Rezension von kNOW!


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Verlag Ravensburger bereitgestellt wurde.)

Rezension

kNOW!
Quizspiele gibt es viele. Gute Quizspiele nur sehr wenige. An anderer Stelle schrieb ich bereits über dieses Phänomen und empfahl die wenigen. In diesem Jahr versucht sich Ravensburger an einem Quiz, welches mit der App „Google Assistant“ kombiniert werden kann und so die Antworten aktuell hält. Keine schlechte Idee, denn Quizspiele werden meist immer wieder von der sich verändernden Wirklichkeit eingeholt und überholt.

ACHTUNG: Es gibt verschiedene Versionen von kNOW!: Eine mit Google Home Mini und eine ohne, für die man sich vor dem Spiel die kostenlose App Google Assistant herunterladen und installieren muss. Diese Rezension bezieht sich auf die Version ohne Google Home Mini.

Spielablauf
Vor uns liegt ein kreisrunder Parcours mit vier verschieden farbigen Themengebieten: Wissen, Kreativität, Fun und Intuition. Reihum ist einer von uns der Quizmaster. Er liest eine Karte des jeweiligen Gebietes vor und leitet die aktuelle Aufgabe des Spiels. Insgesamt existieren 12 verschiedene Aufgabengebiete. Bei „Let´s Schätz“ schätzen wir zum Beispiel Fragen wie „Wie viel Uhr ist es aktuell in New York?“ oder „Wie alt ist Mark Zuckerberg?“. Bei „Toptreffer“ müssen die Spielenden aus einem Wort, zum Beispiel „Baum“, ein zusammengesetztes Wort erdenken, zum Beispiel „Tannenbaum“, „Baumhaus“ oder „Baumarkt“. Wer im Anschluss die meisten Googletreffer in der Suchmaschine erzielt, gewinnt. Andere Gebiete zielen auf die Sprachfähigkeit oder man muss einen Musiktitel erraten. Bei der „Stolperfalle“ gilt es einen Zungenbrecher fehlerfrei aufzusagen, bei „Nice Dice“ werden virtuell zwei Würfel geworfen, die Spielenden müssen tippen, ob der zweite Würfel eine höhere oder niedrigere Zahl als der vorherige Würfel besitzt. Wer zuerst mit seiner Figur den Parcours einmal umrundet hat, gewinnt das Spiel.

Gesamteindruck
Es ist noch gar nicht so lange her, da war die Handhabung von Spracherkennungssoftware gelinge gesagt: schwierig. Es muss um 2005 gewesen sein (Anm.: Mein Gott, schon 14 Jahre her…), da befand ich mich spät abends in meiner Studenten-WG und brauchte dringend eine Info über eine Zugverbindung früh morgens am nächsten Tag. Internet hatten wir noch nicht eingerichtet, Smartphones waren noch Zukunftsmusik. Also rief ich die Telefonhotline der Deutschen Bahn an. Am anderen Ende meldete sich ein Programm. Mein Handyakku hatte nicht mehr viel Saft und aus irgendeinem Grunde hatte ich auch kein Ladegerät. Ich war allein zu Haus und aus allen diesen Gründen durfte das Gespräch nicht ewig dauern, denn wenn der Akku erst einmal erschöpft war, gab es auch keine Möglichkeit mehr aus der Wohnung heraus die benötigte Zug-Verbindung in Erfahrung zu bringen.

Programm: Bitte nennen Sie Ihren gewünschten Abfahrtsort.
Ich: Hannover
Programm: Hannover. Bitte nennen Sie das Ziel Ihrer Reise.
Ich: Osnabrück
Programm: Ich habe Sie leider nicht verstanden. Bitte nennen Sie das Ziel Ihrer Reise.
Ich: OSNABRÜCK
Programm: Saarbrücken. Sie wollen am – 17. August – , um – 6:30Uhr – von – Hannover – nach – Saarbrücken – fahren?
Ich: Nein
Programm: Bitte nennen Sie Ihren gewünschten Abfahrtsort.
Ich (leicht genervt): Hannover
Programm: Bielefeld. Bitte nennen Sie das Ziel Ihrer Reise.
Ich: Nein! Von Hannover nach Osnabrück!
Programm: Saarbrücken. Sie wollen am – 17. August – , um – 6:30Uhr – von – Bielefeld – nach – Saarbrücken – fahren?
Ich: Nein.
Programm: Bitte nennen Sie Ihren gewünschten Abfahrtsort.
Ich: HAN-NOV-ER
Programm: Ich habe Sie leider nicht verstanden. Bitte nennen Sie Ihren gewünschten Abfahrtsort.
Ich: HA-NO-VER
Programm: Bielefeld. Bitte nennen Sie das Ziel Ihrer Reise.
Ich: NEIN!
Programm: Ich habe Sie leider nicht verstanden. Bitte nennen Sie das Ziel Ihrer Reise.
Ich (gereizt): ZURÜCK
Programm: Ich habe Sie leider nicht verstanden. Bitte nennen Sie das Ziel Ihrer Reise.
Ich: Anfang
Programm: Ich habe Sie leider nicht verstanden. Bitte nennen Sie das Ziel Ihrer Reise.
Ich: Verdammte Scheiße, du blödes…
Programm: Ich habe Sie leider nicht verstanden. Bitte nennen Sie das Ziel Ihrer Reise.
Ich: Egal, du mieses Ding. OS-NA-BRÜCK!!!
Programm: Castrop-Rauxel. Sie wollen am – 17. August – , um – 6:30Uhr – von – Bielefeld – nach – Castrop-Rauxel – fahren?
Ich: NEEEEIIIIIIN!

Das ging so über 15-20Minuten, bis am Ende der Akku alle war. Egal wie ich mich bemühte, das Programm verstand mich einfach nicht, da konnte ich machen was ich wollte. Mein kleiner Aussprachefehler tat sein übriges dazu. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte das Handy an die Zimmerwand geworfen.

Heute schnurren die Spracherkennungsprogramme wie am Schnürchen. Außer Sie besitzen aus Gründen von Ressourceneinsparung ein altes Handy und der Google Assistant kommt mit Ihrem Betriebssystem nicht zurecht. Dann versucht man sich natürlich so eine Zwischensoftware auf dem Laptop zu besorgen. Installation und so funktioniert auch sehr gut, bis man dann anfängt mit dem Ding zu reden. Das Ergebnis ist ungefähr so gut wie vor 14 Jahren. Lassen Sie das also lieber, nachher machen Sie noch Ihren Laptop kaputt! Auf einem neuen Smartphone klappt das aber wie am Schnürchen. Selbst mein in den Bart genuscheltes Zeug versteht das Programm ohne Problem. Klar, die Programme, die für die Google das Konsumverhalten ausspähen wollen, müssen ja wissen wonach uns so der Sinn steht. Kürzlich kam heraus, dass Google die Mitschnitte seiner Sprachassistenten, darunter auch Google Assistant, von Mitarbeitenden auswerten ließ und unter diesen Auswertungen nicht nur bewusst gewollte Kommunikation mit der Sprachsoftware einbezogen wurde, sondern ebenfalls Kommunikation zu intimen Themen und Situationen, bei der die Software weiterhin lauschte, um auch ja nicht Signalwörter und Aufforderungen wie „Ok Google“ zu verpassen. Google entschied sich deshalb nach der Kritik zunächst ab dem ersten August für drei Monate diese Praxis auszusetzen. Der Hamburger Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit hat jedenfalls „erhebliche Zweifel“, dass der Google Assistant die rechtlichen Vorgaben der Europäischen Datenschutzgrundverordnung einhalte.

Aber ich schweife schon wieder ab. kNOW! könnte abgesehen von der Ausspähsoftware auf unseren Smartphones wirklich gut sein, hätte man einige Aufgabenkategorien weggelassen und dafür andere ausgebaut. Gerade gute Spiele in diesem Segment überzeugen damit, dass Schätzen von Zahlen, Summen usw. allemal herausfordernder und unterhaltsamer ist, als bloßes Abfragen von Berghöhen, Namen von Töchtern bekannter Schauspieler oder sonstigem Zeug, bei dem es nur darum geht, das umfangreiche Wissen einzelner herauszustellen. Immerhin 4-5 Aufgabengebiete funktionieren auf diese Weise bei kNOW! Unglücklich empfinde ich auch reine Glücksaufgaben wie die Kategorie „Nice Dice“. Es ist reiner Zufall, ob der zweite Würfelwurf höher oder niedriger ist als der erste und wer „genauso hoch“ tippt, der hat bei Wahrscheinlichkeitsrechnung in der Schule nicht aufgepasst. Dasselbe gilt für „Sekunde noch!“: Hier treten zwei gegeneinander an. Ein virtueller Timer wird auf eine Zeit zwischen 45 und 90 Sekunden eingestellt, was die beiden aber nicht wissen. Derjenige, der zuletzt auf den elektronischen Buzzer schlägt, gewinnt. Auch die „Stolperfalle“, bei der derjenige, der „als Erster meint, den Zungenbrecher 3Mal hintereinander fehlerfrei aufsagen zu können“ sein Können oder Nichtkönnen unter Beweis stellen darf. Als wenn man hier nun kurz überlegen würde, ob man den gezogenen Zungenbrecher aufsagen kann oder nicht. Entweder ich weiß, dass mir solche Sprachjonglagen nicht liegen und ich entscheide mich sowieso dagegen oder ich versuche in jedem Fall der Aufsager zu sein. Im letzten Falle geht es aber auch wieder nur um die Schnelligkeit und nicht meine Abwägung, ob sich der Versuch nun für mich lohnt oder nicht.

kNOW! besitzt gute Ansätze, wie die „Let´s Schätz“- oder die „Toptreffer“-Aufgabe. Durch die anderen Aufgaben ist der Anteil von reinen Glücks- und Wissensaufgaben aber leider viel zu hoch geraten, so dass es als Partyspiel bei „Vorglühabenden“ sicher eingesetzt werden, eine Runde Brettspieler bei ihrem wöchentlichen Spieleabend aber in keinster Weise zufrieden stellen kann. Sollte die Software nicht so abhöranfällig sein, würde ich sie glatt dafür benutzen mein Top&Flop Antworttechnisch auf dem neuesten Stand zu halten.

Fazit
Wer ein Freund von Partyspielen ist, bei denen es weniger um Fairness und Gerechtigkeit, sondern mehr um Emotionen, kurzweiligen und leichtbeschwipsten Spaß geht, der sollte sich kNOW! einmal genauer anschauen. Dafür bieten die verschiedenen Aufgabengebiete verbunden mit dem Einsatz eines Smartphones genügend Möglichkeiten. Wer hingegen Freundin „ernsthafter“ Quiz- und Schätzspiele ist, sollte lieber die Finger von kNOW! lassen und sich stattdessen meine Tipps anschauen.

07. Januar 2020 - (Jan Drewitz)

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