Rezension von Chez Genius


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Die Packung des Spiels ist Kartenspiel- und Pegasus-typsich und muss sich daher mit Munchkin (in meinen Augen *das* Vorzeige-Kartenspiel von Pegasus) vergleichen lassen. Die Box ist schön stabil, herrlich schräg illustriert von John Kovalic und enthält 118 Karten (gelb und lila), eine Anleitung in Prosaform sowie einen sechsseitigen Würfel: Ein Pluspunkt gegenüber Munchkin, das keinen Würfel enthält. Leider enthält auch Chez Genius (wie Munchkin) keine "Dinge", die man zum Zählen der zu erreichenden Punkte verwenden kann, sprich zusätzlich zum Spielmaterial muss man noch für Streichhölzer o. ä. sorgen. Die Regeln lesen sich recht flüssig und scheinen nicht allzu kompliziert, was auf ein schnelles Spiel hindeutet.

Thema & Ziel des Spiels
Chez Genius befasst sich mit dem Studentenleben in einer WG und dessen Vor- und Nachteilen. Ziel des Spiels ist es zuerst eine (je nach Studienfach) vorgegebene Anzahl an sog. Slack-Punkten zu erreichen. Ein Slacker ist in der englischen Sprache ein Rumhänger - jemand der das Leben genießt. Durch Aktivitäten, Shoppen, Freizeit und anderen Dingen kann man Slack-Punkte erhalten, diese aber auch wieder verlieren, wenn z. B. die WG-Nachbarn durch wilde Schäferstündchen die Nachtruhe stören.

Spiel-Vorbereitungen
Das Spiel ist schnell vorbereitet. Die beiden Kartenstapel mischen. Jeder Spieler benötigt nun noch die Anzahl an Slack-Punkten als Streichhölzer o. ä., mit dem man zählen kann. Schon kann es losgehen.

Spielablauf
Am Anfang zieht jeder Spiele eine Karten vom lila Stapel (Studienfach) - diese gibt neben Spielziel an Slackpunkten für jeden Spieler auch die Freizeit, das Einkommen und weitere Vor- bzw. Nachteile des Spielers an. Der gelbe Stapel unterteilt sich in folgende 4 Kartenarten:
  • Personen (grün)
  • Dinge (blau)
  • Aktivitäten (rot)
  • Jederzeit (orange)

Nun geht es reihum und jeder Spieler führt die folgenden 5 Phasen aus:
1.) Ziehen: Ziehe Karten, bis du 6 auf der Hand hast
2.) Würfeln: Hier können verschiedene Dinge ausgewürfelt werden, z. B. ob eine unerwünschte Person die WG verlässt oder bleibt
3.) Leute einladen: Lade Leute in die WG ein. Ob die jeweilige Person kommt oder nicht, ist fraglich. Natürlich gibt es auch Nervensägen (die ggf. auch Slack-Punkte kosten), die man nicht im eigenen Zimmer haben will. Zum Glück kann man jede Person auch den "Mitbewohnern" (=Mitspielern) auf die Zimmer schicken.
4.) Freizeit: In deiner Freizeit kannst du Shoppen und/oder Aktivitäten unternehmen, z. B. "Im Netz surfen", "Das Maskottchen rauben", "Nacktbaden" oder ein "Schäferstündchen". Während beim Schoppen das Einkommen auf den Kopf gehauen wird, kann schoppen so ziemlich alles bedeuten. Wichtig ist nur, e s muss Spaß machen und damit Slack-Punkte bringen. Aber Vorsicht, die Mitspieler können dir die Aktivitäten ganz schön versauen; das allmächtige TV lässt grüßen.
5.) Ablegen: Legen Karten ab, bis nur maximal 5 und minimal eine Karte auf der Hand hast.

Grundsätzlich sind dienen alle Karten dazu, entweder selbst Slack zu erreichen, oder um bei den Mitspielern genau dies zu verhindern. So kann z. B. eine TV-Karte jegliche Aktivität unterbinden ... so ein Abend vor dem Fernseher ist einfach reizvoller.

Fazit
Kommen wir zuerst zu den Dingen, die mir an Chez Genius gefallen: Das Spiel ist schnell erklärt, zügig gespielt und erfreulich unkompliziert. Der Humor der Karten (sowohl die Zeichnungen als auch die Texte) ist sehr lustig, skurril und wirkt nie fehl am Platz. Je mehr Spieler Chez Genius spielen, desto besser. Kurzum: Chez Genius macht Spaß, eignet sich für eine kurze Spielrunde (unsere 3-Spieler-Runden haben z. B. nie länger als 30 Minuten gedauert) sowie bestimmt auch für eine fröhliche Party.

Nun die Dinge, die das Spiel ganz bestimmt nicht zu einem schlechten Spiel machen, aber trotzdem aufgefallen sind: Wie auch bei Munchkin fehlt Spielmaterial - nämlich ein Slack-Punkte-Zähler. Natürlich reichen dafür Streichhölzer aus, aber ich finde bei einem Spiel sollte sämtliches benötigtes Material dabei sein. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt: Die Karten sind wirklich lustig, aber trotzdem gingen die Gags in unseren Spielen eher unter, da diese i. d. R. mehr durch Ansehen der Karten und Lesen der Texte entstanden, als durch das eigentliche Spiel. Während bei Munchkin z. B. schon der Satz "Ich greife mit meinen Arschtrittstiefeln den besoffenen Golem auf Speed an" zu Lachern führt, heitern Karten wie "Kleiner Weichling" oder "Semesterferien" ohne sich das Bild anzusehen und/oder den Text vorzulesen nicht direkt auf. Daher unser Tipp: Lest die Texte auf den Karten auch mal vor, das bringt viel Stimmung und Atmosphäre in die Runde. Letzter negativer Punkt, der mich letztendlich aber Chez Genius unterhalb von Munchkin in meiner persönlichen Beliebtheitsskale platzieren lässt, ist die Spielerinteraktion: diese ist mir definitiv zu gering. Außer den Karten, die direkt eine Aktion eines Mitspielers ungültig machen, kann man Slackpunkte anderen Spieler nur selten wieder wegnehmen. Das führt dazu, dass man Spieler, die weit in Führung liegen nur schlecht einholen kann - und jeder spielt in gewissem Maße hauptsächlich für sich. Wie gesagt, es gibt definitiv Spielerinteraktion und auch Karten dafür, diese sind mir aber zu wenig.

Lediglich dieser letzte Kritikpunkt stört mich bei Chez Genius wirklich etwas - mit allem anderen kann ich gut leben, was die Studenten-WG letztendlich zu einem schönen Kartenspiel macht, das ich sicherlich des öfteren rauskramen werde, wenn die Zeit zum Spielen etwas knapper bemessen ist.



17. August 2007 - (tp)

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