Rezension von Neuland


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von eggertspiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Schon auf dem Cover steht "produzieren, transportieren, optimieren". Optimiert wurde bei der Neuauflage von Neuland vor allem der optische Faktor. Das Spielmaterial ist optisch zwar keine Offenbarung, im Vergleich zur Ur-Version aber eine Klasse besser. Insbesondere die kleinen Spiele-Hilfen auf den Plättchen. Ansonten kann man qualitativ nicht klagen - das Spielmaterial ist stabil und so reichlich, dass es die Packung gut ausfüllt. Ein Stoffbeutel und diverses Spielmaterial aus Holz runden den guten Eindruck ab.

Die Anleitung enthält einerseits diverse Beispiele und Abbildungen, schafft es aber nicht, die Regeln so zu vermitteln, dass man sie nach dem ersten Lesen verstehen würde. Es braucht schon etwas Einarbeitungszeit, um die Abhängigkeiten und Regelzusammenhänge zu verstehen.

Thema & Ziel des Spiels
"Neuland" ist ein Spiel, bei dem die Spieler ihre Zivilisation aufbauen und dabei die Bedürfnisse der Bewohner erfüllen müssen. Um an die passenden Waren zu gelangen, müssen Herstellungsketten beachtet werden; nur die am schwersten zu erreichenden Besitztümer können mit den siegbringenden Wappen belegt werden. Wer alle seine Wappen platzieren konnte, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Die Spielplanfelder werden zufällig zu einem sechseckigen Spielplan zusammengefügt und mit den Zeitweg-Plättchen umschlossen. Die Gebäudeablagen werden neben den Spielplan gelegt.

Jeder Spieler erhält eine Gebäudeübersicht sowie ein Jagdhaus-, eun Holzfäller- und ein Schubkarrenplättchen. Weiterhin bekommt jeder Spieler einen Nahrungs- und einen Holzmarker, 8 Arbeiter und (je nach Spielerzahl unterschiedliche viele) Wappen in der Spielerfarbe.

Die restlichen Produktionsgebäude werden mit der Rückseite nach oben und nach Typen sortiert auf der Ablage gestapelt. Auch die Besitztümer werden nach Typ sortiert und mit der Rücksteie nach oben so auf die Ablagefelder gelegt, dass die höchste Ordnungszahl jeweils unten liegt. Je 2 der 4 Metallmarker werden auf die vorgesehenen Felder der Gebäudeablage gelegt. Die Mineralmarker kommen in den Stoffbeutel und der Gegenwartsstein wird auf das (je nach Spielerzahl) passende Startfeld gestellt.

Spielablauf
Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler erstmals an der Reihe, legt er sein (bei Spielbeginn erhaltenes) Jagdhaus und seine Holzfällerhütte so auf ein Waldfeld, dass die Walddarstellung auf dem Plättchen in die Mitte des Waldfeldes zeigt.

Ist ein Spieler am Zug, kann er beliebige der folgenden Aktionen durchführen:
  • Produkte herstellen: Um ein Produkt herzustellen, platziert der Spieler einen seiner Arbeiter aus seinem Vorrat aufrecht auf einem Produktionsplättchen. Auf jedem Produktionsplättchen darf maximal 1 Arbeiter stehen. Jede Herstellung kostet (mindestens) eine Aktion (s. u.) und meistens auch Produktionsabgaben. Sind für eine Produktion Produktionsabgaben zu entrichten, muss der Spieler diese alle gleichzeitig abgeben, indem er Arbeiter von den benötigten Produkten entfernt.
  • Gebäude bauen: Um ein Gebäude zu errichten, zahlt der Spieler die auf der Rückseite angegebene Ware (Holz oder Stein), indem er einen Arbeiter von der entsprechenden Ware entfernt. Dies kostet ggf. eine Aktion (s.u.). Das Gebäudeplättchen muss auf eine passende Landschaft gelegt werden. Pro Landschaftsfeld können 3 Gebäude abgelegt werden.
  • Wappen platzieren: Um Wappen zu platzieren müssen die auf dem Besitztümer-Plättchen angegebenen Waren aufgebracht werden. Danach legt der Spieler die auf dem Plättchen angegebene Anzahl an Wappen darauf. Es dürfen nur Wappen abgelegt werden, wenn auf dem Plättchen noch keine Wappen liegen.

Der Spieler kann in seinem Spielzug so viele Aktionen durchführen, wie er möchte, solange er mit seinem Zeitmarker den Gegenwartsstein nicht wieder erreicht bzw. überholt und er sich mit seinem Gegenwartsstein auf einem unbesetzten Feld befindet. Jede Produktion (=Produkt herstellen) bzw. jedes errichtete Gebäude kostet eine Aktion, es sei denn, beim "Gebäudebau" können sämtliche Produktionsabgaben von direkt angrenzenden Nachbarfeldern getätigt werden - dann kostet der Gebäudebau keine Aktion.

Am Ende jedes Spielerzugs führt dieser folgende Aktionen durch:
  • Alle eigenen liegenden Arbeiter werden entfernt.
  • Alle eigenen stehenden Arbeiter werden hingelegt.
  • Der Gegenwartsstein wird im Uhrzeigersinn bis zum nächsten Spielstein vorgerrückt - dieser Spieler ist als nächstes am Zug.

Das Spiel endet, wenn ein Spieler alle seine Wappen platzieren konnte - dieser Spieler gewinnt.

Fazit
Vergleicht man die Neuauflage mit der ursprünglichen Auflage fällt zunächst das überarbeitete Spielmaterial ins Auge. Anstatt monotonem "Grün" glänzt die Neuauflage mit optisch ansprechenderem Spielmaterial. Spielerisch hat sich hingegen nicht allzu viel verändert.

Neuland ist ein reinrassiges Optimierungsspiel. Ständig ist man auf der Suche nach der optimaten Strategie um an möglichst viele Siegpunkte zu gelangen. Das ist gleichzeit Fluch und Segen des Spiels. Fluch deshalb, weil man Neuland getrost im Schrank lassen kann, wenn man Mitspieler hat, die "Spaß" haben wollen - und sich nicht in ein Spiel "hineinbeißen" möchten. Die Regeln tun hier ihr übriges - einerseits ist alles logisch erklärt und mit grafischen Beispielen versehen, andererseits stellen sich beim Lesen so viele Fragen und bleiben so viele Punkte unklar, dass man die Anleitung vor dem ersten Spiel zwei- oder dreimal durchlesen sollte, um alle Facetten zu erkennen und erklären zu können.

Für Spieler, die gerne tüfteln, nachdenken und grübeln, ist Neuland durchaus einen Blick wert, denn hier gewinnt, wer die beste Strategie hat. Allerdings sollte man ggf. über ein Zeitlimit nachdenken, da sonst die Wartezeiten der einzelnen Spieler unerträglich lang werden können, ohne dass man etwas tun kann. Weiterhin ist ein Glücksfaktor bei "Neuland" fast nicht vorhanden - alles hängt von der eigenen Strategie und von der eigenen Flexibilität ab, denn natürlich sind hier ständig Anpassungen nötig.

Neuland sollte man unbedingt Probe spielen, ansonsten kann der Frustfaktor immens hoch sein. Wem das Spiel in der Ur-Fassung zu unübersichtlich war, dem aber das Spielprinzip zugesagt hatte, der kann sich die Neuauflage beruhigt ansehen, denn optisch hat sich einiges getan, was sich auch auf die Informationen, die das Spielfeld bietet, auswirkt.



19. März 2009 - (tp)

Rezensionsbilder