplan mit dem schönen Freskobild bis hin zu den vielen Details, wie die klare Symbolik oder das originelle Innere der Spieleschachtel. Die Spielanleitung ist klar strukturiert, mit vielen Beispielen versehen und leicht verständlich. Die Spielvorbereitung geht relativ schnell, wobei wir beim Basisspiel die Taler und Farbsteine einfach unsortiert an die Seite anstatt auf die Orte legen. Apropos Basisspiel: Hat man dieses aufgebaut verbleibt noch viel Material in der Schachtel, das für die bereits enthaltenen Erweiterungen gedacht ist. Das hat uns positiv überrascht, da die Spielvarianten somit nicht nur durch zusätzliche Regeln umgesetzt wurden. Insgesamt sind die Regeln im Basisspiel recht übersichtlich. Dennoch haben wir gerade Anfangs manchmal vergessen, den Bischoff bei der Wegnahme eines Freskoplättchens zu versetzen. Der Bischoff ist eine schöne Option, die aber auch gut als Erweiterungsmodul hätte eingesetzt werden können, um das Basisspiel weiter zu entspannen und noch zugänglicher zu machen. Durch den großen Spielplan, den vielen Materialien und den zwei Sichtschirmen pro Spieler benötigt "Fresko" etwas mehr Platz. Die beiden Spielplanseiten sind zwar sehr löblich, allerdings hätte auch eine Seite ausgereicht, da die Unterschiede so minimal sind, dass dies auch durch die Regeln hätte gelöst werden können (einfach bei zwei und drei Spielern ein Startfeld und ein Marktstand weniger benutzen). Wenn schon zwei Seiten, dann wären zum Beispiel auch zwei unterschiedliche Fresko-Bilder schön gewesen. Die Sichtschirme sind an den Seiten unten schräg geschnitten, so dass sie in Richtung des Spielers kippen, was den Blick auf die Übersichten etwas erschwert. Gerade geschnitten würden sie auch gut stehen und man könnte sie besser ablesen.

Haben die Spieler den originellen Mechanismus mit den Aufstehzeiten verinnerlicht, spielt sich "Fresko" recht flott. Erst mal geht es darum festzulegen, wann ich aufstehen möchte. Natürlich ist es von Vorteil an den einzelnen Orten immer der Erste zu sein, allerdings erhöht das meine Kosten und die Stimmung der Gehilfen nimmt ab. Sind diese super gelaunt, erhalte ich sogar einen weiteren Gehilfen dazu. Bei zu großem Missmut bleibt dagegen einer zuhause. So kann man ein paar Möglichkeiten ausprobieren. Allerdings nutz es mir nichts, beim Markt immer der Letzte zu sein, weil mir dann wichtige Farben fehlen, die ich unbedingt benötige um das Fresko zu restaurieren. Denn nur wer im Dom erfolreich arbeitet kann das Spiel gewinnen. Hier muss ich auch etwas voraus planen, da ich erst später in die Werkstatt gehen kann, um wertvollere Farben zu mischen, in der Hoffnung diese nächste Runde einsetzen zu können. Da kommt nun auch ein gewisser Ärgerfaktor ins Spiel, wenn ein anderer Spieler genau das Freskoplättchen vor mir restauriert, auf das ich scharf war. Genauso ärgerlich ist es, wenn benötigte Farben auf dem Marktplatz weggeschnappt werden.

Im Spiel zu Zweit kommt der imaginäre Spieler "Leonardo" hinzu. "Leonardo" wird abwechselnd von den Spielern gespielt und erhält auch Siegpunkte. Er hat nicht alle Möglichkeiten und muss sich an gewisse Regeln halten. Jedoch wurde dies sehr originell und stimmig umgesetzt, so dass sich das Spiel auch zu Zweit gut spielen lässt.

Die enthaltenen Erweiterungen bieten noch mehr Möglichkeiten an Siegpunkte zu kommen und werten das Spiel weiter auf. Im "Atelier" können nun besondere "Porträts" angefertigt werden, welche dem Spieler einmalig oder dauerhaft Vorteile bringen. Mit den "Aufträgen des Bischoffs", welche in der "Werkstatt" zu finden sind, können erworbene Freskoplättchen in Siegpunkte umgewandelt werden. Zusätzlich bekommt der Spieler pro Runde einen bestimmten Farbstein zu seinem Vorrat dazu. Bei den "Besonderen Farbmischungen" kommen wertvollere Freskoplättchen, sowie die Farbsteine "Pink" und "Braun" ins Spiel. Damit wird es noch schwieriger und aufwendiger die richtigen Farben für die Restaurierungen zu sammeln. Die Erweiterungen sind sehr gelungen und machen das Spiel für erfahrene Spieler abwechslungsreicher.

Fazit
"Fresko" beeindruckt durch seine Aufmachung und durch das Hantieren mit den Farben. Das Thema ist ungewöhnlich erfrischend und die Spielabläufe sind sehr stimmig. Jedoch lässt der Spielreiz mit der Zeit etwas nach, da sich die Abläufe wiederholen und das Vorgehen der einzelnen Spieler weitestgehend gleich ist. Dennoch wird "Fresko" immer mal wieder gerne gespielt und eignet sich hervorragend für unbedarfte Spieler, um in die Welt der etwas komplexeren Spiele hinein zu schnuppern. Bei den anspruchsvolleren Spielern sorgen die bereits enthaltenen Erweiterungen für mehr Abwechslung.



23. August 2010 - (ms)

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