Thorsten
Partien: 7 |
Kommentar vom 10.03.2025: Es ist erstaunlich wie viele Gedanken und Herzblut in dieses Projekt vom Entwickler hereingeflossen ist. Ja, es war 2 Jahre zu spät, aber wenn dass das Ergebnis ist, stört mich diese Verspätung nicht geringsten.
Das Spiel hat tolles Spielmaterial - u.a. sind alle Miniaturen bemalt. Die Geschichte ist in Ordnung, bezieht ihren Reiz aber eher durch die Ereignisse, die die Spieler erleben, als durch eine vorgefertigte Storyline. Ich muss gestehen, dass Arydia die "echteste" Open-World bietet, die ich bisher gespielt habe.
Das Spiel erinnert mich extrem an alte Computer-Rollenspiele - wer damals (1992) Spaß an Ultima 7 gefunden hatte, der könnte Arydia lieben, denn mich erinnert vieles an diese Spiele-Referenz. Dies könnte aber auch gleichzeitig der größte Kritikpunkt sein, denn das Karten-Management ist nicht zu unterschätzen - man sucht z.B. eine Karte, die nur das innere eines Hauses zeigt oder man sucht die NPC-Karte um zu erfahren, dass man hier nicht weiter kommt. Für mich ist das Teil der Fazination des Spiels, aber es könnte für andere störend wirken.
Die Spielmechaniken spielen sich erfrischend neu, wenn auch nicht bahnbrechend innovativ - aber in diesem Setting machen die Kämpfe wirklich Spaß und sind sehr taktisch. Würfelpech kann man meistens gut ausgleichen.
Ein Geniestreich - und ich würde mich nicht wundern, wenn wir dies zukünftig öfter in Spielen sehen werden - ist die Tatsache, dass alle Fähigkeitskarten oder Gegenstandskarten auf ihrer Rückseite gleich eine FAQ abgedruckt haben ... ein Suchen in der Anleitung entfällt dadurch. Insgesamt wirkt das Spiel wirklich extrem durchdacht und auf die Bedürfnisse der Spieler ausgerichtet.
Das Tutorial führt extrem toll in die Spielwelt ein und nimmt einen zu Spielbeginn hervorragend an die Hand.
Die Offene Welt wirkt glaubhaft - an allen Ecken und Enden finden sich Events, NPCs, "Points of Interests" und Dinge zu entdecken und erforschen. Die Charaktere spielen sich erfreulich unterschiedlich, ohne das zugrundeliegende Regelwerk zu verlassen.
Für mich ein hervorragendes Kampagnenspiel, das faziniert. Wen die "Simulation eines Computer-Rollenspiels mit Hilfe von Karten" nicht stört, sondern in die Welt eintauchen will, sollte sich Arydia anschauen (falls es ein Reprint geben wird...)
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Brakus71
Partien: - |
Kommentar vom 28.04.2025: Hier liegt ein sehr ambitioniertes Brettspiel vor, welches die Grenzen zwischen Tabletop-Rollenspiel und klassischem Brettspiel verschwimmen lässt. Dem Autor gelang es eine offene, persistente Welt zu erschaffen, in der Spieler als Exilanten durch das Land Arydia reisen, kämpfen und Aufträge erfüllen, um schließlich ihren Weg nach Hause zu finden.
Das Spiel benötigt keinen sogenannten Dungeon-Master, da es diesen durch ein ausgeklügeltes Kartensystem ersetzt. Dieses System steuert Nichtspieler-Charaktere, Ereignisse und Gegner. Dadurch entsteht eine dynamische und immersive Spielerfahrung, die durch die immens schönen Grafiken, Illustrationen und Spielkomponenten unterstützt wird. Die Welt ist modular aufgebaut und bietet eine Vielzahl von Ortschaften, die sich im Laufe der Kampagne verändern können und neue Gebiete freischalten. Die Haupt(welt)karte ist das Basin, welches eine kleinere Tafel ist, auf der viele verdeckte Hexfelder aufzufinden sind. Die werden nach Vorgabe von Geschichten, Ereignissen oder Einführungen per Fingerdruck seitlich eingedrückt (doppellagige Tafel und unter den Hexfeldern zur Hälfte dreilagig mit Hohlraum) und umgedreht und zeigen dann auf, welche Kartenteile (groß, mittel, klein, lang) heraus zu suchen und auf den Tisch zu legen sind. Diese zeigen quasi eine hineingezoomte Ansicht der Gegend an. Dies kann auch noch weiter gehen, wenn auf einem solchen Kartenteilstück z.B. ein Haus betreten wird, wird da ebenfalls hineingezoomt und in diesem eventuell noch einmal, wenn es in einen Keller geht. Ziemlich cool gelöst!
Die Atmosphäre von Arydia liesse sich z.B. mit Gloomhaven vergleichen, hebt sich jedoch durch die stärkere Teambildung (auch mit NPCs) ab. Die Spieler erleben eine Welt, die sich durch Entscheidungen verändert, wodurch eine hohe Wiederspielbarkeit gewährleistet wird – wobei hier erst einmal viele Stunden Spiel anstehen, bevor man an ein erneutes Abenteuer (von vorne beginnend) zu denken braucht. Viele, viele, viele, viele Spielkarten sorgen hierbei für Abwechslung.
Die Charakterentwicklung ist im Laufe des Spiels sehr tiefgehend und belohnt strategische Entscheidungen. Dabei ist besonders hervorzuheben, das die intuitive Mechanik, die trotz der Komplexität des Spiels einen flüssigen Einstieg ermöglicht, die Spieler allumfassend begleitet.
Wenn es ein Videospiel wäre, würde allerdings auch vieles leichter fallen, denn z.B. der Aufbau und die Verwaltung der viiiiieeeelen Komponenten kann zunächst überwältigend wirken. Das Setup erfordert Zeit und eine gute Organisation, die aber durch die vielen spielerbezogenen Schachteln zumindest vereinfacht wird. Aber das Spiel komplett aufzuräumen ist schon eine Mammutaufgabe^^, all die Komponenten und Boxen wieder geschickt in dem riesigen Karton unter zu bringen (trotz seitlich aufgedruckter Anleitung dafür).
Das Spiel bietet eine immersive Welt, könnte dabei aber noch ein wenig mehr auf Rollenspiel-Mechaniken – zumindest optional? – für RPG-Veteranen eingehen. Vielspieler werden hier aber auf jeden Fall glücklich, allein der Umfang wird für viel Kurzweil sorgen, was dann auch den hohen Preis rechtfertigt.
„Arydia: The Paths We Dare Tread“ ist ein herausragendes Brettspiel, das eine einzigartige Mischung aus RPG und strategischem Gameplay bietet. Wer sich auf die komplexe Welt einlässt, wird mit einer tiefgehenden, immersiven Spielerfahrung belohnt. Es ist eine klare Empfehlung für Fans von epischen Kampagnen und kooperativen Abenteuern.
[Galerie: 25 Fotos]
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