Rezension von Broom Service - Das Kartenspiel


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Verlag Ravensburger bereitgestellt wurde.)

Rezension

Broom Service: Das Kartenspiel
Früher machten sich die Verlage nach einem erfolgreichen Kassenschlager gleich daran, ein neues, anderes Spiel auf den Markt zu werfen. Erst seit Teubers Siedler von Catan und Wredes Carcassonne schlachteten Verlage das entworfene Universum und dessen Potential bei den Käufergruppen systematisch aus. Heutzutage bekommt alles, was nur annährend erfolgreich ist, eine Erweiterung. Neueste Tendenz sind die Verwurschtelungen als Kartenspiel: Camel up , Die Burgen von Burgund, Junta – Las Cartas, La Granja – No siesta, Glück auf.

Thema und Ziel des Spieles
Wie beim großen Bruder liefern wir als Hexen auf unseren Besen Tränke aus. Es gewinnt, wer viele und besonders gefragt Tränke an den Mann oder die Frau bringen konnte.

Spielablauf
Das Kartenspiel funktioniert mit demselben Mechanismus wie der Vorgänger, wir vezichten aber auf das Spielbrett. Alle erhalten eine ordentliche Anzahl Karten auf die Hand. Je mehr Mitspielende mit von der Partie sind, desto mehr unterschiedliche Farbkarten der Hexenkarten befinden sich im Spiel. Alle wählen drei unterschiedlich farbene Hexenkarten aus ihren Handkarten aus, mit denen sie in die aktuelle von insgesamt vier Spielrunden gehen wollen. Die Startspielerin legt eine ihrer drei Karten offen aus und entscheidet sich, ob sie die Hexenkarte mutig oder feige ausspielt. Alle nachfolgenden Spielerinnen, die ebenfalls diese Kartenfarbe ausgewählt haben, müssen diese nun reihum ebenfalls ausspielen und jeweils entscheiden, ob sie die Karte mutig oder feige ausspielen möchten. Der Clou: Spiele ich die Karte feige, so kann ich in jedem Fall einen Trank in der Farbe der Karte ausliefern. Spiele ich aber die Karte mutig, so kann ich zwar mit ihr zwei Tränke in der Kartenfarbe plus eines weiteren Spezialtrankes ausliefern, dies aber nur, wenn nach mir keiner mehr ebenfalls dieselbe Kartenfarbe mutig ausspielt. Geschieht genau dies, so erhalte ich gar keinen Trank. Der Spieler, der zuletzt eine Karte mutig ausgespielt hat, beginnt als Startspieler die kommende Runde. Stimmt die eigene ausliegende Trankkombination mit einer oder mehreren Kombinationen von drei ausliegenden Karten überein, so bringt diese fünf Siegpunkte ein. Nach vier Runden erhalten wir zusätzlich für die Anzahl unserer jeweils ausgelieferten Tränke pro Farbe Siegpunkte – je mehr desto besser.

Gesamteindruck
Broom Service – Das Kartenspiel war eine Weiterentwicklung von Broom Service, dessen Grundmechanismus dagegen basierte wiederum auf dem Kartenspiel Wie verhext!. Vom Kartenspiel zum Brettspiel zum Kartenspiel. Trotzdem haben die beiden Kartenspiele vom Spielgefühl nicht all zu viel Gemeinsamkeiten. Das liegt schon allein daran, dass man in Wie verhext! als Startspieler immer mutig ausspielen musste und die Auswahl der Karten durchaus kniffliger war. Während sich nicht alle für Broom Service im direkten Vergleich zu Wie verhext! erwärmen konnten, würde ich es diesem jederzeit vorziehen. Das Spielbrett bietet hervorragende Möglichkeiten, die aktuellen Optionen der Mitspielenden auszuloten bzw. diese mit ihren Erwartungen an der Nase herumzuführen. Der aktuellen Kartenspielvariante fehlt leider die Spieltiefe dieser Spielbrettdimension völlig. Das Tippen auf die Farbkarten meiner Gegner gerät dadurch weitestgehend zum Glücksspiel. Woher sollen wir wissen, ob jemand auf eine der Trankfarben setzt, die auf den ausliegenden Siegpunktkarten vorhanden sind oder in Erwartung der folgerichtigen Ausspielung durch die anderen eben gerade auf eine dort nicht vorhandene Farbe setzt? Woher wissen, ob er auch die Farbkarte besitzt, die er gerne ausspielen würde? So bleibt uns nichts anderes übrig als ins Blaue hinein zu raten, welche der Tränke auf den ausliegenden Punktekarten er zuerst ergattern wollen wird, oder ob er vielleicht so gewieft ist, einen Trank zu liefern, der auf den Punktekarten nicht vorhanden ist. Mehr Möglichkeiten gibt es nicht. Neben diesem Ratespiel kommt es nur noch darauf an, immer weit hinten in der Spielerreihenfolge zu sitzen, um sich in einer möglichst guten Entscheidungsposition zu befinden. Das einzig lohnenswerte an dem vorgelegten Kartenspiel ist die enthaltene erste Erweiterung für den großen Bruder. Ansonsten fügt es sich nahtlos in die Reihe der Mitbringspiele ein, zu denen man niemals (NIEMALS !!!) greifen sollte, auch wenn man für ein Gast- oder Geburtstagsgeschenk einfach nicht so viel Geld ausgeben möchte, denn sie sind nahezu immer so reduziert in Material, Regeln und Spielspaß, dass sie eher abtörnen sich das Original oder Brettspiele überhaupt danach zuzulegen.

Fazit
Broom Service liegt bei mir weiterhin ganz weit vorne, dicht gefolgt von Wie verhext! Das aktuelle Kartenspiel fällt deutlich hinter beiden ab. Broom Service – Das Kartenspiel lässt vom großen Bruder nur noch den Mechanismus in seiner simpelsten Form zurück. Verschwunden ist leider das taktische Moment und die Möglichkeit, die Karten der Mitspielenden mittels Kombination belastbar zu erraten. Dadurch ist es viel zu zufällig. Greifen Sie also lieber zum großen Bruder!

06. Dezember 2016 - (Jan Drewitz)

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