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CollectorsPlayground empfiehlt das Spiel
Dragon Castle

Bewertung:

»Dragon Castle« ist eins von den Großen, den Ehrwürdigen, den Monolithen – und dennoch zu wenig beachtet, am Rande geblieben und nicht abgefeiert oder ausgezeichnet. Groß ist es als Zitat eines Klassikers, als Wahrer einer Spiel-Tradition und durch seine Hingabe an Altes. Man muss dankbar dafür sein, dass dieses Spiel das alte und gleichwohl zeitlose Mah-Jongg mit Fingerspitzengefühl aufmöbelt, modifiziert und ins Heute, in die aktuelle Spielewelt trägt, ohne dass es Schaden nimmt. »Dragon Castle« ist ein höchst elegantes »Azul 3D« mit der Haptik des »Mah-Jongg« und den Sonderaufgaben & -fähigkeiten eines »Kingdom Builder« oder »Sagrada«. Die Zeichen- und Symbolsprache der Lege-Steine hat sich nur wenig vom Vorvater entfernt, die Grafik von Spielplänen und Tableaus allerdings fügt mit seiner unwiderstehlichen und eigenständigen Ästhetik, die sich nur schwer einordnen lässt, dem Ursprungs-Spiel eine unaufgeregte Modernität hinzu: Die abstrahierten Landschaften in milden Farben bleiben im asiatischen Themenkreis und es gelingt mit ihnen sogar, dem Ganzen eine unaufdringliche Hintergrundgeschichte unterzuschieben, derer es vielleicht gar nicht bedurft hätte, die sich aber förmlich aufdrängt. »Mah-Jongg« bekommt eine Story, die die neuen Qualitäten und Herausforderungen dieses »Abbau/Aufbau Set Collection Spiels« plausibel werden lässt und mit Leben füllt – und all das auf gestalterisch höchstem Niveau. Darunter, dass man sich beim Herausziehen, Einpassen, Stapeln und Umdrehen der Acryl-Steine manchmal etwas un-elegant anstellt, weil sie nicht nur so aussehen sondern sich auch benehmen wie kleine Stückchen nasser Gäste-Seife, leiden Spielfluss und -begeisterung keineswegs: Solange man etwas aufpasst, wo was lag und wieder zu liegen hat, ist das »Herumräumen« in der eigenen anwachsenden Burg kein Problem. Bisweilen wünscht man sich aber einen Mini-Saugnapf als »Kran« für diese gelackt-rutschigen Bausteine. Bei Mah-Jongg müssen sie nur einzeln stehen können – hier nun liegen sie aufeinander und aneinander und es wird eng. Da helfen halt auch keine Fingernägel! Die Tugend aus der Not: Die entstehende »Bau-Pause«, das Handwerk des Ablegens und Zurechtrückens, muss man verstehen als eine kontemplative Zäsur vor der nächsten Zugentscheidung. Ein wahres Plus für den Spielfluss! Und eine schöne Spielstimmung. Der Abbau der großen Burg folgt einfachen und »griffigen« Regeln. Die offene Auswahl liegt breit vor einem und vergrößert sich mit dem Abtragen, Verfügbar-machen und Freilegen weiterer Steine bzw. Optionen. Diese zentrale, zerfallende Burg ist ein größeres und zugleich berechenbareres Material-Lager als die Manufakturen von »Azul«: Man kann gut vorausplanen, man kann hinarbeiten auf bestimmte Steine, zugleich mit Blick auf die gegnerischen Burgen den Zugang zu bestimmten Steinen verzögern oder auf das Desinteresse des Gegners hoffen bzw. ihn sogar mit freiwerdenden Angeboten locken, um sich den selbst begehrten Stein zu sichern. Hier ergeben sich zahlreiche Strategie-Facetten. Und das ist richtig gut! Große Gedanken, Entscheidungen und Gefühle in einer dennoch meditativen Spielhandlung, stille Versunkenheit in dem entspannten Nehme- & Ablege-Mechanismus. Selbst wenn – kleiner Wermutstropfen – die wortlosen Erklärungs-Grafiken auf Karten und Spielhilfen nicht immer so glücklich geraten und eben nicht das sind, wofür sie gemacht wurden, nämlich selbsterklärend, ist »Dragon Castle« ein großes Kunststück mit tragenden Wurzeln und frischem Grün, das hoffentlich irgendwann selber »Klassiker« genannt werden wird. Stilsicher und gestalterisch schlüssig, wie es gemacht ist, und mit seinem rätselhaft zeitlosen Artwork hat es absolut das Zeug dazu! Es hat – während es »Mah-Jongg« ins Jetzt pimpt – dennoch und absolut die Eigenständigkeit und unvergleichliche Ausstrahlung eines besonderen Spiele-Juwels.

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