Rezension von Die Legenden von Andor - Die letzte Hoffnung


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Verlag Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Die Legenden von Andor - Die letzte Hoffnung
"Die Legenden von Andor - Die letzte Hoffnung" ist der abschließende Teil der Andor-Trilogie von Michael Menzel und im KOSMOS-Verlag erhältlich. Im Gegensatz zu Teil 2, der eine Erweiterung zum Grundspiel war, ist Teil 3 eigenständig und enthält alles Spielmaterial, das zum Spielen notwendig ist. In der Andor-Reihe müssen alle Helden zusammen arbeiten um gefährliche Abenteuer zu bestehen - ein wichtiger Punkt der Reihe ist daher auch die Hintergrundgeschichte. Schaffen es die Helden gemeinsam in einer gewissen Anzahl an Runden alle Aufgaben zu erledigen, gewinnen sie das Spiel bzw. die Legende.

Spielablauf
Da sich der eigentliche Spielablauf auch in diesem 3. Teil nicht von den bisherigen Teilen unterscheidet, "klaue" ich an dieser Stelle meinen "Spielablauf"-Abschnitt aus der Rezension des 2. Teils - ergänzt um die Neuerungen. Der Aufbau der Legenden ist immer unterschiedlich, daher hier die Kurzform: Auf den Legendenkarten steht immer beschrieben, welches Spielmaterial ihr für die gewählte Legende benötigt, wo Monster, Fallen & Kreaturen aufgestellt werden oder entstehen und mit welchen Startwerten die Helden das Spiel beginnen. Jeder Spieler erhält einen Helden (inkl. Pappminiatur, Heldenbogen und div. Markern), mit dem er das Spiel bestreiten wird.

Die Regeln sind sehr stark von der aktuellen Legende getrieben, daher hier nur ein kurzer Abriss der wichtigsten Grundregeln:
Das Spiel verläuft über diverse Runde ("Tage" genannt). Jeder Tag besteht aus Stunden (i.d.R. 7), in denen die Spieler reihum diverse Aktionen ausführen können, die unterschiedlich viele Stunden dauern. Haben alle Spieler ihren Tag "beendet" (d.h. die verfügbaren Stunden verbraucht), folgt die sog. "Sonnenaufgangsphase", in der vor allem die Monster gezogen werden und die Legende fortschreitet.

Folgende Aktionen stehen den Helden zur Verfügung:
  • Bewegen: Die Helden können auf angrenzende Felder bewegt werden – dabei kostet jedes Feld eine Stunde auf der Stundenleiste.
  • Kämpfen: Jede Kampfrunde kostet den Helden ebenfalls eine Stunden. Mehrere Helden können auch zusammen kämpfen (dies kostet das jeden Helden eine Stunde). Der Kampf verläuft über den Vergleich von Angriffs- und Verteidigungswürfeln. Für das Besiegen von Monstern erhalten die Spieler Gold oder Willenspunkte.
  • Sonstiges: Je nach Legende können die Spieler auch weitere Aktionen durchführen.
Neben diesen Aktionen, die Stunden verbrauchen, gibt es auch Aktionen, die die Helden "nebenher" ausführen können, z.B. Gegenstände aufnehmen oder tauschen, beim Händler einkaufen (Ausrüstung, Charaktererweiterungen...) oder Brunnen leeren.

"Die Legenden von Andor" ist ein sehr stark aktionsgetriebenes Spiel, d.h. in jeder Legende gibt es unterschiedliche Gegenstände, Monster und Ausgangssituationen, auf die die Helden reagieren müssen. Auch die Startposition der Monster wird oft zufällig bestimmt.

Die Helden gewinnen das Spiel, wenn sie die speziellen Siegbedingungen der gespielten Legende erfüllt haben und die Legende nicht vorher in ihre letzte Phase getreten ist.

Fazit
Die große Frage bei einem dritten (oder x.-ten) Teil einer Spielereihe ist sicherlich die Sinn-Frage: Macht es Sinn mit den 3. Teil zu kaufen, wenn ich die ersten beiden Teile kenne und gespielt habe? Werden Stärken ausgebaut & Schwächen reduziert? Kurzum: Bietet es genügend Anreiz um einen erneuten Kauf zu rechtfertigen?

Um es vorweg zu nehmen: "Die Legenden von Andor - Die letzte Hoffnung" bietet genau das, was bereits die ersten Teile (inkl. Erweiterungen) ausgezeichnet hat - mit allen Stärken und allen Schwächen. Das die Andor-Reihe zu den optisch tollsten Spielen gehört, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Auch Teil 3 schließt hier nahtlos an. Die Illustrationen auf Spielbrett & Spielmaterial von Michael Menzel sind erneut von hohem Niveau und bilden eine hervorragende Grundlage, um in die Spielwelt einzutauchen. Auch die Anleitung ist von gewohnt guter Qualität. Mittels der "Losspielanleitung" kann man mit nur geringer Vorbereitungszeit direkt mit der 1. Legende loslegen und wird in alle wichtigen Aspekte des Spiels eingeführt. Hier sei auch erwähnt, dass dieser 3. Teile der Reihe, im Gegensatz zum 2. Teil, ein eigenständiges Spiel ist, d.h. man benötigt kein Spielmaterial aus den vorigen Spielen und es ist auch nicht nötig, die vorigen Teile zu kennen. Bei der Menge an Spielmaterial, das auch bei "Andor 3" (so will ich es der Kürze wegen nun nennen) mitgeliefert wird, ist dies eine gute Entscheidung, denn die Box ist wieder bis zum Rande mit Markern, Karten & Aufstellern gefüllt.

Ein weiterer Punkt der auffällt ist, dass sich "Andor 3" mehr auf die Tugenden des 1. Teils besinnt - große Spielablauf-Neuigkeiten (wie z. B. das Insel-Hopping mittels Schiff im 2. Teil) gibt es hier nicht. Lediglich die Notwendigkeit nun seine Helden verpflegen zu müssen, sticht hier hervor. Die einzelnen Legenden sind ebenfalls sehr unterschiedlich und führen neue Elemente nach und nach ein.

Neben diesen bisherigen Stärken, die "Andor 3" auch in diesem neusten (und nach aktuellem Stand: vermutlich letzten) Teil bietet, sind allerdings auch alle bisherigen Kritikpunkte nachwievor vorhanden. Auch "Andor 3" ist extrem schwer und selbst mit 4 Spielern eine Herausforderung, weswegen wir - falls wir es zu Zweit spielen - immer jeweils mit 2 Helden unterwegs sind. Das Spiel erlaubt keine großen Fehlentscheidungen und durch Zufallselemente teilweise nicht mal kleine. Auch die Kämpfe gegen die Monster (per Würfelwurf) verzeihen keine Pechsträhne. Dies kann "Andor 3" (wie auch die ersten beiden Teile) extrem frustrierend machen - gerade für Neueinsteiger in die Serie, die ein "entspanntes" Familienspiel erwarten.

Als Abschluss möchte ich - da "Andor 3" vermutlich der letzte Teil der Reihe ist, ein abschließendes Fazit zur kompletten Trilogie geben - aufgrund der Ähnlichkeit der Spiele, kann dies auch als Fazit für Teil 3 dienen: "Die Legenden von Andor" sind für mich eine der (im Fantasy-Sinne) glaubhaftesten und liebevollsten Erzählungen im Brettspiel-Genre (also Rollenspiele, Tabletops o.ä. nicht einbezogen) - sowohl von der grafischen Gestaltung als auch von der Vielfältigkeit der Legenden und des Spielmaterials. Andererseits haben die Spiele mich mehr als einmal aufgrund der Schwierigkeit an den Rand des Wahnsinns getrieben, wenn beim Endkampf ein Würfelwurf daneben ging oder eine ungünstige Auslosung das Spiel von vorneherein fast unschaffbar gemacht hat. Letztendlich haben bei mir die positiven Elemente aber die Oberhand behalten, was auch daran lag, dass man das Spiel natürlich jederzeit per Hausregeln an die eigene Frustgrenze anpassen konnte. Falls es - wider aller Erwarten - doch noch einen 4. Teil geben sollte, würde ich mir wünschen, dass das Spiel - insbesondere für 2 Spieler - besser ausbalanciert ist und es ggf. "von Haus aus" Spielvarianten für Einsteiger, Fortgeschrittene & Profis gibt. Alles andere kann so bleiben wie es ist...

23. März 2017 - (Thorsten Pohl)

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