Rezension von Guatemala Café


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von eggertspiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Der erste sehr schöne Effekt steigt einem bereits beim Öffnen der Schachtel in die Nase: dem Spiel liegt ein Beutel mit Kaffeebohnen bei, deren Duft das Spielmaterial umhüllt. Eine sehr schöne Dreingabe, die sich eggertspiele hier hat einfallen lassen.

Auch das restliche Spielmaterial kann sich sehen lassen: 2 beidseitig bedruckte Spielbretter, Marker und eine wahre Flut von Holzspielsteinen (Kaffeesäcke, Schiffe, Arbeiter...) machen aus Guatemala Café ein richtig schönes Spiel. Auch das Cover ist recht hübsch gestaltet. Leider fehlten bei uns in der Verpackung aber komplett die 3 schwarzen Hütten.

Nur bei der Anleitung hätte man sich etwas mehr Mühe geben könnten. Einerseits finde ich sie etwas unübersichtlich aufgebaut, andererseits fehlen m. E. nach diverse Illustrationen, die die eine oder andere Spielsituation etwas besser erläutern. Am besten liest man die Anleitung parallel zum ersten Spiel.

Thema & Ziel des Spiels
Das Spiel dreht sich rund um die kleine, braune Kaffeebohne, die (hier) in Zentralamerika (genauer: Guatemala) abgebaut wird. Der Spieler muss sich um den Anbau und den Abtransport kümmern und dabei immer die Mitspieler im Blick haben, denn alle bauen auf dem gleichen Spielbrett an und können sich gegenseitig beeinflussen.

Für erfolgreich angebauten Kaffee gibt es Punkte - wer am Ende des Spiels die meisten hat, gewinnt.

Spiel-Vorbereitungen
Beide Spielbretter werden in die Tischmitte gelegt - das eine Spielbrett (Plantage) entweder mit der glückunabhängigen oder der zufälligen Seite nach oben, das andere Spielbrett (Anbaugebiete) je nach Spielerzahl. Nun wird je nach Aufdruck auf jedes Spielfeld ein Holzspielstein (Hütte, Schiff, Arbeiter oder Kaffeesack) in der entsprechende Farbe gelegt - beim zufälligen Spiel wird die Belegung abgesehen von den Kaffeesäcken beliebig verteilt.

Jeder Spieler erhält nun in seiner Farbe 5 Besitzplättchen sowie einen Punktezähler. Weiterhin bekommt jeder Spieler 15 Centavos an Geldmünzen und verdeckt (je nach Spielerzahl) eine gewisse Anzahl an Kaffeesäcken. Die Wege sowie das restliche Geld kommen in Griffweite - die 5 übrigen Kaffeesäcke in den Beutel. Die Siegpunktsteine kommen auf das Feld mit der 0 der Siegpunktleise, der (graue) Einkäufer auf die Umgebende Leiste der Anbaugebiete.

Spielablauf
Das Spiel verläuft in Runden. Während seines Spielzuges kann jeder Spieler entweder seine Plantage ausbauen oder eine Wertung vornehmen. Nach einer der beiden Aktionen ist der nächste Spieler an der Reihe.

Plantage ausbauen:
Der Spieler zieht mit dem grauen Einkäufer 1 bis 3 Felder weit (für die Abgabe von 2 Centavos kann der Spieler ein weiteres Feld ziehen). Nun wählt der Spieler aus der Reihe, in der der Einkäufer steht, bis zu 3 Spielsteine (Hütte, Arbeiter, Weg, Schiff) in beliebiger Farbe aus um diese anschließend auf dem Plantagenplan zu verbauen. Dabei dürfen nur Steine genommen werden, die der Spieler auch bezahlen kann. Die Hütten kosten 2,4 oder 6 Centavos (je nachdem in welcher Region (Ebene, Wald, Berg) gebaut wird). Die Arbeiter kosten 1,2 oder 4 Centavos (ebenfalls nach Region gestaffelt). Schiffe kosten soviel, wie der günstigste Hafenplatz in dem Hafen kostet, in dem der Spieler sein Schiff legen will (2,3 oder 4 Centavos). Wege sind kostenlos.

Beim Ablegen der Spielsteine sind folgende Regeln zu beachten: Auf den hellen Hüttenbauplätzen dürfen auch nur Hütten abgelegt werden. Baut ein Spieler eine Hütte, legt er das farblich passende Besitzplättchen darunter - daraus ergibt sich, dass jede Hüttenfarbe von jedem Spieler nur einmal gebaut werden kann. Die Wege werden auf den vorgedruckten Wegen platziert. Schiffe kommen in den Hafen, dabei ist immer der oberste freie Platz zu besetzen. Arbeiter werden immer waagerecht oder senkrecht neben eigenen Hütten oder eigenen Arbeitern der gleichen Farbe platziert. Ein einzelner Arbeiter kann ebenfalls platziert werden, dieser muss jedoch ein farblich passendes Besitzplättchen erhalten. Alle Arbeiter/Hütten der gleichen Farbe eines Spielers bilden eine Plantage - Plantagen gleicher Farbe von verschiedenen Spielern dürfen nie waagerecht oder senkrecht aneinander grenzen.

Nach dem Setzen der Spielsteine werden alle freien Felder auf dem Anbauplan mit Wegen gefüllt, solange noch Wege vorhanden Spiel sind.

Wertung durchführen:
Der Spieler zieht auch hier mit dem grauen Einkäufer 1 bis 3 Felder weit (für die Abgabe von 2 Centavos kann der Spieler ein weiteres Feld ziehen). Nun nimmt der Spieler den Kaffeesack, der in der Reihe des Einkäufers liegt (falls dort einer liegt); dieser Sack gibt die Kaffeesorte an, die nun gewertet wird und er wird auf das letzte freie Feld der Punkteleiste gestellt (dadurch wandern die Kaffeesäcke den Siegpunktmarkern der Spieler entgegen). Nach der Wertung (die im Folgenden beschrieben wird), erhält der Spieler 8 Centavos und legt einen seiner Kaffeesäcke aus seinem Vorrat auf das freigewordene Feld.

Gewertet werden alle Plantagen (d.h. Hütten mit mindestens einem Arbeiter) in der Farbe des entfernten Kaffeesacks. Für jeden Arbeiter (der in einer Plantage mit Hütte steht) erhält der Spieler einen Punkt. Ist die Hütte mit einer durchgängigen Reihe von Wegen mit dem Hafen verbunden und steht im Hafen ein Schiff der gewerteten Farbe, so wird die Punktzahl verdoppelt, verdreifacht (bei 2 Schiffen) oder vervierfacht (bei 3 Schiffen). Das gewertete Schiff kommt nun aus dem Spiel. Laut Regel gibt es noch die Möglichkeit eine Wertung eines Mitspielers zu blockieren, diese haben wir aber nicht verwendet.

Das Spiel entdet, wenn ein Siegpunktzähler die Reihe der Kaffeesäcke erreicht oder überschritten hat. Dieser Spieler gewinnt das Spiel.

Fazit
Zunächst einmal ist Guatemala Café ein Spiel mit wirklich schönem Spielmaterial - sowohl die Spielbretter als auch die reichlich vorhandenen Holz-Spielsteine verleihen dem Spiel einen recht edlen Eindruck. Auch der Kaffeeduft, der einem durch die Bohnen schon beim Öffnen der Verpackung in die Nase steigt, trägt einiges zur Atmosphäre des Spiels bei. Der Preis von (aktuell) 28 Euro ist für das Gebotene durchaus fair. Einzig die Aufkleber auf den Kaffeesäcken könnten u.U. für Probleme sorgen, wenn sie abgehen - allerdings ist dies bei uns im Testzeitraum bisher nicht aufgetreten.

Bei der beiliegenden Anleitung hätte sich eggertspiele ruhig etwas mehr Mühe geben dürfen. Die Anleitung ist zwar keinesfalls als schlecht zu bezeichnen, aber ich hätte mit etwa mehr Illustrationen gewünscht, z.B. eine Abbildung der Spielmaterialien bzw. eine Erklärung der Spielbretter. Durch das Fehler dieser Kleinigkeiten wirken die Regeln komplizierter als sie tatsächlich sind.

Nun zum Spiel an sich: Guatemala Café ist ein (wenn man die glückunabhängige Variante des Spiels wählt) tatsächlich nahezu glücksfreies Spiel. Es wird weder gewürfelt, noch werden Karten gezogen. Einzig die Entscheidungen der Spieler beeinflussen das Spiel. Bei der zufälligen Variante ist etwas mehr Glücksmoment im Aufbau des Spiels, so das hier der eine oder andere Spieler einen Vorteil haben könnte - allerdings kam es bei uns in den Spielen nie zu einem wirklich unfairen Vorteil einzelner Spieler.

Die eigene Taktik bei Guatemala Café will gut durchdacht sein, vor allem, was das Auswählen und setzen der Spielsteine Hütte und Arbeiter betrifft. Dies führt dazu, dass man Guatemala Café nicht beim ersten Spielen komplett durchschaut. Eine passende Taktik zu entwickeln ist allerdings auch schwer, da jedes Spiel anders verläuft und man so meist nur von Runde zu Runde planen kann. Man muss immer beachten, welche Arbeiter bzw. Hütten noch wo im Spiel auf dem Anbauplan sind und welche Kaffeesorten man gerne gewertet haben möchte - die Spielmechanik bietet mehr Abhängigkeiten, als man am Anfang meint.

Ein paar Worte zur Blockieren-Regel: Es ist ja jedem Spieler möglich, die Wertung eines anderen Spielers beliebig zu blockieren. Über den Sinn bzw. Unsinn dieser Regel wird häufig (z.B. in Spieleforen) gestritten, denn überspitzt gesagt, kann einem Spieler, der sich eine große Plantage aufgebaut hat, damit eine Vielzahl an Punkten "gestohlen" werden. Hier muss jede Gruppe selbst entscheiden, ob sie Guatemala Café mit oder ohne diese Regel spielen will. Wir haben uns letztendlich gegen diese Regel entschieden. Eine Alternativ-Regel wäre noch, dass jeder Spieler einmal im ganzen Spiel die Wertung eines Mitspielers blockieren kann.

Alles in allem hat uns Guatemala Café recht gut gefallen. Es ist ein durchdachtes und solides Spiel, mit einigem Reiz im strategischen Bereich. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich mir allerdings dann doch für den Schluss der Rezension aufgehoben: In meinen Augen fehlt dem Spiel lediglich das gewisse Etwas um aus dem guten ein sehr gutes Spiel zu machen. Es ist auf der einen Seite recht schnell gespielt, auf der anderen Seite fehlt mir aber ein bißchen die Abwechslung, denn alle Aktionen ähneln sich doch sehr. Aber wie gesagt, dies ist lediglich ein kleiner Malus, der den ansonsten positiven Gesamteindurck des Spiels nicht wirklich stark zu schmälern vermag.



13. November 2007 - (tp)

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