Rezension von Santiago de Cuba


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Santiago de Cuba
"Santiago de Cuba" ist nicht nur die zweitgrößte Stadt auf Cuba, sondern auch der kleine Bruder von dem Spiel Cuba aus dem Hause Eggert. Es gibt einige Gemeinsamkeiten, dennoch unterscheiden sich die Spiele im Grundmechanismus und die Abläufe sind etwas einfacher. Wie sich das auf das Spielgefühl auswirkt, haben wir uns näher ansehen.

Spielziel
Durch geschickte Ausnutzung der unterschiedlichen Cubaner und Gebäude gilt es, verschiedene Waren zu sammeln und möglichst gewinnbringend zu verschiffen. Dabei ändert sich immer wieder die Nachfrage. Wer am Spielende die meisten Siegpunkte hat, ist der Gewinner der Partie.

Spielausstattung
Der Spielplan zeigt den Hafen und einen Ausschnitt von Santiago. Es sind 9 Felder für die Cubaner und 12 Felder für die Gebäude abgebildet. Die Personenfelder sind mit einer Straße im Rundkurs verbunden, mit jeweils einer Station vor jedem Cubaner und einer Station am Hafen. Die 9 Cubanerplättchen zeigen unterschiedliche Personen, welche individuelle Funktionen haben. Dasselbe gilt für die 12 Gebäudeplättchen. Es gibt 48 Warensteine in unterschiedlicher Stückelung, sowie ein Auto, ein Warenmarker und die 4 Spielfiguren. Aus Pappe sind vorhanden: 4 Sichtschirme, 12 Besitzmarker, 60 Siegpunktplättchen, 36 Münzen und 1 Schiffplättchen. 5 sechsseitige Spezialwürfel in den Farben der Waren runden das umfangreiche Material ab. Die Spielanleitung liegt in 4 Sprachen bei.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan wird ausgelegt. Die Gebäudeplättchen werden gemischt und zufällig auf die entsprechenden Felder verteilt. Die Cubanerplättchen werden gemischt und zufällig auf die entsprechenden Felder verteilt. So entsteht jedes Mal ein neuer Spielaufbau. Das Auto wird am Hafen platziert. Das Schiffplättchen kommt auf das erste Feld der Schiffsleiste. Der Warenwertmarker liegt auf der Fahne mit der "2". Jeder Spieler erhält einen Sichtschirm, eine Spielfigur, drei Besitzmarker, 3 Peso, 2 Siegpunkte und je 1 Ware Zuckerrohr, Tabak und Zitrusfrüchte. Waren und Geld kommen hinter die Sichtschirme. Der Spieler rechts vom Startspieler würfelt mit allen 5 Würfeln und entscheidet sich für 4 Würfel, welche er mit der geworfenen Zahl auf die große Schiffabbildung legt. Damit wird die aktuelle Warennachfrage repräsentiert.

Spielablauf
Ist ein Spieler an der Reihe, muss er das Auto im Uhrzeigersinn mindestens ein Feld weiter rücken. Das erste Feld ist kostenlos jedes weitere Feld kostet 1 Peso. Steht das Auto dann vor einem Cubaner, erhält der Spieler entsprechend Waren, Geld, Siegpunkte oder darf die Funktion des Anwalts nutzen. Mit dem Anwalt darf man entweder ein freies Gebäude mit einem eigenen Besitzmarker versehen, oder sofort ein Gebäude nutzen, welches einen eigenen Besitzmarker trägt. Kommt das Auto im Hafen zum Stehen, wird sofort eine Warenlieferung ausgelöst. Beginnend beim aktiven Spieler darf nun reihum jeder beliebig viel von einer Warensorte verkaufen. Er erhält pro Ware so viele Siegpunkte, wie der Warenwertmarker anzeigt. Natürlich darf nur Ware verkauft werden, bei welcher auch Nachfrage - symbolisiert durch die Würfel - besteht. Die Augenzahl des entsprechenden Würfels wird sofort reduziert. Wer nicht liefern möchte oder kann, darf passen und ist somit raus aus der Lieferrunde. Die Warenlieferung endet entweder, wenn alle Spieler gepasst haben oder alle Warenwürfel auf 0 sind. Bei Letzterem fährt das Schiff ab und ein neues Schiff legt an. Der aktive Spieler würfelt alle Warenwürfel und verteilt vier davon auf das neue Schiff. Der Warenwertmarker wird wieder auf die 2 gelegt.

Hat der Spieler einen Cubaner genutzt, muss er seine Spielfigur auf ein Gebäude stellen, dessen Farbe der Blumenfarbe bei dem jeweiligen Cubaner entspricht. Es stehen immer drei Gebäude zur Auswahl, wobei nur Gebäude genutzt werden können, auf denen keine fremde Spielfigur steht und die eigene Figur muss immer versetzt werden. Befindet sich ein Besitzmarker auf dem Gebäude, erhält der entsprechende Spieler 1 Siegpunkt aus dem Vorrat. Mit den Gebäuden steht den Spielern eine Vielzahl von Aktionen und Möglichkeiten zur Verfügung. Beispielsweise erhält man Peso oder Siegpunkte, darf Waren tauschen, Waren oder Peso in Siegpunkte umwandeln, den Warenwertmarker erhöhen, einen Nachfragewürfel auf 0 drehen, oder ein Cubanerplättchen auf die Rückseite drehen, so dass dies vorerst nicht mehr genutzt werden kann.

Das Spiel endet sofort, wenn das 7. Schiff abgefahren ist. Die Spieler erhalten am Ende noch für je 3 Waren 1 Siegpunkt. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten ist der glückliche Gewinner.

Gesamteindruck
"Santiago de Cuba" hat mit "Cuba" gemein, dass es neben dem Thema auch wieder Personen, Gebäude, Waren und deren Verschiffung gibt. Die Spielabläufe sind jedoch ganz anders. Ich möchte hier aber keine Vergleiche anstellen, sondern vielmehr nur das schöne Spiel "Santiago de Cuba" betrachten.

"Santiago de Cuba" hat recht überschaubare und schnell verinnerlichte Regeln. Dennoch bietet es eine ausreichende Spieltiefe und macht dadurch sehr viel Spaß. Man kann bedingt vorausplanen, muss aber oft nach der jeweiligen Situation entscheiden. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der aktuellen Nachfrage im Hafen, die sich jedoch schnell wieder ändern kann. Das Spiel lässt viele Möglichkeiten zu agieren. Entweder versuche ich die richtigen nachgefragten Waren zu bekommen und deren Preis nach oben zu treiben, oder ich ärgere meine Mitspieler, indem ich die Nachfrage einer Ware auf 0 bringe oder mit dem Zeitungsverlag ein Cubanerplättchen deaktiviere. Mit dem Anwalt nehme ich wertvolle Gebäude in Besitz und kann diese damit besser nutzen und bekomme zusätzlich Siegpunkte, wenn andere Spieler es besuchen. Auch beim Auslösen der Wertung ist geschicktes Timing gefragt. Ziehe ich eine Wertung vor, oder überspringe ich diese mit dem Auto noch für eine Runde?

Die immer unterschiedliche Anordnung der Cubaner- und Gebäudeplättchen bringt viel Abwechslung ins Spiel und sorgt teilweise für recht unterschiedliche Spielabläufe. Eine Besonderheit sind die Würfel, welche die Warennachfrage repräsentieren. Hierdurch wird zum einen zufällig bestimmt, wie viel von welcher Ware nachgefragt wird. Zum anderen darf der würfelnde Spieler auswählen, welcher Würfel nicht verwendet wird und welche Ware somit erst mal wertlos ist.

Sehr schön anzusehen ist die gesamte Aufmachung des Spiels - vom Cover über den Spielplan bis hin zu den Personen- und Gebäudeplättchen. Auch die Sichtschirme mit den Oldtimern sind sehr hübsch, jedoch etwas zu klein geraten. Es ist manchmal schwierig, alles dahinter zu verstecken und recht fummelig etwas wieder davon hervorzuholen. Sehr gut gelungen sind die selbsterklärenden Symbole auf den Personen- und Gebäudeplättchen. Das Spiel ist mit jeder Spielerzahl gut spielbar. Besonders zu Zweit entstehen abwechslungsreiche und spannende Duelle bei einer angenehmen Spieldauer.

Fazit
"Santiago de Cuba" hat mich überrascht. Es braucht sich nicht hinter seinem großen Bruder "Cuba" zu verstecken, ist aber auch wenig mit diesem vergleichbar. Es ist nicht so ein Schwergewicht wie "Cuba" und überzeugt stattdessen durch seine Leichtigkeit.

"Santiago de Cuba" ist ein sehr gutes, eigenständiges Spiel mit mittlerem Anspruch. Scheint das Spiel anfangs recht simpel zu sein, entpuppt es sich als leichtgängiges Strategiespiel mit schnell zugänglichen Regeln und eignet sich somit für jeden Spielertyp. Der gelungene, variable Spielaufbau sorgt immer wieder für Überraschungen und für lang anhaltenden Spielspaß.



30. Mai 2012 - (ms)

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