Rezension von Star Wars: Das Kartenspiel


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Heidelberger Spieleverlag bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
"Star Wars – Das Kartenspiel" aus dem Hause "Fantasy Flight Games" (im deutschen produziert vom "Heidelberger Spieleverlag") fügt sich nahtlos in die Reihe vorangegangener Kartenspiele aus diesen Verlagen ein. Die optische Gestaltung sowohl der Verpackung als auch der mehr als 200 Karten spielt in der obersten Liga der Spiele-Illustrationen. Das Spielmaterial besteht neben den Karten noch aus einem Todessternanzeiger sowie einigen wenigen Markern. Auch hier stimmt sowohl die Optik als auch die Qualität. Leider hat es auch bei diesem Spiel nicht für ein Plastik-Tiefziehteil gereicht, so dass man sich – wenn man das Spielmaterial in einer gewissen Ordnung halten will – eigenständig behelfen muss.

Thema & Ziel des Spiels
Star Wars – wer kennt die gleichnamige Filmserie nicht, die in wenigen Jahren mit neuen Filmen (hoffentlich) bereichert wird. Neben diversen Brett-, Karten-, Würfel- & Rollenspielen bildet dieses Spiel die Saga in einem "Living Card Game" ab, d.h. in einem Format, bei dem es regelmäßig festgelegte neue Decks zu kaufen gibt. Ein Spieler übernimmt hierbei die "Dunkle Seite der Macht", der andere Spieler die "Helle Seite der Macht". Je nach Seite gibt es unterschiedliche Siegbedingungen, die es zu erreichen gilt.

Spiel-Vorbereitungen
Die Spieler einigen sich, wer welche Seite ("Dunkle" oder "Helle") spielt. Jeder Spieler entscheidet sich nun (geheim) für eine Fraktion und stellt sich sein Deck zusammen oder benutzt eines der vorgefertigten Decks. Die Karten jedes Spielers werden in zwei Decks unterteilt: "Einsatzziele" und "Kommandodeck".

Jeder Spieler deckt nun seine Fraktionskarte auf. Der Marker "Gleichgewicht der Macht" wird auf die "Helle Seite" gedreht. Der Todessternanzeiger startet mit dem Wert "Null". Marker u.ä. werden bereit gelegt.

Nun sieht sich jeder Spieler die obersten 4 Karten seines Einsatzdecks an und wählt 3 der Karten aus. Beginnend mit dem Spieler der dunklen Seite werden die 3 gewählten Karten nun nach und nach ins Spiel gebracht (ausgespielt). Die vierte Karte wird unter das Einsatzdeck gelegt. Zuletzt zieht jeder Spieler 6 Karten vom Kommandodeck auf die Hand.

Spielablauf
Die Spieler spielen abwechselnd, beginnend mit dem Spieler der dunklen Seite. Jeder Spielzug eines Spieles ist in folgende 6 Phasen unterteilt:
  • Gleichgewicht: Wenn der Spieler der dunklen Seite an der Reihe ist, dreht er den Todessternanzeiger um 1 Punkt (wenn die dunkle Seite des Markers "Gleichgewicht der Macht" oben liegt, 2 Punkte) voran. Bei 12 Punkten endet das Spiel sofort mit dem Gewinn des Spielers der dunklen Seite. Wenn der Spieler der hellen Seite an der Reihe ist, fügt er einem beliebigen Einsatzziel des Gegners einen Schaden zu (zerstört der Spieler 3 Einsatzziele des Gegners gewinnt er das Spiel).
  • Auffrischen: Von jeder Karte im Spielbereich wird ein Fokusmarker entfernt (außer in der 1. Runde des "hellen" Spielers. Alle Schildmarker des aktiven Spielers werden ebenfalls von den Karten entfernt. Ggf. füllt der Spieler seine Einsatzziele auf 3 Karten auf.
  • Nachziehen: Der aktive Spieler kann nun eine Handkarte seiner Wahl ablegen und füllt dann (oder vermindert) seine Handkartenanzahl auf den "Reservewert" auf (anfangs 6 Karten).
  • Aufmarsch: Der aktive Spieler kann nun Karten aus seiner Hand in den Spielbereich ausspielen, sofern er die Ressourcenkosten bezahlen kann.
  • Konflikt: Der Spieler kann hier beliebige der gegnerischen Einsatzziele angreifen.
  • Macht: Der Spieler kann bis zu drei seiner Einheiten "der Macht verpflichten", indem er eine seiner Machtkarten unter die Einheit legt. Beide Spieler zählen nun alle "Machtsymbole" aller spielbereiten (= ohne Fokusmarker) Einheiten zusammen, die sich der Macht verpflichtet haben. Hat ein Spieler die Mehrheit an Punkten, dreht er den "Gleichgewicht der Macht"-Marker auf seine Seite.

Das Spiel endet mit dem Sieg der "hellen Seite", wenn diese 3 "dunkle" Einsatzziele zerstört hat, oder der Spieler der dunklen Seite keine Karte mehr nachziehen kann. Das Spiel endet mit dem Sieg der dunklen Seite", wenn der Todessternanzeiger 12 erreicht, oder der Spieler der hellen Seite keine Karte mehr nachziehen kann.

Fazit
"Star Wars" ist neben "Der Herr der Ringe" und "A Game of Thrones" die neuste und dritte große Lizenz aus dem Film- & bzw. Buchbereich, die (im Original) von Fantasy Flight Games als "Living Card Game (LCG)” herausgegeben wird. Solch große Namen bieten einerseits natürlich eine große Fan-Basis, die dem Spiel potentiell entgegenfiebert, andererseits aber auch die Gefahr, dass das Spiel nicht den Erwartungen entspricht. Umso höher ist es FFG anzurechnen, dass sie das Spiel aufgrund spielerischer Probleme mitten in der Entwicklungsphase noch einmal komplett neu designt haben und sich so der Release um fast 1 Jahr verzögerte. Gelohnt hat sich dies allemal, denn aus "Star Wars - Das Kartenspiel" ist ein gelungenes, rasantes Kartenspiel geworden, das seit Erscheinen schon viele Fans gewonnen hat. Kürzlich fand sogar die erste Nordamerikanische Meisterschaft auf der GenCon 2013 statt.

Neben dem großen Namen hat das Spiel aber auch spielerisch viel zu bieten. Dieses Star Wars-Spiel ist ein "Living Card Game", d.h. dass die Spiele mit regelmäßig erscheinenden Erweiterungspacks (mit festen Kartensätzen) ihre Strategie anpassen und das Spielerlebnis erweitern können. Eine Neuerung bildet hier die Art, wie man sich "sein persönliches Kartendeck" zusammenstellt – im Gegensatz zu ähnlichen Spielen, passiert dies nicht durch Einzelkarten sondern immer durch "Sets" von 6 Karten (eine davon ein Einsatzziel), die alle gemeinsam verwendet werden müssen. Dies mag gefühlt weniger Möglichkeiten bieten, beschleunigt aber andererseits auch den Deckbau.

Optisch ist das Kartenspiel auf sehr hohem Niveau – die gezeichneten Karten sind sehr stimmungsvoll und nahe an den Filmvorlagen. Hier muss man die Illustratoren wirklich einmal loben. Bereits die erste Serie von Erweiterungen (mit dem im deutschen etwas komisch klingenden Untertitel "Macht-Schub") bildet viele bekannte Filmszenen rund um die Schlacht von Hoth nach.

Das Spielprinzip ist erfreulich schnell – eine Partie dauert im Schnitt gerade einmal zwischen 30 und 60 Minuten, was natürlich auch den Wiederspielreiz erhöht. Dabei müssen beide Seiten (Helle und Dunkle Seite der Macht) unterschiedlich vorgehen. Durch das stetige voranschreiten des Todessternzählers muss der Spieler der Dunklen Seite nicht so offensiv vorgehen, wie die Helle Seite, die innerhalb der wenigen Spielrunden 3 Einsatzziele des Gegners zerstören muss. Leerlauf oder gar eine langwierige Aufbauphase gibt es bei diesem Spiel nicht.

Das eigentliche Spiel ist sehr stringent aufgebaut und bietet viele taktische Möglichkeiten. Immer wieder steht der Spieler vor der schwierigen Entscheidung, welche Karten er wofür einsetzen will – ein Spielelement, das gerade bei den Edge-Battles (dt.: Ringen um den Kampfvorteil) immens wichtig ist: Karten, die hier eingesetzt werden, können eine Schlacht entscheiden, müssen dann aber auf den Ablagestapel gelegt werden – diese mehrfache Einsetzbarkeit der Karten hat mir äußerst gut gefallen.

Wie bei vielen dieser komplexen Kartenspiele, gibt es auch bei Star Wars (sowohl in der englischen als auch der deutschen Version) ein paar Regelunklarheiten bzw. ungenaue oder falsche Beschreibungstexte. Hier sollte man auf jeden Fall einen Blick auf die offiziellen FAQ bzw. Errata haben.

Wie alle LCG ist auch dieses Kartenspiel nur bedingt etwas für Gelegenheitsspieler. Man kann zwar mit den vorgegebenen Decks viele Stunden Spielspaß haben, der volle Reiz bildet sich aber erst durch das Ausarbeiten eigener Kartendecks, was aber viel Einarbeitungszeit sowie ein tieferes Spielverständnis voraussetzt.

Das Basisspiel kostet aktuell ca. 25 Euro, die kleinen Erweiterungen ca. 9 Euro. Dies mag für (mehr oder weniger) einen Stapel Karten recht happig erscheinen, rechtfertigt sich in meinen Augen aber allein durch die wirklich tollen Illustrationen auf den Karten und das durchdachte, schnelle Spielprinzip, das den Flair der Filme sehr gut widerspiegelt. Fans von Deckbuilding-Kartenspielen bzw. des Films sollten definitiv einen Blick auf dieses Spiel werfen.



27. Oktober 2013 - (tp)

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