Rezension von John Silver


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von eggertspiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
John Silver von eggertspiele ist ein lupenreines Kartenspiel - keine Spielpläne, Marker oder ähnliches sind in der Schachtel enthalten. Die Karten sind angenehm griffig und von der Gestaltung her ok - nichts besonderes, aber auch nicht lieblos oder hässlich. Das Cover und die Anleitung sind im gleichen Stil aufgebaut. Die Anleitung ist kurz und mit Beispielen versehen, obwohl ich gestehen muss, beim ersten Lesen nicht alles verstanden zu haben. Die Regeln sind nicht kompliziert, klingen aber teilweise so, weil man, wie im eigentlichen Spiel, ein bisschen um die Ecke denken muss. Alles in allem macht das Spiel einen ordentlichen Eindruck - es ist eben ein Kartenspiel. Weiterhin im Lieferumfang sind 4 Plastikfüße, in der man seine Personenkarte eingeklemmt aufstellen kann und auf deren Rückseite sich die Kurzspielregeln befinden.

Thema & Ziel des Spiels
John Silver, bekannt aus Stevensons "Schatzinsel" begleitet die Spieler auf ihrer Suche nach Schätzen. Doch neben Schätzen (Goldmünzen) kann man auch Äpfel oder "schwarze Flecke" finden. Wer am Ende die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt. Aber Vorsicht, denn nur die Goldmünzen bringen Punkte. Über gesammelte Äpfel freut sich der linke Mitspieler und die schwarzen Flecken können am Ende auch noch die eine oder andere Bilanz zunichte machen.

Spiel-Vorbereitungen
Jeder Spieler zieht eine der vier Personenkarten (2 bei 2 Spielern) und steckt sie vor sich in den Plastikfuß. Die 4 Personen werden zusätzlich nebeneinander in die Tischmitte gelegt. Untereinander kommen nun noch die 3 Kartentypen (Gold, Apfel, Fleck), so dass 3 Reihen und 4 Spalten entstehen. Nun bekommt noch jeder Spieler 6 Spielkarten.

Spielablauf
Jeder Spieler, wenn am Zug, muss eine Karte von seiner Kartenhand ablegen, und dabei folgende Regeln beachten:
  • Pro Symbol ist eine Reihe vorgeschrieben, die durch die 3 Karten am Beginn der Reihe vorgegeben sind
  • Die Spalte, in die die Karte gelegt wird, kann beliebig gewählt werden
  • Ein Joker kann für jeden beliebigen Typ verwendet werden
  • Nach dem Ablegen, zieht der Spieler eine Karte vom Nachziehstapel. Ausnahme: Hat der Spiele eine Apfelkarte gelegt, kann er stattdessen eine beliebige andere ausliegende Karte auf die Hand nehmen.


Ist eine Reihe nun mit 4 Karten belegt, werden die Karten verteilt. Der Spieler, in dessen Spalte die höchste Karte liegt, bekommt diese und zusätzlich die zweithöchste Karte. Der Spieler, in dessen Spalte die niedrigste Karte liegt, bekommt diese und zusätzlich die zweitniedrigste Karte.

Sind sowohl der Nachziehstapel, als auch die Handkarten ausgespielt, endet das Spiel. Jeder Spieler berechnet nun seine Punkte. Dabei zählt jede Goldmünze 1 Punkt. Jeder Apfel zählt ebenfalls 1 Punkt, allerdings für den linken Mitspieler. Die schwarzen Flecke bedeuten (je nach Spielerzahl) unterschiedliche Minuspunkte. Wer nun die meisten Punkte hat, ist der Sieger.

Fazit
Die Idee mit den Aufstellern ist nett, aber in meinen Augen etwas unpraktisch, da die Karte meist direkt vor einem steht und man aus diesem Winkel den Text schlecht lesen kann. Zur Not den Aufsteller einfach weglassen und die Karte vor sich hinlegen - die Regeln sind ohnehin nicht so vielfältig, als dass man eine Zusammenfassung bräuchte.

Nun zum eigentlichen Spiel: John Silver ist ein sehr angenehmes, kurzweiliges Kartenspiel mit einer für meinen Geschmack guten Mischung aus Glücksfaktor und Strategie. Der Glücksfaktor ist in meinen Augen dem Strategiefaktor zumindest ebenbürtig. Man selbst ist stark auf die gezogenen Karten angewiesen und muss, wenn man nicht selbst an der Reihe ist, dem Treiben der Mitspieler tatenlos zusehen. Je weniger Spieler mitspielen, desto geringer wird der Glücksfaktor. Leider verliert dadurch das Spiel aber auch etwas an Reiz, der gerade durch die Ungewissheit, was die anderen Spieler legen zustande kommt. Ohne Strategie hingegen kommt man bei John Silver auch nicht weit. Je voller die Reihen werden, desto mehr Aufmerksamkeit ist von einem Spieler gefordert, um alle möglichen Kombinationen der Karten durchzugehen. Dabei muss man immer etwas um die Ecke denken, den die Karten bekommen nur die Spieler mit der höchsten und niedrigsten Zahlenkarte in der Reihe. Und dann will man selbst nur Goldstücke haben, dem Mitspieler rechts von einem aber auch möglichst viele Äpfel zuschanzen. Dann noch dem führenden Spieler die schwarzen Flecke unterjubeln. Das das nicht alles auf einmal möglich ist, merkt man recht schnell und so muss man Kompromisse schließen.

Kurzum, John Silver hat uns Spaß gemacht und ist ein Spiel ohne große Tiefen und Höhen. Es ist schnell erklärt, erfordert aber auch etwas Köpfchen. Die Spieldauer ist mit 20-30 Minuten recht angenehm, so dass man mehrere Spielrunden hintereinander spielen kann. Der Preis ist mit ca. 6-7 Euro für das Gebotene angemessen und man erhält ein teils taktisches, teils glücksbetontes Kartenspiel, das vor allem für Gelegenheitsspieler interessant ist und einen sehr guten Wiederspielwert besitzt. Wer Kartenspiele mag, sollte dem Spiel einmal eine Chance geben, da man für den Preis, nicht viel falsch machen kann.



15. September 2007 - (tp)

Rezensionsbilder