Rezension von Thurn und Taxis


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Hans im Glück bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Am Spielmaterial von Thurn und Taxis kann man wirklich nichts aussetzen. Spielbrett, Karten, Marker und Anleitung sind sehr ansprechend gestaltet - auch das Cover steht dem in nichts nach. Die Spielmaterialien lassen sich fein säuberlich in der Verpackung unterbringen - ein weiterer Pluspunkt.

Die Anleitung ist ebenfalls sehr liebevoll illustriert und erklärt ordentlich die Regeln des Spiels - wenngleich man die Regeln besser beim Spielen durchgeht. Ohne Spielbezug wirken die Regeln etwas unübersichtlich. Neben der Anleitung liegen dem Spiel noch ein ausführliches Beispiel sowie einige geschichtliche Hintergrundinformationen bei.

Thema & Ziel des Spiels
Der Postkutschenbetrieb von Thurn & Taxis ist Thema des gleichnamigen Spiels von Hans im Glück. Die Spieler versuchen durch geschicktes Verbinden von Städten mit Postkutschenstrecken möglichst viele Punkte zu ergattern. Der Spieler, der am Ende die meisten Siegpunkte besitzt, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Die Bonusplättchen kommen in absteigender Reihenfolge auf die vorgesehenen Felder des Spielplans. Die Kutschenkarten werden nach Wert sortiert und ebenfalls auf die vorgesehenen Felder des Spielsplans gelegt. Die Stadtkarten werden gemischt und 6 Karten vom Stapel offen auf die 6 Felder gelegt - der Rest des Stapels dient als Nachziehstapel. Jeder Spieler erhält 20 Holzhäuser, eine Stammhauskarte und eine Kurzspielregel.

Spielablauf
Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe, führt er folgende 3 Aktionen in der vorgegebenen Reihenfolge aus:

1. Eine Karte auf die Hand nehmen: Der Spieler nimmt eine der offen ausliegenden Karten oder die oberste Karte des Nachziehstapels auf die Hand (Ausnahme: In der 1. Spielrunde: 2 Karten). Das/die leere(n) Feld(er) werden mit Karten vom Nachziehstapel ergänzt.

2. Eine Karte ablegen: Der Spieler legt eine seiner Handkarten vor sich aus und bildet mit den ggf. bereits liegenden Karten eine Reihe. Der Spieler kann die Karte links oder rechts an bereits liegende Karten anlegen. Dabei gelten folgende 2 Bedingungen: Eine angelegte Karte darf noch nicht in der ausliegenden Kartenreihe vorhanden sein und außerdem muss die ausgelegte Stadt auf dem Spielfeld direkt mit der Stadt verbunden sein, die neben der ausgelegten Karte liegt. Kann oder will ein Spieler keine Karte auslegen, muss er alle ausliegenden Karten ablegen und eine neue Reihe beginnen.

3. Die Strecke abschließen (optional): Der Spieler kann seine ausliegende Strecke abschließen, wenn diese aus mindestens 3 Karten besteht (s. Abschnitt weiter unten).

Zusätzlich zu den oben genannten 3 Aktionen kann ein Spieler jederzeit die Unterstützung einer Amtsperson in Anspruch nehmen. Folgende Amtspersonen gibt es:
Postmeister (während Aktion 1): Der Spieler kann eine 2. Karte auf die Hand nehmen
Amtsmann (während Aktion 1): Der Spieler kann die 6 ausliegenden Karten auf den Ablagestapel legen und 6 neue Karten vom Nachziehstapel auslegen.
Postillion (während Aktion 2): Der Spieler kann eine zweite Karte auslegen.
Wagner (während Aktion 3): Der Spieler erhält bei der Wertung eine Kutsche mit dem Wert, der um 2 höher ist, als die ausliegende Strecke.

Schließt ein Spieler die Strecke ab, passieren folgende 4 Aktionen:
Häuser einsetzen: Der Spieler darf entweder in jedem Land seiner gerade abgeschlossenen Strecke ein Haus einsetzen oder in einem Land auf alle Städte - dabei dürfen nur Städte besetzt werden, die in der Strecke vorhanden sind und in denen noch kein eigenes Haus steht.
Bonusplättchen: Der Spieler erhält nun Bonusplättchen, falls er eine oder mehrere der Bedingungen erfüllt, z. B. eine Strecke, die aus mindestens 5 Städten besteht oder wenn ein Spieler in allen Städten zweier Länder ein Haus besitzt.
Kutschen erhalten: Ist die Strecke mindestens eine Stadt größer als der Wert der höchsten eigenen Kutschenkarte, erhält der Spieler die nächsthöhere Kutschenkarte.
Stadtkarten abwerfen: Die gewerteten Stadtkarten kommen auf den Ablagestapel. Die eigene Hand wird auf 3 Karten reduziert.

Das Spiel endet mit Ablauf der Runde, in der ein Spieler eine 7er Kutschenkarte erhalten oder alle Häuser eingesetzt hat. Nun ermitteln die Spieler ihre Siegpunkt durch Addition der größten Kutschenkarte und allen erhaltenen Bonusplättchen. Davon abgezogen wird die Anzahl der nicht verbauten Häuser. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt.

Fazit
Die Auszeichnung "Spiel des Jahres" ist immer eine große Ehre und große Bürde gleichermaßen. Von einem dermaßen ausgezeichneten Spiel erwartet man auch einen entsprechend hohen Spielspaß. Und im Großen und Ganzen kann Thurn und Taxis diesen Erwartungen durchaus entsprechen - wenn auch nicht vollständig.

Ich habe an Thurn und Taxis 2 Kritikpunkte. Der erste Kritikpunkt ist der in meinen Augen recht hohe Glücksanteil, der dem ansonsten recht strategisch geprägtem Spiel etwas entgegenwirkt. Zentrales Element des Spiels sind die Karten, die der Spieler nachzieht - und dies ist reines Glück. Durch die Möglichkeit, alle Karten auszutauschen, kann man diesen Faktor etwas reduzieren, aber auch die neuen Karten sind wieder Glückssache. Durch die Möglichkeit, alle Karten austauschen zu können, entfällt auch die Chance, längerfristig seine Züge planen zu können.

Kritikpunkt Nummer Zwei ist die fehlende Einflussnahme auf die Mitspieler. Man kann den Spielern zwar Karten vor der Nase wegschnappen, diese können aber alle Karten austauschen. Dadurch spielt jeder Spieler mehr oder weniger unbeeinflusst von den anderen Spieler vor sich hin. Das ist wirklich schade.

Obwohl die beiden Kritikpunkte nicht unerheblich sind, macht Thurn und Taxis durchaus Spaß und ermutigt immer wieder zu einem erneuten Spiel. Dies liegt vor allem an dem schnellen Spieleinstieg. Die Regeln sind, einmal gelernt, schnell wieder verinnerlicht und das Spiel kann flüssig vonstatten gehen. Trotz des hohen Glücksanteils sollte man bei Thurn und Taxis durchaus eine Strategie entwickeln. Es ist natürlich wichtig, wo und wie man seine Route plant und die Punkte, die man durch Bonusplättchen erhalten kann, sind in der Regel spielentscheidend.

Die Spielmechaniken von Thurn und Taxis sind nicht wirklich neu, aber interessant verknüpft. Für mich ist Thurn und Taxis im Großen und Ganzen zwar ein würdiger Preisträger, wäre aber nicht mein Spiel des Jahres 2006 geworden, da mich doch einige Dinge am Spielablauf stören. Trotz alledem ist Thurn und Taxis keinesfalls ein schlechtes Spiel und läd immer mal zu einem Spiel zwischendurch ein. Das wirklich gelungene Spielmaterial rundet das Spiel ab.



28. Mai 2008 - (tp)

Rezensionsbilder