Bewertungsstatistiken zum Spiel "Reykholt"


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Reykholt (2018) - Deutsch

Kommentar vom 23.11.2020:
Mit Uwe Rosenberg mal wieder rein in die Gummistiefel und raus in die Natur! Nachdem es mit »Cottage Garden« 2016 ran ging an die heimische Scholle im überschaubaren Garten-Beet, wo friedvoll die Kätzchen zwischen den Pflanztöpfen schlummerten, nachdem wir in »Indian Summer« 2017 den Wald unsicher machen und als freundliche »Jäger und Sammler« im Herbstlaub stochern durften, nachdem uns 2018 in »Spring Meadow« auf steilen Bergwiesen der Schnee unter den Stiefeln und unter den Murmeltieren wegschmolz, hat uns Rosenberg 2018 (nach meinem Eindruck fast ein bisschen still und leise) auf die Insel geschickt. Und zwar dorthin, wo es kaum natürlicher sein und kaum mehr Natur geben könnte: Nach Island. Es wird vulkanisch. Zwar nur sehr weit entfernt im Hintergrund, aber man fragt sich: Was – um Himmels Willen – will der große Agricolaner denn auf Fels und Lava ernten?? Und ernten will er ja ganz offensichtlich wieder! Da hilft ein Kniff – und der ist sogar ganz pfiffig und schafft einen plausiblen Hintergrund, wie es ihn wohl noch bei keinem Spiel zuvor gab. Wir erfahren über die Segnungen der Erdwärme, die aus dem berühmten Insel-Vulkanismus erwachsen… im wahrsten Sinne nämlich in beheizten Gewächshäusern, wo gegen Erwarten ein buntes Gemüse-Allerlei gedeiht. Da diese Tatsache einigermaßen kurios erscheint, ist uns – in unserer Rolle als isländische Gemüsebauern – die Neugier von Besuchern und Touristen sicher. Diese bringen Hunger mit… und schon haben wir ein Rosenbergsches »Öko-System« aus Natur, Wirtschaft (hier auch Gastwirtschaft) und Handel, Kosten, Nutzen, Ertrag etc., also das Wechselspiel ökonomischer Effekte in Saatbeet, Gewächshaus und bei Tisch. Ein überschaubarer Rahmen, geradezu idyllisch. Letzteres gilt auch visuell: »Reykholt« ist ein grünes Idyll für Skandinavien-Freunde. Hier herrscht ein angenehmes, entspanntes, ja »gemäßigtes« Klima, (nicht bloß wegen der Erdwärme), denn das Thema tut niemandem weh, ist in seiner Ausgestaltung hübsch anzusehen und erreicht garantiert genau jene Spieler-Gattung, die es eher ruhig angehen lässt. Wem Rosenbergs weit komplexeres und sehr beliebtes Nord-Spiel »Nusfjord« von 2017 zu bedrohlich ist, wo fangfrisch in See und in die ewigen Fischgründe Norwegens gestochen wird, der ist in der latzhosigen und schlapphütigen Gemüse-Kooperative von »Reykholt« genau richtig.

Das ganze Spiel ist inhaltlich kompakt wie die zum Spielmaterial gehörenden, praktischen und absolut notwendigen 3D-Gemüse-Kisten! Allerdings: Man muss sich durch die Anleitung ackern wie durch einen harten Boden. Sicher, »Reykholt« bietet neben reichlich Material, das erstmal definiert sein und vorbereitend auseinanderdividiert werden will, auch viele Optionen (sehr augenfällig schon in der Anzahl der schön im Kreide&Tafel-Look gestalteten Aktionsfelder), aber wir wünschten uns im Regelwerk ein wenig mehr Struktur und sprachliche Vereinfachung, also Klarheit. Denn im Grunde ist »Reykholt« natürlich keineswegs Teufelswerk. Gut, das Ablesen der Aktionsfelder auf dem Spielplan wird für den Großteil einer Spielrunde immer teuflisch sein: Genickstarre durch verdrehte Hälse! Die Symbole und Icons auf den kleinen Schiefertafeln können gar nicht so eindeutig sein, dass man die Texte nicht braucht. Immerhin sind die Texthinweise der stets offen ausliegenden Servicekarten aus zwei Richtungen lesbar.

Ordnung herrscht, wenn schon nicht in der Schachtel, dann doch wenigstens auf dem Tisch: Die Gewächshäuser sind Auslage-Karten, die erwähnten Kisten beherbergen die filigranen Gemüse-Plättchen, die zum Glück fein aus Holz gefertigt sind, und der Spielplan wird vom großen, nüchternen Raster der Schiefer-Tafeln dominiert. Irgendwie fanden wir es daher schade, dass unsere Erträge einfach so vor uns rumliegen. Möglicherweise sind die »Spielerkarten«, die jeden an die eigene Spielerfarbe erinnern und neben den Runden-Phasen auch einen Schuppen zeigen, als »Lager« und Ablagefläche der eigenen Feldfrüchte zu verstehen.

Als es dann endlich losgeht, geht es bald ordentlich zur Sache! Denn »Reykholt« ist ein Wettrennen, tatsächlich… und zwar ein Race von Flaschen über gedeckte Tische! Die steigende Anzahl der Gedecke bestimmt die Anzahl der für das Fortschreiten der Flaschen geforderten Gemüse. Das klingt etwas durchgeknallt, aber nein: In diesen Gewächshäusern wird kein Marihuana angebaut! Der einzige Dampf, der aufsteigt, ist der der Geysire. Aber das ist – wie gesagt – bloß »Flavour«. Allemal ist das Szenario schlichtweg charmant, ja irgendwie charmant bescheuert, aber (gottlob) es nimmt sich absolut ernst und das ist klasse!

Aussaat, Ernte, Einkauf von Waren, »Verkauf« (Abgabe) von Gewächshäusern, Aneignung von Sonderfähigkeiten der sogenannten Service-Karten usf. werden von jedem Spieler mittels seiner lediglich drei »Arbeiter« gesteuert, mit denen abwechselnd Aktionen aus dem Angebot reserviert bzw. blockiert werden. Da ertappt man sich bald beim Grübeln über der scheinbar absurden Frage »Wo bekomme ich (verflucht nochmal) jetzt Blumenkohl her?« oder »Schaffe ich es in meinem Zug noch, über den 4er-Möhrentisch zu hopsen und den Führenden zu überholen?«

Das macht großen Spaß! Es ist einfach toll und haptisch, seine hölzernen und ordentlich großen Arbeiter-Tokens nach Abwägung der Chancen entschlossen auf die Aktionsfelder zu »klatschen« wie den Einsatz am Roulette-Tisch! In der Tat sieht das Raster dieser Setzfelder ja auch wirklich so aus.

Wir haben hier also ein zu jedem Zeitpunkt transparentes und deshalb spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen kleiner, bunter Flaschen mit einem Überhol-Effekt bei Gleichstand, der mit Rosenbergs Zählleisten-Prinzip von »Patchwork« oder sogar mit »Nova Luna« verwandt ist, in einem Spiel mit Roulette-artigem Einsatz-Spektrum und Spiel-Gefühl und nicht zu komplexen Kosten-Nutzen-Überlegungen (etwa bei der Wahl der Gewächshäuser, in denen mehr Gemüsesorten angebaut werden dürfen, je weniger Pflanz-Parzellen sie bieten).
Die Erweiterbarkeit der Komplexität durch Servicekarten-Sets oder den »Story-Modus« verspricht Steigerungspotenzial und abwechslungsreiche Spieleabende.

Dieses freundliche und familienfreundliche »Cottage Garden«/»Arler Erde«-Crossover in einem bäuerlichen Mikrokosmos des hohen Nordens hat mindestens soviel Aufmerksamkeit und Fans verdient wie die Rosenbergschen Pentomino-Puzzle-Knüller, die die umliegenden Spiele-Jahrgänge so erfolgreich aufgemischt haben.

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Spangeonline
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Partien: 1
Bewertete Version:
Reykholt (2018) - Deutsch

Kommentar vom 28.01.2019:
Die Bewertung erfolgt nach der ersten Spielrunde ohne Storymodus, mit dem Servicekartenstapel "A". Nach Ansicht des Regelvideos (QR-Link) konnte es schon fast losgehen. Ein paar Kleinigkeiten haben wir nochmal nachlesen müssen, aber grundsätzlich hat das Spiel leichte und überschaubare Regeln. Optisch ist das Spiel ein Augenschmaus. Das Material ist von hoher Qualität und es macht einfach Spaß zu spielen. Es gibt in dem Spiel keine Wertungsorgie am Schluss. Man zieht seine Spielfigur jeweils in der Tourismusphase auf der Wertungsskala voran (jede Runde). Man sieht immer wer führt und wer in der Gunst der Touristen noch nachzuholen hat.
Ein sehr schönes, nicht zu komplexes Rosenberg-Spiel.

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Batti
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Qualität der Anleitung:
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Preis-/Leistungsverhältnis:
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