Rezension von Polterfass


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Zoch-Verlag bereitgestellt wurde.)

Rezension

Polterfass
Spiele vom "Zoch-Verlag" richten sich meist an Familien oder Gesellschaftsspieler, die nicht seitenlange Regeln lernen möchten. Auch "Polterfass" von Andreas Schmidt reiht sich in diese Liste ein, denn es handelt sich um ein recht einfaches Würfelspiel mit einem ungewöhnlichen Thema für ein Gesellschaftsspiel: der gepflegte Ausschank des in Deutschland allseits beliebten Hopfen-Getränks Bier. Ungewöhnlich ist die liebevolle Ausstattung des Spiel, das neben einem Würfelbecher und Bierdeckeln auch 9 kleine Holzfässer beinhaltet, die als Würfel dienen.

Thema und Ziel des Spieles
Wie es sich für eine Kneipe gehört, übernimmt bei "Polterfass" ein Spieler (reihum) die Rolle des Wirts, während die anderen Spieler die Gastrolle übernehmen. Während die Gäste (mit Karten) ihre Bestellung aufgeben, ist der Wirt (mit Würfeln) für den Ausschank zuständig. Je nachdem, wie viel Bier der Wirt ausschenkt und wieviel Bier die Gäste bestellt haben, erhalten die Spieler Punkte. Wer zuerst 75 Punkte erreichen kann, gewinnt das Spiel.

Spielablauf
Reihum übernimmt immer ein Spieler die Rolle des Wirts (er erhält die Fass-Würfel), während die anderen Spieler die Gastrolle übernehmen und ihren persönlichen Kartenstapel benötigen.

Zunächst führt der Wirt einen "Würfelwurf" durch – dabei stellen nur aufrecht stehende Fässer gültige Ergebnisse dar. Der Wirt stellt diese Fässer beiseite. Neben Zahlenfässern, gibt es auch Spezialfässer, mit denen die Zahlen auf den Zahlenfässern verdoppelt oder ignoriert werden können.

Nun sind die Gäste an der Reihe, die sich nun durch das Ablegen von 1 oder 2 verdeckten Karten entscheiden müssen, wie viel Bier sie bestellen möchten. Bis zum Ende der Runde, weiß kein Spieler, was die anderen Spieler ausgelegt haben.

Die große Zeit des Wirts ist nun gekommen, der er muss sich entscheiden, wie lange er (mit den bisher nicht aufrecht stehenden Fässern) weiterwürfeln will. Entscheidet er sich aufzuhören, oder wirft er einen Fehlwurf (= kein Fass bleibt stehen), beginnt die Auswertung der "gültigen" Fässer.

Hat der Wirt einen Fehlwurf produziert, erhält jeder Spieler die bestellte Menge an Bier als Punkte gutgeschrieben. Im anderen Fall wird berechnet, ob der Wirt mehr Bier ausschenkt als die Gäste bestellt haben, oder nicht. Im ersten Fall, erhält jeder Gast seine bestellte Menge als Punkte und der Wirt die Differenz zu seiner gewürfelten Gesamtsumme. Im zweiten Fall, erhält der Wirt die komplette Menge als Punkte gutgeschrieben, der gierigste Gast (mit der höchsten Bestellung) erhält seine Bestellmenge als Minuspunkte und der bescheidenste Gast (mit der niedrigsten Bestellung) erhält die Minuspunkte des gierigsten Gastes als Pluspunkte.

Danach übernimmt der nächste Spieler die Rolle des Wirts. Das Spiel gewinnt, wer 75 Punkte erreicht.

Fazit
"Bier her, Bier her, oder ich fall um
Bier her, Bier her, oder ich fall um
Soll das Bier im Keller liegen
und ich hier die Ohnmacht kriegen?
Bier her, Bier her, oder ich fall um"

So lautet der Text eines deutschen Volkslieder und dies beschreibt auch gut das Thema des Spiels "Polterfass" vom Zoch-Verlag, bei dem es alleine vom "Wirt" abhängt, wie viel Bier denn nun tatsächlich ausgeschenkt werden.

Zunächst einmal fällt das (bei Zoch eigentlich übliche) sehr schöne Spielmaterial auf. Ein Würfelbecher samt Bierdeckel zum standesgemäßen würfeln, ein Stapel Karten, ein Wertungsblock sowie 9 "Würfel" in Bierfassform. All das sehr stimmungsvoll zum thematisch passend in Szene gesetzt.

Die Anleitung wirkt auf den ersten Blick komplizierter, als sie wirklich ist. Die Menge an Regeln ist für ein Party-Würfelspiel schon etwas größer, wird durch viele Beispiele aber schnell verinnerlicht, so dass nach einigen Runden auf die Anleitung verzichtet werden kann. Die einzelnen Runden sind schnell gespielt, so dass kein großartiger Leerlauf entsteht.

Zum eigentlichen Spielgeschehen sei gesagt, dass das Spiel sehr glückslastig ausgelegt ist. Da gibt es zum einen den Glücksfaktor "Würfeln" für den Wirt – je weniger Fässer sich im Würfelbecher befinden, desto größer die Gefahr eines Fehlwurfs. Aber auch beim Ablegen der Karten herrscht "Unsicherheit", denn kein Spieler weiß, was die anderen Spieler ausgelegt haben. Hier kommt es auf Bluffen und das Einschätzen der Mitspieler an, was bei steigender Spielerzahl immer "unsicherer" wird.

Interessanterweise nimmt die Risikobereitschaft des Wirts bei stegender Spielerzahl ab, denn der Wirt bekommt die meisten Punkte, wenn er weniger Bier erwürfelt, als bestellt wurde, oder wenn er deutlich mehr erwürfelt – bei vielen Spielern wird der letztere Fall immer schwerer zu erreichen.

Die Spezialfässer bringen einen weiteren Faktor in Spiels, dem sich der Wirt bedienen kann, um das Würfelergebnis zu seinen Gunsten zu verändern.

"Polterfass" ist in meinen Augen ein Spiel für zwischendurch, wenn es einmal nicht auf "Planbarkeit" oder den "ernsten Wettkampf um den Sieg" ankommen soll. Verbissene "Immer-auf-Sieg"-Spieler werden an diesem Spiel keine Freude haben. Thematisch ist das Spiel sehr schön umgesetzt, der Preis von ca. 15 Euro für das gebotene Spielmaterial ein fairer Preis. "Polterfass" ist sicherlich nicht eines der besten Würfelspiele, ein Würfelspiel "der anderen Art" ist es allemal. Und in der richtigen Spielrunde, kann es durchaus als Ersatz für "Bluff", "Kniffel" o.ä. ein Dauerbrenner werden.



19. März 2014 - (tp)

Rezensionsbilder