Rezension von Kilt Castle


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Zoch-Verlag bereitgestellt wurde.)

Rezension

Kilt Castle
"Kilts" (also die knielangen Röcke) und "Burgen" - die erste Assoziation die einem dabei in den Sinn kommt ist Schottland und so ist "Kilt Castle" ein Spiel von Günter Burkhardt, das im Zoch-Verlag erschienen ist und die Themen Kilts, Burgen und Schottland verbindet. So ganz richtig ist das zwar nicht, denn Kilts kommen eigentlich nicht direkt im Spiel vor (außer bei der "Clanzugehörigkeit" der Spielerfarbe), dafür aber umso mehr Burgelemente, die möglichst geschickt über- & nebeneinander platziert werden müssen, um bei den "Dukatentagen" viel Gewinn (= Münzen) abzuwerfen. Eigentlich ist "Kilt Castle" ein abstraktes Strategiespiel mit "übergestülpten" Thema - dieses Thema passt in Falle dieses Bauwettstreits aber recht gut und wirkt nicht aufgesetzt. Wer am Ende die meisten Dukaten besitzt, gewinnt das Spiel.

Spielablauf
Jeder Spieler erhält die 16 Stockwerke in seiner Farbe sowie 10 Dukaten aus dem Vorrat. Die 8 farbigen Baukarten werden auf die 4 vorgesehenen Startplätze gelegt.

Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe versetzt er zunächst eine (beliebige) der Baukarten auf einen neuen Platz. Alle Spieler, deren Farbe auf der versetzten Karte abgebildet ist, müssen anschließen bauen. Versetzt ein Spieler die letzte Karte eine Reihe/Spalte folgt nach dem Bauen ein sog. "Dukatentag" (sprich: eine Wertung).

Beim Versetzen der Karte sind folgende Regeln zu beachten:
  • Die Karte muss mindestens ein Feld im Uhrzeigersinn versetzt werden.
  • Sie darf an die vorderste (leere) Position versetzt werden, nicht weiter nach vorne, d.h. sie muss an die vorderste Karte angrenzend gelegt werden.
  • Jede Kartenreihe darf aus maximal 4 Karten bestehen
  • Es darf maximal 5 Kartenreihen geben
  • Eine Karte mit 2 abgebildeten Farben muss beim Versetzen gedreht werden, so dass nun die andere Farbe näher am Spielfeldrand liegt.

Alle Spieler, deren Farbe auf der versetzten Karte abgebildet ist, müssen nun (sofern sie dies bezahlen können) genau 1 Stockwerk in der Reihe/Spalte bauen, an die die Karten versetzt wurde - dabei baut der Spieler zuerst, dessen Farbe nun näher am Spielfeldrand liegt. Der Spieler kann nun kostenlos auf das erste unbebaute Feld oder kostenpflichtig auf einen beliebigen existierenden Turm bauen. Im letzten Fall muss der Spieler so viele Dukaten an den Mitspieler zahlen, dessen Farbe den obersten Teil des Turms bildet, wie der Turm Stockwerke hat. (Beispiel: 3 Dukaten, wenn man das 4. Stockwerk eines Turms bildet).

Falls beide Spieler in einem Spielzug das gleiche Feld bebauen, wird sofort ein Dach-Marker auf den Turm gelegt. Dieser Turm darf nicht weiter bebaut werden und er zählt bei einem Dukatentag für alle Spieler gleichermaßen. Sind bereits beide Dächer verbaut, muss einer davon versetzt werden.

Bei einem Dukatentag ermittelt jeder Spieler das größte waagerecht und/oder senkrecht angrenzende Gebiet aus Türmen mit Dächern bzw. obersten Stockwerken in der eigenen Farbe. Jeder Turm dieses größten Gebiets bringt dem Spieler 1 Dukate. Zusätzlich erhält der Spieler 1 zusätzliche Dukate für jedes eigenen sichtbare Wappen in diesem Gebiet.

Am Ende des Spielzugs, bei dem ein Spieler sein letztes Stockwerk verbaut hat, endet das Spiel. Nun erhält jeder Spieler noch 1 Dukate für jeden eigenen sichtbaren Turm sowie jedes eigene sichtbare Wappen. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Dukaten.

Fazit
Für mich ist der Zoch-Verlag zu einem sehr hohen Prozentsatz ein Garant für kurzweilige Familienspiele mit überschaubaren Regeln, hübschen Illustrationen, innovativen Themen und viel Spielspaß. Was soll ich sagen, Kilt Castle passt bis auf ein paar Punkte in genau diese Kategorien.

Die Regelmenge ist überschaubar, d.h. das Spiel ist schnell erklärt und gelernt, ohne dass man ständig die Anleitung zu Rate ziehen müsste. Die gegebenen Möglichkeiten bieten aber genügend Abwechslung (sowohl offensiv als auch defensiv), um das Spiel zu beeinflussen und sich strategisch zu entfalten.

Die Coverillustration ist wirklich sehr gelungen, die Gestaltung des eigentlichen Spielmaterials lässt dagegen etwas nach, was ich bei diesem recht abstrakten Spiel aber nicht als groß nachteilig empfinde. Die Plastiktürme sind Standard-Ware, die dezente Farbgebung hat mir aber gefallen, auch wenn die Farben bei schlechteren Lichtverhältnissen etwas ähnlich erscheinen.

Das schottische Thema ist auf dem Cover lustig illustriert, tritt ansonsten aber eher in den Hintergrund und ist prinzipiell wie bei vielen Spielen dieser Art austauschbar, daher auch kein Beinbruch.

Zuletzt zum Abschnitt "Spielspaß" - auch hier schneidet das Spiel im guten Bereich ab. Es ist kurzweilig, ständig ändert sich das Spielfeld im Sinne der zusammenhängenden Türme und man hat jederzeit genügend Möglichkeiten seinen Spielzug durchzuführen, so dass das Spiel spannend und herausfordernd bleibt. Insbesondere gegen Spielende ändert sich die Spielsituation bei nahezu jedem Zug. Doch wo Licht ist, ist auch (ein wenig) Schatten. Teilweise etwas störend wirkt das ständige hantieren mit den Dukaten während nur eines Spielzugs, z.B. "3 Dukaten von mir an einen anderen Spieler, weil ich seinen Turm überbaue", dann erhält bei einem Dukatentag noch jeder Spieler Dukaten aus der Bank, für seine Türme und das Ganze dann gepaart mit "Kleingeld wechseln" bei der Bank.

Etwas unhandlich empfinde ich auch die Kartenauslage am Rand der Spielplans. Die vorgeschlagene (halb überdeckte) Anlage der Karten führt dazu, dass man nicht alle Farben der Karten auf einen Blick erkennen kann. Also muss man die Karten gefächert oder bei viel Platz untereinander auslegen - hier wären schmale Marker in meinen Augen eine bessere Wahl gewesen. Ein letzter kleiner Kritikpunkt ist das Fehlen von Spiel-Varianten. Hier haben wir schon die Hausregel "das Überbauen von Wappen kostet 1 oder 2 Dukaten extra" gespielt, was dazu führte, dass die Türme mit Wappen deutlich früher ins Spiel kamen und auch etwas mehr Einfluss auf das Spielgeschehen hatten.

Alles in allem sind die angesprochenen Kritikpunkte aber keine größeren Probleme, so dass am Ende ein gutes & gelungenes Bau-Spiel dabei heraus gekommen ist. Das Spiel ist mit allen Spielerzahlen (2 bis 4) gut spielbar, am besten hat es uns aber mit 3 oder 4 Spielern gefallen.

12. Januar 2017 - (Thorsten Pohl)

Rezensionsbilder