Rezension von Han


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Abacus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Han
Im Jahr 2000 erschien vom Spieleautor Michael Schacht das erfolgreiche Spiel "Kardinal & König", bei dem verschiedene Orden um die Vormachtstellung ringen. 2005 erschien der Nachfolger "China", der nicht nur das Geschehen geografisch und somit auf einen neuen, verbesserten Spielplan verlegt hat, sondern bei dem auch die Spielregeln leicht optimiert wurden. All das finden wir nun auch in der neuen Jubiläumsausgabe mit dem Titel "Han". Hier sind außerdem noch Grenzhäuser und Häfen hinzugekommen und der Spielplan hat zusätzlich eine zweite, kompaktere Seite für 2 bis 4 Spieler.

Spielziel
Der chinesische Staat Han steht kurz vor dem Niedergang. Ein Machtwechsel bahnt sich an. Die durch Bauernaufstände geschwächten Provinzen müssen sich wieder vereinen und eine neue Dynastie einleiten.

Durch das Ausspielen von Karten - welche immer genau eine Farbe zeigen - und das Setzen von Häusern erhalten die Spieler Machtpunkte für die Mehrheiten in den Provinzen, sobald diese abgeschlossen sind. Durch den Einsatz von Abgesandten erhalten die Spieler am Spielende Machtpunkte für die Mehrheiten bei zwei benachbarten Regionen. Lange Häuserreihen bringen weitere Machtpunkte ein.

Spielausstattung & Spielvorbereitung
Die Spieler entscheiden sich für eine Spielplanseite und legen diesen in der Tischmitte aus. Die Vorderseite ist für 3-5 Spieler und die Rückseite für 2-4 Spieler. Jeder Spieler erhält die Spielsteine (Häuser und Abgesandte) einer Farbe. Ein Abgesandter jeder Farbe kommt auf das Feld 0 der Wertungsleiste. Je nach Spielplanseite und Spielerzahl werden aus den 57 Provinzkarten einige aussortiert. Die Provinzkarten werden nun gemischt und je 3 verdeckt an die Spieler ausgeteilt. Die restlichen Provinzkarten bilden den Nachziehstapel von welchem 4, bzw. 3 Karten offen neben dem Spielplan ausgelegt werden. Die Punktekarten und die 9 Wertungssteine kommen ebenfalls neben den Spielplan. Der Startspieler erhält die Kaiser-Figur. Die verbliebenen 5 Marker werden nur in den Varianten benötigt.

Spielablauf
Wer an der Reihe ist, spielt 1 bis 3 Handkarten aus, um Häuser und/oder Abgesandte in genau eine Provinz zu stellen. Befindet sich in einer Provinz noch kein Spielstein, darf dort nur 1 Stein einsetzt werden. Ansonsten darf der Spieler in eine Provinz bis zu 2 Spielsteine einsetzten. Die Farbe der Karte gibt an, in welche Provinz die Spielsteine eingesetzt werden können. Dabei dürfen 2 beliebige Karten als Joker für jede Farbe gespielt werden.

Häuser werden auf ein freies Hausfeld einer Provinz gesetzt. Für Grenzfelder, welche sich zwischen Provinzen befinden, müssen immer 2 Karten ausgespielt werden. Entweder 2 von der Farbe einer beteiligten Provinz oder je 1 von den Farben beider Provinzen. Sobald alle Hausfelder einer Provinz besetzt sind, kommt es sofort zur Wertung der Provinz. Hierbei erhält der Spieler, welcher die meisten Häuser in der Provinz hat so viele Machtpunkte, wie sich Häuser in dieser Provinz befinden. Der Zweite erhält so viele Machtpunkte, wie der Erstplatzierte Häuser in dieser Provinz hat, der Dritte so viele wie der Zweite dort Häuser hat, usw. Bei Gleichstand erhalten alle die entsprechenden Machtpunkte. Ein Abgesandter wird auf das Drachenfeld einer Provinz gesetzt. Auf einem Drachenfeld dürfen maximal so viele Abgesandte stehen, wie sich Häuser der am meisten vertretenen Farbe in der entsprechenden Provinz befinden. Alternativ zum Ausspielen von Karten, kann der Spieler auch 1 Karte abwerfen.

Am Ende seines Zuges ergänzt der Spieler seine Kartenhand auf 3 Karten. Hierzu wählt aus den offen ausliegenden Karten aus, oder zieht vom Nachziehstapel. Anschließend werden die offen ausliegenden Karten ergänzt. Ist der Nachziehstapel aufgebraucht, wird der Ablagestapel neu gemischt. Sobald der Nachziehstapel zum zweiten Mal aufgebraucht ist, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt, bevor das Spiel endet.

In der Schlusswertung werden in allen unfertigen Provinzen die Häuser gewertet. Anschließend kommt es zur Bündniswertung. Hat ein Spieler in zwei benachbarten Regionen jeweils die Mehrheit bei den Abgesandten, erhält er so viele Machtpunkte, wie sich insgesamt Abgesandte in beiden Regionen befinden. Trifft dies auf mehrere Spieler zu, erhalten alle diese Punkte. Alle anderen gehen leer aus. Schließlich erhält jeder Spieler in der Straßenwertung, für jedes eigene Haus, welches sich in einer ununterbrochenen Reihe von mindestens 4 Häusern befindet, 1 Machtpunkt. In der Hafenwertung werden die Häuser der Hafenstädte analog der Häuserwertung gewertet. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit den meisten verbliebenen Spielsteinen im eigenen Vorrat.

Gesamteindruck
"Han" ist ein lupenreines Mehrheitenspiel mit relativ wenigen Regeln (und somit auch schnellem Spieleinstieg), aber einiges an Spieltiefe. Durch die geringe Kartenhand von 3 Karten ist die Auswahl etwas eingeschränkt und man muss sich immer der jeweiligen Situation anpassen. Aber genau dies macht das Spiel so spannend und abwechslungsreich. Zunächst wird um die Vorherrschaft in den einzelnen Regionen gerungen. Dabei ist es nicht immer wichtig, derjenige mit den meisten Häusern zu sein, denn auch schon nur ein einziges Haus kann durch den interessanten Wertungsmechanismus viele Punkte bringen. Zwar bekommt der Erstplatzierte die volle Punktzahl, aber auch alle anderen profitieren von den Häusern der Mitspieler. Beispielsweise bekommt man in einer Provinz mit fünf Häusern schon mit einem Haus 4 Machtpunkte, wenn ein anderer Spieler dort vier Häuser stehen hat. Irgendwann im Spiel beginnt man Abgesandte einzusetzen, um in der Schlusswertung weitere Machtpunkte zu erhalten. Diese kann man auch in Provinzen setzen, in welchen man nicht vertreten ist. Da sich die maximale Anzahl der Abgesandten in einer Provinz an den Häusern orientiert, kann man dies entsprechend berücksichtigen und auch direkt beeinflussen. Hier versucht man in möglichst vielen benachbarten Provinzen die Mehrheiten zu haben, damit diese gegebenenfalls mehrmals Punkte einbringen. Dabei reicht es auch oft, sich mit jemand anderen die Mehrheit zu teilen. Letztendlich muss man noch etwas darauf achten, möglichst viele oder lange zusammenhängende Häuserketten zu bilden, um auch hier noch zusätzliche Machtpunkte zu erhalten. Gleichzeitig gilt es, dies bei den Mitspielern zu unterbinden.

Die gegenüber "Kardinal & König" angepassten Regeln bestehen hauptsächlich darin, dass die Provinzen sofort gewertet werden, wenn sie vollständig besetzt sind. Der Spielplan ist nun etwas übersichtlicher (keine benachbarten Provinzen über Wasserwege) und die Rückseite kompakter und somit ideal für das Spiel zu zweit oder zu dritt. Zusätzlich sind auf dem Hauptspielplan noch die Grenzhäuser und Häfen hinzugekommen, die das Spiel etwas beschleunigen, abseits liegende Häuser interessanter machen und eine kleine weitere Wertung hinzufügen. Diese Änderungen haben aber nur minimalen Einfluss auf das von "Kardinal & König" bekannte Spielsystem.

Mit der Variante "Befestigung" kann jeder Spieler einmal im Spiel einen Marker unter ein Haus legen und erhält dafür bei der Häuserwertung doppelte Punkte, ebenso bei der entsprechenden Straßen- und Hafenwertung. Bei der Variante "Markplätze" kann jeder Spieler einmal auf ein Hausfeld einen Marker und darauf einen Abgesandten stellen. Bei der Schlusswertung kommen diese zusätzlich auf das jeweilige Drachenfeld, ohne dass das Limit beachtet werden muss. Diese beiden Varianten kann man spielen, muss man aber nicht. Wir haben sie eher als überflüssig empfunden.

Einmal verstanden spiel sich "Han" zügig in 30 bis 40 Minuten und zieht oft eine Revanche nach sich. Uns hat es aufgrund des Konkurrenzkampfes in und um die Provinzen am besten mit drei oder vier Spielern gefallen.

Fazit
"Han" ist einfach zu verstehen und schnell zu spielen, aber dennoch kniffliger als man zunächst vermutet und dabei auch noch spannend und abwechslungsreich. Ab drei Spielern bekommt man ein sehr gutes, kurzweiliges Mehrheitenspiel mit zwei auf die Spielerzahl angepassten Spielplänen. Die kleinen Neuerungen und möglichen Varianten machen nicht so viel aus, als das man es zusätzlich zu "Kardinal & König" oder "China" besitzen müsste, aber wer beides noch nicht hat, kann bedenkenlos zugreifen. Zumal das Spiel preisgünstig und in einer kompakten Schachtel daherkommt.



22. Januar 2015 - (Michael Schmitt)

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