Rezension von Qin


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
"Qin" von Reiner Knizia ist ein taktisch-abstraktes Strategiespiel und eine der Herbstneuheiten von eggertspiele / Pegasus Spiele. Das Cover ist ansprechend und zeigt das bei Taktik-Spielen so beliebte Motiv "China". Das Spielmaterial (Spielbrett, Plastik-Pagoden und Gebietsplättchen) ist wie von Pegasus gewohnt von guter Qualität, wenn auch optisch - wie so oft bei eher abstrakten Titeln - etwas zurückhaltend, aber keinesfalls lieblos. Der Spielplan ist doppelseitig bedruckt und bietet so die Möglichkeit zwei Spielvarianten zu spielen.

Die kurze (doppelseitige) Anleitung führt gut in das Spiel ein und schildert mit vielen Beispielen die einzelnen Aktionsmöglichkeiten. Regelfragen sind nach deren Lektüre nicht mehr aufgetreten, so dass sofort mit der ersten Partie losgelegt werden kann.

Thema & Ziel des Spiels
"China" muss bei taktischen Spielen oft als Pseudo-Thema herhalten. Auch bei Qin gibt es eine kurze Rahmenhandlung, die vor 2000 Jahren in China angesiedelt ist und bei der die Fürsten um ihre Provinzen streiten. Als Zeichen der Macht werden Dörfer erobert und Pagoden gebaut.

Das Ziel des Spiels besteht darin, seine eigenen Pagoden durch das gründen von Provinzen auf dem Spielfeld unterzubringen. Wer keine Pagoden mehr besitzt, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Das Spiel ist schnell aufgebaut: Der Spielplan wird mit der gewünschten Seite nach oben in die Tischmitte gelegt - eine der Seiten besitzt weniger bebaubare Felder, als die andere. Jeder Spieler erhält, je nach Spielerzahl, zwischen 15 (4 Spieler) und 24 (2 Spieler) Pagoden. Aus den verdeckt gemischten Plättchen werden Nachziehstapel gebildet, von denen jeder Spieler 3 Plättchen auf die Hand zieht.

Spielablauf
Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe, legt er genau eines seiner 3 Plättchen auf dem Spielfeld ab, was zu gewissen Ereignissen führt. Anschließend zieht er ein neues Plättchen und füllt somit seine Hand wieder auf 3 Plättchen auf.

Für das Legen der Plättchen gelten folgende Regeln:
  • Plättchen dürfen in beliebiger Ausrichtung auf freie Steppenfelder gelegt werden, nicht auf Dörfer, Gewässer oder andere Plättchen.
  • Plättchen müssen immer waagerecht oder senkrecht an ein bereits ausliegendes Plättchen bzw. an eines der 3 farbigen Startfelder angrenzend gelegt werden.

Durch das Legen der Plättchen können folgende Ereignisse auftreten:
  • Provinz gründen: Durch das Legen eines Plättchens entsteht ein neues, mindestens 2 Felder großes gleichfarbiges Gebiet, was "Provinz" genannt wird. Auf diese Provinz setzt der Spieler eine seiner Pagoden.
  • Provinz erweitern / Großprovinz bilden: Durch das Anlegen können Provinzen vergrößert werden. Erreicht eine Provinz 5 Felder, wird sie zur Großprovinz und erhält eine zweite Pagode.
  • Dorf anschließen: Grenzt nach dem Legen eines Plättchens eine Provinz oder Großprovinz erstmalig an ein Dorf, kann der Besitzer der Provinz eine Pagode auf das Dorf stellen.
  • Dorf übernehmen: Grenzen mehrere (Groß-) Provinzen an ein Dorf, übernimmt der Spieler die Macht über das Dorf, der in den angrenzenden (Groß-) Provinzen mehr Pagoden besitzt. Ggf. wird so eine Pagode an den ursprünglichen Besitzer zurückgegeben und durch die eigene ersetzt.
  • Provinz übernehmen: Werden 2 Provinzen der gleichen Farbe miteinander verbunden so übernimmt der Spieler die neue Provinz, der vor der Zusammenlegung mehr Gebietsfelder in seiner Provinz hatte. Eine Zusammenlegung von gleichgroßen Provinzen oder 2 Großprovinzen ist nicht erlaubt.

Das Spiel endet sofort mit dem Sieg eines Spieler, wenn dieser keine Pagoden mehr besitzt. Alternativ gewinnt das Spiel der Spieler mit den wenigsten ungebauten Pagoden für den Fall, dass ein Spieler kein Plättchen mehr regelgerecht auslegen kann oder keine mehr besitzt.

Fazit
Zunächst einmal zum Spielmaterial: dieses ist - wie schon im Ersteindruck angemerkt, unauffällig gestaltet aber durchaus mit Details (auf den Gebietsplättchen) versehen. Das Spielfeld ist etwas schlichter gestaltet, was ich bei einem taktischen Spiel aber nicht als Nachteil werten würde. Die Qualität des Spielmaterials ist gut, die Plättchen und das Spielbrett sind stabil und die Plastik-Pagoden sauber gefertigt. Dass die Verpackung kein Tiefziehteil besitzt ist in diesem Fall zu verschmerzen, da das Spielmaterial auch in ZIP-Tüten gut aufbewahrt werden kann.

Im Grunde ist "Qin" ist ein taktisches Legespiel mit einsteigerfreundlichen Regeln, das dadurch auch locker als "Familienspiel" durchgeht. Die wenigen Regeln und damit verbundenen "Ereignisse" sind schnell erlernt und aufgrund der Logik auch direkt verinnerlicht. Wie bei einem solchen Spiel zu erwarten, wird die Spieltiefe durch die taktischen Möglichkeiten erreicht. Hier kommen in meinen Augen auch die kleinen Schwachpunkte zum tragen: Durch das Nachziehen der Plättchen kommt ein nicht zu unterschätzender Glücksfaktor ins Spiel, der insbesondere bei 2-Spieler-Partien bzw. bei Partien "erfahrener" Qin-Spieler zu tragen kommt. Die Plättchen mit 2 gleichfarbigen Feldern können sofort eine Provinz bilden und eignen sich insbesondere zu schnellen und direkten übernahmen von Dörfern. Je mehr darauf geachtet wird, keine unnützen Plättchen zu legen, desto schwerer wird es, "zweifarbige" Plättchen sinnvoll und gewinnbringend einzusetzen.

Das Spiel besitzt bei 2 Spieler einen gewissen Hand zu "Aktion & Reaktion". Bei gleichstarken Spielern ist es oft nur sehr schwer Provinzen oder Dörfer zurückzuerobern. Das führt einerseits zwar zu mehr notwendiger Taktik, andererseits aber auch zu weniger Spielerinteraktion. Dahingegen ist das Spiel bei 4 Spielern deutlich schwerer zu planen. Weil es nur 6 verschiedene Plättchentypen (3 einfarbige & 3 zweifarbige Plättchen) gibt, ist es hier ein richtiger Zufall, wenn kein Spieler eine geschaffene Lücke ausnutzen könnte. Allerdings kann bei 4 Spieler der Besitz von Provinzen und Dörfern des Öfteren wechseln, obwohl man meist mit den eigenen Spielzügen eher seine Pagoden verteidigt als anderen Spielern direkt zu schaden.

Die Spieldauer von Qin ist mit ca 30 Minuten erfreulich kurz und durch die schnelle Zugabfolge auch recht kurzweilig. Auf der Verpackung steht "Das Taktikspiel für die ganze Familie" - diesen Satz würde ich auch hervorheben. Aufgrund der überschaubaren taktischen Möglichkeiten eignet sich das Spieler eher für Familien bzw. Gelegenheitsspieler. Gewiefte Taktiker werde nach einigen Spieler die Möglichkeiten vermissen, die auch die zweite Spielplanseite (mit weniger bebaubaren Feldern) nicht wirklich bietet.

Für aktuell ca. 25 Euro erhält man mit "Qin" aber trotz der leichten Schwächen ein ordentliches Spiel, das sich insbesondere Freunde kurzweiliger, taktisch nicht allzu tiefgehender Spiele, einmal ansehen können. Für ein Spielchen zwischendurch ist das Spiel gut geeignet und kann auch ohne allzu große Gehirnknoten gespielt werden.





22. Januar 2013 - (tp)

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