Rezension von Imhotep


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Verlag KOSMOS bereitgestellt wurde.)

Rezension

Imhotep
"Imhotep" vom Kosmos-Verlag ist ein Spiel für 2-4 Spieler von Phil Harding, das auf der "Nominierungsliste zum Spiel des Jahres 2016" steht. Die Spieler verkörpern Baumeister im alten Ägypten und versuchen möglichst geschickt ihre eigenen Bausteine zu den wichtigsten Baustätten zu befördern. Doch da alle Spieler die gleichen Boote und Baustätten verwenden, landen die Steine nicht immer dort, wo man sie selbst gerne haben möchte. Wer auf den verschiedenen Baustätten am geschicktesten seine Bausteine platzieren kann, und dadurch die meisten Punkte erhält, gewinnt das Spiel.

Spielablauf
Die 5 Orts-Tafeln werden mit der A- (einfacher) oder B-Seite (etwas komplexer) nach oben auf den Tisch gelegt. Die Marktkarten und 6 der 7 für die entsprechenden Spielerzahl vorgesehenen Rundenkarten bilden jeweils gemischt und verdeckt einen Nachziehstapel. Jeder Spieler erhält ein Vorratsplättchen in seiner Farbe; ein Bauteil jeder Spielerfarbe wird auf das erste Feld der Wertungstafel gestellt. Das restliche Spielmaterial wird bereit gelegt. Zuletzt erhält der Startspieler 2 Steine seiner Farbe und legt diese auf sein Vorratsplättchen - reihum erhält nun jeder der anderen Spieler einen Stein mehr als der Vorgänger (3, 4 bzw. 5).

Das Spiel geht über 6 Runden. Zunächst deckt der Startspieler die oberste Rundekarte auf und ersetzt die ggf. im Spielbereich liegenden Boote aus der vorherigen Runde durch die auf der Rundenkarte abgebildeten 4 Boote. Innerhalb der Runde geht das Spiel reihum. Ist ein Spieler an der Reihe, muss er genau eine der 4 möglichen Aktionen durchführen:
  • Neue Steine besorgen: Der Spieler legt (bis zu) 3 Spielsteine der eigenen Farbe aus dem Vorrat auf sein Vorrats-Plättchen. Dabei dürfen niemals mehr als 5 Steine auf einem Vorrats-Plättchen liegen.
  • Stein auf Boot platzieren: Der Spieler legt einen Stein von seinem Vorrats-Plättchen auf ein beliebiges freies Feld auf einem der 4 Boote.
  • Mit dem Boot fahren: Der Spieler fährt eines der Boote, auf dem sich die angegebene Mindestmenge an Steinen befindet, zu einem beliebigen freien Ort. Anschließend werden die Steine auf dem Boot von ihren Besitzern von vorne nach hinten abgeladen und auf der Ortschaft platziert. Je nach Ortschaft werden die Steine nun auf vorgegebenen oder frei wählbaren Feldern des Ortschaftsplättchens gelegt. Manche Ortschaften werden nun sofort gewertet, manche erst zum Spielende. Auf dem Markt erhält der Spieler Marktkarten, die entweder am Spielende Sonderpunkte geben, oder eine Sonderaktion erlauben (Blaue Marktkarten).
  • Blaue Marktkarte ausspielen: Der Spieler spielt eine blaue Marktkarte aus seiner Hand aus und führt die Aktionen darauf aus.

Die Ortschaften unterscheiden sich in der Wertung deutlich. Bei der Pyramide gibt es z.B. unterschiedliche Punktzahlen, je nach Reihenfolge der abgelegten Steine. Bei der Grabkammer kommt es z.B. auf zusammenhängende Steingruppen der gleichen Farbe an (je größer, desto mehr Punkte). Beim Obelisken kommt es auf die Höhe der übereinander gestapelten Steine an. Beim Tempel hingegen werden (auf einer Seite) nur die von oben sichtbaren Steine gewertet.

Eine Runde endet, wenn alle 4 Boote zu Orten gefahren, die Steine abgeladen und die Ortschaft ggf. ausgewertet wurde. Das Spiel endet nach 6 Runden mit der Endwertung.

Bei der Endwertung werden zunächst die Ortschaften gewertet, die erst zum Spielende Punkte einbringen. Zusätzlich bringen Markkarten weitere Punkte ein - je nach Marktkarte. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Fazit
Zunächst einmal das offensichtlichste: Imhotep ist optisch toll umgesetzt, das Spielprinzip des "Bauens" ist gut umsetzte (auch wenn das Thema natürlich austauschbar ist) und das Spielmaterial ist KOSMOS-typisch von guter bis sehr guter Qualität. Es ist einfach schön anzusehen, wenn die Stein-Stapel im Laufe des Spiel in die Höhe & Breite wachsen und ein Gefühl von "Baustelle" aufkommt.

Das Planspiel "Imhotep" besitzt gut strukturierte Regeln, eine überschaubare Regelmenge und ist dadurch sehr schnell erklärt, aufgebaut und verstanden. Nach den ersten paar Spielrunden gabe es eigentlich keine Unklarheiten mehr.

Trotz allem habe ich aber Mühe Imhotep richtig zu bewerten und zu erfassen, da es für ein Planspiel zu wenig planbar und für ein Strategiespiel zu wenig Aktionen bietet. Dadurch, dass man nur eine Aktion pro Runde hat, kann man entweder einen Stein im Boot platzieren oder ein Boot zur Ortschaft fahren - mit Ausnahme von eingesetzten Marktkarten aber niemals beides gleichzeitig. Das bedeutet, dass die Boote oft nicht zu der Ortschaft reisen, für die geplant wurden. Dies ist kein Mangel im Spielprinzip, sondern so geplant und gewollt - es fühlt sich aber etwas komisch an, da der dadurch angedachte Ärgerfaktor ("Ich fahre euer Boot zu einer anderen Ortschaft") nicht richtig zündet, da jeder Ort den auf dem Boot vertretenen Spielern einen Vorteil (Punkte / Karten) bringt und es nur selten wirklich sinnvoll ist, ein Boot, auf dem man nicht vertreten ist, an eine Ortschaft zu steuern und damit seine Aktion zu "opfern". Je mehr Mitspieler teilnehmen, desto "fremdbestimmter" wird das Spiel - bei nur zwei Spielern kann man zwar besser planen, aber es kommt für mich kein wirkliches Wettkampf-Feeling auf. Trotz der oben beschriebenen Mängel hat mir Imhotep allerdings in voller Besetzung am meisten Spaß gemacht.

Als positives Element im Spiel sind dann noch die B-Seiten der Ortschaften zu nennen, die letztendlich etwas mehr Abwechslung ins Spiel bringen und sich in meinen Augen auch besser spielen, als die A-Seiten (mit Ausnahme der Grabkammer - hier gefällt mir die A-Seite besser). Hier kann und sollte man durchaus die Seiten der Ortschaften mischen.

Die Meinungen zu Imhotep gingen auch in den Spielrunden auseinander, was sich auch in meinem Fazit widerspiegelt, das zwischen "hübsch & anregend" und "ganz nett ... mehr nicht" pendelt.

Natürlich richtet sich Imhotep vor allem an Familien und "Ab und Zu"-Spieler und für diese Gruppe ist das Spiel im Grunde genommen gut spielbar und durch die recht innovativen Mechanismen eine nette Abwechslung im Spielalltag. Es ist mitnichten ein schlechtes Spiel, lediglich das "Gewisse Etwas" fehlt, um das Spiel nachhaltig im Gedächtnis zu behalten. Die Qualität des Spielmaterials und das sehr schön umgesetzte Thema heben es für mich zumindest über das "graue Mittelmaß" hinaus, ohne aber die "Oberklasse" zu erreichen.



05. August 2016 - (Thorsten Pohl)

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