Rezension von Campos


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von HUCH & friends bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Die Verpackung von Campos vom Verlag "HUCH & friends" kommt qualitativ edel, optisch aber eher schlicht daher. Dieses Muster zieht sich auch durch das restliche Spielmaterial (Qualität: Top; Optik: nennen wir es "nicht mehr als nötig"). Gerade bei der Punkteleiste muss man 2x hinsehen, um sie als solches zu erkennen. Positiv anzumerken ist, dass das Spielmaterial säuberlich in einem Hochziehteil untergebracht werden kann.

Die Anleitung ist gut bebildert und lässt eigentlich keine Fragen offen. Aufgrund der wenigen Regeln lässt sich das erste Spiel schnell beginnen.

Thema & Ziel des Spiels
Ein richtiges Thema hat dieses abstrakte Strategiespiel eigentlich nicht - nicht einmal die Bedeutung des Wortes Campos im Rahmen des Spiels wird erläutert. Gewonnen hat am Ende, wer durch geschicktes Anlegen bzw. Wegnehmen von Spielsteinen die meisten Punkte sammeln konnte.

Spiel-Vorbereitungen
Jeder Spieler erhält einen Punktezählstein, der auf das Null-Feld der Punkteleiste gelegt wird. Weiterhin erhält jeder Spieler verdeckt (je nach Spielerzahl) 3 bis 5 Karten. Die Spielsteine kommen in den Beutel und jeder Spieler zieht 2 Steine, die offen abgelegt werden. Ein Spielstein wird als Ausgangsstein in die Tischmitte gelegt.

Spielablauf
Das Spiel geht reihum und gliedert sich in 2 Phasen: Aufbau und Abbau der Spielsteine. Ist ein Spieler an der Reihe, legt er in der Aufbau-Phase einen seiner 2 Spielsteine direkt an die bereits ausliegen Steine an und zieht einen neuen Stein nach; in der Abbauphase nimmt er einen Stein weg. Als zweite Aktion kann der Spieler entweder seinen zweiten Stein ablegen/einen zweiten Stein wegnehmen oder eine seiner Wertungskarten ausspielen.

Die Wertungskarte erhält eine Bedingung, in der Form "das größte zusammenhängende Feld der Farbe a ist flächenmäßig größer als das größte zusammenhängende Feld der Farbe b. Ist das der Fall, bekommt man so viele Punkte, wie das größte zusammenhängende Feld der Farbe c groß ist.

Die Aufbauphase des Spiels endet wenn eine Spieler seine letzte Wertungskarte gespielt hat bzw. wenn eine Spieler keine Spielsteine mehr nachziehen kann. Dann erhalten die Spieler neue Wertungskarten und die Abbauphase beginnt. Das Spiel endet, wenn der letzte Spielstein abgebaut wurde. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Fazit
Wer abstrakte Titel mag, der sollte sich Campos definitiv einmal ansehen. Es ist ein Spiel mit kleineren Schwächen, hat aber Potential, da es durch Hausregeln prima angepasst werden kann.

Spielt man Campos strikt nach Anleitung fällt zunächst der recht hohe Glücksanteil für ein Strategiespiel auf. Man ist das gesamte Spiel von den zufällig gezogenen Karten sowie von den ebenfalls zufällig gezogenen Spielsteinen abhängig. Will das eine so gar nicht zu dem anderen passen, hat man quasi keine Möglichkeit großartig (bzw. überhaupt) zu punkten, es sei denn die Mitspieler spielen ohne es zu wissen für einen. Gerade bei 3 oder 4 Spielern, wenn man weniger Handkarten erhält, ist dies in meinen Augen durchaus ein Nachteil. Wie bei vielen Spielen dieser Art, sinkt die eigene Planbarkeit, je mehr Spieler mitspielen.

Die beiden Abschnitte (Auf- & Abbau) spielen sich ähnlich - ob man nun an Feld A einen Stein hinzufügt, oder an Feld B einen Stein wegnimmt, bleibt sich gleich. In Hinterkopf sollte man nur behalten, dass es i.d.R. am Ende der Aufbauphase und am Anfang der Abbauphase die meisten Punkte abzustauben gibt.

Ich hatte es angesprochen, Campos lässt sich recht gut durch Hausregeln an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Man kann z.B. um den Glücksfaktor zu reduzieren direkt am Spielanfang alle Karten austeilen (nicht nur die Hälfte), oder die 3er-Steine nicht aus dem Beutel ziehen sondern jeder Spieler darf sich offen 1 oder 2 Steine nehmen. Intressant spielte sich auch die Variante, dass der zweite Satz an Karten, der nach der Aufbauphase verteilt wird, nicht zufällig ausgegeben wird, sondern dass sich im ungekehrter Reihenfolge der Punkte die Spieler jeweils eine Karte aussuchen dürfen. Eine letzte Hausregel, die wir probiert haben und die einiges an Taktik erlaubt ist die Joker-Regel: Jeder Spieler darf 1x pro Phase (also max. 2x im Spiel) einen Joker einsetzen, um eine der 3 Farben auf einer Karte durch eine beliebige andere zu ersetzen.

Die Qualität des Spielmaterials konnte auch während des Spiels den hohen Standard halten - lediglich die schon angesprochene Punkteleiste vermiest hier etwas die Optik. Ein kleiner Punkt, der uns noch aufgefallen ist: Die 4 Punktemarker (in unterschiedlichen Formen) sehen zwar gut aus, eine direkte Zuordnung zu den Spielern (z.B. durch jeweils eine Karte) wäre aber hilfreich gewesen. Auch wenn es nicht so kompliziert sein sollte, sich "seine" Form zu merken - der Spieler, der die Punkte festhielt, bewegte das eine oder andere Mal den falschen Stein, da er die Zuordnung durcheinander brachte.

Durch die (persönlichen) Regeländerungen empfinde ich Campos als ein sehr angenehmen Spiel, dass sich zügig spielen lässt und das durch (weitgehend) überdurchschnittliche Qualität zu überzeugen weiß.



23. Dezember 2010 - (tp)

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