Rezension von California


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Abacus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Die Verpackung von California wirkt auf den ersten Blick etwas ungewohnt, da diese nur etwa die halbe Höhe anderer Spiele aufweist. Doch an Spielmaterial geizt Abacus Spiele nicht. Diverse Marker, Tafeln, Münzen und einen Stoffbeutel findet man im Inneren der Schachtel. Zwar kann das Spiel durch die flache Verpackung recht Platz sparend gelagert werden, auf der anderen Seite herrscht in der Schachtel aber Chaos. Das Spielmaterial fliegt recht ungeordnet hin und her - von Ordnung leider keine Spur. Das eigentliche Spielmaterial ist durchaus ok, auch wenn mir die grafische Gestaltung des Materials und auch des Covers etwas zu spartanisch ausgefallen ist. Von der Qualität her, kann man aber nicht meckern.

Die Anleitung kommt in vier Sprachen daher und ist sowohl übersichtlich als auch gut illustriert. Die Regeln werden logisch aufgebaut erklärt und durch Bilder und Beispiele vertieft. Bis auf das Chaos in der Schachtel, also ein durchweg ordentliches Spielmaterial.

Thema & Ziel des Spiels
Die Erbschaft eines alten Landhauses bringt viele Pflichten mit sich. Um sich das Haus hübsch einzurichten müssen die Zimmer vorbereitet und mit entsprechenden Gegenständen gefüllt werden. Wer viel zu bieten hat, bekommt Besuch von Gästen und erhält Gastgeschenke. All dies bringt Punkte, und wer am Spielende die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Die Zimmer-Ausbauten-Kärtchen werden verdeckt gemischt und als Nachziehstapel beiseite gelegt. Die Bonuskarten, Geschenkkarten, Gäste, Kredit-Marken und Münzen werden griffbereit platziert. Jeder Spieler erhält eine Gold- und eine Silbermünze sowie eine Landhaus-Tafel, die er vor sich ablegt. Die Geschäfts- sowie die Banktafel kommen in die Spieltischmitte. Auf jedes Bankfeld wird eine Goldmünze gelegt; auf jedes Geschäftsfeld eine Ausbaukarte vom Nachziehstapel aufgedeckt. Nun beginnt das Spiel.

Spielablauf
Das Spiel verläuft in Runden. Ist ein Spieler an der Reihe, kann er eine von 2 mgölichen Aktionen durchführen: Eine Münze nehmen oder ein Plättchen erwerben.

Münze nehmen: Der Spieler nimmt sich einer der ausliegenden Goldmünzen aus der Bank (1 Goldmünze = 5 Silbermünzen). Nimmt der Spieler die letzte Münze aus der Bank, endet der Tag.

Plättchen erwerben: Der Spieler nimmt sich eines der ausliegenden Plättchen aus einem der beiden Geschäfte und legt dieses in sein Haus. Die Kosten für das Plättchen belaufen sich auf die Anzahl der in der Bank noch ausliegenden Münzen, d. h. liegen in der Bank noch 3 Goldmünzen, kostet ein Plättchen 3 Silbermünzen. Nimmt der Spieler das letzte Plättchen aus einem der beiden Geschäfte, endet der Tag. Je nach gekauftem Plättchen, legt der Spieler dieses nun in sein Landhaus, und zwar nach folgenden Regeln:
- Zimmerplättchen (= farbige Plättchen) werden auf leere Felder im Landhaus gelegt. Dabei müssen gleichfarbige Plättchen immer waagerecht oder senkrecht aneinandergrenzen - ist dies nicht möglich, kann das Plättchen nicht gekauft werden. Sind auf dem freien Feld im Haus Münzen abgebildet, muss der Spieler zusätzlich zum Kaufpreis noch die angegebenen Kosten bezahlen. Baut ein Spieler ein Zimmer, in dessen Farbe er einen Gegenstand im Dachgeschoss liegen hat, legt der Spieler den Gegenstand sofort in das neugebaute Zimmer.
- Gegenstand: Ein Gegenstand kann immer nur auf ein Zimmerplättchen der entsprechenden Farbe gelegt werden. Dafür erhält der Spieler den Gast in der entsprechenden Farbe. Hat der Spieler kein Zimmer in der benötigten Farbe, kann das Plättchen im (freien) Obergeschoss abgelegt werden.
- Dachkammer (= Plättchen mit der römischen 2): Dieses Plättchen wird auf das freie Feld in Obergeschoss gelegt. Dieses Plättchen ermöglicht dem Spieler das Zwischenlagern eines zweiten Gegenstands.

Am Ende eines Tages passiert folgendes: Die Bankfelder werden mit Goldmünzen aufgefüllt. Sämtliche Plättchen in den Geschäften kommen aus dem Spiel und alle 8 Geschäftsfelder werden mit neuen Plättchen vom Nachziehstapel aufgefüllt. Das Spiel endet nach dem 12. Tag.

Durch das Auslegen von Gegenständen erhält der Spieler besuch von Gästen. Bekommt ein Spieler besuch von einem neuen Gast und hat er dadurch zwei oder mehr Gäste im Haus, erhält er ein Geschenkpaket-Plättchen. Weiterhin gibt es im Spiel Bonuskarten - erfüllt ein Spieler durch das Auslegen von Karten eine oder mehrere der Voraussetzungen, erhält er die betreffende Bonuskarte, die er bis zum Spielende behält - die Gäste dagegen wechseln zwischen den Spielern hin und her.

Gerät ein Spieler in Zahlungsnot, kann er einen Kredit aufnehmen und erhält 3 Silbermünzen. Die Rückzahlung des Kredits beträgt 4 Silbermünzen.

Am Spielende zählen die Spieler ihre Punkte zusammen:
- +1 Punkt pro Gastgeschenk
- für jede Bonuskarte die aufgedruckte Anzahl an Punkten
- +1 Punkt für jedes nicht leere Feld im Haus
- -2 Punkte pro nicht zurückgezahltem Kredit.
Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Fazit
Beim ersten Durchlesen der Anleitung von California fühlte ich mich etwas an Zooloretto erninnert, das vom gleichen Autor (Michael Schacht) stammt. Und tatsächlich: Die Grundprinzipien von California (das 1 Jahr vor Zooloretto heraus kam) ähneln denen vom Spiel des Jahres 2007 in vielen Punkten.

Die etwas chaotische Verpackung habe ich ja schon im Ersteindruck angeprangert, das restliche Spielmaterial ist aber ok. Nichts besonderes und ein bisschen farbarm, aber auf das Spiel ausgerichtet und zweckmäßig.

Wie auch bei Zooloretto ist das Spielprinzip eine recht ausgewogene Mischung aus Taktik und Glück - beides wird für einen Sieg benötigt. Da die taktischen Möglichkeiten nicht allzu zahlreich beschränkt sind (man ist recht stark auf die Auslage der Karten angewiesen), ist es umso wichtiger die richtigen Entscheidungen zu treffen. Jede Aktion im Spiel hat Vor- und Nachteile. Das frühe Kaufen eines Plättchens garatiert, dieses auch zu erhalten, dafür kostet es viel; wartet man eine Runde mit dem Kauf, dürfte es zwar billiger werden, ist aber unter Umständen auch schon vergriffen. Man sollte stets im Blick haben, welche Plättchen ausliegen und welche davon einem die Mitspieler wegschnappen könnten. Da bereits ein leeres Geschäft ausreicht, um einen "Spieltag" zu beenden, kann es bei 5 Spieler daher auch vorkommen, dass man gar nicht an die Reihe kommt und die Gefahr, dass ein Plättchen weg ist, steigt. Daher gilt bei California: Je mehr Spieler, desto mehr Glück steckt im Spiel.

Weiterhin halten sich die Möglichkeiten die anderen Spieler zu behindern und zu beeinflussen doch sehr in Grenzen - außer dem Wegnehmen von Plättchen oder dem vorzeitigen Beenden eines Tages (einfach das letzte Plättchen nehmen, auch wenn man es nicht braucht), bietet California in dieser Hinsicht recht wenig.

Trotz dieser spielerischen Einschränkungen hat uns California doch auch Spaß gemacht - die einfachen Regeln und das recht schnelle Spiel lassen auch Gelegenheitsspieler schnell in das Spiel hereinkommen und man kann es gut als ein Spiel "für zwischendurch" bezeichnen. Im direkten Vergleich zu Zooloretto schneidet es etwas schlechter ab - wer mit Tieren nicht allzuviel anfangen kann, könnte daher bei California durchaus gut aufgehoben sein. Der Preis von aktuell knapp über 15 Euro ist angemessen und dürfte keinen abhalten, sich dieses Spiel einmal anzusehen.



19. Juni 2008 - (tp)

Rezensionsbilder