Rezension von Milestones


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Marktstände, Häuser, Wege und Handel … das Cover von Milestones (von Stefan Dorra und Ralf zur Linde) umreißt das Thema das Spiels in einer hübschen Illustration. Das im gleichen Stil illustrierte Spielmaterial umfasst neben einem großen Spielplan samt Punkteleiste noch diverse Marker und Plättchen noch 4 Spielertableaus sowie einigen Holzspielsteinen, die als Warenwürfel, Straßen, Märkten u.ä. dienen.

Die Anleitung beschreibt in logischer Gliederung die (überschaubare) Regelmenge, wobei viele Beispiele und Grafiken die Regeln gut erläutern. Die Anleitung ist wirklich gelungen, so dass nach einem kurzen Regelstudium bereits das erste Spiel beginnen kann. Leider fehlt bei diesem Spiel ein Tiefziehteil, so dass das Spielmaterial ungeordnet in der Packung umherfliegt.

Thema & Ziel des Spiels
Die Besiedlung von neuen Landstrichen ist ein gern gesehenes Thema bei Brettspielen – nicht zuletzt seit den Catan-Siedlern. Milestones schlägt die gleiche Richtung ein: Die Spieler besiedeln neues Land, bauen Straßen, Häuser und Märkte, um so durch geschickten Handel zu möglichst vielen Punkte zu kommen, die am Ende des Spiels den Sieger bestimmen.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan kommt auf den Tisch und jedes Feld mit einem Busch wird zufällig mit einem Bonusplättchen belegt. Ein Marktplatz wird auf das Feld oberhalb des Kornfelds gelegt. Die Arbeiterplättchen werden verdeckt gemischt – 5 davon bilden aufgedeckt die allgemeine Auslage. Jeder Spieler erhält ein Spieltableau, eine Spielfigur (wird auf das Burgfeld des Tableaus gelegt), 1 Münze als Startguthaben sowie einen Punktestein (wird auf Feld Null der Punkteleiste gelegt). Die restlichen Spielmaterialien bilden den allg. Vorrat.

Je nach Spielerzahl werden nun 5 bis 9 weitere Arbeiterplättchen aufgedeckt, von denen jeder Spieler (in umgekehrter Reihenfolge) 2 Plättchen nimmt und beliebig auf seinen Wegfeldern des Aktionstableaus platziert. Das übrige Plättchen kommt aus dem Spiel.

Spielablauf
Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe, muss er genau 2 Spielzüge durchführen, indem er jedes Mal seine Spielfigur auf seinem Tableau im Uhrzeigersinn fortbewegt. Dabei kann er beliebig viele Felder überspringen – lediglich auf dem Burgfeld muss die Figur anhalten.

Je nachdem, wo die Spielfigur stehen bleibt, führt der Spieler folgendes durch:
  • Arbeiterfelder: Der Spieler erhält das auf dem Arbeiterfeld abgebildete Gut (Stein, Holz, Sand, Getreide, Münze). Weiterhin erhält er je ein weiteres Gut, für jeden in diesem Zug übersprungenen Arbeiter, der das gleiche Gut zeigt.
  • Handelshaus: Der Spieler erhält eine Münze, wenn die Zahlenwerte seiner Arbeiter in aufsteigender Reihenfolge ausliegen. Weiterhin darf der Spieler durch Abgabe von Münzen weitere Arbeiterplättchen aus dem Vorrat erwerben und auf seinem Tableau platzieren sowie Güter kaufen (2 Münzen für 1 Gut) bzw. verkaufen (2 Güter für 1 Münze).
  • Bauamt: Hier kann der Spieler Straßenabschnitte, Häuser und/oder Marktplätze auf dem Spielplan errichten. Straßenabschnitte bestehen immer aus 2 Straßenstücken und müssen entweder an das Ende einer bestehenden Straße oder einen Marktplatz angrenzen (wobei keine Kreuzungen oder Schleifen entstehen dürfen). Dafür erhält der Spieler die auf dem überbauten Meilenstein (der mit dem entsprechenden Holzteil überdeckt wird) angegebene Punktzahl. Häuser werden innerhalb der Dreiecksfelder errichtet (max. 1 Haus pro Feld), die an mind. 1 Straße grenzen. Der Spieler erhält die auf den angrenzenden freien Meilensteinen abgebildeten Punkte. Marktplätze werden auf freien Meilensteinen errichtet und bringen entsprechend dieser Punkte. Ein Markplatz muss an eine Straße grenzen. Für das Bebauen kann der Spieler die ausliegenden Bonusplättchen erhalten, die zusätzliche Punkte einbringen.
  • Mühle: Der Spieler kann je 2 Getreide gegen 1 Mehlsack eintauschen, dass auf einen freien Markplatz gelegt wird. Dafür erhält der Spieler Punkte sowie eine Münze.
  • Burg: Hier muss der Spieler seine aktuelle Bewegung beenden. Der Spieler muss nun alle Güter inkl. Münzen (bis auf 3) abgeben, sowie ein Arbeiterfeld abdecken.

Das Spiel endet, wenn ein Spieler die (je nach Spielerzahl unterschiedliche) Endpunktzahl erreicht. Alle anderen Spieler dürfen nun noch einen Zug durchführen. Abschließend erfolgt die Schlusswertung, in der die Mehrheiten der 5 Arbeiterkategorien ermittelt werden, wofür es Bonuspunkte gibt. Es gewinnt der Spieler mit der höchsten Punktzahl.

Fazit
Milestones wirkt auf den ersten Blick recht überschaubar. Nicht allzu viele Regeln und wenig Glücksmomente bieten eine solide Basis für einen netten "Strategie-Abtausch“, der sich nicht großartig von anderen Spielen mit "Aktionen“ unterscheiden sollte. Nach den ersten Paar Runden wird dann aber klar, dass dem nicht so ist, denn die Aktionswahl auf dem eigenen Tableau sorgt recht schnell dafür, dass man hier genau schauen muss, was man wo in welcher Reihenfolge durchführen sollte. Der Ablauf der Aktionen ist klar: zunächst sollte man mit den Arbeitern Rohstoffe erwerben, um diese dann im unteren Bereich des Tableaus gewinnträchtig in Punkte umzuwandeln, denn bei Milestones kann man keine großen Rohstoffmengen ansammeln, da man spätestens in der Burg nur noch 3 Rohstoffe übrig behält. Auch das Abdecken eines Arbeiters in der Burg führt dazu, dass man nicht allzu schnell vorausschreiten sollte. Insbesondere dieses Aktionstableau hat mir sehr gut gefallen (aber auch einiges an Kopfzerbrechen bereitet) und bildet ein gewisses Alleinstellungsmerkmal des Spiels.

Auf der anderen Seite steht der Spielplan für das gemeinsame Spielen auf einem Spielplan. Hier können (und werden) die Mitspieler natürlich auch die gewinnträchtigsten Punktekombinationen entdecken und versuchen dieses als erster zu erreichen. Diese Kombination aus eigenen Aktionsmöglichkeiten auf dem Tableau und gemeinsamen Spielplan hat mir äußerst gut gefallen.

Bei all der Grübelei spielt sich Milestones erstaunlich zügig und in allen Spielerzahlen durchgehend auf gutem Niveau. Natürlich lässt sich bei 2 Spieler etwas mehr vorausplanen, da man nach jedem fremden Spielzug erneut an der Reihe ist, während man bei 4 Spielern 3 fremde Züge abwarten muss - hier muss man eher auf die Gegebenheiten reagieren.

Qualitativ bietet das Spiel solide (sprich: gute) Gesellschaftsspiel-Kost. Lediglich die Spielertableaus sind recht dünn und wirken etwas "billig“. Optisch ist das Spiel im vorderen Bereich anzusiedeln. Es ist mit viel Liebe zum Detail gezeichnet, wirkt durch die teilweise knalligen Farben aber eher comic-haft. Für den Preis von aktuell ca. 30 Euro hätte ich mir allerdings noch ein Tiefziehteil gewünscht, er geht für das Gebotene allerdings in Ordnung.

Milestones ist für mich eine gelungene Entdeckung im eher ruhigen Spiele-Sommer. Wenige Glücksmomente, eine überschaubare Spieltiefe, die genug Möglichkeit zum Optimieren bietet und ein zügiger Spielablauf machen das Spiel zu einer Empfehlung für eigentlich alle Spielrunden. Wer geradlinige Strategie-Titel mag, ohne gleich 10+ Seiten an Regelwerk lesen zu müssen, sollte es sich einmal ansehen.



16. August 2012 - (tp)

Rezensionsbilder