Rezension von Agricola - Die Bauern und das liebe Vieh


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Lookout Games bereitgestellt wurde.)

Rezension

Agricola - Die Bauern und das liebe Vieh
Als eingefleischter Agricola-Spieler fragt man sich natürlich, um was für ein Spiel es sich dabei handelt? Vielleicht um eine Erweiterung zu Agricola oder um ein eigenständiges Agricola für zwischendurch? Eine Agricola-Variante? Ein Agricola für Kinder, Einsteiger oder Profis? Oder gar um ein ganz anderes Spiel?

Spielziel
Bei "Agricola - Die Bauern und das liebe Vieh" bauen zwei Spieler ihren eigenen Hof möglichst lukrativ aus. Wer mit seinen Weiden, Tieren und Ausbauten am Ende den größten Erfolg erzielen konnte, gewinnt das Spiel.

Spielausstattung
Auf dem Spielplan sind 17 unterschiedliche Aktionsfelder aufgedruckt und jeder der beiden Hofpläne für die Spieler ist in 6 Hoffelder unterteilt und enthält bereits eine umzäunte Wohnhütte. Die vier Hoferweiterungen zeigen 3 zusätzliche Hoffelder. Des Weiteren sind im Spiel enthalten: vier Ställe, vier Sondergebäude, neun Warenplättchen und eine Startspielermarke (jeweils aus fester Pappe). Aus Holz sind vorhanden: je drei Arbeiter in den Spielerfarben blau und rot, 26 Grenzteile und zehn Futtertröge, mehrere Schafe, Schweine, Rinder und Pferde und diverse Ressourcen (Holz, Steine, Schilf). Daneben gibt es noch einen Wertungsblock, Zipp-Tüten und die Spielregel.

Spielvorbereitung
Der Spielplan wird in die Mitte platziert und die Ställe, Sondergebäude, Hoferweiterungen, Futtertröge, alle Tiere und Ressourcen, sowie acht Grenzteile daneben bereitgelegt. Jeder Spieler legt einen Hofplan vor sich aus und nimmt sich neun Grenzteile und die drei Arbeiter seiner Farbe. Ein Spieler erhält den Startspielermarker.

Spielablauf
Das Spiel geht über acht Runden und jede Runde besteht aus vier Phasen.

In der "Auffüllphase" werden auf dem Spielplan die Tiere und Ressourcen auf den entsprechenden Feldern aufgefüllt: Da kommen auf den Bergen Steine und auf den Wäldern Holz hinzu, sowie auf dem Markt Schilf, Schafe, Schweine, Kühe und Pferde. Auch wird ein neues Grenzteil hinzugefügt, welches gleichzeitig als Rundenzähler dient.

In der Phase "Arbeitszeit" setzen die Spieler - beginnend beim Starspieler - abwechselnd ihre Arbeiter auf freie Aktionsfelder des Spielplans. Der Spieler nimmt entsprechend Tiere, Ressourcen oder Grenzteile an sich, baut Zäune oder Mauern auf seinem Hofplan, erweitert seinen Hof, baut Gebäude oder Futtertröge, oder wird zum Startspieler. Für die Tierhaltung auf dem eigenen Hof gibt es feste Regeln. So dürfen sich beispielsweise auf jedem eingezäunten Weidenfeld maximal zwei Tiere aufhalten und Gebäude geben eine feste Anzahl vor. Auf jeder Weide und in jedem Gebäude können sich nur Tiere der gleichen Art aufhalten und ein Futtertrog verdoppelt die jeweilige Kapazität. Auf dem Hof darf nachträglich nichts verändert werden, nur Tiere dürfen jederzeit umziehen.

In der "Heimkehrphase" nehmen die Spieler ihre Arbeiter vom Spielplan zurück.

In der "Vermehrungsphase" bekommen die Spieler für jede Tierart, von denen sie mindestens zwei Stück auf dem eigenen Hof haben, ein zusätzliches Tier als Nachwuchs. Natürlich muss für dieses entsprechend Platz auf dem Hof vorhanden sein.

Das Spiel endet nach der achten Runde. Jedes Tier zählt ein Siegpunkt. Zusätzlich bekommen die Spieler Sonderpunkte für möglichst viele Tiere je Art. Dabei gibt es beispielsweise für Pferde mehr Sonderpunkte als für Schafe. Hat man von einer Art weniger als vier Tiere, drohen sogar Minuspunkte. Für jede voll genutzte Hoferweiterung gibt es nochmals 4 Punkte und jedes Gebäude bringt die aufgedruckte Punktzahl.

Gesamteindruck
Die Spielanleitung hinterlässt zunächst einen etwas gemischten Eindruck. Schön ist die anfängliche Übersicht über eine Spielsituation am Spielende, die einem schon mal einen Überblick darüber gibt, wie ein eigener Hof aussehen könnte. Dann folgen allerdings noch vor dem eigentlichen Spielablauf erst einmal die allgemeinen Regeln zur Tierhaltung. Dies verwirrt zunächst, da man noch gar nicht weiß, wie denn ein Hof überhaupt entsteht. Ansonsten ist die Regel recht übersichtlich und mit einigen hilfreichen Beispielen versehen. Bei der Punktewertung am Spielende gibt es anfänglich etwas Unklarheit bezüglich der Sonderpunkte für die Tiere. Diese finden sich nämlich nur auf den Seitenteilen der Spielschachtel. Auch fehlt ein komplettes Wertungsbeispiel. Das Spielmaterial in der kompakten Schachtel ist üppig, solide und sehr liebevoll sowie detailreich gestaltet.

"Agricola: Die Bauern und das liebe Vieh" gewährt einen leichten Spieleinstieg und eine angenehme Spieldauer. Jeder Spieler hat immer genau drei Arbeiter zur Verfügung. Das Spiel geht über acht Runden. Das sind also 24 Aktionen, die es zu planen und durchzuführen gilt. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Tierzucht. Viele Tiere bringen viele Punkte und keine oder zu wenige Tiere führen zu Minuspunkten. Für die Massentierhaltung muss aber erst einmal Platz geschaffen werden. Und für Weiden und Ställe benötigt man zunächst verschiedene Ressourcen. So baut eins auf dem anderen auf. Gleichzeitig sollte man den Mitspieler im Auge behalten und dessen Pläne abschätzen können. Denn jede Runde steht jedes Aktionsfeld grundsätzlich nur einmal zur Verfügung. So kann es passieren, dass der andere Spieler mir mit einer Aktion zuvorkommt oder umgedreht. Dies kann unerwartet kommen oder sehr wohl kalkuliert sein. Durch diese Unvorhersehbarkeit verlaufen die Spiele meistens zwar etwas unterschiedlich, aber die Aktionen, die man macht und deren Reihenfolge, sind doch oft dieselben.

Im Spiel merken eingefleischte Agricola-Spieler gleich die Gemeinsamkeiten. Da gibt es Aktionsfelder, die pro Runde nur von einem Spieler genutzt werden können und den eigenen Hof, der möglichst punktebringend ausgebaut wird. Aber man merkt auch schnell, dass einige Dinge vom großen Bruder fehlen. Das sind natürlich in erster Linie die "Kleinen Anschaffungen" und die "Ausbildungen", die das große Spiel so abwechslungsreich machen. Aber auch die Variabilität durch die nach und nach hinzukommenden Aktionsmöglichkeiten, die permanente Knappheit an Ressourcen und die notwendige Nahrungsversorgung der Familie entfallen in dem neuen 2er-Spiel.

Fazit
Eins steht fest: "Agricola: Die Bauern und das liebe Vieh" kann dem Ur-Agricola nicht das Wasser reichen. Das will es aber auch gar nicht. Es besticht durch seinen einfachen Einstieg und durch seine überschaubare Spieldauer. Es eignet sich somit wunderbar für Agricola-Neulinge und für jüngere Spieler, die Spaß daran haben einmal Landwirt zu spielen und zu sehen, wie der eigene Bauernhof wächst und gedeiht. Als "Agricola" für zwischendurch möchte ich es aber nicht bezeichnen und es ist auch keine Alternative für zwei erfahrenen Agricola-Spieler, da greife ich doch lieber zum großen Bruder.



04. Dezember 2012 - (ms)

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