Rezension von Yspahan


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von HUCH & friends bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Die Packung von Yspahan (gesprochen: Isfahan) ziert einen Kamelreiter (was die Richtung des Spiels schon recht gut vorgibt). Mir persönlich gefällt die Art des Covers nicht ganz so sehr, den Rest der Spielmaterialen empfinde ich aber als gelungen; insbesondere die kleinen Holz-Kamele. Die Spielbretter sehen elegant aus, lediglich die Farbgebung der Läden auf dem Hauptspielbrett ist etwas gewöhnungsbedürftig. Alles in allem aber durchaus ansprechendes Material. In der Schachtel liegen auch weitere Plastik-Tüten zur Aufbewahrung der Holzteile bei - vorbildlich.

Die Anleitung empfinde ich als vorbildlich. Deutlich geschrieben, gut bebildert und alles schön mit Beispielen versehen. Die Anleitung kann man ohne Probleme ohne weiteres Spielmaterial durchlesen und bekommt so einen sehr guten Eindruck vom Spiel.

Thema & Ziel des Spiels
Das Spiel findet im persischen Reich des Jahres 1598 statt - das Jahr in dem Yspahan Hauptstadt wird und von überall her kommen Karawanen, die Waren und Edelsteine in die Stadt bringen. Das Spielbrett zeigt eine dieser Städte, aus denen Waren für die Hauptstadt abtransportiert werden und die mit Yspahan Handel treiben.

Ziel des Spiels ist es in 21 Spielrunden (3 Wochen á 7 Tage) möglichst viele Punkte zu sammeln. Punkte können auf vielfältige Weise erlangt werden, z. B. durch den Handel mit Yspahan, das transportieren von Waren in die Basare der Stadt oder durch das Bauen von Gebäuden. Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt.

Spiel-Vorbereitungen
Das Spielbrett sowie die beiden Hilfs-Spielbrette werden in die Mitte gelegt. Die weiße Figur (Aufseher) kommt auf die Kreuzung in der Mitte, sämtliche Würfel, Goldmünzen und Kamele in Reichweite neben das Spielbrett. Mittels der zwei weißen Marker wird bei Wochen- und Tag-Zähler jeweils die 1 markiert.

Jeder Spieler wählt eine Farbe, erhält ein Gebäude-Tableau, sämtliche Holzmarker der gewählten Farbe sowie 2 Goldmünzen. Einen seiner Holzmarker setzt jeder Spieler auf der Punkteleiste auf das Feld "0". Die Karten werden gemischt und verdeckt beiseite gelegt. Der Startspieler erhält die schwarze Spielfigur. Nun kann es losgehen.

Spielablauf
Jeder Spiel besteht aus 21 Spielrunden, die in 2 Phasen aufgeteilt sind: "Würfeln" und "Aktionen durchführen":
Würfeln: Der Startspieler würfelt mit allen 9 Würfeln (für 1 Goldstück kann er sich jeweils einen der 3 gelben Würfel dazukaufen). Nun werden alle Würfel nach der Augenzahl sortiert und von unten nach oben gruppenweise auf dem Würfeltableau abgelegt. Die Gruppe mit der höchsten Augenzahl (dies muss nicht die 6-er Gruppe sein) liegt immer ganz oben.
Aktionen: Nun führt jeder Spieler (beginnend mit dem Startspieler) eine Aktion aus. Diese ergibt sich aus dem Zeile auf dem Tableau, von der er eine Wüfelgruppe entfernt hat. Je nach Zeile ist dies "Gold nehmen" (oberste Zeile), "Kamele nehmen" (unterste Zeile) oder "Waren einlagern" (Zeilen dazwischen). Alternativ kann jeder Spieler statt dessen auch eine Karte ziehen oder den Aufseher bewegen. Die Anzahl der zu nehmenden Goldstücke, Kamele oder Waren ergibt sich aus der Anzahl der Würfel, die in der jeweiligen Zeile liegen (dabei gelten gelbe Würfel nur für den Startspieler).

Lagert ein Spieler Waren ein, platziert er die entsprechende Anzahl an Holzwürfeln in einem der 4 Stadtviertel; dabei sind folgende Regeln zu beachten:
  • Das Stadtviertel, in dem der Spieler die Waren auslegt, ist durch die Zeile vorgegeben, aus der der Spieler die Würfel entfernt hat
  • In jedem Laden darf nur ein Stein liegen
  • In Basaren (=alle Läden eines Stadtviertels in derselben Farbe), in denen bereits fremde Waren liegen, darf kein Stein platziert werden
  • Eigene angefangene Basare müssen zunächst vervollständigt werden.


Bewegt ein Spieler den Aufseher und beendet dieser seinen Zug vor einem Laden mit einem Warenwürfel, wird der Würfel auf das erste freie Feld der Karawane gelegt. Es sei denn der Spieler bezahlt ein Kamel, dann wird ein Würfel aus dem Vorrat zur Karawane geschickt. Durch das Zahlen von Goldmünzen, kann die Bewegungsweite des Aufsehers verändert werden.

Neben diesen Aktionen kann jeder Spieler nun noch ein Gebäude bauen, falls er die dafür notwendigen Baukosten (in Gold und Kamelen) bezahlen kann. Ab dem 3. gebauten Gebäude erhält der Spieler auch Siegpunkte für das Bauen. Neben diesen Siegpunkten garantiert jedes Gebäude noch einen speziellen Bonus: Von zusätzlichen Kamelen bis hin zu mehr Siegpunkten bei vollständigen Basaren.

Nach dem Bauen, ist der Tag abgeschlossen und der nächste Spieler wird Startspieler. Am Ende einer Woche gibt es zwei Wertungen:
  • Stadtviertel: Für jeden vollendeten Basar erhält der Spieler nun eine gewissen Anzahl an Siegpunkten. Anschließend werden alle Waren aus den Läden entfernt.
  • Karawane: Jeder Spieler erhält für seine Waren auf den Kamelen zusätzliche Punkte. Die Waren auf der Karawane bleiben liegen. Diese Wertung kann auch bei einer vollständig beladenen Karawane ausgelöst werden; nur in diesem Fall werden die Waren auf der Karawane nach der Wertung entfernt.
Zusätzlich zu diesen Regeln kann der Spieler (meist jederzeit während seines Spielzugs) gesammelte Karten ausspielen, die ihm ebenfalls Vergünstigungen geben, z. B. die Möglichkeit Kamele gegen Gold zu tauschen.

Wer am Ende der 3. Woche die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Je nach Spieleranzahl unterscheiden sich die Regeln des Spiels leicht voneinander.

Fazit
Yspahan ist eines dieser Spiele, die es mir schwer machen das Fazit zu einer Rezension zu schreiben. Obwohl es in meinen Augen definitiv ein gutes Spiel ist, gibt es neben einigen sehr positiven Aspekten auch einige Dinge die mich (bzw. unsere Spielgruppe) ein wenig gestört haben und die Yspahan davon abhalten ein wirklich hervorragendes Spiel zu sein. Ich will daher einfach die positiven und negativen Aspekte nachfolgend auflisten.

Positiv:
- Spielmaterial: Das Spielmaterial von Yspahan ist großteils hübsch und liebevoll gestaltet. An den diversen Holzteilen (vor allem den Kamelen!), den Karten und den 3 Spielbrettern gibt es nicht viel auszusetzen. Die Spielehilfen sind durchgehend und konsistent vorhanden, so dass man die Anleitung i. d. R. beim Spiel nicht benötigt (abgesehen von der Kartenübersicht). Einzig die Bonbonfarben auf dem Spielplan wussten nicht ganz so zu überzeugen.
- Die Anleitung: Die Anleitung ist vorbildlich. Ausführliche Beispiele und alles gut bebildert. So müssen Anleitungen aussehen und Regeln erklärt werden. Weiterhin sind die Regeln erfreulich kurz, so dass auch Gelegenheitsspieler schnell in das Spiel hineinfinden. Positiv sind auchdie kleinen Regelunterschiede für 2, 3 oder 4 Spieler - dadurch werden etwaige Schwächen wegen unterschiedlicher Spielerzahl weitgehend verhindert.
- Die Würfel-Leiste: Obwohl durch die Würfel ein nicht zu leugnender Glückseffekt vorhanden ist, empfinde ich das System mit der Gruppierung der Würfel auf die einzelnen Aktionen als sehr gelungen und elegant. Je weiter hinten man in der Spielerfolge sitzt, desto unwahrscheinlicher wird es aber auch, die für einen selbst guten Aktionen zu erhalten. Bei 4 Spielern ist jeder Spieler nur maximal 5 Mal Startspieler - da will wohl taktiert werden.
- Die Strategie: Bei Yspahan gibt es nicht "den" Weg zum Ziel. Es gibt viele Wege (zwar nicht alle gleichwertig, aber es gibt sie), um Punkte zu machen, was den Glückseffekt durch die Würfel etwas mindert. Man muss ständig seine Strategie anpassen und auch darauf achten, was die Gegner machen. Dies macht in meinen Augen den Hauptanreiz dieses Spiels aus - man ist nicht auf eine Gewinnstrategie festgelegt, sondern kann auf viele Arten Punkte sammeln. Auch wenn jeder Spieler mehr oder weniger für sich alleine spielt, hat man doch die eine oder andere Möglichkeit, den Gegner in gewissem Maße zu beeinflussen.

Negativ:
- Die Strategie: Dieser Punkt fiel mir positiv wie auch negativ auf. Ich empfinde die Vielfalt der Möglichkeiten als zu groß, vor allem da nicht alle Möglichkeiten an Punkte zu gelangen, gleichwertig sind. In unseren Spielen, wurde der Aufseher nur recht selten genutzt, da er einfach zu ineffektiv war. Mit dem Aufseher kann man einem Gegner eine Ware klauen (ein Vorgehen, das dieser Spieler meistens durch Abgabe eines Kamels in seinen Vorteil umwandeln konnte) oder sich selbst eine Ware klauen; bei einem vollen Basar, kann man nun ein Kamel abgeben um eine Ware aus dem Vorrat in die Karawane zu legen - bei einem nicht vollen Basar kann man ggf. wenigstens noch einzelne Punkte retten. Da die Karawane bei uns aber immer recht leer war, sind die Punkte, die man mit dem Aufseher verteilen oder vereiteln kann, zu gering gewesen, als dass er interessant wurde. Das Lagern von Waren in Basaren, das Ziehen von Kamelen oder Gold und das Ziehen von Karten war hier weitaus effektiver. Wer allerdings das Gebäude Karawanserei baut, für den kann die Karawane durchaus sehr relevant werden, da das Ausliefern von Waren an die Karawane zusätzliche Karten bringt. Aufgefallen ist auch, dass Kamele wichtiger sind als Gold, denn die zusätzlichen Würfel, die man von Gold (u. a.) kaufen kann, unterliegen wiederum einem großen Glücksfaktor, ob des Würfelwurfs. Weiterhin ist das Bauen der Gebäude äußerst wichtig, da die Effekte dieser Gebäude dem Spieler einen immensen Vorteil bringen. Zum Bauen der Gebäude benötigt man Kamele und Gold, was dazu führt, dass gerade in den Anfangsrunden hauptsächlich die ersten beiden Spieler einer Runde an Kamele oder Gold gelangen - die nachfolgenden Spieler haben hier etwas das Nachsehen.
- Highlights: Yspahan ist frei von großen Aha-Effekten. Es ist ein grundsolides Spiel, das definitiv Spaß macht, wobei aber das gewisse Etwas fehlt. Ich kann es leider nicht genauer beschreiben.
- Spieldauer: Wir empfanden die Anzahl der Spielrunden als einen Tick zu gering. Evtl. wäre eine 4. Woche eine gute Hausregel. ´

Alles in allem überwiegen bei Yspahan dennoch die positiven Aspekte, was mich auch zu meinem positiven Abschlussfazit bringt. Yspahan ist ein solides Spiel, das durch (großteils) ausgewogene Regeln viele strategische Möglichkeiten eröffnet. Die Spielmaterialien bieten eine guten Gegenwert für sein Geld und das Spiel macht durch die kleinen Regelunterschiede mit jeder Spielerzahl Spaß. Yspahan wird zwar nicht in meiner TOP10-Liste auftauchen, aber nicht weit dahinter platziert werden - in der Schule würde ich Yspahan eine verdiente Note 2 geben.



27. September 2007 - (tp)

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