Rezension von Caylus Magna Carta


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von HUCH & friends bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Viele Spiele, die ich rezensiere habe ich vorher bereits einmal gesehen, gespielt oder kenne grob den Inhalt. Nicht so bei Caylus Magna Carta - dieses Spiel war komplettes Neuland für mich und somit wusste ich nicht, was mich erwarten sollte. Die Verpackung, deren Cover schön "verschwörerisch" gestaltet ist, machte auf jeden Fall Lust auf das Spiel, wirkte es wie eine Mischung aus Karten und Taktikspiel - wobei letztendlich die Taktik überwiegen sollte. Das Spielmaterial ist ordentlich und guter Spiele-Standard: diverse Pappmarker, Holzwürfel und -marker sowie ein Stapel Karten, die recht gut in der Hand liegen. Loben erwähnen muss man die Tatsache, dass der Verpackung einige kleine Plastiktüten zum Verwahren der Spielmaterialien beiliegen.

Die Anleitung ist gut bebildet und eigentlich logisch gegliedert, mir fehlte nach dem ersten Durchlesen aber trotzdem das Verständnis, worum es eigentlich geht und wie das Spiel denn nun ablaufen würde (zum Glück sollte sich dieses Verständnis beim Spielen dann aber nach dem ersten Spiel recht schnell einstellen).

Thema & Ziel des Spiels
Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Baumeistern, die auf Geheiß des Königs Philipp Gebäude errichten um dem König zu imponieren und schließlich auch beim Bau seines Schlossen helfen zu können. Für den Bau von Gebäude sowie dem Errichten von Schlossteilen gibt es Prestigepunkte, die es zu sammeln gilt. Wer am Ende des Spiels die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen

Siehe hierzu auch unsere Schritt-Für-Schritt-Anleitung!

(Es werden hier die Standardregeln beschrieben)

Jeder Spieler wählt eine Farbe und bekommt in dieser Farbe 12 Karten (hier ist die Randfarbe ausschlaggebend) von denen er 3 Karten vedeckt auf die Hand zieht, 4 Arbeiter und einen Markierungsstein. Weiterhin erhält jeder Spieler 2 Nahrungwürfel (pink), 2 Holzwürfel (braun) sowie 4 Denar. Der Startspieler erhält die "1."-Karte.

Die rosa Karte mit dem Zelt wird in die Tischmitte gelegt - darauf kommt der Vogt-Spielstein (weiß). Die übrigen rosa Karten werden gemischt und links neben die bereits liegende Karte soviele Karten gelegt, wie Spieler am Spiel teilnehmen minus 1, d.h. bei 4 Spieler werden neben die bereits ausliegende Karte noch 3 weitere Karten gelegt. Die übrigen rosa Karten kommen aus dem Spiel. Oberhalb dieser "Straße" wird die Brückenkarte sowie die Schlosskarte gelegt. Die blauen (Prestige-) Karten werden, wie auch die restlichen Rohstoffwürfel und Denar griffbereit beiseite gelegt. Die Prestigeplättchen werden farblich sortiert neben das Schloss gelegt. Für jeden spieler weniger als 4 wird jeweil ein Prestigeplättchen aus dem Spiel genommen.

Spielablauf

Siehe hierzu auch unsere Schritt-Für-Schritt-Anleitung!

Das Spiel verläuft in Runden. Jede Runde besteht aus insgesamt 6 Phasen:
  • Einkommen
  • Aktionen
  • Vogt bewegen
  • Gebäude auswerten
  • Schloss bauen
  • Rundenende

Phase 1: Einkommen
In der 1. Phase erhält jeder Spieler 2 Denar von der Bank. Einen zusätzlichen Denar bekommt jeder Spieler für jedes selbst gebaute Wohnhaus bzw. Hotel.

Phase 2: Aktionen
Beginnend mit dem Startspieler führen die Spieler nun reihum Aktionen durch und zwar so lange, bis jeder Spieler die Aktion "Passen" gewählt hat. Folgende Aktionen sind möglich:
  • Ein Karte ziehen: Der Spieler zahlt 1 Denar an die Bank und zieht eine Karte von seinem Nachziehstapel.
  • Karten austauschen: Der Spieler zahlt 1 Denar an die Bank, legt alle Handkarten ab und zieht die gleiche Anzahl an Karten vom Nachziehstapel.
  • Arbeiter einsetzen: Der Spieler zahlt 1 Denar an die Bank und setzt einen seiner (4) Arbeiter auf eine Karte, auf der noch kein Arbeiter stehen darf. Dabei ist es egal, wer dieses Gebäude ursprünglich gebaut hat.
  • Gebäude errichten: Der spieler zahlt die links oben auf der Karte angegebenen Rohstoffkosten an die Bank und legt die Karte rechts an die bereits vorhandenen Gebäude an.
  • Prestigegebäude errichten: Der Spieler zahlt die links oben auf der Karte angegebenen Rohstoffkosten an die Bank und legt das gwünschte Prestigegebäude (blaue Karten) auf ein eigenes Wohnhaus. Ein Wohnhaus kann nur in der Phase "Gebäude auswerten" errichtet werden.
  • Passen: Der Spieler legt seinen Markierungsstein auf das erste freie Feld der Brückenkarte. Der erste Spieler, der passt, erhält 1 Denar von der Bank. Ein passender Spieler kann in dieser Runde keine weiteren Aktionen durchführen.


Phase 3: Vogt bewegen
Entsprechend der Reihenfolge, in der die Spieler in Phase 2 gepasst haben, kann nun jeder Spieler für jeweils 1 Denar den Vogtspielstein um ein Feld vor oder zurück bewegen. Pro spieler sind maximal 3 Felder zulässig.

Phase 4: Gebäude auswerten
Nun werden alle Gebäude (von links nach rechts) ausgewertet, auf denen ein Arbeiter steht und die links von der Karte liegen, auf der sich der Vogtspielstein befindet (diese Karte eingeschlossen). Je nach Karte können die Spieler nun unterschiedliche Effekte der Karten nutzen, z. B. erhalten sie Rohstoffe oder Denar, können Denar gegen Rohstoffe tauschen oder können eines ihrer errichteten Gebäude in ein Wohnhaus umwandeln. Bei den von den Spielern ausgespielten Karten gibt es zwei Bereiche. Der Bereich in der Kartenmitte zeigt den Effekt an, den der Spieler erhält der auf dieser Karte einen Arbeiter platziert hat. Der Effekt am unteren Kartenrand gilt für den Spieler, der diese Karte ausgespielt hat. Nachdem alle Gebäude ausgewertet wurden, erhalten die Spieler ihre eingesetzten Arbeiter zurück.

Phase 5: Schloss bauen
Entsprechend der Reihenfolge, in der die Spieler in Phase 2 gepasst haben, kann nun jeder Spieler Rohstoffpakete für den Bau des Schlosses spenden. Ein Paket besteht immer aus 3 unterschiedlichen Rohstoffen, die der Spieler an die Bank zahlt. Für jedes Paket erhält der Spieler ein Prestigeplättchen (zunächst werden die 4er verteilt, dann die 3er, letztendlich die 2er). Der Spieler, der die meisten Pakete abgegeben hat, erhält ein Gold-Rohstoff. Bei Gleichstand erhält das Gold derjenige, der zuerst die Pakete abgegeben hat. Bietet kein Spieler ein Paket werden 2 Prestigeplättchen aus dem Spiel entfernt.

Phase 6: Rundenende
Das Spiel endet nun, wenn keine Prestigeplättchen mehr beim Schloss vorhanden sind. Im anderen Fall wird der Vogt (falls möglich) 2 Felder weiter vor bewegt. Die Startspielerkarte wird an den nächsten Spieler weitergegeben und das Spiel beginnt erneut bei Phase 1.

Am Spielende zählen die Spieler nun die Werte auf ihren Prestigeplättchen zusammen. Dazu werden die Prestigepunkt addiert, die auf den selbst gebauten Gebäuden rechts oben abgedruckt sind. Weiterhin ist jedes Gold 1 Punkt, jeweils 3 Rohstoffe 1 Punkt und jeweils 3 Denar ebenfalls 1 Punkt wert. Wer am meisten Prestigepunkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Fazit
Womit fängt jedes Spiel, das man neu besitzt an? Mit dem Lesen der Anleitung. So auch bei Caylus Magna Carta. Und hier liegt m. E. nach der Schwachpunkt des Spiel - die Anleitung kann die Spielmechanik nicht vernünftig vermitteln. Es fehlen diverse Abbildungen (zu den bereits vorhandenen), die die eine odere andere Situation deutlicher erläutern. Vorallem die 7 Phasen inkl. Unteraktionen verwirren zunächst sehr. Das erste (evtl. auch das zweite) Spiel verbringt man damit, die Spielmechanik zu verstehen - erst danach kann man wirklich von einem flüssigen Spiel reden. Was das ganze verkompliziert ist die Tatsache, dass CMC ein sehr taktisches Spiel ist und auf nahezu jegliches Glückselement verzichtet. Hier wäre evtl. eine kleine Übersichtsstafel über die Phasen und Aktionen hilfreich gewesen.

Weitere Problem des Spielmaterials sind die Karten. Diese haben 2 Seiten (ja ich weiss, das hat jede Karte...) - die auch beide im Spiel verwendung finden. Problem dabei ist, die Karten farblich auseinander zu halten: Die eine Seite ist immer grün (zumindest bei den Karten, die die Spieler auf die Hand bekommen). Die andere Seite kann verschiedene Farben haben. Umrahmt ist diese 2. Seite in der Farbe des Spielers. Hier muss man wirklich sehr genau aufpassen, um nicht den Überblick zu verlieren, was gerade zu Anfang sehr schwer fällt.

Ok, gehen wir davon aus, die Spielregeln verstanden zu haben. Dann wird aus CMC ein wirklich schönes Taktik-Spiel mit einer interessanten Spielmechanik. Gerade die Tatsache, dass man, wenn man mit einem seiner Arbeiter eine Aktion ausführen will, i.d.R. einem Mitspieler auch eine Aktion ermöglicht, zeigt die taktische Tiefe, die dieses Spiel hat. Man muss ständig im Auge behalten, wer welche Aktionen zu welcher Zeit ausführen kann und entsprechend reagieren. Der Glückfaktor beim Karten nachziehen kann hierbei vernachlässigt werden - er ist quasi nicht existent. Diese ganzen Abhängigkeiten machen das Spiel natürlich sehr komplex (obwohl es die Regeln nicht sind) und es ist unheimlich schwer eine passende Strategie zu finden, da jedes Spiel etwas anders verläuft und man sehr viel bedenken muss.

Alle Aktionen in einem Spiel wirken durchdacht und gut aufeinander abgestimmt. Es gibt eigentlich keine Strategie oder Aktion die unnütz oder benachteiligt ist - alles hängt vom Spielverlauf ab. Mit 2 Spielern verliert das Spiel m.E. nach an Reiz - je mehr Aktionen (= mehr ausliegende Karten durch mehr Mitspieler) man mit seinen Arbeitern ausführen kann, umso interessanter und anspruchsvoller ist das Spiel.

Wer auf einen taktischen Schlagabtausch steht, der sollte einmal einen Blick auf Caylus Magna Carta werfen - und sich nicht durch die ersten Spiele entmutigen lassen. Für aktuell ca. 16 Euro erhält man ein ausgewogenes Spiel und einen fairen Gegenwert für sein Geld.



04. Februar 2008 - (tp)

Rezensionsbilder