Rezension von Batavia


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Queen Games bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Das Cover von Batavia von ist hübsch und stimmungsvoll gestaltet - Kaufleute aus verschiedenen Ländern strecken ihr Fühler in den fernen Osten aus. Die Farbwahl ist zwar sehr bonbonfarben, wirkt aber nicht kitschig. Auch das Spielmaterial von Batavia kann man als optisch gelungen bezeichnen - vom Spielplan bis hin zu den Markern. Auch qualitätsmäßig gibt es nichts auszusetzen, lediglich das Geld wirkt in den ersten Spielrunden etwas ungewohnt. Sämtliches Spielmaterial findet weiterhin säuberlich Platz in der Packung, die etwas zu groß geraten ist.

Die Anleitung kann man ebenfalls als fast vorbildlich bezeichnen: Viele Bilder mit Beispielen und ein logischer Aufbau lassen keine Regelfragen aufkommen.

Thema & Ziel des Spiels
Um das Jahr 1600 zog es viele Handelstreibende in den fernen Osten: Gewürze, Stoffe und andere wertvolle Materialien brachten auf den heimischen Märkten einen hohen Gewinn ein. Auch die Spieler versuchen durch geschicktes Handeln verschiedene Waren zu erhalten um schließlich bei der Endwertung die meisten Punkte zu erreichen.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Das Zielplättchen wird auf das letzte Feld des Wegs gelegt. Die Handelsstationen werden nach Flaggen sortiert und gemischt. Dann wird von jedem Stapel ein Plättchen genommen, erneut gemischt und der Reihe nach verdeckt auf den Weg gelegt - dies so lange durchführen, bis alle Stationen aufgebraucht sind. Die ersten 10 Plättchen werden aufgedeckt. Die Schiffskarten werden gemischt. Jeder Spieler erhält 10 Karten auf die Hand - der Rest bildet den Zugstapel. Weiterhin erhält jeder Spieler eine Kaufmannsfigur (wird auf das Startfeld gestellt), 12 Waren, 15 Wechsel sowie 1 Zählstein (wird auf die Goldstück-Leiste gelegt). Die Kanone sowie die 5 Schiffsteine werden auf das Null-Feld der Schiffs-Skala gestellt. Die 5 Kompanie-Siegel sowie das Schiff kommen in Griffweite.

Spielablauf
Das Spiel verläuft in Runden. Jede Runde beginnt mit einer Versteigerung gefolgt von den Aktionen der Spieler.

Ein beliebiger Spieler würfelt einmal den Würfel und deckt die gewürfelte Anzahl an Schiffskarten auf. Links vom Auktionator beginnt die Versteigerung bei der jeder Spieler ein Gebot abgeben kann. Bleibt nur noch ein Spieler bei der Versteigerung übrig, gewinnt dieser die aufgedeckten Schiffskarten. Er bezahlt den gebotenen Preis indem er die Summe so gleichmäßig wie möglich an die Mitspieler aufteilt und wird Startspieler.

Nun kann jeder Spieler (beginnend mit dem Starspieler) eine der folgenden 2 Aktionen durchführen:
Schiffskarten ziehen: Der Spieler zieht 2 Karten vom Schiffskartenstapel.

Schiffskarten ausspielen: Zunächst legt der Spieler mindestens eine seiner Handkarten offen vor sich aus. Wichtig ist dabei, dass er nach dem Ablegen von mindestens einer Kompanie die Mehrheit aller ausliegenden Karten aller Spieler besitzt. Für jede ausgespielte Karte wird der entsprechende Schiffsstein auf der Schiffsskala sowie der Kanonenstein um ein Feld nach vorne gezogen. Der Spieler mit der jeweiligen Mehrheit erhält das Kompanie-Siegl als Zeichen dieser Mehrheit.
Nun zieht der Spieler seine Kaufmannsfigur auf das nächste Stationsplättchen einer Kompanie, von der er die Mehrheit besitzt, und nimmt sich dieses Plättchen. Nun legt der Spieler eine seiner Kisten auf die Warenleiste, die auf dem erhaltenen Plättchen abgebildet ist. Zieht ein Spieler auf eines der letzten 5 offenen Felder, werden die nächsten 5 Plättchen aufgedeckt.
Als letztes kann der Spieler dieses (und ggf. andere) Stationsplättchen gegen Goldstücke eintauschen. Er kann allerdings nur Plättchen eintauschen, wenn der Spieler von der Kompanie, von der er gerade das Plättchen erhalten hat, kein weiteres Plättchen besitzt. Will und kann ein Spieler diesen Tausch durchführen, gibt es 1 Stationsplättchen von jeder Kompanie ab, die er besitzt und erhält je nach Anzahl 1, 3, 6, 10 oder 15 Goldstücke.

Nach dem Zug eines Spielers wird geprüft, ob die Kanone das Feld 21 (bzw. 25 bei 4 oder 5 Spielern) erreicht oder überschritten hat. Ist dies der Fall, werden alle ausliegenden Karten derjenigen Kompanie aus dem Spiel entfernt, die die meisten Karten ausliegen hat. Die Kanone wird um den entsprechenden Wert zurückgezogen. Haben alle Spieler ihre Aktionen durchgeführt, Nun übernimmt der Startspieler die Rolle des Auktionators in der nächsten Runde.

Das Spiel endet, wenn ein Spieler kein Stationsplättchen mehr vorfindet, auf das er ziehen könnte - er erhält das Zielplättchen und die Runde wird zu Ende gespielt, wobei die anderen Spieler ihre Figuren nur voran ziehen dürfen, wenn sie auf noch ausliegende Stationsplättchen gelangen. Dann folgt die Schlusswertung.

Alle Spieler legen sämtliche Handkarten aus und die Mehrheitssiegel werden noch einmal verteilt. Nun werden die Warenleisten angesehen - der Spieler mit der Mehrheit erhält die oben angegebene Anzahl an Goldstücken (bei Gleichstand gilt der untere Wert). Weiterhin bekommt der Spieler mit den meisten Wechseln 5 Goldstücke, der Spieler mit dem Zielplättchen 4 Goldstücke sowie jeder Spieler für jedes Kompaniesiegel 2 Goldstücke. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Goldstücken.

Fazit
Das Spiel heißt Batavia - leider habe ich in Spiel und Anleitung keine Erklärung gefunden, woher der Name stammt, weswegen ich selbst nachgeschlagen habe. Zitat Wikipedia: Batavia war der Name eines Segelschiffs der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Es sank 1629 auf seiner ersten Fahrt. Wollen wir hoffen, dass das Spiel nicht ähnlichen Schiffbruch erleidet.

Um es vorweg zu nehmen, Schiffbruch erleidet das Spiel nicht. Bei Batavia handelt es sich um ein Art Neuauflage des Spiels "Moderne Zeiten" - leider habe ich dieses Spiel nie gespielt, weswegen ist in dieser Rezension keine Vergleiche ziehen kann.

Batavia ist ein klassisches Mehrheitenspiel, d.h. am Spielende entscheiden die Mehrheiten in den Kontoren aufgrund der hohen Punkte über Sieg und Niederlage. Diese Tatsache muss man sich immer vor Augen halten, was gerade in den ersten Partien schwer fällt. Hier werden meist noch "planlos" Stationsplättchen gesammelt. Aber gerade die Wahl dieser Plättchen ist immens wichtig, da über sie die eigenen Kisten in den Kontoren platziert werden.

An dieser Stelle besteht - in meinen Augen - auch eine Schwäche des Spiels. Gerade bei 5 (teilweise auch bei 4) Spielern fällt es schwer die eigenen Planungen in die Tat umzusetzen, da die Handkarten sehr stark vorgeben, welche Mehrheiten man erreichen kann. Mit wenigen Handkarten ist man oft auf die Zufälle des Spiels angewiesen, da man, wenn man keine Mehrheiten erreichen kann, zufällig 2 Karten ziehen muss. Hier wäre es ggf. sinnvoller gewesen, wenn sich der Spieler 2 Karten hätte aussuchen können. Es kam bei uns hin und wieder vor, dass ein Spieler über teilweise mehr als 5 Runden immer die Aktion "2 Karten ziehen" wählen musste, da er keine Chance auf Mehrheiten hatte. Diese Fremdbestimmung stört mich bei Batavia ein wenig.

Das Nachhalten der Kartenauslage ist zwar ungewohnt, erwies sich aber als durchaus hilfreich.

Insgesamt ist Batavia aber ein ordentliches Spiel, das schnell erklärt ist und eine angenehme Spieldauer besitzt - gerade für eine Runde zwischendurch. Der Preis von 25 bis 30 Euro ist für das gebotene Spielmaterial noch in Ordnung - vor allem wegen der Qualität. Wer Mehrheitenspiele mag, sollte sich Batavia einmal ansehen - die eine oder andere teilweise fremdbestimmte Partie muss man aber einplanen.



10. Mai 2009 - (tp)

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