Rezension von Castle Panic


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Castle Panic
Castle Panic vom Verlag Pegasus Spiele ist ein kooperatives "Tower Defense"-Brettspiel von Justin De Witt, das bereits 2009 in englischer Sprache erschienen und nun endlich auch in Deutsch erhältlich ist. "Tower Defense"-Spiele basieren auf dem gleichnamigen Prinzip der Online-Spiele, bei denen (meist) eine Horde Monster versucht eine Burg (o.ä.) zu erstürmen. Die Aufgabe der Spieler ist es natürlich, dies zu verhindern.

Auch bei Castle Panic steht dieses Prinzip im Mittelpunkt der Handlung. Die Spieler versuchen der Gegner-Horde mit verschiedenen Karten Herr zu werden, die es ihnen erlauben, die Monster in bestimmten Bereichen des Spielbretts zu attackieren. Das Spiel kann sowohl kooperativ (alle Spieler gegen das Spiel) als auch semi-kooperativ ("ein Spieler gegen alle anderen Spieler" bzw. "alle Spieler gegen das Spiel, aber ein Spieler gewinnt") gespielt werden.

Spielablauf
Der Spielplan wird bereit gelegt und zeigt die Burg in der Spielplanmitte, die von 4 "Ringen" (Schwertkämpfer, Ritter, Bogenschützen und Wald) umgeben ist und die in 3 farbige Bereiche (blau, rot grün) unterteilt sind. Die 12 Burgteile (6x Turm, 6x Mauer) werden in die Mitte gestellt. Die "Start-Monster" (3 Kobolde, 2 Orks, 1 Troll) werden beliebig auf dem Bogenschützenring verteilt (je 1 Monster pro Zahlenbereich) – die restlichen Monsterplättchen kommen in den Beutel. Je nach Spielerzahl erhalten die Spieler 4 bis 6 Handkarten, die offen ausgelegt werden.

Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe, führt er folgende Schritte durch:
  • Karten nachziehen: Der Spieler füllt seine Kartenhand wieder auf
  • Karte ablegen: Der Spieler kann nun eine seiner Handkarten ablegen und dafür eine neue Karte vom Stapel nachziehen
  • Karten tauschen: Der Spieler kann nun je nach Spielerzahl 1 oder 2 Karten mit 1 oder 2 Mitspielern tauschen.
  • Karten ausspielen: In dieser Phase können beliebig viele der Handkarten ausgespielt werden. Die meisten der Handkarten zeigen Bogenschützen, Ritter und Schwertkämpfer in den 3 Farben, mit denen die Monster in dem entsprechenden Feld angegriffen werden können, und die dadurch 1 Lebenspunkt verlieren. Besiegte Monster kommen aus dem Spiel. Neben diesen "Kampfkarten" gibt es noch weitere Hilfen für die Helden, z.B. Karten zum errichten neuer Mauern.
  • Monster bewegen: Alle auf dem Spielplan verbliebenen Monster rücken nun 1 Felder weiter Richtung Burg vor. Erreicht ein Monster eine der Mauern oder einen der Türme, wird diese "Bollwerk" entfernt und das Monster erleidet 1 Schaden.
  • 2 neue Monster ziehen: Als letztes zieht der Spieler 2 neue Monster aus dem Beutel und ermittelt mit dem Würfel den Bereich, in dem das neue Monster im Wald erscheint. Neben Monster gibt es noch andere Gemeinheiten (z.B. rollende Felsen, die Pest, Boss-Monster oder gar die Ansage, noch weitere Monster zu ziehen), die die Spieler erwarten.

Besiegte Monster erhalten die Spieler, um bei einer der semi-kooperativen Varianten am Spielende einen Gewinner zu ermitteln. Das Spiel endet, wenn alle Turm-Marker vom Spielbrett entfernt wurden (mit einer Spieler-Niederlage) oder wenn alle Monster besiegt wurden (mit dem Sieg der Spieler).

Neben der kooperativen Variante, gibt es weitere Varianten in den Spielregeln.

Fazit
Das Spielmaterial von Castle Panic ist recht ordentlich – alles ist stabil und sogar ein Stoffbeutel ist enthalten, was heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist. Die Illustrationen der Karten und Marker sind nett, aber nichts besonderes – der Spielplan ist etwas lieblos gestaltet, was für den Spielablauf aber nicht wirklich relevant ist. Die Anleitung ist in Ordnung – viele Regelfragen kommen bei diesem doch recht einfachen Spiel ohnehin nicht auf.

Castle Panic ist wie gesagt ein kooperatives Spiel, mit semi-kooperativen Spielvarianten. In meinen Augen macht das Spiel aber in der kooperativen Variante den meisten Spaß – bei der Variante "kooperativ, aber der Spieler mit den meisten Monster-Markern gewinnt" stört mich, dass dies dem kooperativen Gedanken entgegen steht; ich finde es schöner, wenn wirklich alle Spieler gemeinsam kämpfen müssen, ohne Hintergedanke, wer am Ende die meisten Marker sammeln konnte. Aber dies ist Geschmackssache.

Das Spiel ist selbstverständlich sehr glückslastig durch das Ziehen der Karten & Marker sowie das Auswürfeln der Bereiche. Auch wenn die Phase "Karten ausspielen" der wichtigstes Abschnitt des Spiels ist, wird man ohne geschicktes tauschen oder ablegen von Karten nur in den seltesten Fällen gewinnen können – hier wird der Grundstein für einen Sieg gelegt. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist in Ordnung, es ist schwer genug zu gewinnen um interessant zu sein und nicht zu schwer, um frustriert zu werden.

Die strategischen Möglichkeiten der Spieler sind zwar recht überschaubar (Ablegen, Tauschen & Ausspielen von Karten), machen aber aber auch den Reiz dieses eher simplen Koop-Spiels aus; gerade wegen der eingeschränkten Möglichkeiten (z.B. gibt es keine Spezialfähigkeiten der einzelnen Spieler) muss man diese wirklich geschickt einsetzen.

Mir gefällt das Spiel aus diesen Gründen auch recht gut als "Absacker", um die Gehirne der Strategen wieder etwas abzukühlen. Das Spiel ist ratz-fatz erklärt und aufgebaut; die Spielzeit mit ca. 45 bis 60 Minuten (bei 4 Spielern) aber doch am oberen Ende eines solchen "Absackers" zu sehen. Auch als Solo-Spiel kann Castle Panic gespielt werden.

Ich würde Castle Panic nicht unbedingt in meine "TOP10-Liste 2015" mit aufnehmen, aber der einfache Spieleinstieg, das schnell Spiel ohne Leerlaufphasen und der Sieg, den man nicht geschenkt bekommt, führen dazu, dass das Spiel bereits des Öfteren auf dem Tisch gelandet ist. Freunde von kooperativen Spielen können hier gefahrlos einmal reinschauen. Lediglich der Preis von über 30€ liegt auf der Grenze dessen, was ich persönlich für diese Art Spiel bezahlen würde.

05. Januar 2016 - (Thorsten Pohl)

Rezensionsbilder