Rezension von Chang Cheng


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von HUCH & friends bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Das Chang Cheng ein Spiel mit der Thematik China ist, kann man nicht nur am Titel, sondern auch bereits am Cover erkennen. Chinesische Baumeister sind damit beschäftigt möglichst schnell die chinesische Mauer aufzubauen. Das fernöstliche Thema wurde wirklich hübsch umgesetzt. Die rautenförmigen Spielfelder sind im Stile chinesischer Bilder bemalt - das weiß zu gefallen. Auch das restliche Spielmaterial ist ordentlich. Nur mit dem Aussehen der Türmen nach Plastik kann ich mich nicht ganz anfreunden, auch wenn die Türme für das Spiel zweckmäßig sind. Das rechtwinklig-klötzchenartige Aussehen passt nicht zur filigranen Illustration der restlichen Spielmaterialien.

Die Anleitung von Chang Cheng ist gut gelungen. Alle Spielinhalte werden bildlich dargestellt, gut erläutert und mit Beispielen versehen. Trotzdem muss man Chang Cheng spielen, um wirklich ein Spielgefühl zu erhalten. Insgesamt ein guter Ersteindruck des Spiels, das die Vorfreude auf das erste Spiel wachsen lässt.
Thema & Ziel des Spiels
Das große chinesische Reich steht immer unter der Gefahr von außen angegriffen zu werden. Um diese Gefahr zu minimieren wetteifern chinesische Baumeister darum, möglichst große Stücke der chinesischen Bauer zu errichten, denn dies bringt wichtige Prestigepunkte in der Heimat. Doch wird die errichtete Mauer letztendlich dem Ansturm der Mongolen standhalten? Nur wer geschickt plant und am Ende die meisten Prestigepunkte besitzt, kann das Spiel gewinnen.

Spiel-Vorbereitungen

Siehe hierzu auch unsere Schritt-Für-Schritt-Anleitung!

2 der 4 Spielpläne werden mit einer beliebigen Seite nebeneinander gelegt. Die Bedrohungs- und Prestigemarker werden jeweils verdeckt gemischt. 6 Bedrohungsmarker kommen verdeckt auf die dafür vorgesehenen Plätze auf der mongolischen Seite der Spielpläne (oben). 6 Prestigemarker werden offen auf die dafür vorgesehenen Plätze auf der chinesischen Seite der Spielpläne gelegt (unten).
Die Siegpunkttafel kommt in Reichweite aller Spieler und jeder Spieler setzt den Punktestein seiner Farbe auf das Null-Feld. Jeder Spieler erhält weiterhin 6 Aktionskarten sowie sämtliche Türme und Mauern in seiner Farbe.

Spielablauf

Siehe hierzu auch unsere Schritt-Für-Schritt-Anleitung!

Das Spiel verläuft abwechselnd in Runden. Ist ein Spieler an der Reihe, muss er genau eine der folgenden 5 Aktionen durchführen:
  • 2 Einfachmauern setzen
  • 2 Aktionskarten legen
  • 1 Aktionskarte legen und 1 Einfachmauer setzen
  • Die Doppelmauer setzen
  • Den Turm setzen

2 Einfachmauern setzen: Der Spieler setzt 2 Einfachmauern auf zwei freie Plätze in 2 verschiedene Provinzen. Danach kann sich der Spieler die angrenzend liegenden Bedrohungsmarker ansehen.
2 Aktionskarten legen: Der Spieler legt 2 Aktionskarten verdeckt in zwei verschiedene Provinzen, die noch nicht vervollständigt wurden.
1 Aktionskarten legen und 1 Einfachmauer setzen: Der Spieler legt zunächst eine Aktionskarten verdeckt in eine Provinzen, die noch nicht vervollständigt wurden und setzt danach eine Einfachmauer in die gleiche Provinz. Danach kann sich der Spieler den angrenzend liegenden Bedrohungsmarker ansehen.
Die Doppelmauer setzen: Der Spieler setzte eine Doppelmauer auf zwei freie Plätze und erhält dafür 1 Prestigepunkt für jede angrenzende chinesische und mongolische Provinz. Danach kann sich der Spieler den/die angrenzend liegenden Bedrohungsmarker ansehen.
Den Turm setzen: Der Spieler setzt den Turm auf einen freien Bauplatz, der nicht neben einem anderen Turm liegen darf. Falls möglich ist ein freier Bauplatz neben dem Turm für den Besitzer des Turms reserviert. Danach kann sich der Spieler den angrenzend liegenden Bedrohungsmarker ansehen.

Sind alle Bauplätze einer chinesischen Provinz belegt, gilt diese als vollständig und wird gewertet:
  • Zuerst werden, falls vorhanden, alle Aktionskarten, die in der Provinz liegen aufgedeckt und in der Reihenfolge ihrer Priorität ausgewertet (haben mind. 2 Spieler die gleiche Aktion ausgespielt, kommt diese aus dem Spiel bevor die Auswertung erfolgt). Es gibt 6 verschiedene Aktionen, z. B. das Erhöhen oder Erniedrigen der Provinz-Wertung, das Zerstören von Einfachmauern oder das Austauschen von Einfachmauern.
  • Nachdem alle Aktionen ausgewertet wurden, wird die Mehrheit in der Provinz ermittelt. Diese besitzt der Spieler, der die meisten belegten Bauplätze in der Provinz besitzt (zerstörte Mauern zählen nicht mit). Bei Gleichstand gibt es mehrere Spieler mit der Mehrheit.
  • Der oder die Spieler mit der Mehrheit erhält die Anzahl der Punkte, die diese Provinz Wert ist. Dieser Punktewert ergibt sich aus dem aufgedruckten Wert der Provinz plus des aufgedeckten Prestigemarkers plus/minus eventueller Aktionskarten.
  • Ein Kaisermarker wird in die Provinz gelegt. Sind alle 3 Kaisermarker gelegt, werden diese vom Spielfeld genommen und es wird ein weiterer Spielplan links oder rechts angelegt (bei 4 Spielern wird dies 2x durchgeführt).

Das Spiel endet wenn alle Bauplätze auf den 3 (bei 4 Spielern: 4) Spielplänen bebaut wurden und alle Wertungen durchgeführt sind. Nun folgt der Angriff der Mongolen. Es werden zunächst alle Bedrohungsmarker aufgedeckt. Nun werden erneut für jede mongolische Provinz die Mehrheit der Mauern/Türme ermittelt. Der Spieler, der die meisten Mauern in einer mongolischen Provinz besitzt, verliert die auf dem Bedrohungsmarker angegebenene Prestigepunkte. Hat ein solcher Spieler einen Turm in dieser Provinz, verliert er keine Punkte. Sind alle mongolischen Gebiete angerechnet endet das Spiel und es gewinnt der Spieler mit den meisten Prestigepunkten.

Fazit
Beim Lesen der Regeln kam mir doch noch vieles spanisch (oder sollte ich sagen: chinesisch) vor. Das lag nicht einmal daran, dass die Anleitung von Chang Cheng schlecht oder unbrauchbar ist. Vielmehr lag es daran, dass Chang Cheng ein sehr strategisches Spiel ohne große Glückselemente ist. Auch das Spielprinzip ist einfach - ein bisschen wie Schach, wo eine Anleitung auch nicht viel vom eigentlichen Spiel bzw. Spielgefühl vermitteln kann. Die Regeln von Chang Cheng sind überschaubar und können auch Gelegenheitsspielern schnell vermittelt werden.

Nun zum eigentlich Spiel. In erster Linie ist Chang Cheng ein Mehrheitenspiel, bei dem es darauf ankommt, in den chinesischen Provinzen mit seinen Mauern die Mehrzahl zu erreichen, denn nur derjenige, mit den meisten Mauern bekommt die Punkte, die eine chinesische Provinz Wert ist. Dieses Spielprinzip ist wahrlich nicht neu. Es gibt allerdings 2 Spielmechanismen, die (zumindest bei mir) das Spiel etwas von anderen Mehrheitenspielen absetzen. Zum einen wäre da das (versteckte) Legen der Aktionskarten, die die Wertung in einer Provinz doch sehr stark beeinflussen. Auf der anderen Seite ist da die Tatsache, dass die Mauerreihen auch noch an die mongolischen Provinzen grenzen und eine Mehrheit in diesen am Spielende fast sicher Minuspunkte einbringen wird.

Das Legen der verdeckten Aktionskarten wurde allerdings nicht von allen Spielern als gut empfunden, da dadurch ein Unsicherheitsfaktor ins Spiel kommt und so die Planbarkeit reduziert wird. In meinen Augen trägt diese Unsicherheit aber viel zum strategischen Element des Spiels bei, denn man muss immer überlegen, welche Aktionen die Mitspieler noch haben und welche sie ausgespielt haben könnten. Gerade diese "versteckte Element" trägt viel zum stetigen Aktionsmangel des Spiel bei. Immer ist man hin und her gerissen zwischen den Aktionen und daher ist es immens wichtig, die eigenen Aktionen gut auszuwählen und dabei auch immer den Mongolenangriff im Hinterkopf zu haben. Einige Spieler haben auch beklagt, dass die Aktionen teilweise sehr mächtig sind und eine Wertung komplett über den Haufen werfen können. Auch das empfinde ich bei Chang Cheng als nicht so schlimm, denn die recht kurze Spieldauer von ca. 30 Minuten gleicht solche Vorteile der Spieler meist recht gut aus. Außerdem: Warum sollte eine geschickt platzierte Aktionskarte nicht auch eine einflussreiche Wirkung haben?

Der Spielablauf von Chang Cheng wirkte auf einige (wenige) Spieler etwas "langweilig", was in erster Linie daran liegt, dass die Aktionen sehr begrenzt sind. Die Spielrunden ähneln sich und letztendlich geht es "nur" darum, geschickt seine Türme zu setzen oder seinen Aktionen auszuwählen. Diesen Vorwurf muss sich das, ansonsten sehr hübsch illustrierte Spiel, in meinen Augen auch gefallen lassen und jeder muss für sich selbst entscheiden, ob einen dieser etwas gleichartige Spielablauf stört oder ob nicht. Mich persönlich hat er in keinster Weise gestört. Ich finde, dass Chang Cheng ein sehr schön gestaltetes Strategie-Spiel ist, das man auch gut mit Gelegenheitsspielern sowie zwischendurch spielen kann. Falls man die Möglichkeit hat es anzuspielen, sollte man dies einmal tun, denn es gab, wie angesprochen, auch andere Meinungen über das Spiel. Der Preis von knapp unter 30 Euro ist in meinen Augen noch etwas zu hoch - außer den Plastiktürmen gibt es nicht allzu viel Spielmaterial, was diesen Preis rechtfertigen würde.



09. Dezember 2008 - (tp)

Rezensionsbilder