Rezension von Beasty Bar - Born to Be Wild


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Zoch-Verlag bereitgestellt wurde.)

Rezension

Beasty Bar - Born to Be Wild
Während aufgrund der Corona-Pandemie nur wenige Menschen in Deutschland in den letzten Monaten eine Bar oder Diskothek von innen gesehen haben und höchstens Deutschlandweit beachtet in die Wildnis der Berliner Hasenheide zum Feiern ausweicht, geht die Story um die Warteschlange in die Beasty Bar weiter.

Spielablauf
Die Regeln sind grundsätzlich dieselben wie schon in den beiden Vorgänger Beasty Bar und Beasty Bar – New Beasts in Towny. Jedes der 13 neuen Tiere (im Grunde nur 12 neue Tiere, weil das 13. Tier der Beutelteufel ist, der schon früher als Promo die Warteschlange gehörig aufmischen konnte) bringt wieder neue Fähigkeiten mit, die in der Warteschlange der Beasty Bar gut eingesetzt werden wollen. Dabei können die Tierkarten auch mit den beiden Vorläufern beliebig kombiniert werden.

Hinweisen möchte ich noch einmal auf meine Hausregel, die schon bei der Veröffentlichung zum ersten Spiel in meinen Runden gerne angewandt wird: Wie in der Variante für Fortgeschrittene sortiert zu Beginn jede/r vier Karten seiner Wahl aus. Anstatt zu Mischen und immer zufällig Karten nachzuziehen, nimmt jede/r alle Karten von Beginn an auf die Hand und hat so bei jedem Ausspielen alle Karten dafür zur Verfügung. Die Punkte am Spielende werden nach der Tabelle der Übersichtskarte bestimmt. Funktioniert hervorragend auch zu zweit und wird bei uns nur noch mit dieser Regel gespielt, weil es in dieser Variante sehr darauf ankommt, einzuschätzen, welche Tiere die anderen mit ins Spiel nehmen und gleichzeitig den richtigen Zeitpunkt zu finden, die eigenen auszuspielen.

Gesamteindruck
Die „Born to be wild“-Tiere sind weniger grobmotorische Rausschmeißer, die unsere herzallerliebsten Tiere auf die Hörner nehmen und in den Rinnstein treten, sondern filigrane Geistreiche, bei denen wir über das Ergebnis der Fähigkeitenanwendung lieber besser einmal mehr als einmal zu wenig nachdenken, denn nicht immer ist gleich ersichtlich, wie der Reigen in der Warteschlage ausgeht. Mehr als einmal musste ich nach dem Auslegen feststellen, dass ich die Fähigkeit eines anderen Tieres übersehen hatte und mein ausgelegtes Tier nicht nur sich selbst, sondern gleich noch andere von meinen Tieren mit in den Abgrund riss. Das sorgt dann natürlich gleich für noch mehr Heiterkeit und Schadenfreude in der Runde. Stefan Kloß und Anna Oppolzer ist es erneut gelungen, sich nicht nur bloße Schatten und Kopien früherer Tiere auszudenken, sondern tolle neue Fähigkeiten zu kreieren. Das reicht von A wie Adler, der solange über der Warteschlange kreist, bis die Schlange voll ist und er sich auf das schwächste Tier stürzen kann, bis hin zu Z wie Zen-Panda, bei dem sich die Schlage von ihm aus gesehen die Waage halten muss und überzählige Tiere den Abgang machen.

Bemängeln möchte ich an dieser Stelle wie schon bei den Vorgängern, dass die zwei vorhandenen Übersichten über die Tierfähigkeiten zu wenig sind, wenn vier Mitspielende am Tisch sind. Denn gerade wenn man das Spiel noch nicht so oft gespielt hat, muss man eben doch immer wieder noch einmal einen Blick darauf werfen. Die Tiere sind komplexer und anfangs hatte ich große Sorge, dass meine jüngeren Mitspielenden sich die Fähigkeiten nicht sehr gut merken könnten. Das können sie in der ersten Runde auch nicht, aber sie werden normalerweise in der zweiten und dritten Runde sehr schnell besser.

So toll die neuen Tiere auch sind, meiner Meinung nach stellt die Ikonografie der Fähigkeiten auf den Tierkarten einen Rückschritt zu den Vorgängern dar, weil die Karten nun zum Teil übervoll und dadurch verwirrend sind. Zum Teil muss man sehr genau hinschauen, welche Art von Fußabdruck nun auf der Karte abgedruckt ist. Wahrscheinlich war dies aber notwendig, um die Kombinierbarkeit mit den Tierkarten aus den ersten beiden Spielen zu gewährleisten. Für beide Spiele sind nun überarbeitete Auflagen herausgekommen, die nun ebenfalls um die neue Ikonografie ergänzt wurden. Im Zusammenspiel mit diesen neuen Auflagen habe ich die „Born to be wild“-Tiere nicht testen können, ich kann deshalb nur sagen, dass die Kombination mit den älteren Auflagen eher nicht gut gelingt, weil oftmals unklar ist, wie sich die älteren Tiere zu den Fähigkeiten der neuen Tiere verhalten. Dafür hat der Zoch-Verlag eine neue Übersicht zum Download für die alten Ausgaben bereitgestellt, die hier zu finden sind: Beasty Bar, Beasty Bar – New Beasts in Town. Das ist löblich, aber ob mein neues Spiel damit öfter bei mir mit den alten Ausgaben auf den Tisch kommt, wage ich doch zu bezweifeln, da das Ergebnis ein ständiges Hin- und Hergegucke ist. Ein großer Pluspunkt ist, dass die Angabe der Punkte für die Fortgeschrittenen-Wertung nun endlich auf den Spielkarten aufgedruckt und nicht mehr nur in auf dem Hinweiszettel angegeben ist.

Auch das dritte Spiel bringt in meinen Spielrunden jedenfalls die Kinder zwischen 6 und 12 mit großem „Hallo“ an den Spieltisch! Weil die Tiere witzig aussehen und weil es immer wieder spannend zu sehen ist, ob sich die einzelnen Tiere so auswirken wie vorher angenommen. In den allermeisten Fällen wird umgehend nach einer zweiten und dritten Partie verlangt.

Fazit
Auch der zweite Ableger von Beasty Bar kommt in Runden mit Kindern zwischen 6 und 12 sehr gut an und muss in der Regel gleich noch ein paar mal wiederholt werden. Auch wenn die Tierfähigkeiten komplexer geworden sind, können sich Kinder die Regeln schnell merken. Kombiniert werden sollte „Born to be wild“ aber nur mit den überarbeiteten Neuauflagen der früheren beiden Spiele, da ansonsten zu viele Fragezeichen auftauchen werden.

01. Oktober 2020 - (Jan Drewitz)

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