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CollectorsPlayground empfiehlt das Spiel
Archimedes

Bewertung:

Dass das Grundprinzip der auf eine Ecke gestellten und somit diagonal stapelbaren Würfel schon bei Reinhold Wittigs »Das Spiel« 1979 auftauchte, erwähnt das Anleitungs-Heft von »Archimedes« aus dem Jahr 1995 ganz offen. Die Bewegungsmechanik seiner Würfel in der auf Dreiecken basierenden Basis-Form von Archimedes ist allerdings nicht »gänzlich neuartig«, wie behauptet. Das Prinzip des Rollens kantiger Spielelemente taucht bereits 1974 bei »Twingo« (Piatnik), 1977 bei »Duell« (Parker),1983 bei »Rubik´s Logic« (Arxon) und 1993 bei »Vega« von Peri auf. – Macht nichts! Hinter »Archimedes« (das auch seinen Namen mit einem älteren Spiel teilt, nämlich dem Arxon-Titel von 1982) verbirgt sich ein wahres Juwel – nicht nur, weil die Spielfläche dem Schliff eines Diamanten gleicht! Editrice Giochi präsentierte 1995 Niek Neuwahls »Würfel-Roller«-Variation einem noblen Strategie-Brettspiel-Hirnzermarterer würdig in absolut wertiger Materialität: Das Plastik-Spielbrett in seiner kristallinen Struktur muss man nicht anfassen, man will es aber! Die glatten, schweren Würfel (22x22x22mm) bestehen aus massivem Kunststoff und sind griffig, obwohl man sie nicht »greifen« muss: Antippen genügt und sie kippen mit sattem Klicken über die Stege des Rasters in eine der jeweils angrenzenden Dreiecks-Mulden. Ein sehr befriedigender Akt und eine unwiderstehliche Zug-Bewegung. Das ganze Szenario in seiner Optik und seiner Materialbeschaffenheit hat die Strenge und den Charme eines edlen Brettspiels, zugleich aber die Reduziertheit, Formsprache und Zeitlosigkeit eines modernen Klassikers. Der Kniff von Archimedes ist schnell erfasst und in der kurzen Spielanleitung kompakt umrissen: Jeder Würfel muss soviele Felder weit ziehen (»rollen«), wie insgesamt Würfel auf den 3 Achsen stehen, die seinen Standpunkt kreuzen – inklusive seiner selbst. Diese überschaubar knappe Regel verursacht böse Gedanken-verschlingungen und fordert ganze Konzentration! Das Prinzip spiegelt in seiner Einfachheit das Gesamtbild des Spiels und macht es zu einem charmanten Schmuckstück mit Tiefgang, das es wert ist, neu entdeckt zu werden. Die Haptik von »Azul«, die Wertigkeit von edlen Klassikern der Brettspielgeschichte und das Monolithische von »Das Spiel« machen Archimedes zu einem Lichtblick abstrakter Strategie der 90er – sicherlich weit unterschätzt.