Rezension von Patrizier


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Amigo-Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Patrizier macht einen ordentlichen Eindruck. Cover und Spielmaterial sind nett gestaltet - lediglich das Spielbrett ist für meinen Geschmack etwas zu abstrakt - auch wenn dies für das Spielerlebnis nicht störend ist. Sämtliches Spielmaterial lässt sich gut in der Schachtel ordnen und die Menge an hölzernen Stockwerken ist beachtlich (fast 150 Stück). Die Spielkarten sind recht klein - da es hierbei ab nur auf zwei (groß abgebildete) Symbole ankommt, ist auch dies zu verschmerzen.

Die 4-seitige Anleitung erklärt die (recht wenigen) Regeln gut und deutlich, was auch an der guten illustration der Regeln liegt.

Thema & Ziel des Spiels
Wie die Anleitung verrät, wurden die turmartigen Wohnhäuser im Mittelalter "Patrizier- oder Geschlechtertürme" genannt - womit ich auch schon beim Thema des Spiel bin: Türme bauen. Aus einzelnen Stockwerken wachsen die Häuser in den Städten auf dem Spielfeld empor, und wer bei einer Wertung im Turm die meisten Stockwerke gebaut hat, erhält Ruhmesplättchen, die am Spielende Punkte bringen. Der Spieler mit den meisten Ruhmespunkten am Spielende gewinnt erwartungsgemäß das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen

Siehe hierzu auch unsere Schritt-Für-Schritt-Anleitung!

Das Spielbrett kommt in die Mitte (je nach Spielerzahl wird die eine oder andere Seite verwendet). Die runden Ruhmesplättchen werden nach ihrer Farbe auf die runden Felder bei den Städten gelegt. Aus den Karten werden zunächst alle Karten mit einem *-Symbol aussortiert und gemischt. Jeder Spieler erhält von diesem Stapel verdeckt 3 Karten. Nun werden alle Karten (mit und ohne Symbol) gemischt und je eine Karte auf das Kartenfeld jeder Stadt gelegt. Jeder Spieler erhält zuletzt eine gewisse Anzahl (je nach Spielerzahl) an Stockwerken in seiner Farbe.

Spielablauf

Siehe hierzu auch unsere Schritt-Für-Schritt-Anleitung!

Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe führt er die folgenden 5 Aktionen durch:

1. Auftragskarte ausspielen: Der Spieler spielt eine seiner 3 Handkarten offen aus und legt diese vor sich auf seinen Ablagestapel.

2. Stockwerk(e) bauen: Die ausgespielte Karte zeigt ein oder zwei Stadtwappen. Für jedes Wappen darf der Spieler nun auf einem der beiden Bauplätze der Stadt (deren Farbe der Farbe des Stadtwappens entspricht) bauen. Bei jeder Stadt ist - mit einer römischen Ziffer - notiert, wie viele Stockwerke in dieser Stadt maximal gebaut werden dürfen. Wird das letzt Stockwerk einer Stadt gebaut und ist ein Bauplatz noch unbebaut, muss dort das Stockwerk errichtet werden.

3. Sonderaktion: Zeigt die ausgespielte Karte ein Stockwerk, darf der Spieler das oberste Stockwerk einer Stadt auf den anderen Turm dieser Stadt versetzen. In dieser Stadt muss der Spieler mind. 1 Stockwerk besitzen und es darf nicht die Stadt aus Aktion Nummer 2 sein.

4. Karte nachziehen: Der Spieler nimmt die Karte, die neben der Stadt aus Aktion Nummer 2 liegt, auf die Hand. Zeigt die ausgespielte Karte ein Fragezeichen, darf er sich eine beliebige der ausliegenden Karten nehmen.

5. Karte auffüllen: Der Spieler zieht vom Nachziehstapel die oberste Karte und legt diese auf den freigewordenen Platz aus Aktion Nummer 4.

Ist in einer Stadt das letzte mögliche Stockwerk gebaut worden, wird die Stadt sofort gewertet. Der Spieler, der im höheren Turm die meisten Stockwerke besitzt, erhält das höherwertige Ruhmesplättchen. Der Spieler, der im niedrigeren Turm die meisten Stockwerke besitzt, erhält das geringere Ruhmesplättchen. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler, dessen Stockwerk höher gelegen ist.

Das Spiel endet, wenn alle Städte gewertet wurden. Die Spieler sortieren nun ihre abgelegten Karten nach den 3 Kopftypen. Für je drei Köpfe einer Sorte erhält der Spieler 6 Ruhmespunkte. Zusammen mit den gesammelten Ruhmesplättchen ergibt dies die Endsumme der Ruhmespunkte. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.

Fazit
Patrizier kann man mit einem Wort beschreiben: Grundsolide. Angefangen vom ordentlichen Spielmaterial (Holz-Stockwerke, Karten, Spielbrett und ein paar Marker), das fein säuberlich im Karton untergebracht werden kann, über die gelungene Spielanleitung bis hin zu den eigentlichen Regeln kann man an Patrizier wirklich nicht viel aussetzen.

Patriziert ist ein sehr taktisches Spiel, das eigentlich nur ein Glücksmoment besitzt: das Nachziehen der Karten. Obgleich dieser Glücksfaktor im Spiel ist, liegt es meist aber an den Spieler, was sie aus ihren Möglichkeiten machen, d.h. man sollte tunlichst genau darauf achten, welche Karte man ausspielt und welche Folgewirkungen sich daraus ergeben. Obwohl man den Gegnern durch eine Sonderkarte die Stockwerke versetzen kann, hält sich der Anteil an direkten Einflussmöglichkeiten doch sehr in Grenzen. Diese Tatsache spiegelt sich auch im Spiel wieder: Je mehr Spieler am Spiel beteiligt sind, desto untätiger muss man teilweise zusehen, wie die eigenen Möglichkeiten schrumpfen. Auf der anderen Seite besteht allerdings auch die Gefahr, dass bei wenigen Spieler die Spieler unter Umständen friedlich nebeneinander bauen und kein wirkliches Wettkampf-Gefühl aufkommt. Hier liegt es sehr stark an der Spielgruppe, wie sich ein Spiel entwickelt.

Die Regeln von Patrizier sind nicht allzu kompliziert - entsprechend schnell finden sich neue Spiele ins Spiel ein. Das Spiel ist schnell auf- und abgebaut und eignet sich gut für eine Partie zwischendurch.

Wie gesagt, Patrizier ist grundsolide. Und wenn man dem Spiel einen Vorwurf machen kann, dann eigentlich nur, dass es keine wirklichen Höhen und Tiefen hat. Jedes Spiel wirkt irgendwie gleich und sämtliche Spielelemente (Aktionen durch das Ausspielen von Karten, Mehrheitenspiel) scheinen nicht wirklich neu zu sein. Trotz alledem macht Patrizier wirklich Spaß - was vermutlich daran liegt, das es keine großen Risiken in den Spielmechanismen eingeht. Das ist aber auch das einzige, was ich groß zu kritisieren habe. Für aktuell unter 20 Euro ist das Spiel zudem fair bepreist.



02. Juni 2008 - (tp)

Rezensionsbilder