Rezension von Carnac


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Verlag HUCH & friends bereitgestellt wurde.)

Rezension

Carnac
"Carnac" von Emiliano "Wentu" Venturini aus dem Verlag Huch&friends ist ein abstraktes Strategiespiel für 2 Spieler.

Das Spiel ist nach der gleichnamigen französischen Stadt in der Bretagne benannt, die für ihre mehr als 3.000 Menhire (Steinmonolithe) bekannt ist. Im Spiel geht es nun darum die Spielsteine (Monolithe), geschickt zu platzieren, um am Spielende möglichst viele Dolmen zu errichten, die aus mindestens 3 angrenzenden Symbolen bestehend. Der Spieler mit dem meisten Dolmen gewinnt.

Vorbereitungen & Ablauf
Das Spiel wird mit einem doppelseitigen Spielplan geliefert, der 3 unterschiedlich große Spielbereiche zeigt. Mit diesen Spielbereichen können die Spieler den Glücks- & Strategiefaktor etwas abändern. Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Alle Spielsteine bilden den allgemeinen Vorrat.

Der erste Spieler stellt nun einen der Spielsteine (alle sind gleich aufgebaut) auf ein beliebiges Feld des gewählten Spielplans. Nun hat der andere Spieler 2 Möglichkeiten:
  • 1. Er entscheidet sich, der gerade eben gesetzten Spielstein umzukippen. Danach ist der Spieler seinerseits am Zug einen Stein aufrecht auf dem Spielplan zu platzieren.
  • 2. Er entscheidet sich, der gerade eben gesetzten Spielstein nicht umzukippen. Der Spieler kann nun keinen weiteren Stein einsetzen und der 1. Spieler ist erneut am Zug. Ausnahme: Kann ein Spieler einen Stein nicht regelkonform umkippen, darf er tortzdem einen eigenen Stein aufstellen und der Gegner ist am Zug.

Beim Umkippen kann der Spieler entscheiden, in welche Richtung er den Stein umkippen will. Dabei ist zu beachten, dass das Feld, auf dem der Stein ursprünglich aufrecht stand, nun frei wird (d.h. der Stein kippt auf 2 Nachbarfelder). Auch die Spielfeldbegrenzung darf natürlich nicht überschritten werden. Das Spiel endet, sobald keine Spielsteine mehr vorhanden sind mit der Wertung.

Gewertet werden nun alle Bereiche einer Farbe, die angrenzend zueinander (waagerecht und senkrecht) liegen und aus mindestens 3 Symbolen bestehen. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Bereichen (und nicht etwas der, mit den meisten Symbolen!).

Fazit
Carnac überrascht bereits am Anfang mit 2 Punkten positiv: Es gibt eine passende und nicht aufgesetzt wirkende Hintergrundgeschichte und das Spielmaterial ist durch die schweren Spielsteine sehr wertig. Beides ist bei abstrakten Strategiespielen eher die Ausnahme.

Der Einstieg in Carnac ist holprig. Dies liegt aber keinesfalls an den Regeln (es gibt ja nur sehr wenige), sondern eher an Planlosigkeit, denn es gibt keinen Anhaltspunkt ob es nun besser oder schlechter ist einen Stein mit dem eigenen oder fremden Symbol aufrecht abzustellen. Auch der Platz für die ersten Steine wirkt eher willkürlich gewählt. Und am Anfang lässt man die Steine "natürlich" erstmal auf die Seite mit den eigenen Symbolen kippen.

Doch sobald sich der Spielplan mit Steinen füllt, merkt man die Möglichkeiten, die sich dem Spieler bieten: Bereits liegende/stehende Steine bilden Barrieren, um den Gegenspieler dazu zu zwingen, den Stein entweder stehen zu lassen oder auf die (für ihn) ungünstige Seite zu kippen. Schnell können 2 oder 3 Dolmengebiete zu einem großen verbunden werden (was am Spielende weniger Punkte bringt). Gerade die wenigen spielerischen Möglichkeiten bieten Anlass für einiges an Kopfzerbrechen und der Spannungsbogen bleibt so bis zum Spielende erhalten.

Carnac ist ein sehr schlichtes und sachliches Spiel - was in meinen Augen der einzige wirklich Kritikpunkt darstellt. Jeder Spielzug ist gleich: Stein stellen und ggf. Stein umkippen. Mehr gibt es nicht. Keine Varianten, keine Abwechslung.

Doch der Spannungsbogen (gerade gegen Ende werden Dolmen verbunden oder auf den letzten Drücker neu errichtet) und das schnell erklärte und erlernbare Spielprinzip machen für mich aus Carnac ein durchaus interessantes abstraktes Spiel, das man auch mehrfach hintereinander spielen kann. Die Art und Einfachheit des Spiels ist beweitem nichts für alle Spieler. Wer aber Spiele wie Schach, Go, Blokus o.ä. mag, der sollte sich Carnac einmal ansehen - einen passenden Mitspieler vorausgesetzt.



25. Februar 2015 - (Thorsten Pohl)

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