Rezension von Takenoko


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Verlag Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Takenoko (タケノコ)
Spiele mit japanischem Namen stellen häufig historische (Samurai-) Schlachten nach - nicht so Takenoko, das nun von Pegasus-Spiele ins Deutsche übersetzt wurde. Hier geht es deutlich gemütlicher zu, denn der japanische Kaiser hat vom chinesischen Kaiser einen Riesenpanda als Geschenk bekommen. Doch dieses gutgemeinte Geschenk birgt seine Tücken, denn der Appetit des heiligen Tieres hat es in sich...

Takenoko ist eine Mischung aus Legespiel und Mangel-Aktions-Verwaltung, das sich vornehmlich als Familienspiel präsentierte. Die Spieler sind damit beschäftigt den Panda zufrieden zu stellen (d.h. für genügend Bambus-Nachschub zu sorgen) und dafür Punkte zu erhalten. Doch auch der Gärtner hat so seine Ansichten von einem "gepflegten" Garten.

Vorbereitungen & Ablauf
Das Gartenteich-Feld kommt in die Tischmitte - auf dieses werden Panda und Gärtner gestellt. Die Auftragskarten werden farblich sortiert und verdeckt gemischt, die Kaiserkarte wird zunächst beiseitegelegt. Die Beetkarten werden ebenfalls verdeckt gemischt. Jeder Spieler erhält ein Tableau, 2 Aktionssteine und zieht je eine Karte jeder Farbe. Das restliche Spielmaterial wird griffbereit zurecht gelegt.

Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe führt er die folgenden Schritte durch: "Wetterbedingungen prüfen" und "Aktionen ausführen".

Bei "Wetterbedingungen prüfen" würfelt der Spieler mit dem Wetterwürfel und führt die daraus resultierende Aktion aus bzw. beachtet die Auswirkung des Würfels. Mögliche Auswirkungen sind:
  • Der Spieler darf 3 statt 2 Aktionen ausführen
  • Der Spieler darf einem bewässerten Beet ein Bambusstück hinzufügen
  • Der Spieler darf 2 auch zweimal die gleiche Aktion ausführen
  • Der Spieler darf den Panda auf ein beliebiges Feld setzen und ein Bambusstück essen
  • Der Spieler erhält ein beliebiges Verbesserungsplättchen
  • Der Spieler darf sich eine der 5 vorigen Auswirkungen aussuchen und durchführen.

Im Abschnitt "Aktionen ausführen" führt der Spieler nun 2 unterschiedliche der folgenden Aktionen durch.
  • Ziehe 3 Beete und platziere eines davon im Spielbereich
  • Nimm einen Bewässerungskanal - dieser kann direkt ausgelegt werden.
  • Bewege den Gärtner in gerader Linie beliebig viele Felder weit
  • Bewege den Panda in gerader Linie beliebig viele Felder weit
  • Ziehe eine Aufgabenkarte

Durch diese Aktionen wächst der Spielbereich, die Beete werden bewässert (durch Wasser und den Gärtner wächst der Bambus) und der Panda frisst die Bambusstücke wieder.

Durch die Aufgabenkarten erhalten die Spieler Punkte - jederzeit während des eigenen Zuges kann ein Spieler Aufgabenkarten erfüllt vor sich ablegen. Es gibt 3 Typen Aufgabenkarten: "Beete" (es muss eine bestimmte Farbformation an Beeten ausliegen), "Gärtner" (es muss eine bestimmte Kombination aus Beet-Farbe und Bambus-Höhe vorhanden sein) und "Panda" (der Panda muss bestimmte farbige Bambusstücke gefressen haben).

Wenn ein Spieler eine, je nach Spielerzahl unterschiedliche Anzahl an Aufgaben erfüllt hat, beginnt die letzte Runde - dieser Spieler erhält die Kaiserkarte. Nachdem alle anderen Spieler einen letzten Zug hatten, gewinnt der Spieler mit der höchsten Punktzahl.

Fazit
Takenoko (zu dt. "Bambus-Sprosse") ist eines dieser Spiele, die einen von Anfang an begeistern (was nicht heißt, dass das Spiel perfekt wäre). Bereits das Auspacken macht Freude, denn das Spielmaterial ist wirklich toll. Die Anleitung beginnt mit einem hübsch gestalteten Comic, die 2 Miniaturen (Gärtner & Panda) sind "herzallerliebst", das restliche Spielmaterial ist ebenfalls von guter Qualität und nett illustriert und all das in einem gelungenen Tiefziehteil, wo das Spielmaterial gut geschützt und sortiert untergebracht werden kann. Hier wurde wirklich mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Daumen hoch!

Takenoko richtet sich vornehmlich an Familien, doch auch Spieler, die es gerne etwas komplexer haben, konnten diesem "hübschen" Spiel durchaus etwas abgewinnen. Man kann das Spiel ohne etwas Glück (beim Karten bzw. Plättchen ziehen) nicht gewinnen, allerdings wird man ohne etwas strategisches Denken andererseits auch nur selten den Sieg davon tragen. Prinzipiell ist die Regelmenge bei Takenoko recht überschaubar, es gibt aber diverse Details, die das Spielerlebnis bereichern. Insbesondere die "Expertenregel" (neu gezogene Aufgabenkarten, die bereits erfüllt sind, kommen direkt aus dem Spiel) stellte sich als sinnvoll heraus, um den Glücksanteil in Grenzen zu halten - dem Spielerlebnis brachte es keinen Abbruch, es fühlte sich aber gerechter an. Takenoko ist ein typisches "Mangel-Spiel" - oftmals wären alle 5 Aktionen sinnvoll, aber man muss sich für 2 entscheiden. Hieraus zeiht das Spiel seine Spannung und taktische Tiefe.

Da jeder Spieler in der Regel nur 2 Aktionen durchführen darf, ist der Leerlauf der anderen Spieler recht kurz und da man auf einem gemeinsamen Spielfeld spielt, sollte man den Aktionen der Mitspieler durchaus Beachtung schenken. Das Spiel ist schnell auf- und abgebaut und die Spieldauer von 45 bis 90 Minuten ist schnell vorbei.

Mir persönlich hat Takenoko sehr gut gefallen. Es ist ein einfach zu erlernendes (aber mit einigem überlegen zu spielendes) Familienspiel, das (mit der Expertenregel) eine ausgeglichene Balance aus Glück und Taktik bietet. Das Spielmaterial ist überdurchschnittlich. Der Preis von aktuell knapp über 30 Euro ist für das gebotene Erlebnis auf jeden Fall gerechtfertigt.



17. Oktober 2014 - (Thorsten Pohl)

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